Die Scherzone bei Moutsouna
Auf Naxos steht die tektonisch oberste Schicht der Kykladen, die “Obere Kykladen-Decke”, nur in kleinen Bereichen an. Dabei handelt es sich um “allochthone”, d.h. entlang einer großen Scherzone von anderswo hertransportierte Schichten, die sich deutlich von den lokalen Gesteinen unterscheiden. Bei Moutsoúna liegt zwischen den “normalen” Schiefern der Region und den Flusssedimenten des Kaps eine schmale Zone mit Gesteinen der Oberen Kykladen-Decke.
Hier sieht man einen Bereich mit Turbiditen am nördlichen Aufstieg auf das Kap, der aus dem Frühen Miozän stammt. Turbidite sind Sedimente, die als Schlammströme im Ozean abgelagert wurden.
An der oberen Grenze des Turbidits, wo dieser an die Konglomerate des Kaps grenzt, ist diese verhärtete Fläche ausgebildet. Die Konglomerate des Kaps sind ebenfalls im Vergleich zu den miozänen Gesteinen veschoben worden.
Auf der südlichen Seite des Kaps stehen miozäne Konglomerate an.
Wie die meisten Gesteine der Oberen Kykladen-Decke sind sie nicht metamorphisiert und erodieren entsprechend recht leicht. Hier hat sich ein kleiner Canyon gebildet.
Der Strand besteht aus feinem Ton, der vom Konglomerat stammt. Hier sieht man am anderen Ende des Strandes den Übergang zu den jüngeren Sedimenten des Kaps.
Das Konglomerat enthält gerundete Kiesel, die keine Gemeinsamkeit mit den lokalen Gesteinen haben.
Hier ein grüner Serpentinit.
Viele der Serpentinite sind selbst wieder mosaikartig aus unterschiedlich gefärbten Bereichen zusammengesetzt.
Der Serpentinit tritt hier nicht nur in der üblichen grünen Farbe auf, sondern auch in braunroter und fast schwarzer.
Hier sieht man wunderbar die Scherfläche, an der die Obere Kykladen-Decke (rechts) über die Sedimente der darunterliegenden Einheit geschoben worden ist.
Blick von oben die steile Scherfläche hinunter auf den Strand. Die Scherfläche lag ursprünglich horizontaler, ist aber durch spätere tektonische Bewegungen gekippt worden. Die Obere Kykladen-Decke ist auf ihr vermutlich über viele Dutzend, wenn nicht Hunderte von Kilometern transportiert worden.
Hier die Scherfläche von nahem.
Der Marmor der Scherfläche ist durch die Reibung und Erhitzung bei der Bewegung “mylonisiert” worden, d.h. unter duktilen Bedingungen verformt, wodurch die feine Lagerung entstanden ist.
An manchen Stellen haben sich viele feine, mit weißem Material gefüllte Risse gebildet, die rechtwinklig zur Scherfläche verlaufen.
Oberhalb der Konglomerate stehen grünliche Ophiolithe an.
Ophiolithe sind die Überreste von Gesteinen des ozeanischen Mantels, die an Subduktionszonen zwischen den aufliegenden Sedimentschichten “eingeklemmt” und mit in die sich vor der Subduktionszone aufschiebenden Gebirge eingebaut wurden.
Der Ophiolith besteht aus Serpentinit, einem metamorphen Gestein, das sich aus Basalt gebildet hat.
Hier sieht man die Ophiolithen-Zone, die die Oberkante des Hangs bildet.
Wenn man von den Ophiolithen aus nach Norden schaut, sieht man die Zone der ebenen, etwas eingesenkten Flächen, die der Oberen Kykladen-Decke entsprechen. Die Gesteine dieser Zone verwittern leichter als ihre Nachbarn, da sie größtenteils wenig metamorphisiert sind.
Nur die härteren, metamorphen Ophiolithe schauen heraus.
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