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Agios Georgios in Marathos

Im südwestlichen Naxos, in der Gegend südlich um Agiassós, liegen versteckt in der Landschaft mehrere Kirchen mit bedeutenden byzantinischen Wandmalereien, die sehr sehenswert sind, auch wenn sie leider nicht in besonders gutem Zustand sind. Eine davon ist dem Heiligen Georg geweiht: Ágios Geórgios Marathoú. Sie ist benannt nach dem Landstrich Marathós, dem großen Tal südlich des Kastro Apalírou (vom wilden Fenchel, gr. máratho). Ágios Geórgios Marathoú liegt ganz am Ende des Tals, unterhalb der Straße von Filóti Richtung Kalandós, nicht weit vom Südende des Zeus-Berges.


Ágios Geórgios Marathoú liegt weit oben im großen Tal von Marathós südlich des Kastro Apalírou. Das Tal ist relativ eben und auch heute noch bewirtschaftet, wenn auch auf den Äckern das Getreide nur noch als Schaffutter angebaut wird. Im Sommer ist die Landschaft hier sehr trocken in öde. Im oberen Teil des Tales gibt es allerdings auch Ölbaumhaine und stellenweise wächst Wald aus Kermeseichen und wilden Oliven.


Hier der Blick über das ganze Tal vom Kastro Apalírou aus. Die Kirche liegt im oberen linken Teil des Bildes.


Ágios Geórgios Marathoú liegt auf einer kleinen Anhöhe am oberen Ende des Tals.

Der einschiffige Bau mit Kuppel und einem Vorbau mit Kuppel im Westen stammt vermutlich aus dem 11. oder 12. Jahrhundert.


Es handelt sich um eine einschiffige Kirche mit Kuppel, an die südlich eine weitere Kapelle angebaut ist (unbekannten Namens) sowie im Westen ein etwa quadratischer Vorbau mit Kuppel; dessen westliche Wand ist halb zerfallen und wird nun durch die westliche Wand der Kuppel ersetzt.


Ein ungewöhnlicher, auf Naxos einzigartiger Aspekt des Bauwerks sind die vier äußeren Nischen an der Kuppel, die abwechselnd mit schmalen Fenstern stehen.


Der westliche Vorbau besteht eigentlich nur aus einer von großen Bögen getragenen Kuppel; in allen vier Wänden unter den Bögen befinden sich große Türöffnungen.


Die Bögen sind wie bei so vielen Kirchen aus vulkanischen Tuff-Steinen gebaut, die offenbar von Santorin oder einer anderen Vulkaninsel eingeführt wurden.


Hier der Eingang in die Kirche.


Die ganze Kirche ist mit Wandmalereien ausgeschmückt, die aber in großen Teilen durch Ablagerungen an Kalk oder sonstigen Salzen bedeckt sind.


In der Kuppel sind nur sehr kümmerliche Reste an Malereien erhalten. Interessant die X-förmigen Verdickungen, die den Bereichen, in denen außen die Nischen sitzen, entsprechen.


In der Halbkuppel der Apsis befindet sich vermutlich, wie üblich, die Deesis; hier ist jedoch fast nichts zu erkennen, da die ganze Wand mit Kalkablagerungen bzw anderen Kristallen bedeckt ist. Man beachte auch die Gesichter, die auf die Unterseite des Bogen oberhalb der Apsis gemalt sind.


Diese Wandmalereien im östlichen „Arm“ zwischen Kuppel und Apsis (hier die der Südseite) sind besser erhalten. Es handelt sich um stehende Heiligenfiguren.


Im unteren Bereich der Apsis (hier der nörliche Teil) sind zwei Reihen von je drei Heiligenfiguren abgebildet (nur die Oberkörper). Links davon sieht man einen Heiligen der Figuren im östlichen „Arm“.


Hier die südliche Hälfte der Apsis.


Bei diesen Wandmalereien sind die Köpfe der Heiligen teilweise gesäubert worden.


Bei diesem Heiligen ist nur die Hälfte des Gesichts freigelegt worden. Wie schön wäre es, wenn alles gesäubert werden würde! Die Heiligengesichter sind ungewöhnlich sorgfältig und schön gemalt.


Zwischen den Heiligen, unter dem kleinen Fenster in der Mitte, befindet sich eine Inschrift.


Hier der rechte Teil. Die Inschrift nennt die Stifter des Thrones und der Ausstattung des Allerheiligsten; es handelt sich um Angehörige einer Familie namens Galatas. Hier ist auch die Jahreszahl der Ausschmückung der Kirche angegeben: 1285.


Unter den Bögen der Kuppel sind ebenfalls Heiligenfiguren abgebildet, hier Joseph.


Die Wandmalereien im oberen Teil der nördlichen Wand unter der Kuppel sind so schlecht erhalten, dass man schwer erkennen kann, was hier abgebildet ist.


Weiter unten steht ein großer Engel.


An der südlichen Wand gegenüber ist ein großer Heiliger abgebildet; es könnte sich um den Heiligen Georg, den Heiligen der Kirche handeln.


Weiter unten ist vermutlich sein Schild zu sehen.

Aufgrund einer Inschrift lassen sich die Wandmalereien genau datieren: Sie stammen aus dem Jahr 1285/6, also aus dem 13. Jahrhundert, achtzig Jahre nachdem die Insel von den Venezianern eingenommen worden war. Während aus den ersten fünfzig Jahren nach der Einnahme gar keine Wandmalereien stammen, sind in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts ganz besonders viele Kirchen (neu) ausgeschmückt worden – ein Zeichen, dass die Griechen unter der katholischen Herrschaft das Bedürfnis hatten, ihre Identität und Religionszugehörigkeit durch die Malereien in ihren Kirchen zu demonstrieren.


An derselben Wand ist im unteren Teil eine ältere Schicht zu sehen; hier sind zwei Stifter der Kirche abgebildet.


Auch im linken Teil derselben Wand ist auf einem kleinen Stück die untere Lage freigelegt.

Die Kirche Ágios Geórgios Marathoú ist eine ganz besonders eindrucksvoll ausgeschmückte Kirche; die Abbildungen sind von bemerkenswerter Qualität, sorgfältig ausgeführt, sowohl mit schöner Linienführung, als auch mit exquisiter Schattierung und Farbgebung. Man kann nur wünschen, dass die Kirche restauriert und die wunderbaren Malereien freigelegt werden!


In der schmalen südlichen Kapelle sind nur wenig Reste von Wandmalereien erhalten.


Am besten erhalten ist diese Abbildung von Maria mit Jesus.

Es bleibt immer wieder erstaunlich, dass es in den heute sehr einsamen und abgelegenen Gegenden von Naxos so bemerkenswerte Kirchen gibt, mit sehr sorgfältig gemalten und reichen Ausschmückungen. Man darf dabei jedoch nicht vergessen, dass diese Kirche, als sie errichtet wurde, nah an der größten Siedlung der Insel lag, die sich direkt unterhalb der Burg Apalírou befand. Die ganze umliegende Region wurde sicherlich schon im Altertum und im Mittelalter (und bis in die jüngere Zeit) für den Anbau von Getreide und anderen Feldfrüchten genutzt und war vermutlich über lange Zeit recht dicht besiedelt.


Blick von der Kirche über das Tal von Marathós mit seinen Getreidefeldern und Olivenbäumen bis zur Küste nördlich von Agiassós; rechts im Hintergrund der Berg Apalírou

weiter: Panagia Archatou bei Agiassos

siehe auch:

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