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Joannis Theologos Kaminiou bei Kalandos

Auf den Hügeln nördlich von Kalandós, der großen Bucht an der Südspitze von Naxos, liegt eine kleine dem Heiligen Johannes dem Theologen geweihte Kirche, in der bemerkenswerte Wandmalereien aus dem 14. Jahrhundert erhalten sind. Sie liegt nahe an einem recht breiten, aber heute nicht mehr genutzten monopáti (Pfad) in der Nähe zweier Hirtenhäuser in einer Gegend namens Kamíni (von der Bezeichnung für die traditionellen Kalkbrennöfen).


Die kleine Kirche Joannis Theologos Kaminiou liegt im einsamen südlichen Naxos in der Nähe von Kalandós.


Man gelangt zu ihr über einen alten Pfad, der bei dieser heute trockenen Quelle von der Straße abzweigt.


Der Pfad ist recht breit und gut angelegt; es könnte sich um ein Teilstück des ehemaligen Fußwegs von Filóti nach Kalandós handeln.


Die Kirche Joannis Theologos wurde im 11. oder 12. Jahrhundert unter Verwendung der Überreste einer frühchristlichen dreischiffigen Basilika errichtet (z.B. die gemauerten Stützpfeiler der Kuppel). Sie besitzt die Form einer Kreuzkirche mit Kuppel und ist mit Ziegeln gedeckt. Direkt neben ihr liegt eine einschiffige Kirche ohne Kuppel, die dem Heiligen Theodor geweiht ist.


Der Innenraum der Kirche mit hölzerner Altarwand; die erhaltenen Wandmalereien befinden sich in der Apsis.


Von der ursprünglichen frühchristlichen Basilika sind zwei oder drei Marmorplatten mit Reliefschmuck erhalten; dieses Stück befindet sich heute in der Nische oberhalb des Eingangs.


Am relativ hohen und engen Dom sind keine Malereien erhalten. Für die Bögen, die den Dom tragen, wurden (wie in vielen byzantinischen Gebäuden der Insel) importierte Steine vulkanischen Ursprungs verwendet (von Santorin?).


Blick zurück auf den Eingang


In der Apsis ist, wie auf Naxos üblich, die Deesis abgebildet mit Christus in der Mitte und den Fürbittern Maria auf der linken Seite und Johannes dem Täufer rechts: Hier konnte der Gläubige seine Gebete und Bitten vorbringen und darauf hoffen, dass sie mit Hilfe der Vermittlung von Maria und Johannes gehört wurden.


der Kopf der Maria; eindrücklich ist der dunkelrote Hintergrund der Deesis


der Kopf des Christus – ungewöhnlich die sehr schmale Nase


An der Wand der Apsis, unter der Deesis, ist die Eucharistie abgebildet, ein weniger verbreitetes, aber nicht ungewöhnliches Motiv. Hier sieht man die drei Hierarchen, die auf der linken Seite stehen.


In der Mitte ist die Eucharistie abgebildet („Melismos“ = Brotbrechen): Zwischen und unter zwei schlecht erhaltenen, sich halb abwendenden Heiligenfiguren ist in der Eucharistie-Schale auf dem Altar Christus als Opferlamm dargestellt.


Die Hierarchen auf der rechten Seite sind schlechter erhalten.


Die Hierarchen halten Schriften in der Hand; leider kann ich nichts darüber finden, was auf ihnen geschrieben ist.


Hier noch einmal Christus als Opferlamm der Eucharistie. Auf der Eucharistie-Schale steht: „LABE FAGE TOUTO TO SOMA MOU“ = „Nimm und iss, dies ist mein Leib“ (Matthäus 26:26). Neben der Schale mit Christus als Brot steht ein Kelch mit Wein.


Außer der Deesis und der Eucharistie sind nur wenige Wandmalereien in der Kirche erhalten; hier der Kopf eines Heiligen in einer Nische.


Die Wandmalereien in dieser Kirche stammen (bis auf wenige ältere Reste) aus dem Jahr 1315; es ist außerdem der Name des Stifters erhalten: Nikiforos Tzokandilis.


Richtung Süden liegt direkt an der Kirche des Theologos eine einschiffige Kirche an, die dem Heiligen Theodor geweiht ist. Auch sie war vermutlich mal mit Malereien ausgeschmückt, von denen jedoch kaum noch eine Spur erkennbar ist.

Es ist schon erstaunlich, eine Kirche dieser Art mitten der heute kaum besiedelten Ödnis in Südnaxos zu finden!

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