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Besuch bei der Kirche Agios Stefanos bei der Chora

Heute hatte ich Gelegenheit für einen kurzen Besuch der Ruine der Kirche Ágios Stéfanos in der Nähe von Angídia – eine interessante Sehenswürdigkeit, auch wenn nur wenig von der Kirche erhalten ist.

Nach der Christianisierung der Insel Naxos etwa im 3. Jahrhundert n. Chr. wurden zunächst die alten Tempel der Insel, d.h. der Tempel des Apollon und des Dionysos bei der Chóra sowie der Demeter bei Sangrí, fast unverändert für die Ausübung der neuen Religion genutzt. Im 6. und 7. Jahrhundert wurden die Tempel deutlich umgebaut und in Basiliken (drei Kirchenschiffe ohne Kuppel mit einer Apside am zentralen Schiff) verwandelt. Die drei Kirchenschiffe waren durch zwei Säulenreihen getrennt. Zusätzlich zu den ehemaligen Tempeln wurden auf Naxos im 6. und 7. Jahrhundert (frühchristliche Zeit) mehrere neue Kirchenbauten errichtet, alle im damals üblichen Baustil als dreischiffige Basiliken: Ágios Isídoros bei Monítsia (heute ungenutzt, aber als Bauwerk noch fast unverändert erhalten), Panagía Protóthronos in Chalkí (in Nutzung, in der mittelbyzantinischen Zeit durch die Anlage einer Kuppel und die Zufügung eines Vorbaus im Westen deutlich umgestaltet), die Basiliken beim Turm von Chimárrou, bei Joannis Theologos Kaminiou bei Kalandos und bei Ágios Fokás bei Apóllonas, von denen heute nur Spuren erhalten sind, Ágios Matthaíos an der Pláka und Ágios Akepsimás bei Trípodes, beide noch in Nutzung in stark umgebauter Form, sowie die Basilika Ágios Stéfanos bei Angídia, von der nur geringe Reste erhalten sind.

Die frühchristliche Kirche Ágios Stéfanos zwischen der Chóra und Angídia war eine typische Basilika mit drei durch zwei Reihen von je 5 Säulen getrennten Längsschiffen und einer großen Apside am zentralen Kirchenschiff. Mit einer Grundfläche von 13 x 23 m war sie recht groß. Die spärlichen erhaltenen Reste sind ab 2004 ausgegraben und untersucht worden.


Drei der fünf Säulen, die im ursprünglichen Bau das südliche Schiff vom zentralen Schiff trennten, sind im Zuge der Ausgrabung wieder aufgerichtet worden (rechte Seite des Fotos).


In mittelbyzantinischer Zeit wurde das Kirchengebäude auf etwa das nordöstliche Viertel verkleinert. Es war weiterhin als dreischiffige Basilika angelegt, nun mit Apsiden an allen drei Schiffen und mit je drei Säulen zwischen den Schiffen.


In der venezianischen Zeit wurde das Gebäude weiter verkleinert: Das südliche Kirchenschiff wurde entfernt und an der Stelle der südlichen Säulenreihe die neue Südwand des Gebäudes errichtet.


Die Säulen, die beim ursprünglichen sowie auch beim neuen Bau verwendet wurden, stammten von einem antiken Bauwerk.

Nach der Verkleinerung der Kirche wurden westlich des neuen Baus, im Bereich der ursprünglichen Basilika, Gräber angelegt. Es heißt, dass der letzte Herzog der Familie Sanudo, Nicolo dalle Carceri, der von Franziskus Crispi ermordet worden war, hier bestattet wurde.

Ein paar Schritte weiter ist ein Teil der antiken Wasserleitung zu sehen, mit der von der archaischen Epoche an bis in römische Zeiten Wasser von den Quellen bei Flerió zur Chóra geleitet wurde.

Und nun noch eine botanische Beobachtung:

Auf dem kleinen Gelände der archäologischen Stätte blüht eine Pflanze, die ich bislang noch nicht kannte. Es ist zwar erst Ende Januar, aber dieses Jahr war der Winter bislang sehr warm, so dass einige Pflanzen schon blühen, die eigentlich erst später dran sind: Auf dem Gelände blühen sogar schon einzelne Exemplare des Röhrigen Affodills (Asphodelus fistulosus) . Hier zwei Fotos der für mich neuen Pflanzenart: Linaria micrantha. Aus derselben Gattung kannte ich bislang die bei uns in der Phrygana recht regelmäßig vorkommende Art Linaria pelisseriana sowie die selterene L. triphylla, die in Äckern wächst.

Linaria micrantha
Linaria micrantha ist eine zarte, kleine Pflanze, die man leicht übersehen kann. Die Blätter sind lanzettlich.

Linaria micrantha
Die Blüten von Linaria micrantha sind blau und sehr klein mit zweilappiger Oberlippe. Bei den Früchten handelt es sich um zweispaltige Kapselfrüchte, die je zu viert stehen. Wenn die Früchte reif sind und sich öffnen, bleiben die acht silbrigen Klappen wie ein schüsselförmiger Stern stehen. Die Samen sind diskusförmig mit einem deutlichen häutigen Rand.

siehe auch:

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Quelle: Das erläuternde Schild auf dem Gelände der Ausgrabung und:
– Βυζαντινή Ναοδομία στη Νάξο, Η Μετέληξη από την Παλαιοχριστιανική στην Μεσοβυζαντινή Εποχή, Διδακτορική Διατριβή, Κλήμης Ασλάνιδης; Πανεπιστήμιο Πατρών, Τμήμα Αρχιτεκτονικής, 2014