Wanzen
Die Wanzen (Heteroptera) sind eine Unterordnung der Ordnung Schnabelkerfe innerhalb der Insekten, die außer den Wanzen noch die Zikaden und die Pflanzenläuse umfasst. Die Schnabelkerfe sind durch ihren Rüssel gekennzeichnet, d.h. sie besitzen stechend-saugende Mundwerkzeuge; außerdem haben sie bestimmte Charakteristika der Flügeladerung gemein.
Hier kann man die Einleitung überspringen und direkt zu den vorgestellten Arten kommen.
Bei dieser auf dem Rücken liegenden Grünen Stinkwanze sieht man den zwischen den Beinen angelegten Saugrüssel, mit dem die Wanze die Pflanzen ansticht und ihren Saft saugt.
Die Wanzen umfassen weltweit etwa 40.000 Arten. Die meisten Arten sind Pflanzenfresser, manche leben räuberisch. Einige wenige Arten sind Ektoparasiten. Sie sind weltweit verbreitet und haben fast alle Lebensräume erobert; so gibt es z.B. auch Arten, die im Süßwasser oder auf dessen Oberfläche leben und sogar auch auf der Meeresoberfläche.
Wie alle Insekten zeigen auch die Wanzen eine Dreiteilung des Körpers in Kopf, Brust (Thorax) und Hinterleib. Der Kopf ist meist ziemlich klein und weist den Saugrüssel auf sowie meist vierteilige Antennen. Die drei Beinpaare sitzen an den drei Brustsegmenten; es handelt sich um die typischen gegliederten Insektenbeine. Die hinteren zwei Brustsegmente tragen je ein Flügelpaar. Das vorderste Segment der Brust bildet den großen Halsschild. Das Rückenschild des mittleren Brustsegments ist als dreieckiges Scutellum oder Schildchen zwischen den Flügeln ausgebildet. Die Vorderflügel (Hemielyteren) sind in ihrem vorderen Bereich sklerotisiert und nur im hinteren Drittel häutig (daher der Name Heteroptera). Die hinteren Flügel sind ganz häutig. Der Hinterleib besteht aus 11 Segmenten und ist rundlich oder länglich aufgebaut. Viele Wanzen zeigen eine auffällige Färbung; andere sind gut getarnt und fallen in ihrem natürlichen Umfeld kaum auf.
Die Wanzen gehören zu den Insekten mit einer hemimetabolen Entwicklung, d.h. die Larven werden den erwachsenen Tieren allmählich ähnlicher, ohne dass ein Puppenstadium zwischengeschaltet ist. Die Larve ist eine Nymphe, d.h. sie ist dem adulten Tier im Großen und Ganzen schon ähnlich und weist im Körperbau keine eigenen, bei den Erwachsenen nicht auftauchenden Merkmale auf.
schlüpfende Wanzen
Die Larven der Wanzen sehen im Großen und Ganzen den adulten Tieren ähnlich. Die Flügel fehlen allerdings noch; bei diesem Larvenstadium sind nur winzige Flügelanlagen ausgebildet.
Die meisten Wanzen ernähren sich von Pflanzensäften, die sie mit ihrem Saugrüssel aus der Pflanze saugen. Entsprechend können sie bei starkem Befall einen gewissen Schaden in der Landwirtschaft und in den Gärten anrichten, bei uns vor allem an Tomaten und Bohnen. Die Räuber unter den Wanzen leben hauptsächlich von anderen Insekten.
Nicht alle Wanzenarten treten zur gleichen Zeit auf. Es gibt eine Art, den Pandur, die das ganze Jahr über anzutreffen ist; andere wie die im Sommer häufigen Grünen Stinkwanzen findet man über eine längere Periode. Die meisten Arten sind jedoch auf eine kurze Zeit von wenigen Wochen beschränkt, wobei eine Art (oder Artengruppe) die andere abwechselt. So erscheinen die Weichwanzen bei uns im Frühjahr und sind dann für eine kurze Zeit sehr häufig, während die Streifenwanzen und Randwanzen erst im Sommer auftauchen. Außerdem gibt es bei manchen Arten starke Fluktuationen von Jahr zu Jahr, so bei der Erdwanze Sehirus luctuosus, die in manchen Jahren im Frühsommer wie eine Plage auftritt, während sie in anderen kaum zu finden ist.
Wanzen-Arten auf Naxos
Wanzen-Arten auf Naxos
Die Wanzen sind auf Naxos mit vielen Arten vertreten, von denen viele klein und unauffällig sind. Entsprechend kann ich hier nur einige der häufigeren oder auffälligeren Arten vorstellen; größtenteils Arten, denen ich bei uns auf dem Grundstück und im Garten begegnet bin.
In der Foto-Übersicht der Wanzen findet man einen Überblick über alle bislang von mir fotografierten Arten.
Eine Anmerkung zur Bestimmung: Einige Wanzenarten sind leicht und sicher zu erkennen. In vielen Fällen gibt es jedoch mehrere verwandte Arten, die schwer zu unterscheiden sind. Ich besitze leider keine angemessene Bestimmungsliteratur, aber auch im Internet kann man zu vielen Arten kaum Informationen finden. Eine korrekte Bestimmung ist oft nur am toten Tier mithilfe einer mikroskopischen Untersuchung möglich. Ich hoffe, dass diese Seite trotz der Unsicherheit vieler Bestimmungen ihren Wert hat, indem sie die Vielfalt unserer Wanzenfauna vorstellt und so vielleicht Interesse an diesen oft vernachlässigten und unbeliebten Insekten weckt.
Hier kann man direkt zu den artenreicheren Gruppen springen (zurück kommt man durch Zurückblättern): Feuerwanzen – Bodenwanzen – Randwanzen – Baumwanzen – Rhyparochromidae – Weichwanzen – Krummfühlerwanzen u. Sichelwanzen – Raubwanzen – Erdwanzen – Wasserläufer
Feuerwanzen, Pyrrhocoridae
Die Feuerwanzen bilden eine eigene kleine Familie innerhalb der Wanzen. Sie besitzen oft auffallende Warnfarben. Die Gemeine Feuerwanze ist leicht an ihrer charakteristischen schwarzroten Färbung mit den runden schwarzen Flecken auf den Flügeln zu erkennen. Trotz ihrer auffälligen Warnfärbung scheint sie kaum giftig zu sein. Fressfeinde wie Vögel vermeiden sie offenbar, weil sie ähnlich gefärbt ist wie die giftigeren ebenfalls schwarzroten Ritterwanzen, es handelt sich also um einen Fall von Mimikry.
Gemeine Feuerwanze, Pyrrhocoris apterus, L.
Die Gemeinen Feuerwanzen versammeln sich gern in großer Anzahl. Sie sind flugunfähig; bei den meisten Exemplaren sind die häutigen Flügel zurückgebildet. Sie sind phytophag und ernähren sich hauptsächlich von den Samen von Malvengewächsen. Die Art ist in Eurasien weitverbreitet.
Die flugunfähige Gemeine Feuerwanze ist an ihrer charakteristischen rot-schwarzen Färbung zu erkennen, die mich immer an eine afrikanische Holzmaske erinnert.
Scantius aegyptius, L.
Diese Art sieht der Feuerwanze ähnlich, besitzt jedoch voll ausgebildete Flügel und kleinere schwarze Flecken auf den Flügeldecken. Sie ist seltener als die Feuerwanze.
Bodenwanzen, Lygaeidae
Die Bodenwanzen umfassen etwa 4000 Arten. Sie sind überwiegend phytophag. Die Körperform ist meist langgestreckt; charakteristische Kennzeichen sind ein schwaches eingedrücktes Kreuz auf dem Halsschild und eine y-förmige, erhabene Zeichnung auf dem Schildchen.
Pandur, Spilostethus pandurus, Scopoli
Der hübsche Pandur mit seiner schwarz-roten Zeichung ist bei uns mit Abstand die häufigste Wanzenart. Im Gegensatz zu allen anderen bei uns auftretenden Arten ist der Pandur das ganze Jahr über anzutreffen; es vergeht kaum ein Tag, an den man bei uns auf dem Grundstück keinen Pandur sieht.
Der sehr häufige Pandur trägt eine charakteristische schwarze Zeichnung auf Halsschild und Flügeln. Das kleine Scutellum ist schwarz.
Bei der Paarung: Männchen und Weibchen sehen fast gleich aus.
Ritterwanze, Lygaeus equestris / simulans
Auch die sehr ähnlich gefärbte Ritterwanze gehört zu den Bodenwanzen. Sie ernährt sich von Pflanzensäften. Durch die Anreicherung von Bitterstoffen aus ihrer Nahrung sind die Ritterwanzen für Fressfeinde giftig oder schlecht schmeckend und werden gemieden. In ihrem ganzen Verbreitungsgebiet kommen gemeinsam zwei verschiedene Arten vor (L. equestris und L. simulans), die nur anhand mikroskopischer Merkmale unterschieden werden können.
Die Zeichnung der Ritterwanze erinnert an ein schwarzes Kreuz, daher der Name. Charakteristisch ist der weiße Fleck auf den Flügeln.
Caenocoris nerii, Germar
Die eher kleine Bodenwanze Caenocoris nerii habe ich auf Naxos erst einmal angetroffen. Sie saß in großer Zahl auf Büschen von Cionura erecta. Laut Literatur lebt diese Art vor allem auf dem Oleander, aus dem sie Giftstoffe aufnimmt, weswegen sie von Fressfeinden gemieden wird. Ich danke Leonidas Romanos Davranoglou von der Facebook-Gruppe “Insects of Greece and Cyprus” für die Bestimmung!
Die eher kleine Art Caenocoris nerii ist an der Färbung, insbesondere an den roten Flecken um Halsschild und Schildchen, zu erkennen. Auf dem Foto sieht man auch eine Nymphe.
Randwanzen, Coreidae
Die etwa 2000 Randwanzen-Arten zeichnen sich durch den verbreiterten Rand des Hinterleibs aus. Sie sind meist bräunlich gefärbt; oft ist die Oberfläche des Körpers und der Flügel körnig strukturiert.
Braune Randwanze, Gonocerus acuteangulatus, Goeze
Die Braune Randwanze gehört zur Familie der Randwanzen, deren Name sich vom auffälligen, verbreiterten “Rand” des Hinterleibs ableitet. Ihr Halsschild ist oft an den “Schultern” zu auffälligen Spitzen verbreitert. Die eher unauffällige Braune Randwanze lebt insbesondere auf beerentragenden Sträuchern wie hier auf dem Mastixstrauch.
Die Braune Randwanze ist an den auffällig zugespitzten “Schultern” zu erkennen. Der Name leitet sich vom verbreiterten Rand des Hinterleibs ab.
Centrocoris spiniger / variegatus
Im Mittelmeerraum treten zwei sehr ähnliche Arten der Gattung Centrocoris auf, die sicher nur an der Länge des Rüssels zu unterscheiden sind, C. spiniger und C. variegatus.
Diese braun gemusterte Randwanze ist leicht daran zu erkennen, dass sie von der Seite betrachtet “buckelig” aussieht. Der an den “Schultern” hochgewölbte Halsschild besitzt am Hinterrand zwei weiße zapfenartige Ausbuchtungen. Der Rand des Hinterleibs ist hell- und dunkelbraun gestreift; auch die vorderen Flügel tragen helle und dunkle Streifen.
Hier noch einmal von oben.
Rhombenwanze, Syromastus rhombeus, L.
Die Rhombenwanze ist bei uns nur recht selten zu sehen. Sie ist leicht an ihrem rhombenförmig verbreiterten Hinterleib zu erkennen.
Die unauffällige braune Rhombenwanze besitzt einen rhombenförmig verbreiterten Hinterleib. Auf dem Körper und dem harten vorderen Teil der Flügel sitzen zahlreiche vertiefte Punkte.
Arenocoris waltlii, Herrich-Schäffer
Diese Randwanzen-Art ist ebenso wie die sehr ähnliche A. fallenii dunkelgrau gefärbt mit einer deutlichen Aderung der Flügel. Halsschild, Kopf und Schildchen tragen eine auffällige Skulpturierung mit Buckeln und Zähnen. Von der Schwesterart unterscheidet sie sich daran, dass die Fühler zur Spitze hin leicht verbreitert sind. Beide Arten treten im Mittelmeergebiet und Teilen Europas und im Nahen Osten auf. Von beiden Arten ist diese die weitaus seltenere.
Die unauffällige, gut getarnte Arenocoris waltlii besitzt deutliche Adern, Buckel und Zähne auf dem Körper und den Flügeln.
Baumwanzen, Pentatomidae
Die Familie der Baumwanzen ist mit etwa 6000 Arten besonders groß. Die meisten Arten sind rundlich geformt mit einem großen Schildchen, das manchmal den ganzen Hinterleib bedeckt. Oft sind sie auffällig gefärbt; manche Arten sondern ein übelriechendes Sekret ab. Die meisten Baumwanzen leben von Pflanzensäften, einige sind bedeutende Schädlinge in der Landwirtschaft.
Grüne Stinkwanze, Palomena prasina, L.
Es gibt mehrere grüne Wanzen bei uns. Eine davon ist die Grüne Stinkwanze, die ihren Namen übrigens zu recht trägt: Wenn man sie anfasst, sondert sie ein unangenehm riechendes Sekret ab. Sie ist durchgehend grün gefärbt; im Winter wird sie manchmal bräunlich. Das Schildchen ist sehr groß. Bei dieser Art ist der Vorderrand des Halsschildes leicht konkav eingebuchtet.
Die Grüne Stinkwanze ist gänzlich grün gefärbt. Der Vorderrand des Halsschildes ist bei dieser Art ein wenig eingebuchtet (konkav). Auffällig ist das besonders große Schildchen.
Palomena viridissima, Poda
Die sehr ähnliche Palomena viridissima lebt wie die Grüne Stinkwanze an verschiedenen Pflanzen und kann einen gewissen Schaden im Garten hervorrufen. Beide Arten sind bei uns ziemlich häufig. Von der Grünen Stinkwanze unterscheidet sie sich daran, dass der Vorderrand des Halsschildes ein wenig konvex, nicht konkav ist.
Palomena viridissima ist der vorigen Art sehr ähnlich; meist ist auch sie gänzlich grün, es gibt aber auch bräunliche Formen.
Grüne Reiswanze oder Südliche Stinkwanze, Nezara viridula, L.
Diese Art ist ebenfalls als adultes Tier grün, weist jedoch drei bis fünf kleine weiße Punkte am Vorderrand des Scutellums auf sowie manchmal einen helleren Vorderrand am Halsschild und einen hellen Kopf. Die Grüne Reiswanze ist in den Tropen und Subtropen weltweit verbreitet und kommt auch im Mittelmeergebiet häufig vor. Sie ruft einen gewissen Schaden in der Landwirtschaft und in Gärten hervor. Dabei ist der direkte Schaden durch das Saugen an Früchten oder Stengeln nicht so bedeutsam; aber die Wanze überträgt sehr häufig eine Pilzkrankheit auf die Pflanze, die z.B. zum Abfallen der Früchte führt.
Die Grüne Reiswanze ist wie die vorigen Arten grün gefärbt. Sie ist an drei kleinen weißen Punkten am Vorderrand des Schildchens zu erkennen. Außerdem sind manchmal der Vorderrand des Halsschildes und der Vorderkopf heller, wie hier beim oberen Tier.
Die Nymphen der Grünen Reiswanze tragen auf der grünen Grundfarbe eine charakteristische Zeichnung mit weißen, schwarzen und roten Punkten.
Streifenwanze, Graphosoma lineatum, L.
Auch die Streifenwanze gehört zu den Baumwanzen. Sie weist kräftige rote und schwarze Längsstreifen auf. Bei dieser Wanze ist das Scutellum so groß, dass es die Flügel und den Hinterleib vollständig bedeckt; nur ein kleiner, auf charakteristische Art abstehender Saum bleibt frei, der auffällig “radiär” gestreift ist. Die Streifenwanze ist in Eurasien verbreitet und stellenweise häufig. Sie ist nur im Sommer zu finden, vor allem auf Doldenblütlern, an deren Samen sie saugt, sowohl die Nymphe als auch die Imago.
Die schwarzrot gestreifte Streifenwanze ist unverwechselbar. Sie lebt auf den Blüten von Doldenblütern. Von unten ist die Streifenwanze gefleckt.
Fleckige Streifenwanze, Graphosoma semipunctatum, Fabricius
Die Fleckige Streifenwanze ist der vorigen Art sowohl im Aussehen als auch in der Lebensweise sehr ähnlich, unterscheidet sich aber daran, dass sie auf dem Halsschild Punkte, nicht Streifen trägt. Sie ist bei uns etwa ebenso häufig wie die Streifenwanze.
Die der Streifenwanze sehr ähnliche Fleckige Streifenwanze trägt schwarze Punkte statt Streifen auf dem Halsschild.
Ankerwanze, Ancyrosoma leucogrammes, Gmelin
Die Ankerwanze ist in Südeuropa verbreitet. Bei uns ist sie selten; ich habe sie bislang nur einmal gesehen.
Die Ankerwanze besitzt deutliche Spitzen am Halsschild. Sie ist an den weißen Längsstreifen zu erkennen.
Purpur-Fruchtwanze, Carpocoris purpureipennis / mediterraneus
Die Purpur-Fruchtwanze ist oft auf Blüten anzutreffen und saugt gern Nektar. Auch an Früchten und Gemüse saugt sie und kann so einen gewissen Schaden im Garten hervorrufen. Sie ist in Europa und Asien weit verbreitet. Zwei sehr ähnliche Arten, C. purpureipennis und C. mediterraneus, können nur schwer unterschieden werden.
Die Purpur-Fruchtwanze ist rötlich gefärbt mit einem großen, gewölbten Schildchen, das sich weit nach hinten zieht. Außerhalb der Flügel ist ein gestreifter Rand sichtbar. Auch auf dem vorderen Halsschild sind mehr oder weniger deutliche Streifen zu erkennen. Die äußersten Schultern sind schwärzlich.
Hier bei der Paarung.
Die beiden Arten C. purpureipennis und C. mediterraneus sind nicht an klaren Merkmalen zu unterscheiden und es herrscht einige Uneinigkeit darüber, wie und ob überhaupt sie voneinander abzutrennen sind.
Codophila varia, Fabricius
Auch diese Art gehört zu den Baumwanzen. Wie der Name sagt ist die Färbung recht variabel.
Codophila varia besitzt ein schwarz-weißes, oft ω-förmiges Muster am Vorderrand des weit nach hinten ausgezogenen Schildchens. Typisch sind auch das auffällig weiße Ende des Schildchens und der längsgestreifte vordere Halsschild und Kopf.
Beerenwanze, Dolycoris baccarum, L.
Die Beerenwanze saugt wie der Name sagt gern an Beeren, die sie dadurch ungeniesbar macht, ernährt sich aber auch von vielen anderen Pflanzen wie Getreide, Tabak und Sonnenblumen und kann in der Landwirtschaft nennenswerte Schäden hervorrufen. Sie ist in der Paläarktis weit verbreitet und in vielen Gebieten sehr häufig. Bei uns ist sie nicht so oft anzutreffen.
Für die Bestimmung danke ich H. Günther von der Webseite Koleopterologie.de.
Die Beerenwanze ist eher unauffällig bräunlich oder rötlich gefärbt. Charakteristisch sind die schwarzweiß gestreiften Fühler, der schwarzweiße “Rand” und das hinten an der Ausbuchtung auffällig helle Schildchen. Am vorderen Rand des Schildchens ist eine winzige parasitische Milbe zu erkennen.
Schmuckwanze, Eurydema ornata, L.
Die Schmuckwanze ist mit etwa 7 mm für eine Baumwanze eher klein. Ihre Zugehörigkeit zu den Baumwanzen erkennt man unter anderem an dem lang nach hinten gezogenen, an der Spitze gerundeten Schildchen. Die Schmuckwanze trägt schwarze Flecken auf rotem, seltener weißem Grund.
Die Schmuckwanze trägt eine auffällige Zeichnung mit schwarzen Flecken und Strichen auf leuchtend rotem Grund.
Hier sieht man die seltenere schwarz-weiße Farbvariante.
Rhyparochromidae
Die Angehörigen der Familie der Rhyparochromidae mit knapp 2000 Arten sind meist eher klein und unscheinbar. Oft besitzen sie verdickte Schenkel an den Vorderbeinen; manchmal sind die Flügel verkürzt oder fehlen.
Trapezonotus dispar / arenarius
Bei dieser Art handelt es sich um Trapezonotus dispar oder T. arenarius; die Unterscheidung dieser Arten ist nur durch eine mikroskopische Untersuchung möglich. Sie gehört zur Familie der Rhyparochromidae, die erst vor kurzem von den Boden- und Baumwanzen abgespalten wurden. Wie die meisten Angehörigen dieser Familie lebt auch Trapezonotus vor allem in der Bodenschicht und ernährt sich überwiegend von Körnern und anderen Pflanzenteilen.
Für die Bestimmung danke ich H. Günther von der Webseite Koleopterologie.de.
Die sehr kleine Wanze Trapezonotus dispar ist bräunlich gefärbt mit einem auffälligen schwarzen Schildchen. Der hintere Teil des Halsschildes hat eine hellere Farbe als der vordere; die Flügeldecken sind leicht gemustert.
Weichwanzen, Miridae
Die Weichwanzen gehören mit 11.000 bisher beschriebenen Arten zu den größten Insektenfamilien. Sie umfassen eher kleine und schmale Arten, die oft eine grünliche Tarnfärbung tragen, manchmal jedoch auch sehr bunt sind. Die Vorderflügel sind wenig sklerotisiert. Charakteristisch ist ein kleines Dreieck im häutigen Anteil der Vorderflügel. Oft fehlen die üblichen drei Punktaugen auf der Stirn. Die meisten Weichwanzen saugen Pflanzensäfte. Bei uns leben sie überwiegend auf Blüten oder Blättern; jede Art erscheint nur für eine kurze Zeit im Frühling.
Gemeine Zierwanze, Adelphocoris lineolatus ?, Goeze
Die in Europa und Asien weitverbreitete Gemeine Zierwanze ernährt sich von den Blüten von Korbblütlern und Schmetterlingsblütlern. Sie gehört zur großen Gruppe der Weichwanzen, die eher kleine und schmale Arten umfasst, die oft auf Blüten oder Blättern leben und meist nur für kurze Zeit im Frühling erscheinen.
Bei dieser hübschen Weichwanze könnte es sich um die Gemeine Zierwanze handeln, auch wenn die Färbung etwas abweicht.
Calocoris nemoralis, Fabricius
Die Weichwanze Calocoris nemoralis sitzt meist auf Blüten besonders von Korbblütern, von deren Nektar sie sich ernährt. Sie ist auffällig variabel in der Färbung, die sowohl rot als auch grün sein kann, mit oder ohne schwarze Flecken. Der Kopf und die Flügel sind schwarz. Sie kommt vor allem in Südeuropa vor und ist bei uns im Frühjahr häufig anzutreffen.
Im Frühling ist Calocoris nemoralis sehr häufig auf großen Korbblüten anzutreffen. Wenn man sich nähert, verschwindet sie schnell auf der Unterseite der Blüte. Diese Wanze ist eher schmal und besitzt eine rote Färbung mit schwarzen Flügeln, einem schwarzen Schildchen und je zwei schwarzen Flecken auf den Flügeldecken.
Calocoris nemoralis kann, wie viele Wanzenarten, sehr unterschiedlich gefärbt sein. Hier eine rote Form, bei der die schwarzen Flecken nur ganz schwach angedeutet sind.
Zweipunktige Wiesenwanze, Closterotomus norwegicus, Gmelin
Die Gattung Closterotomus ist nah mit Calocoris verwandt. Die Zweipunktige Wiesenwanze ist überwiegend grün gefärbt. Sie ernährt sich von Blüten und kann an Kulturpflanzen wie Kartoffeln, Getreide, Rüben und Pistazien erheblichen Schaden hervorrufen.
Für die Bestimmung danke ich H. Günther von der Webseite Koleopterologie.de.
Die kleine, grüne Zweipunktige Wiesenwanze ist an den zwei kleinen dunklen Punkten auf dem vorderen Halsschild zu erkennen.
Grypocoris sexguttatus, Fabricius
Die Weichwanzen sind eine sehr artenreiche Familie. Viele Arten sind auffällig gefärbt; trotzdem sind sie wegen ihrer Kleinheit meist schwer zu entdecken.
Grypocoris sexguttatus zeigt eine auffällige schwarz-gelbe Zeichnung. Die Flügel tragen 6 schwarze Flecken. Das Schildchen liegt zwischen den vorderen schwarzen Flecken wie ein gelbes Herzchen.
Gemeine Wiesenwanze, Lygus pratensis, L.
Die Gemeine Wiesenwanze ist in Europa, Asien und Nordamerika weit verbreitet und vielerorts häufig. Sowohl die erwachsenen Tiere als auch die Larven saugen an Pflanzen und können dadurch in Gärten trotz ihrer Kleinheit einen gewissen Schaden hervorrufen. Man kann den Bestand durch biologische Bekämpfung mithilfe einer Schlupfwespen-Art, die ihre Eier in die Larven legt, kontrollieren. Bei uns ist sie selten, so dass sie auch im Garten nicht weiter stört.
Die Färbung der Gemeinen Wiesenwanze ist recht variabel. Die Männchen sind überwiegend rötlich, die Weibchen grünlich gefärbt. Auch hier wirkt das Schildchen wie ein weißes Herzchen. Der Halsschild trägt vier dunklere Streifen oder Flecken.
Deraeocoris rutilus, Herrich-Schäffer
Die Weichwanzen der Gattung Deraeocoris leben räuberisch von kleinen Insekten, vor allem von Blattläusen. Mit ihrem Saugrüssel können sie auch beim Menschen einen schmerzhaften Stich hervorrufen. Sie suchen sich ihre Beute auf den verschiedensten Pflanzenarten. Wie alle Weichwanzen verstecken sie sich auf der Unterseite der Blätter wenn man sich annähert, so dass es gar nicht einfach ist, sie zu fotografieren.
Deraeocoris rutilus besitzt rote Flügeldecken, bei manchen Exemplaren mit je einem kleinen schwarzen Punkt, während Kopf, Thorax, Schildchen und Hinterende schwarz sind. Hier zwei Tiere bei der Paarung.
Auch hier handelt es sich vermutlich um Deraeocoris rutilus.
Deraeocoris schach, Fabricius
Diese in Südeuropa verbreitete Weichwanzen-Art zeigt eine charakteristische schwarz-rote Zeichnung. Sie ist bei uns recht regelmäßig anzutreffen.
Psallus spec.
Im späten Frühling findet man auf den Blüten der Wucherblumen eine sehr kleine Wanzenart, die vermutlich der Gattung Psallus angehört. Die nur etwa 4 mm großen Tiere halten sich of zu mehreren auf den Blüten auf. Der schmal längliche Körper ist recht dick und der Rücken leicht buckelartig gewölbt. Die Beine sind auffällig lang und ebenso wie die Fühler sehr dünn. Die Tiere sind dunkelgrau mit winzigen schuppenartigen Haaren auf dem Körper und den Flügeln, die ihnen ein graues Aussehen verleihen.
Bei diesen sehr kleinen, dunkelgrauen Wanzen, die gern auf den Blüten der Wucherblume sitzen, handelt es sich vermutlich um eine Art der Gattung Psallus.
Krummfühlerwanzen, Alydidae
Die Krummfühlerwanzen sind mit etwa 250 Arten eine kleine Gruppe. Sie sind meist schmal und langgestreckt mit langen Beinen und einem vergeichsweise großen Kopf, der breiter ist als der Vorderrand des Halsschildes.
Sichelbein, Camptopus lateralis, Germar
Das Sichelbein ernährt sich von Pflanzen. Es ist in ganz Europa verbreitet.
Camptopus lateralis ist unauffällig braun gefärbt und besitzt eine charakteristische, sehr schmale Form, wobei der Kopf mit den Augen breiter ist als der Halsschild. Die Hinterbeine besitzen verbreiterte Oberschenkel und lange, etwas krumme Unterschenkel. Auf dem Kopf besitzt das Sichelbein einen hellen Längsstreifen.
Sichelwanzen, Nabidae
Die Sichelwanzen mit etwa 500 Arten besitzen einen sichelförmig gebogenen Rüssel. Sie sind meist sehr klein mit schmalem Körper; manchmal ist der Hinterleib verbreitert. Oft ist der Halsschild ringförmig ausgebildet und vom Rest des Thorax deutlich abgesetzt. Alle Arten leben räuberisch.
Ameisen-Sichelwanze, Himacerus mirmicoides, O. Costa
Die sehr kleine, leicht zu übersehende Ameisen-Sichelwanze ist in Europa weit verbreitet.
Die Nymphen der Ameisen-Sichelwanze ähneln einer Ameise, daher der Name. Sie tragen, wie hier zu sehen, zwei helle Flecken an der Hinterleibsbasis, so dass es so wirkt, als ob sie eine schmale “Ameisentaille” hätten.
Hier sieht man die Nymphe von der Seite, so dass der gebogene Kopf und der sichelförmige Rüssel zu erkennen sind. Die Nymphe und auch die Imago sind nur etwa 7 mm lang.
Prostemma spec.
Diese kleine schwarzrote Wanze mit zurückgebildeten Flügeln gehört zur Gattung Prostemma. Die Vorderbeine sind leicht verdickt. Die Wanzen dieser Gattung leben räuberisch und ernähren sich von anderen Wanzen, vor allem von Bodenwanzen und Erdwanzen.
Raubwanzen, Reduviidae
Alle Raubwanzen ernähren sich räuberisch, wie der Name vermuten lässt: Sie fangen kleine Insekten oder andere Gliederfüßer. Manche Arten können auch den Menschen schmerzhaft stechen. Die Familie umfasst etwa 7000 Arten, die vor allem in tropischen Gebieten verbreitet sind. Aussehen und Körperbau sind sehr variabel. Charakteristisch ist der kräftige, gebogene Stechrüssel, der nicht an den Körper angelegt wird. Viele Arten können ein Geräusch produzieren, indem sie den Rüssel über eine Rinne auf der Vorderbrust reiben. Manchmal sind die Vorderbeine zu Fangbeinen umgestaltet; einige Arten saugen Blut an Wirbeltieren.
Rhynocoris punctiventris, Herrich-Schäffer
Die Raubwanze Rhynocoris punctiventris zeigt eine auffällige rotschwarze Warnfärbung. Es gibt mehrere ähnliche Arten, deren Unterscheidung schwierig ist. Rh. punctiventris kommt in Griechenland und dem Nahen Osten vor.
Die Raubwanze Rhynocoris punctiventris ist schwarz-rot gefärbt. Halsschild und Kopf sind schwarz, das Schildchen besitzt einen hellen Rand. Die Flügel sind im vorderen, verhärteten Teil rot, während der membranöse Teil dunkel ist. Auffällig ist der schwarz-weiß gestreifte Rand, der um den Hinterleib verläuft. Die Beine sind rot mit schwarzen “Knien”.
Erdwanzen, Cydnidae
Die Erdwanzen sind weltweit mit gut 500 Arten vertreten. Sie sind meist überwiegend schwarz gefärbt und stark sklerotisiert. Sie leben im Boden und besitzen flache, breite Körper mit einem kaum vorstehenden Kopf. Die beborsteten Hinterbeine werden zum Graben benutzt und weisen oft eine entsprechende Form auf. Die Erdwanzen ernähren sich meist von den Wurzeln von Pflanzen; manche Arten können Schäden in der Landwirtschaft hervorrufen. Sie können zur Paarung oder bei Störung zirpende Geräusche hervorrufen, die sie auf den Boden übertragen; die Geräuschrezeptoren liegen in den Beinen.
Sehirus luctuosus ?, Mulsant & Rey
Diese Art bleibt mit etwa 7 mm Körperlänge eher klein. Normalerweise bekommt man von der Anwesenheit der Erdwanzen wegen ihrer unterirdischen Lebensweise kaum etwas mit. Sehirus luctuosus hat jedoch wie auch manche anderen Erdwanzen die Angewohnheit im Frühsommer zu schwärmen. Die Tiere fliegen dann insbesondere an windstillen Tagen in den Abendstunden und werden in großen Mengen von den Lichtern angezogen. Oft ist sie nur für ein paar Tage unterwegs, aber dann manchmal massenweise, was ziemlich lästig sein kann, wenn man abends draußen essen möchte.
Diese Erdwanze, die bei uns in manchen Jahren in Frühsommernächten sehr häufig ist und in großen Zahlen von den Lichtern angelockt wird, sieht ähnlich aus wie ein Wassermelonen-Kern. Es handelt sich vermutlich um die Art Sehirus luctuosus.
Cydnus aterrimus, Forster
Die Art Cydnus aterrimus gehört mit gut 1 cm Körperlänge zu den größten Erdwanzen. Sie ernährt sich von Wolfsmilch, bei denen sie hauptsächlich an den Wurzeln saugt. Im Gegensatz zu den meisten anderen Wanzenarten umsorgt das Weibchen das Gelege und kümmert sich auch bis zur zweiten Häutung um die Nymphen. Diese saugen an Sekrettröpfchen, die das Weibchen aus dem After abgibt, um endosymbiontische Mikroorganismen aufzunehmen. Wie die anderen Erwanzen verbringt auch diese Art ihr Leben größtenteils im Boden und man bekommt sie fast nie zu Gesicht.
Mit bis gut 1 cm ist Cydnus aterrimus wesentlich größer als die vorige Art. Sie ist am geschwungenen Hinterrand des Coriums (verhärteter Teil des Flügels) zu erkennen. Der tiefschwarze Körper ist mit winzigen Pünktchen übersät. Die häutigen Flügel sind weißlich. Man beachte die langen Dornen an den Beinen und am Körperrand und das sehr gerade abgegrenzte, fast gleichseitig dreieckige Schildchen.
Wasserläufer, Gerridae
Auch die Wasserläufer gehören zu den Wanzen. Sie besitzen sehr schmale Körper. Die mittleren und hinteren Beinpaare sind sehr lang und werden kreuzweise gehalten. Durch ihre sehr dichte, kurze Behaarung sind sie wasserabweisend, so dass die Tiere auf dem Wasser laufen und springen können, wobei sie durch die Oberflächenspannung getragen werden. Die kürzeren vorderen Beine dienen der Lokalisierung von Beute (ins Wasser gefallene Kleintiere) anhand der Wasserbewegung sowie zu deren Ergreifen. Wie alle räuberischen Wanzen saugen die Wasserläufer ihre Beute mithilfe eines Saugrüssels aus. Die Wasserläufer haben unterschiedlich ausgebildete Flügel: Innerhalb einer Population gibt es sowohl flügellose Individuen als auch solche mit verkümmerten Flügeln und flugfähige Individuen mit voll entwickelten Flügeln.
Während die meisten Wasserläufer auf Teichen und Tümpeln, seltener auf Flüssen leben, gibt es auch einige Arten, die auf der Meeresoberfläche leben, manche in Küstennähe, aber manche auch auf dem offenen Meer (in tropischen Regionen). Es handelt sich um die einzigen marinen Insekten.
Wasserläufer, Gerris spec.
In Europa leben etwa 16 Arten an Wasserläufern, die vor allem zur Gattung Gerris gehören. Die Arten sind sich sehr ähnlich, so dass die Bestimmung schwierig ist.
Die Wasserläufer leben ständig auf der Oberfläche von Teichen oder langsam fließenden Flüssen. Auf Naxos kommen sie häufiger vor, als man meinen sollte.
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