Wacholder, Juniperus
Die Nadelhölzer oder Coniferopsida gehören zu den Nacktsamigen Pflanzen. Diese besitzen im Gegensatz zu den Bedecktsamern keinen Fruchtknoten, der den Samen gänzlich umhüllt: die Fruchtblätter sind nicht ganz geschlossen. Alle Nacktsamer sind Holzpflanzen mit sekundärem Dickenwachstum. Die Blüten sind eingeschlechtlich, das heißt, es gibt männliche und weibliche Blüten, die entweder auf derselben Pflanze gebildet werden oder auf unterschiedlichen Individuen. Oft stehen die Blüten in Zapfen.
Zu den Nacktsamern gehören die Palmfarne, die Gingkopflanzen und die als Coniferopsida zusammengefassten Nadelholzgewächse (Pinophyta) und Gnetophyta. Es handelt sich um eine recht urtümliche Pflanzengruppe, die sich schon im Oberperm (vor 270 Mio Jahren) entwickelte. In Europa kommen nur Vertreter der letzten zwei Gruppen vor, wobei die Gnetophyta nur sehr wenige Arten umfassen; die Nadelholzgewächse sind dagegen eine sehr artenreiche und weit verbreitete Gruppe. Die meisten Nadelhölzer sind anspruchslose und trockenheitsresistente Pflanzen und treten entsprechend vor allem an schwierigen Standorten wie im Gebirge oder in kalten Regionen sowie auch in eher trockenen Gebieten auf.
Auf den Kykladen spielen die Nadelhölzer eine weit geringere Rolle als anderswo im Mittelmeergebiet: Die ansonsten so typischen Nadelholz-(insbesondere Kiefern-)Wälder fehlen hier. Die Nadelbäume haben die Ausbreitung auf die Inseln offensichtlich nicht geschafft. So kommen auf Naxos nur drei Arten der Coniferopsida vor: zwei Wacholder-Arten (Juniperus) und ein Meerträubel (Ephedra).
Der Wacholder gehört zu den Zypressengewächsen, die 142 Arten in 29 Gattungen umfassen. Es handelt sich um Bäume und Sträucher mit nadel- oder schuppenförmigen Blättern; die Blüten stehen in Zapfen. Die Zypressengewächse sind weltweit verbreitet und kommen in sehr unterschiedlichen Lebensräumen vor. Es handelt sich um eine sehr alte, schon seit dem Jura nachgewiesene Pflanzenfamilie.
Die Gattung Juniperus umfasst etwa 70 Arten, die vor allem in trockenen Biotopen vorkommen, von der Tundra bis zu Halbwüsten. Viele Arten gedeihen an Extremstandorten, an denen keine anderen Baumarten überleben können. Die Wacholder sind meist diözisch. Die Früchte sind rundliche, beerenförmige, geschlossen bleibende Zapfen. Die meisten Arten sind giftig und werden kaum gefressen, weswegen sie sich auch an stark beweideten Standorten behaupten können.
Phönizischer Wacholder, Juniperus phoenicea; L.
Der Phönizische Wacholder kommt im Mittelmeergebiet und in Südwestasien sowie auf den Kanarischen Inseln vor. Er ist in den niedrigen Lagen von Naxos sehr häufig, ist allerdings weitgehend an kalkhaltigen Untergrund gebunden. Der Phönizische Wacholder wächst als großer Strauch oder niedriger, pyramidenförmiger Baum mit schon in Bodennähe ansetzenden Ästen. Er besitzt (als Anpassung an Trockenheit) sehr kleine, anliegende Schuppenblätter, die je zu viert stehend die dünnen Zweige dicht bedecken. Der Phönizische Wacholder ist von den Baumarten auf Naxos die, die an den trockensten Standorten wachsen kann. Er besitzt ein sehr hartes, haltbares Holz, das zur Herstellung von Hirtenstöcken und Dachbalken genutzt wurde; aus dem Holz werden auch Bleistifte hergestellt. Mit der faserigen Rinde und dem hohen Harzgehalt ist das aromatisch duftende Holz leicht entflammbar und gut als Kaminholz geeignet.
Der Phönizische Wacholder ist meist zweihäusig. Die männlichen Blüten mit etwa sieben Sporophyll-Paaren erscheinen im Herbst nur für eine kurze Zeit; dann sind die Zweigenden so dicht mit den kleinen hellbraunen Zapfen bestanden, dass die männlichen Sträucher bräunlich erscheinen. Die Bestäubung erfolgt durch den Wind. Die weiblichen Zapfen sind rund und beerenähnlich. Anfangs sind sie grün und bläulich, zur Reife nach zwei Jahren werden sie braun. Sie besitzen sechs bis acht verwachsene Samenschuppen, die insgesamt drei bis neun Samen enthalten. Die bitteren “Beeren” werden als Ganzes von Vögeln verschluckt und so verbreitet.
Der sehr anspruchslose, trockenheitsresistente Phönizische Wacholder wächst meist als großer, pyramidenförmiger Strauch.
Er kann aber auch zu einem meist mehrstämmigen Baum heranwachsen.
Hier ein besonders großes Exemplar.
Wenn der Wacholder im Herbst blüht, sind die männlichen Bäumchen mit kleinen, hellbraunen “Kätzchen” (Zapfen) übersät.
Die weiblichen beerenähnlichen Zapfen brauchen zwei Jahre um zu reifen.
Die weiblichen Zapfen bestehen aus sechs bis acht fleischigen, zu einer kleinen Kugel verwachsenen Samenschuppen. Hier sieht man auch die dicht sitzenden, kleinen Schuppenblätter, die die Zweige fest umschließen.
In den trockeneren Lagen der Insel auf Marmor, insbesondere im Süden der Insel, ist der Phönizische Wacholder sehr häufig und bildet eine lockere Macchie, oft gemeinsam mit diversen großen Sträuchern, der Kermeseiche und der wilden Olive, manchmal in fast reinen Beständen.
Der Phönizische Wacholder kommt in den niedrigeren Lagen von Naxos vor. Oft wächst er in einer offenen Macchie gemeinsam mit der Kermeseiche, der Steinlinde, dem Mastixstrauch und der Wilden Olive.
Er bevorzugt kalkhaltigen Untergrund; in den Klüften zwischen den Marmorfelsen findet er auch in den trockensten Regionen von Naxos noch genug Feuchtigkeit.
Manchmal, wie hier am Kap Stávros, bildet er fast reine Bestände.
An den trockensten Standorten auf Marmor kann er als einzige Baumart überleben.
vom Wind niedergedrückter Wacholder auf dem Kap
Wacholder-Macchie beim Kástro Apalírou
Im Süden der Insel ist der Wacholder über große Strecken fast die einzige Baumart. Er bildet lockere Bestände, in denen die Wurzeln der einzelnen Bäume aneinanderschließen, während die Kronen große Abstände lassen.
Hier der Blick von Pánormos aus die Südküste entlang; man sieht die ausgedehnten Wacholder-Bestände.
Großfrüchtiger Wacholder, Juniperus macrocarpa, Sm.
Der Großfrüchtige Wacholder, früher als Unterart des Stechwacholders (J. oxycedrus) angesehen, kommt im Mittelmeergebiet in Meeresnähe vor. Er besitzt spitze Nadeln, die in Wirten zu dritt an seinen Zweigen sitzen. Er kann einen recht beachtlichen Baum bilden. Die “Früchte” sind runde beerenähnliche Zapfen, die denen der vorigen Art ähneln.
Der Großfrüchtige Wacholder wächst direkt an der Küste; er verträgt Salzeinfluss und Übersandung. Vor allem im Südwesten von Naxos bildet er lockere Gebüsche und stellenweise eine hohe, dichte Macchie. Die sich nahe am Boden verzweigenden Büsche verstärken durch ihre dichte Benadelung die Sandablagerung. Dadurch wird die Bildung von Sanddünen gefördert. Jungwuchs des Wacholders kann allerdings nur in Dünensenken auf lehmigem Boden aufkommen. Auch an nicht-sandigen Standorten in Küstennähe kommt der Großfrüchtige Wacholder gelegentlich vor, wie zum Beispiel auf dem Kap Stavros bei Moutsouna. Hier wächst er gemeinsam mit dem Phönizischen Wacholder.
Ebenso wie der Phönizische Wacholder ist der Großfrüchtige Wacholder trockenheitsresistent, beweidungsangepasst und feuerempfindlich. An seinen Wuchsorten in unmittelbarer Küstennähe kommt er in den Genuss einer leicht erhöhten Feuchtigkeit durch Taufall und Auskämmen von Feuchtigkeit durch die dichte Benadelung.
Der Großfrüchtige Wacholder kommt nur in direkter Meeresnähe vor.
Er kann große, weit ausladende Bäume bilden.
Hier ein “verwehtes” Exemplar auf Kap Stavrós.
Der Großfrüchtige Wacholder verträgt Übersandung. Auf den Sanddünen im Südwesten von Naxos, hier bei Agia Anna, gedeiht eine einzigartige Macchie, die fast nur aus Juniperus macrocarpa besteht.
Der Großfrüchtige Wacholder besitzt spitze, stechende, je zu dritt stehende Nadeln.
Hier ein “blühender” männlicher Wacholder mit den braunen männlichen Zapfen aus mehreren Sporophyllen, die die Pollensäcke tragen.
Die weiblichen Zapfen sind wie bei allen Wacholder-Arten beerenählich.
siehe auch: