Skip to main content

Mitati – die alten einfachen Steinhäuser

Überall über die Insel verstreut, in den bewirtschafteten Regionen sowie in den Gebieten, die als Schaf- oder Ziegenweide benutzt wurden, trifft der Wanderer auf kleine, alte Steinhäuser, die mitáti (Einzahl mitátos). In den mitati wohnten die Bauern, wenn sie landwirtschaftliche Tätigkeiten fern vom Dorf zu verrichten hatten, wie die Weinlese oder die Getreideernte, wobei sich die Familie dort manchmal auch den größeren Teil des Jahres oder sogar dauerhaft aufhielt. Außerdem besaßen die Hirten je ein mitátos an jedem masomós, d.h. an den Hirtenstellen, an denen im Frühjahr die Tiere gemolken und der Käse produziert wurde; im mitátos wurde der Käse auch aufbewahrt.

Im Gegensatz zu den richtigen Häusern in den Dörfern waren die mitáti gänzlich aus Stein errichtet ohne Verwendung von Holz. Das Dach bestand aus großen Steinplatten, die von Wand zu Wand reichten. Deswegen konnten die mitáti nur ziemlich schmal sein; etwas vergrößert wurde der Innenraum dadurch, dass man die Wände im oberen Bereich nach innen hin verbreiterte, so dass der zu überdeckende Zwischenraum schmaler wurde. Die Tür der mitáti war klein und oft von großen aufrechten Marmorsteinen umrahmt. Fenster hatten die mitáti normalerweise keine. Das Dach war oberhalb der Steinplatten mit Erde gedeckt, die vor den herbstlichen Regenfällen mithilfe eines Marmorzylinders gewalzt und so abgedichtet wurde. Die mitáti wendeten der üblichen Windrichtung die Schmalseite zu; üblicherweise waren sie in N-S-Richtung gebaut, meist mit dem Eingang in der Mitte der Ostseite. Bauern- oder Hirtenhäuser, an denen die Familie sich dauerhaft aufhielt, bestanden oft aus zwei mitáti, von denen eines als Stall diente. Die zwei mitáti waren oft versetzt oder über Eck errichtet, dass der Eingang des Wohnhauses noch besser vor dem winterlichen Nordwind geschützt war. Außer den richtigen mitáti errichteten die Hirten manchmal auch kleine Unterstände, in denen man sich bei einem Unwetter vor dem Regen schützen konnte, die aber nicht zum Übernachten gedacht waren.


Überall über die Insel verstreut findet man kleine aus Steinen errichtete Häuser, die mitáti.


Manche dieser Steinhäuser sind winzig.


Hier der Blick auf das aus Steinplatten errichtete Dach.


Diese winzigen Häuschen waren keine richtigen mitáti, sondern dienten nur als Unterstand bei einem Unwetter.


Die Hirten errichteten sie dort, wo kein geeignetes Haus oder ein natürlicher Unterstand in der Nähe war.


Ein mitáti war ein schmales Gebäude, meist in N-S-Richtung angelegt, ohne Fenster und mit dem Eingang auf der Mitte der Längsseite (meist nach Osten schauend).


Der Eingang war niedrig und oft von aufrechten Marmorsteinen umrahmt.


Während das Gebäude von außen rechteckig ist, neigen sich die Wände innen zusammen, was dadurch erzielt wird, dass die Wände nach oben hin dicker werden.


Auf diese Weise wird der Zwischenraum zwischen den Längswänden soweit verringert, dass er durch große Steinplatten abgedeckt werden kann.


ein weiterer typischer mitátos (bei uns in Ágios Dimítris)


In den mitáti kam man weitgehend ohne Möbel aus. In diesem mitátos befindet sich auf der linken Seite eine eingemauerte Nische, die als Regal diente.


Der Blick in der anderen Richtung: Auch hier liegt eine eingemauerte Nische sowie am Ende des Innenraums ein Regal bestehend aus einer schräg in die Ecke eingemauerten Steinplatte.


Das Dach war mit Erde bedeckt.


Im Herbst vor den ersten Regenfällen wurde das Dach mit einem Marmorzylinder gewalzt, um es abzudichten.


Heute wachsen oft Blumen auf den alten Erddächern.


Hier ein größeres Steinhaus, auch wie ein mitátos errichtet, aber mit einem Stall daneben. Hier wohnte früher eine Familie.


Der Eingang ist gut vor dem Nordwind geschützt, da der Stall etwas versetzt zum Wohnhaus gebaut ist.


Hier ein kleiner mitátos auf unserem Hügel.


Der Eingang ist so klein, dass man kaum hindurchkriechen kann.


Hier sieht man eine Türöffnung in einer Terrassenmauer: Es handelt sich um einen versteckten Raum, in dem die Naxioten ihre Ernte oder sonstige Besitztümer vor Piraten oder auch vor den Besetzern der Insel verbargen. Ursprünglich war der Eingang z.B. durch einen Busch verborgen, so dass das Versteck kaum zu entdecken war. Man kann in Terrassenmauern öfter derartige Verstecke finden; die meisten sind allerdings kleiner als dieses.

Viele mitáti gehörten Hirten und dienten ihnen als Wohnhaus und als Käserei während der Zeit der Käseherstellung im Frühling. Hier ein mitátos auf den Hügeln oberhalb von Ágios Dimítris.

mitatos Gaidouromandres

Eingang zum mitatos
der übliche niedrige Eingang

Löffel und Tasse
Im Haus fanden wir diese Aluminiumtasse und einen aus Horn geschnitzen Löffel. Mit diesen Löffeln aßen die Hirten die mizíthra (Frischkäse).

Es folgen Bilder von mehreren ungewöhnlichen mitáti.

Während die allermeisten mitáti rechteckig sind, gibt es in der Nähe von Pánormos auch zwei bemerkenswerte runde Gebäude.

rundes Steinhaus bei Panormos

rundes Steinhaus bei Panormos

elliptisches Steinhaus bei Panormos
ein elliptisches Steinhaus, ebenfalls bei Pánormos

Auf dem Mávro Voúni bei Kóronos, dem zweithöchsten Berg von Naxos, liegt ein weiteres bemerkenswertes Steinhaus – es ist unerklärlich hoch gebaut!

Steinhaus auf dem Mavro Vouni, Naxos
Dieses Steinhaus gehört zu einer Hirtenstelle. Haus und umgebende Mauern sind aus dem lokalen Stein erbaut.

Steinhaus auf dem Mavro Vouni, Naxos

Steinhaus auf dem Mavro Vouni, Naxos, der Eingang zum Steinhaus

Steinhaus auf dem Mavro Vouni, Naxos
Die Wände nähern sich nach oben hin sehr weit aneinander an, vielleicht weil die verwendeten lokalen Steine keine größeren Platten hergeben.

Steinhaus auf dem Mavro Vouni, Naxos
Trotzdem ist das Haus unerklärlich hoch gebaut; es ist das höchste Steinhaus, das ich kenne.

Und zum Abschluss noch eine Sammlung von weiteren Fotos von mitáti auf Naxos.

mitatos Naxos

mitatos Naxos

mitatos Naxos

mitatos Naxos

mitatos Naxos

mitatos Naxos

mitatos Naxos

siehe auch:

Zum Inhaltsverzeichnis