Nach Apiranthos und wieder zurück
Schon seit langem sehe ich immer den beeindruckenden Maultierpfad (kalderími auf griechisch), der von Apíranthos nach Moutsoúna führt und über eine große Strecke oberhalb der Asphaltstraße verläuft. Nun will ich ihn endlich auch einmal laufen! Ich gehe ungefähr auf halber Strecke los, bei der Kirche Zoodóchos Pigí (des Lebenspendenden Quells), bis wohin mich jemand mit dem Auto mitnimmt. Von dort laufe ich bis Apíranthos und dann die ganze Strecke zurück nach Azalás, alles in 6 Stunden.
In der Nähe der Kirche Zoodochos Pigi am “Kadí” etwa auf halbem Weg zwischen Moutsoúna und Apíranthos zweigt eine kleine Erdstraße von der Asphaltstraße ab, die bald in den Maultierweg übergeht. Hier gehe ich los. Es ist September und die Meerzwiebeln blühen.
Landschaft am Kadí. Der Pfad führt zunächst durch das bewaldete und mit Ölbaumhainen bestandene Tal aufwärts.
Die kleine Kirche des Lebenspendenden Quells liegt an einer heute versiegten Quelle zwischen großen Bäumen: Feigen, Kretischem Ahorn, einer Platane und einer großen Wilden Birne, die sich auf die Kirche zu lehnen scheint.
Die Quelle, die der Kirche ihren Namen gegeben hat, ist leider versiegt, zumindest zu dieser Jahreszeit führt sie kein Wasser mehr. Was für ein Segen diese Quelle auf halbem Weg zwischen Apiranthos und Moutsouna gewesen sein muss, und wie angenehm und schön es auch heute noch unter den Bäumen ist, die das kleine Tal um sie herum beschatten!
Neben der Quelle steht eine mächtige Platane.
Danach geht es an alten Ölbaumhainen vorbei.
Zwischen den Bäumen steht ein mitátos, ein kleines altes Steinhaus, in dem die Menschen wohnten, wenn sie die Oliven oder das Getreide ernteten, das früher unter dem Ölbäumen angebaut wurde.
Dass hier früher Getreide angebaut wurde, bezeugt dieser Dreschplatz.
Danach führt der Weg als wunderbar ausgebautes kalderími. Das Wort wird für gepflasterte, breite Wege verwendet, im Gegensatz zu kleineren, unbefestigten Pfaden, die als monopáti bezeichnet werden. Es ist eins der vielen türkischen Wörter, die in die griechische Sprache übergegangen sind: “kaldirim”, was aber wiederum aus dem Altgriechischen kommt: von kalos dromos = guter Weg) – ein sogenanntes antidáneio (“Rückwanderer”).
Hier der Blick zurück nach Moutsoúna, mit dem Kap in der Ferne, und einer kleinen Regenwolke über Dounoússa!
Bald zweige ich auf einen oberen Weg ab, der auf den Bergrücken zu einer kleinen Kapelle führt.
Die kleine Kapelle Stavrós, dem Heiligen Kreuz geweiht, liegt in der einsamen Ödnis oben auf dem Bergrücken.
Obwohl sie so abgelegen liegt, ist sie innen gut ausgestattet und gepflegt, und ab und zu kommt offenbar jemand vorbei, um das Öllämpchen anzuzünden.
Von der Kapelle aus hat man einen wunderbaren Blick in alle Richtungen, hier zur Gegend Kalloní, durch die der Wanderweg 1 von Apíranthos nach Moutsoúna führt.
In der Ferne ist die bedeutende byzantinische Kirche Ágia Kyriakí mit einzigartigen Wandmalereien aus der Zeit des Bildersturms zu sehen (etwa in der Mitte des vorigen Bildes).
hier der Panorama-Blick Richtung Moutsoúna
Ich klettere quer den Hang wieder auf den anderen Maultierweg hinunter. Hier der Blick zurück.
Der Blick ist atemberaubend!
Dann kommen wir auf eine flache Ebene, oben auf dem Bergrücken. Nun können wir Apíranthos schon fast sehen – direkt geradeaus liegt der Fanári.
Hier steht teilweise Schiefer an, was zu einer etwas anderen Vegetation führt, als vorher auf dem Marmor: hier wächst eine Phrygana aus Zwergsträuchern ohne verbissene Baumarten, mit Zistrose und weniger Ginster.
Es geht an einer alten, verfallenen Windmühle vorbei.
Und da ist auch Apíranthos!
Nach einem Spaziergang durchs Dorf geht es wieder zurück. Hier noch einmal der Maultierweg etwa auf halbem Weg zur Kirche Zoodóchos Pigí. Es ist ein außergewöhnlich gut gebautes kalderími – schnurstracks Richtung Moutsoúna, den steilen Hang entlang mit minimaler Steigung, immer geradeaus, bestens errichtet und bestens zu laufen.
Es war an diesem Hang möglich, so einen guten Pfad zu errichten, weil hier bester Marmor ansteht, der sich zu guten Platten spalten lässt. Hier sieht man eine Stelle am Wegrand, wo Marmor abgebaut worden ist.
Mit was für einer Mühe die Menschen diesen Weg errichtet haben! Aber es hat sich gelohnt – so konnten Menschen und beladene Maultiere hier bequem und schnell zwischen Apíranthos und Moutsoúna hin und her laufen.
Der Rand des Weges ist mit großen Steinplatten befestigt. Viele der Platten sind so groß, dass auch mehrere Männer sie kaum tragen konnten. Aber gute Arbeit ist die Mühe wert: Der Weg ist noch in bestem Zustand, obwohl er schon jahrzentelang kaum noch benutzt wird.
Hier kommen wir wieder zu den Olivenhainen zurück… etwa die Hälfte des Weges ist geschafft!
Nachdem ich auf die Asphaltstraße komme (dort, wo ich losgegangen bin), verliere ich den richtigen Weg; es ist nicht zu erkennen, wo das kalderími weiterführt. Ich folge einer Art Fahrspur und laufe quer durch die Schmirgelhalde hindurch.
Danach finde ich den Weg wieder, folge ihm aber nur bis zur Asphaltstraße, weil er zu weit nach Norden zu führen scheint.
Am nächsten Tat suche ich, von Ágios Dimítris aus, den richtigen weiteren Verlauf des kalderími und finde ihn auch. Der Pfad ist zwar deutlich mehr zugewachsen als die übrige Strecke von Apíranthos bis hier, aber man kann ihn laufen, und er ist schöner als die im folgenden beschriebene Version, die mehr oder weniger der Straße folgt. Hier findet man die Beschreibung: Nach Apiranthos und zurück Teil 2.
Ich folge erst die Straße nach rechts und biege dann Richtung Moutsoúna auf einen einigermaßen erkennbaren Pfad ab, der an einer Mauer entlang führt, aber in schlechtem Zustand ist und ständig von der Straße geschnitten wird. Kurz vor Moutsoúna biege ich von der Straße Richtung Ágios Dimítris ab und laufe quer durch die Landschaft, einem kleinen Ziegenpfad folgend, der mich tatsächlich genau richtig führt.
Es geht wieder durch ziemlich verwilderte Ölbaumhaine…
…an ein paar mitáti vorbei.
Im hochwuchernden Gestrüpp liegt ein alter Dreschplatz, der bezeugt, dass auch hier vor einem halben Jahrhundert noch Getreide angebaut wurde. Im Hintergrund sieht man das Kap. Als ich kurz darauf auf die kleine Fahrstraße komme, in die auch Wanderweg 1 von Apíranthos nach Moutsoúna mündet, sehe ich, dass ich dem kalderími ruhig weiter hätte folgen können – es hätte mich genau hier hin geführt. Beim nächsten Mal!
Wieder zu Hause!
Da muss man wohl als erstes ins Wasser springen!
Fazit: Ein sehr schöner Weg mit tollen Ausblicken, größtenteils bestens zu laufen – eine schöne Alternative zum Wanderweg 1, der über die Kirche Ágia Kyriakí und die Schmirgelminen von Apíranthos nach Moutsoúna führt, und deutlich kürzer: man braucht statt etwa fünf Stunden nur etwa drei.
weiter: Nach Apiranthos und wieder zurück, Teil 2
siehe auch: