Bellardie, Bellardia
Die Bellardien (früher auch Bartsia bzw. Parentucellia) standen früher in der Familie der Rachenblütler (Scrophulariaceae, heute als Braunwurzgewächse bezeichnet), aus der viele Gattungen ausgegliedert worden sind. Die Bellardien werden nach neueren Untersuchungen zur Familie der Sommerwurzgewächse (Orobanchaceae, Ordnung Lamiales) gerechnet. Diese umfasst etwa 2000 Arten in 80 bis 100 Gattungen; ihre Angehörigen kommen vor allem in den gemäßigten Bereichen der Nordhalbkugel vor. Die meisten Arten leben halb- oder vollparasitisch, das heißt sie bohren die Wurzeln anderer Pflanzen an und entziehen ihnen Nährstoffe. Meist handelt es sich um Kräuter mit gelappten Blättern und zu einer Röhre verwachsenen Kronblättern und vier Staubblättern pro Blüte.
Bunte Bellardie, Bellardia trixago, (L.) All.
Die Bunte Bellardie besitzt ihr ursprüngliches Verbreitungsgebiet im Mittelmeerraum, von dem aus sie sich jedoch in weite Bereiche der Subtropen und Tropen ausgebreitet hat. Sie kommt vor allem an gestörten Standorten, auf Feldern und an Wegrändern vor, sowohl an trockenen Standorten als auch in Wiesen. Bei uns tritt sie regelmäßig in der Phrygana auf. Es handelt sich um eine kräftige Pflanze, die eine Höhe von einem guten halben Meter erreichen kann. Sie besitzt gegenständige, lineale, gesägte bis gelappte Blätter und einen dichten ährenförmigen Blütenstand, dessen Blüten regelmäßig in alle vier Richtungen schauend angeordnet sind. Jede Blüte wird von einem großen grünen Tragblatt getragen. Die Blüten sind sogenannte Maskenblüten, bestehend aus einer großen, dreilippigen, weißen Unterlippe mit Aufwölbungen, die den Eingang zum Kelch versperren, und einer kleineren, helmförmigen, rosa oder weiß (seltener gelb) gefärbten Oberlippe. Der kurze Kelch besitzt rechts und links der Blüte je zwei kleine Zipfel. Die Bestäubung erfolgt durch große Bienenverwandte. Die Frucht ist eine kugelige Kapsel mit zahlreichen kleinen Samen, die vermutlich über Weidetiere und Ähnliches verschleppt werden und nur in der Nähe von geeigneten Wirtspflanzen zu keimen scheinen.
An trockenen Standorten, wie hier in der Phrygana bei Azalas wachsen die Bellardien als niedrige Pflanzen. Sie sind leicht erkennbar an der rosa-weißen Färbung der großen Blüten und an deren vierseitiger Ausrichtung.
Hier sieht man an einem Exemplar, das an einem günstigeren Standort steht und deutlich höher ist, die charakteristische Form der Blüte mit dem kleinen helmartigen oberen Kronblatt und der prominenten, breiten, weißen Unterlippe.
Der Stängel der Pflanze sowie ihr Blütenstand (Trag- und Kelchblätter, weniger ausgeprägt auch die Kronblätter) sind drüsig behaart.
Breitblättrige Bellardie, Bellardia latifolia, (L.) Cuatrec.
Diese (ebenso die folgende) Art wurde früher in die Gattung Parentucellia gestellt. Es handelt sich ebenfalls um einen krautigen Halbschmarotzer. Die Breitblättrige Bellardie besitzt einen vierkantigen Stängel und gegenständige, gesägte Blätter. Die Blüten sind Maskenblüten mit kleiner Ober- und breiter Unterlippe und vierzähnigem Kelch.
Die Breitblättrige Bellardie ist eine sehr kleine Pflanze. Sie besitzt einen dichten Blütenstand mit kleinen, weißen, am Grund rötlich überlaufenen Blüten; der Stängel ist ebenfalls rötlich. Die prominenten Kelchblätter mit ihren langen Spitzen fallen im Blütenstand sehr auf. Auch diese Art ist drüsig-klebrig. Sie kommt in der Phrygana häufig vor und ist auf Naxos weit verbreitet.
Klebrige Bellardie, Bellardia viscosa, (L.) Fisch. & C.A. Mey.
Die Klebrige Bellardie kommt auf Naxos viel seltener vor. Ich habe sie bislang nur bei Skepóni und bei Kinídaros gefunden. Sie besitzt gelbe Blüten; die Kelchzähne sind schmaler und länger.
siehe auch: Sommerwurz, Orobanche