
Erstaunliche Tiere 8: Der Grüne Igelwurm
Bei einem nächtlichen Spaziergang an der Felsküste gibt es immer interessante Lebewesen zu entdecken. Dieses Mal fanden wir eine mir noch unbekannte Wurmart, gleich in mehreren Exemplaren, den Grünen Igelwurm (Bonellia viridis).
Der Grüne Igelwurm besteht aus einem etwa ovalen Körper von ungefähr 10 bis 20 cm Länge und dem ausstreckbaren Prostomium (Rüssel), das bis zu einen Meter lang werden kann. An der Spitze ist das Prostomium in zwei lange, am Rand etwas wellige Kopflappen gegabelt. An der Unterseite des Rüssels verläuft eine bewimperte Rinne. Der Körper des Grünen Igelwurms ist selten zu sehen, da er in einer Felsspalte versteckt sitzt; das nachtaktive Tier streckt nur den langen, geraden Rüssel hervor, mit dem es die Nahrung aufnimmt. Der Igelwurm sammelt Algen- oder Detrituspartikel oder kleinste Organismen vom Untergrund auf, die über die Wimpernrinne am Rüssel der Mundöffnung zugeführt werden, die am Vorderende des ovalen Körpers sitzt. Der Grüne Igelwurm erhält seine dunkelgrüne Farbe vom Stoff Bonellin, ein hochtoxisches Pigment, dessen Nutzen als Antibiotikum erforscht wird.
Das Erstaunlichste am Igelwurm ist seine Fortpflanzung. Die frei ins Meerwasser abgegebenen, schwimmfähigen Larven besitzen kein Geschlecht. Wenn die Larve bis zur Zeit, zu der sie sich auf dem Meeresboden niederlässt, auf kein Igelwurm-Weibchen gestoßen ist, nimmt sie selbst weibliches Geschlecht an, siedelt sich in einer Felsspalte oder kleinen Höhlung an und wächst im Laufe mehrerer Jahre zum adulten Tier heran. Wenn die Larve jedoch in Kontakt mit einem Igelwurm-Weibchen kommt, wird durch dessen Pigment Bonellin eine Veränderung ausgelöst, durch die die Larve sich innerhalb weniger Tage in ein nur wenige Millimeter großes Zwergmännchen umwandelt. Dieses wird vom Weibchen aufgenommen und dringt in dessen Eileiter ein, wo es in einem speziellen Genitalsack den Rest seines Lebens verbringt. Das Zwergmännchen zeigt einen extrem vereinfachten Körperbau: es besteht praktisch nur aus Hoden und besitzt nicht einmal einen Darm: Es ernährt sich, indem es durch Diffusion Nährstoffe aus der Körperflüssigkeit des Weibchens aufnimmt. Im Genitalsack können sich zahlreiche Zwergmännchen aufhalten, deren einzige Funktion und Tätigkeit die Befruchtung der Eier des Weibchens ist.
Der nachtaktive Grüne Igelwurm ist gelegentlich an der Felsküste zu entdecken; hier sieht man die ausgestreckten Rüssel mehrerer Tiere.
Die Weibchen des Grünen Igelwurms sitzen in Felsspalten, aus denen sie ihren langen, oft gerade gehaltenen Rüssel hervorstrecken.
Hier sieht man den Körper des Grünen Igelwurms in einer Felsspalte; auffällig ist der gewellte Rand und die intensiv dunkelblaugrüne Farbe, die durch ein spezielles Pigment, das hochtoxische Bonellin, hervorgerufen wird.
Die Spitze des Rüssels ist zweigeteilt mit langen, welligen “Kopflappen”. An der Unterseite des Rüssels verläuft eine wimpernbesetzte Rinne, über die die aufgenommene Nahrung (Kleinstorganismen und Detritus) zur Mundöffnung am einfach aufgebauten, ovalen Körper transportiert wird.
zu den Meereswürmern