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Die Schmirgelseilbahn

Transport und Verladung vor dem Bau der Seilbahn

Die zwanziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts können als die „Goldene Zeit“ des Schmirgels bezeichnet werden: Es wurden jährlich zwischen 12.000 und 20.000 Tonnen abgebaut. Bis in diese Zeit transportierten die Koronidiaten den abgebauten Schmirgel mit Maultieren zum unterhalb von Kóronos gelegenen Hafenort Liónas, wo er auf Schiffe verladen wurde.

Lionas, Naxos
Der kleine Hafenort Liónas liegt am Ausgang eines engen, steilen Tales.

Strand in Lionas, Naxos
Der Strand ist von steilen Felsen umgeben.

Strand in Lionas, Naxos
Er besteht zum großen Teil aus Schmirgel.

Schmirgelsand am Strand von Lionas
schwarzer Schmirgelsand – eine Besonderheit von Liónas!

Die Seilbahn – Bau und Verlauf

Ab dem Jahr 1920 wurde, um den Transport zu vereinfachen, eine Seilbahn gebaut, die von den koronidiatischen Minen über den Berg zu den apiranthitischen Minen und von dort zum Hafen von Moutsoúna führte, wo der Schmirgel auf Schiffe verladen werden konnte. Der Bau der Seilbahn, in jener Zeit wohl das größte industrielle Bauunternehmen im Balkanraum, fand in den Jahren 1920 bis 1926 statt; in regulären Betrieb genommen wurde sie in Jahr 1930. Finanziert wurde der Bau durch eine zusätzliche Steuer, die auf den Schmirgelverkauf erhoben wurde.

Die Seilbahn hat eine Länge von etwa neun Kilometern und überwindet in unwegsamem, schwierigem Gelände einen Höhenunterschied von etwa 700 Metern. Es gibt fünf Verladestationen: Pigí, Pesoúles und Stravolangáda auf der koronidiatischen Seite, und Kakóriakas und Aspalathropós auf der apiranthitischen. Die Seilbahn besitzt 72 Masten, von denen der höchste 42 m hoch ist. An ihr hängen 170 Loren.

die Schmirgelseilbahn in Naxos
Die Sschmirgelseilbahn ist in den 20er Jahren gebaut worden und war damals ein großes und gewagtes Unternehmen – Zorbas lässt grüßen! In Betrieb war sie bis in die 70er Jahre.

Die Hauptstation Stravolangáda

Die wichtigste Station der Seilbahn war die auf dem Gebiet von Kóronos gelegene Station Stravolangáda, in der sich auch der Dieselmotor befand, mit dem die Seilbahn angetrieben wurde.

die Schmirgelseilbahn in Naxos, die Hauptstation Stravolangáda
Bei der Hauptstation Stravolangáda liegen eine ganze Reihe von Gebäuden, die größtenteils der Unterbringung der Arbeiter dienten.

die Schmirgelseilbahn in Naxos, die Hauptstation Stravolangáda
Hier wurde die Seilbahn angetrieben. Im Häuschen im Hintergrund lag der Dieselmotor.

die Schmirgelseilbahn in Naxos, die Hauptstation Stravolangáda, im Häuschen mit dem Antriebsmotor
Blick ins Häuschen mit dem Antriebsmotor; es sind die großen Räder sichtbar, über die die Antriebsriemen liefen.

die Schmirgelseilbahn in Naxos, die Hauptstation Stravolangáda

die Schmirgelseilbahn in Naxos, die Hauptstation Stravolangáda
Diese Zahnräder leiteten die Antriebskraft des Motors auf die Drahtseile der Seilbahn um.

die Schmirgelseilbahn in Naxos, die Hauptstation Stravolangáda
Hier beginnen die dicken Drahtseile der Seilbahn.

die Schmirgelseilbahn in Naxos, die Hauptstation Stravolangáda
Mit dieser Apparatur wurden die Loren auf das Seil gehängt.

die Schmirgelseilbahn in Naxos, die Hauptstation Stravolangáda
Von hier aus geht es steil den Berg hinauf!

die Schmirgelseilbahn in Naxos, die Hauptstation Stravolangáda
Zwischen den Gebäuden um die Station liegen noch zahlreiche Haufen mit Schmirgel.

Der Betrieb der Seilbahn

Der abgebaute Schmirgel wurde zunächst außerhalb der Minen gelagert. Im Frühling transportierten die Arbeiter ihren Schmirgel zur Verladestation. Nacheinander wurden die verschiedenen Minen zum Wiegen und Verladen aufgerufen, was jeweils mehrere Tage in Anspruch nahm. Der Schmirgel wurde nach vier Qualitätsstufen getrennt gewogen; Steine zu niedriger Qualität wurden verworfen. Dann wurde der Schmirgel von den Arbeitern der jeweiligen Mine in die Loren geladen und mit der Seilbahn nach Moutsoúna transportiert. Eine Lore fasste etwa 300 Kilo Schmirgel.

Schmirgelminen, Naxos, Schmirgelabbau heute
Der abgebaute Schmirgel wurde und wird zunächst vor der Mine gelagert. Dann musste er zu einer Station der Seilbahn gebracht werden, wofür die Schmirgelarbeiter zunächst weiterhin Maultiere verwendeten.

die Schmirgelseilbahn in Naxos
Mit der Seilbahn wurde er nach Moutsoúna transportiert

die Schmirgelseilbahn in Naxos
Die Loren hängen immer noch an der Seilbahn; diese hier ist ausgekippt worden.

Die Seilbahn war ungefähr drei Monate im Jahr in Betrieb. Eine ganze Reihe von Arbeitern waren für den Betrieb der Schmirgelseilbahn erforderlich. So gab es Reparaturtrupps, die auch regelmäßig die Räder fetteten, über die das Drahtseil lief. Von mehreren Wachtposten aus wurde die Zentralstation über eine Klingel benachrichtigt, wenn ein Problem auftrat. An der höchsten Stelle gerieten gelegentlich die Loren ins Rutschen und gefährdeten die Masten. Nicht selten fielen Loren herunter und mussten dann mühselig geborgen werden. Ein Arbeiter zog mit einem Maultier über die Berge und sammelte heruntergefallenen Schmirgel und abgestürzte Loren auf. Trotz der großen Vereinfachung des Transportes war die Seilbahn kein besonderer Erfolg; sie war allerdings über mehr als vier Jahrzehnte in Betrieb.

Der Verlauf der Seilbahn auf der aperathitischen Seite

An der Station Kakóriakas

Von der Station Stravolangáda führt die Seilbahn über den Berg zur aperathitischen Seite.

Station der Schmirgelseilbahn Kakoriakas, Masten
Hier kommt die Seilbahn steil den Berg von Kóronos herab.

Station der Schmirgelseilbahn Kakoriakas
die Station Kakóriakas

die Schmirgelseilbahn in Naxos, Station Kakoriakas

die Schmirgelseilbahn in Naxos, Station Kakoriakas

die Schmirgelseilbahn in Naxos, Station Kakoriakas

die Schmirgelseilbahn in Naxos, Station Kakoriakas
Hier wurden die Loren der von Kóronos kommenden Seilbahn auf die nach Moutsoúna führende Seilbahn umgeleitet.

auf dem Weg zu den Schmirgelminen, Wanderweg 1
an der Seilbahn unterhalb der Station Kakóriakas

auf dem Weg zu den Schmirgelminen, Wanderweg 1
Hier ist das eine der dicken Drahtseile heruntergefallen.

auf dem Weg zu den Schmirgelminen, Wanderweg 1

An der Station Aspalathropós

auf dem Weg zu den Schmirgelminen, Wanderweg 1
Blick auf die Station Aspalathropós von unten (links im Bild)

auf dem Weg zu den Schmirgelminen, Wanderweg 1
Die Station Aspalathropós. Am Hang oberhalb der Station liegen mehrere große Schmirgelminen; zur einen führt eine steile Bahn hinauf.

Station der Schmirgelseilbahn Aspalathropos
hier die Umleitungs-Apparatur der Seilbahn

Station der Schmirgelseilbahn Aspalathropos
von unten gesehen

die Schmirgelseilbahn in Naxos
unterhalb der Station Aspalathropós

auf dem Weg zu den Schmirgelminen, Wanderweg 1

auf dem Weg zu den Schmirgelminen, Wanderweg 1

eine Lore der Schmirgelseilbahn, Naxos
eine Lore der Seilbahn, noch mit Schmirgel gefüllt

die Schmirgelseilbahn in Naxos
Weiter unten schwingt sich die Schmirgelseilbahn hoch und weit über das ganze Tal hinüber.

die Schmirgelseilbahn
Hier sieht man die nächsten Masten der Seilbahn auf der anderen Talseite.

die Schmirgelseilbahn

die Schmirgelseilbahn in Naxos
dieselbe Stelle von der anderen Seite aus gesehen

Auf dem Weg nach Moutsoúna

die Schmirgelseilbahn in Naxos
Von hier aus geht es in direkter Linie nach Moutsoúna.

die Schmirgelseilbahn in Naxos
Die in einer Linie aufgestellten Masten wirken wie ein Strich in der Landschaft.

die Schmirgelseilbahn in Naxos
kurz vor Moutsoúna


einer der Masten

In Moutsoúna

Die Seilbahn transportierte den Schmirgel bis zum östlich von Apíranthos gelegenen Hafenörtchen Moutsoúna. An der „Endstation“ in Moutsoúna gab es einen kleineren Motor, der dabei half, das Seil straff zu halten. In Moutsoúna wurde der Schmirgel bis zum Verkauf gelagert. Auch hier waren viele Arbeiter tätig, insbesondere für die Verladung des Schmirgels auf die Schiffe. Der Hafen von Moutsoúna gewann durch den Schmirgel sehr an Bedeutung.

Allerdings erwies sich die Verladung des Schmirgels auf die Schiffe als sehr unrentabel. Mangels einer geeigneten Hafenanlage musste der Schmirgel mit Barken zu den weiter draußen ankernden Schiffen transportiert werden. Das war sehr teuer und nur bei Windstille möglich, so dass die Schiffe oft lange warten mussten und nicht selten sogar wieder abfuhren, ohne geladen zu haben. Diese Schwierigkeiten waren ein bedeutsamer Grund für den Niedergang des naxiotischen Schmirgelhandels in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg.

die Schmirgelhalde in Moutsouna, Naxos
Die Schmirgelhalde in Moutsoúna im Jahr 2009 – inzwischen ist der Schmirgel abtransportiert worden.

Hafen von Moutsouna mit den Schmirgelverladekränen
der Hafen von Moutsoúna mit der Mole und den Verladekränen

Denkmal der Schmirgelarbeiter in Moutsouna
Denkmal der Schmirgelarbeiter in Moutsoúna

Hafen von Moutsouna mit den Schmirgelverladekränen
Mit diesen Kränen wurde der Schmirgel auf Barken verladen, die ihn dann zu den Schiffen brachten.

die Schmirgel-Barken
Die Barken liegen heute auf dem Berg bei der neuen Schmirgelhalde.

Der Transport heute

Um 1979 wurde die Asphaltstraße zu den Minen gebaut. In diesem Jahr wurde der Betrieb der Seilbahn auf der koronidiatischen Seite eingestellt; auf der apiranthitischen erst drei Jahre später (1982). Seitdem wird der Schmirgel mit Lastwagen transportiert.

Schmirgelminen, Naxos
Nach dem Bau der Straße wurde der abgebaute Schmirgel über Rutschen dieser Art zur Straße heruntergeschüttet; der Transport erfolgte nun mit Lastwagen.

Transport des Schmirgels auf Naxos
Hier wird der Schmirgel einer Mine auf einen Lastwagen verladen.

Transport des Schmirgels auf Naxos

Transport des Schmirgels auf Naxos
Bei der Mine Sarandára werden die Lastwagen gewogen und registriert.

Transport des Schmirgels auf Naxos
Im Inneren des Häuschens sieht man die alte, mechanische Waage.

Transport des Schmirgels auf Naxos
ein Schmirgellastwagen auf dem Weg durch die naxiotischen Berge

Transport des Schmirgels auf Naxos


Zum guten Schluss noch einmal: Achtung – Steinschlag!

weiter: Die Schmirgelmine Stravolangada

siehe auch:

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