Macchie und Garrigue
Obwohl es auf Naxos auch noch einige Waldreste gibt, ist der größte Anteil der (nicht bewirtschafteten) Regionen der Insel doch überwiegend von „Strauchvegetation“ bewachsen. Bei diesen niedrigen oder offenen Pflanzengesellschaften kann man drei Typen unterscheiden:
1. Phrygana: Bestände aus Zwergsträuchern und Sträuchern (sowie niedrigen einjährigen Pflanzen, Zwiebelpflanzen und Stauden)
2. Garrigue: neben den Arten der Phrygana auch mit Baumarten, die jedoch durch die Beweidung vor allem durch Ziegen in niedriger, verbissener Form wachsen
3. Macchie: aus Sträuchern und niedrigen, locker stehenden Bäumen, ohne geschlossenes Kronendach
Garrigue aus Sträuchern und verbissenen, strauchförmigen Bäumen
Macchie mit diversen, locker stehenden Baum- und Straucharten
Eine Phrygana kann einer Garrigue oft sehr ähnlich sehen; es fehlen jedoch die Baumarten (im Hintergrund ein Olivenhain).
Bäume, die wie Sträucher aussehen
Auf Naxos kommen mehrere Baumarten vor, die in der Lage sind, unter Verbiss als niedriger Strauch zu wachsen. Die wichtigsten unter ihnen sind die Kermeseiche (Quercus coccifera, im Gegensatz zu den anderen Eichenarten, die diese Fähigkeit nicht zeigen), die Steinlinde (Phillyrea latifolia), die Wilde Olive (Olea europaea) und der Kreta-Ahorn (Acer sempervirens). Der Mastixstrauch (Pistacia lentiscus) ist andersherum in der Lage, einen kräftigen Stamm zu bilden, wenn er vor Beweidung geschützt wachsen kann.
Die Kermeseiche kann ein großer Baum werden.
Unter Verbiss durch Ziegen wächst die Kermeseiche dagegen als niedriges Polster.
der Übeltäter: die naxiotische Ziege
Bei starker Beweidung bildet die Kermeseiche sehr dicht stehende, kleine Blätter aus.
Hier wachsen winzige Kermeseichen-Sträuchlein zwischen wesentlich größeren Ginster-Büschen.
Auch der Ölbaum bildet unter Beweidung winzige, fast schuppenartige Blätter.
Die Steinlinde kann bei Beweidung ebenfalls als niedriger Strauch wachsen…
…ebenso der Kreta-Ahorn.
Ähnliche Gebüschformen bildet auch der Mastixstrauch, dessen ältere Blätter wegen ihres hohen Harzgehaltes ungern gefressen werden: Der Busch formt einen dichten, dem Boden anliegenden, kaum durchdringbaren Wall aus Zweigen und Blättern. Wenn er nicht der Beweidung ausgesetzt ist, kann der Mastixstrauch an günstigen Standorten auch zu einem hohen Baum heranwachsen.
Der Mastixstrauch bildet fast undurchdringliche Gestrüppe.
Hier ein „Mastixbaum“: Der Mastixstrauch, obwohl er meist strauchförmig wächst, kann unter günstigen Umständen auch einen großen Baum bilden.
Im Gegensatz zur Kermeseiche kommt die gegen Feuer und Beweidung empfindlichere Steineiche (Quercus ilex), die nicht als Zwergform wachsen kann, heute auf Naxos nur noch in einem sehr begrenzten Areal vor und kann sich wohl nur in einem kleinen, nicht beweideten Hain bei Kinídaros verjüngen. Wie weit sie ursprünglich auf der Insel verbreitet war ist unklar; man muss jedoch davon ausgehen, dass sie in den höheren Lagen große Wälder bildete.
Garrigue und Macchie als Degradationsformen des Hartlaubwaldes
Eine Garrigue ist ein degradierter Hartlaubwald, der auf demselben Standort die potentielle natürliche Vegetation darstellt. Die entscheidenden Faktoren, durch die ein Wald degradiert wird, sind Brand und nachfolgende Beweidung. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Hartlaubwälder nicht übermäßig gut brennen, jedenfalls deutlich schlechter als die Sträucher und Zwergsträucher der Garrigues und Phryganas. Dennoch fallen im Laufe der Zeiten hier und da noch verbliebene Wälder Bränden zum Opfer. Die Bäume des Waldes werden durch das Feuer meist nicht abgetötet, sondern können aus ihren Wurzen wieder austreiben. Wenn sie dann jedoch durch Ziegen beweidet werden, schaffen sie es nicht, in die Höhe zu wachsen, sondern bilden ein niedriges, dichtes Polster: eine Garrigue entsteht.
Bei der Macchie ist die Situation ein bisschen anders. Eine Macchie kann ein Zwischenstadium zwischen Garrigue und Hartlaubwald sein, wenn eine Garrigue auf dem Weg ist, wieder zu einem Wald hochzuwachsen. Vor allem kommen Macchien (auf Naxos) jedoch an Standorten vor, die für die Kermeseiche und einen echten Hartlaubwald zu trocken sind und an denen überwiegend der Phönizische Wacholder vorkommt, der nicht als geschlossener Wald wächst. Diese Macchien sind somit eine stabile Vegetationsform, nicht eine Ersatzvegetation; sie schließen sich an die Hartlaubwälder an trockeneren Standorten an.
kleines Hartlaubwäldchen aus Kermeseiche, mit Steinlinde und Wilder Olive, wie es für die niedrigeren Lagen in Ostnaxos typisch ist, umgeben von Macchie
In der Macchie wachsen Sträucher und niedrige Bäume in bunter Mischung. An Standorten, an denen viel verbissene Kermeseiche, Steinlinde und Wilde Olive vorkommen, könnte die heutige Macche bei wegfallender Beweidung wieder zu einem geschlossenen Wald hochwachsen.
Hier eine Garrigue mit denselben Arten, die hier aber meist nicht höher als etwa einen halben Meter werden. Im Vordergrund sieht man noch die Reste der beim letzten Feuer abgebrannten Sträucher.
Diese Macchie aus Phönizischem Wacholder und Wilder Olive sowie diversen Sträuchern ist kein degradierter Wald, sondern die natürliche Vegetation an diesem Standort, der für die Kermeseiche zu trocken ist. Bestände, in denen der Phönizische Wacholder überwiegt, müssen als Macchie gelten, da der Wacholder kein geschlossenes Kronendach bildet. Die Kermeseiche kann weder durch Brand noch durch Beweidung ausgerottet werden; wo sie fehlt, ist es für sie zu trocken.
Die Sukzession zurück zum Hartlaubwald
Die natürliche Sukzession von der Garrigue zurück zum Hartlaubwald läuft auch bei sehr seltenem Abbrennen und eher geringer Beweidung sehr langsam ab. Im Laufe der Jahre können die Sträucher so groß werden, dass die Mitte des dichten Gebüschs außer Reichweite der Ziegen gelangt. Dort können dann einige Triebe in die Höhe wachsen und es entstehen die typischen vielstämmigen, kleinen Baumgruppen, die man überall in den Macchien antreffen kann. Nach und nach können sich derartige Baumgruppen zu einem lockeren, offenen, niedrigen Wald zusammenschließen. Im Gegensatz zur Macchie weisen die Hartlaubwälder ein geschlossenes Kronendach auf und zeigen meist wenig Unterwuchs an Sträuchern und Zwergsträuchern, die im Schatten unter den Bäumen nicht gut gedeihen können. Entsprechend ist die Artenvielfalt in Macchie und Garrigue meist beträchtlich höher als im geschlossenen Wald. Wie man sich denken kann, sind die Übergänge zwischen Garrigue, Macchie und Wald kontinuierlich.
Die verbissenen Sträucher wachsen im Lauf der Zeit zu einem sehr dichten Gebüsch heran, in das sogar die Ziegen nicht mehr eindringen können.
In solchen dichten Gebüschen können einige Triebe den Mäulern der Ziegen entkommen.
Niedriges, verbissenes und den Ziegen entkommenes Gestrüpp wachsen durcheinander.
Aus den Trieben, die außer Reichweite der Ziegen gelangen, entstehen im Lauf der Jahre (wenn nicht erneut abgebrannt wird) kleine Baumgruppen.
Die Hartlaubwälder, die auf diese Weise im Lauf der Jahre wieder aufwachsen können, weisen im Gegensatz zur Macchie ein geschlossenes Kronendach auf; der Unterwuchs an Sträuchern ist nur gering.
Garrigue – Phrygana
Auf den ersten Blick können Garrigues und Phryganas durchaus ähnlich aussehen. Oft benötigt es einen zweiten Blick um sich zu vergewissern, ob zwischen den in beiden Pflanzengesellschaften häufigen großen Sträuchern wie dem Dornigen Ginster und dem Behaarten Dornginster auch Baumarten wie die Kermeseiche oder die Steinlinde wachsen. Selbstverständlich gibt es an vielen Standorten auch allmähliche Übergänge oder ein kleinräumiges Mosaik aus Pflanzengesellschaften, die als Phrygana und solchen, die als Garrigue bezeichnet werden müssen.
artenreiche Phrygana
Diese Pflanzengesellschaft sieht auf den ersten Blick einer Phrygana sehr ähnlich; es handelt sich aber um eine Garrigue, in der auch verbissene Baumarten (Kermeseiche, Wilde Olive usw) vorkommen.
Ursprünglich wurde auch die Phrygana für eine Degradationsform in der Reihe Hartlaubwald-Macchie-Garrigue unter dem Einfluss von starker Beweidung und Brand gehalten. Auf Naxos kann man jedoch deutlich beobachten, dass auch unter extremer Beweidung und gelegentlichem Abbrennen auf Marmor Garrigues oder Macchien mit Waldbaumarten wie vor allem der Kermeseiche, aber auch wildem Ölbaum, Steinlinde, Mastixstrauch, Kreta-Ahorn oder Phönizischem Wacholder (Juniperus phoenicea) gedeihen können. Bei zunehmendem Beweidungsdruck wird die Garrigue nicht von einer Phrygana abgelöst, sondern die Pflanzen stehen nur immer lockerer, bis im Extremfall kaum bewachsener, nackter Fels übrigbleibt. Baumarten wie die Kermeseiche können kaum durch Beweidung oder Brand ausgerottet werden; sie treiben immer wieder aus.
Auch unter extremer Beweidung werden die Baumarten der Macchie nicht völlig eliminiert, sondern wachsen nur immer spärlicher.
Hier auf dem Gipfel des Zeus wuchs sicher ursprünglich ein dichter Hartlaubwald. Das ist heute davon übrig geblieben: eine sehr lockere Garrigue aus verbissenem Kreta-Ahorn, Kermeseiche und hier und da Kreuzdorn. An diesem Standort mit durchschnittlich an die 1000 mm Regenfall im Jahr ist die Spärlichkeit der Vegetation sicher nicht auf Trockenheit zurückzuführen, sondern auf eine Beweidung durch Ziegen nach Abbrennen. In den 30 Jahren, in denen ich hier wohne, hat es auf dem Zeus-Gipfel meines Wissens kein einziges Mal gebrannt. Trotzdem können die verbissenen Sträucher selbst bei nur mäßiger Beweidung nicht wieder in die Höhe wachsen.
Die wenigen Bäume, die übrig geblieben sind (Kretischer Ahorn), wachsen in vom Feuer offenbar ausgelassenen Senken. Auch hier kann kein Jungwuchs hochkommen; die Bäume sind alle schon recht alt und was in Reichweite der Ziegen ist, wird verbissen.
Hier der Übeltäter: die naxiotische Ziege, im Schatten der Ahorn-Bäume.
Der Einfluss des Gesteins
Macchien und Garrigues, die überwiegend aus Kermeseiche und Phönizischem Wacholder bestehen, begleitet beispielsweise von Steinlinde, Wilder Olive, Kreta-Ahorn, Mastixstrauch, Kreuzdorn und Ginstern, sind auf Naxos stets auf Marmor zu finden. Obwohl über Marmor oft keine oberirdische Erdschicht ausgebildet ist und die Landschaft sehr trocken erscheint, können die tiefwurzelnden Bäume in den erdgefüllten Klüften zwischen den Marmorfelsen genügend Feuchtigkeit finden. Diese Erde in den tiefen Spalten zwischen den Felsen ist sogar besonders gut vor Verdunstung geschützt. Auch in den trockensten Lagen von Naxos können auf Marmor noch diverse Baumarten gedeihen, auch wenn sie hier kein geschlossenes Kronendach mehr bilden können, sondern sehr locker stehen.
Auf Schiefer, Konglomerat und Granit-ähnlichen Gesteinen können dagegen oft keine Baumarten wachsen – und das nicht nur in den niedrigen, trockenen Lagen, sondern auch an vielen Stellen an den Hängen der Berge. Das liegt daran, dass sich der Schiefer schlechter durchwurzeln lässt und dass in Hanglagen keine genügend tiefe Bodenschicht entstehen kann, die ausreicht, damit die Bäume das ganze Jahr über ausreichend Feuchtigkeit bekommen. Die Erdschichten über Schiefer und Granit trocknet im Sommer oft vollständig aus. An diesen Standorten wachsen nur Sträucher, die an der Oberfläche ein ausgebreitetes, fein verzweigtes Wurzelwerk ausbilden, mit dem sie die winterlichen Regenfälle gut ausnutzen und die den Sommer dadurch überstehen, dass sie eine Trockenpause einlegen, indem sie ihre Blätter abwerfen oder sehr kleine, sich zusammenrollende Sommerblätter ausbilden. Nur in den Tälern oder auf Terrassen, wo die Erdschicht dick genug ist, oder an felsigen Stellen mit Klüften und Rissen im Gestein können Bäume wachsen.
Phrygana an sehr trockenem Standort auf Schiefer mit durchgehender, aber dünner Bodendecke: Es können fast nur die Dornige Bibernelle und der Kopfige Thymian gedeihen, die die Sommertrockenheit überstehen, indem sie ihre Blätter abwerfen und eine Vegetationspause einlegen.
Benachbart dazu wächst auf Marmor ohne oberirdische Bodendecke eine lockere Wacholder-Macchie.
An diesem Hang am Zeus ist deutlich sichtbar, dass die dunkelgrüneren verbissenen Hartlaub-Sträucher in den Marmorbändern wachsen (mit den weißen herausragenden Felsen), während auf dem Schiefer nur Zwergsträucher vorkommen.
Derselbe Effekt ist auch hier am Hang des Kalógeros bei Apóllonas zu erkennen: Die Bäume wachsen an den felsigen Stellen, wo die Klüfte des Gesteins eine ausreichend tiefe Durchwurzelung erlauben, sowohl auf Marmor als auch auf Schiefer.
Auch hier auf den Mákares-Inseln sind die Baumarten (dunkelgrün) an den Marmor-Untergrund gebunden.
In den Klüften im Marmor sammelt sich bis in große Tiefen derartige rote Erde an, die den ganzen Sommer über Feuchtigkeit speichert.
Auch an sehr trockenen Standorten können die Bäume mit ihren tiefen Wurzeln in den Klüften des Marmors noch Feuchtigkeit finden.
Entsprechend wachsen in den trockeneren Gebieten der Insel (unabhängig von der Höhenlage) auf Marmor Hartlaubwälder, oder aus diesen entstandene Garrigues, oder Macchien. Auf Schiefer, Granit und ähnlichem Untergrund wachsen Phryganas, in denen die Baumarten nicht vorkommen, oder an günstigen Standorten Wälder. Dieser standortökologische Unterschied zwischen Phryganas und Garrigues ist für Naxos zuerst von Niels Böhling (in seiner Dissertation „Raumgliederung auf Naxos“, Gebr. Borntraeger Verlagsbuchhandlung 1994) beschrieben worden.
Typische Formen von Garrigue und Macchie
1. Macchie mit Phönizischem Wacholder
In der wärmsten Stufe von Naxos, also vor allem in Süd- und Ostnaxos in Küstennähe bis stellenweise zu einigen Hundert Metern Höhe, wächst auf Marmor häufig eine lockere Macchie, die überwiegend aus Phönizischem Wacholder (Juniperus phoenicea) besteht. Teilweise sind in geringeren Anteilen die übrigen typischen Macchie-Arten wie Mastixstrauch, Ölbaum oder Steinlinde beigemischt sowie verschiedene Zwergsträucher; seltener auch die Kermeseiche, die die trockensten Lagen meist meidet.
Die Macchie aus Phönizischem Wacholder ist charakteristisch für Standorte mit extremer Trockenheit und Hitze in den wärmsten Regionen der Insel. Der Phönizische Wacholder mit seinen schuppenartig reduzierten Blättern ist besonders trockenheitsresistent. Dass die Sträucher der Macchie locker stehen, hat seinen Grund im Wassermangel: Die Wurzeln der einzelnen Pflanzen brauchen so viel Platz, um eine ausreichende Wasserversorgung zu gewährleisten.
Es ist davon auszugehen, dass die Macchie aus Phönizischem Wacholder auf Naxos die natürliche Vegetation der trockensten Lagen der thermomediterranen Stufe der Hartlaub-Zone darstellt und sich auch bei Wegfall des menschlichen Einflusses nicht sehr verändern würde. Sie entsteht jedenfalls nicht durch Abbrennen aus Eichenwald: Der Wacholder ist feuerempfindlicher als die Kermeseiche. Durch Beweidung wird der Wacholder gegebenenfalls begünstigt, da er sehr ungern gefressen wird. Nur bei extremer Überweidung beginnen die Ziegen die Rinde des Wacholders abzunagen, wodurch die Pflanzen vertrocknen. Leider kann man diesen Prozess in den letzten Jahren in Südnaxos häufiger beobachten. Allerdings kann auch die Kermeseiche kaum durch Beweidung eliminiert werden; ihr Fehlen in der Wacholder-Macchie ist auf die zu große Trockenheit der Standorte zurückzuführen.
An trockeneren Standorten werden die für das Mittelmeergebiet typischen Hartlaubwälder durch offene Macchien ersetzt, die hauptsächlich aus Phönizischem Wacholder bestehen.
Reiner Bestand vom Phönizischen Wacholder auf dem Kap
Macchie aus Phönizischem Wacholder und Wilder Olive an einem Hang beim Kástro Apalírou.
Der Wacholder kann sich auch an extrem trockenen Standorten noch halten.
2. Macchie aus Großfrüchtigem Wacholder
Direkt an der Küste wächst in einigen Regionen von Naxos der Großfrüchtige Wacholder (Juniperus macrocarpa = J. oxycedrus ssp. macrocarpa), der Salzeinfluss benötigt und Übersandung verträgt. Er bildet lockere Gebüsche, teilweise zusammen mit dem Mastixstrauch, der ebenfalls Übersandung vertragen kann. Die sich nahe am Boden verzweigenden Büsche verstärken durch ihre dichte Benadelung die Sandablagerung. Dadurch wird die Bildung von Sanddünen gefördert (vor allem Südwest-Naxos, aber kleinflächig auch bei Psilí Ámmos an der Ostküste). Bei zu hoher Anhäufung von Sand stirbt der Wacholder jedoch ab. Auch Jungwuchs kann nur in Dünensenken auf lehmigem Boden aufkommen. Auch an nicht-sandigen Standorten in Küstennähe kommt der Großfrüchtige Wacholder gelegentlich vor, wie zum Beispiel auf dem Kap Stavrós bei Moutsoúna. Hier wächst er gemeinsam mit dem Phönizischen Wacholder.
Die Macchie des Großfrüchtigen Wacholders ist eine natürliche Gesellschaft der thermomediterranen Hartlaubvegetation, die an Standorten mit Salzeinfluss und (nicht obligatorisch) Übersandung wächst. Ebenso wie der Phönizische Wacholder ist der Großfrüchtige Wacholder trockenheitsresistent, beweidungsangepasst und wenig brennbar, aber feuerempfindlich. An seinen Wuchsorten in unmittelbarer Küstennähe kommt er in den Genuss einer leicht erhöhten Feuchtigkeit durch Taufall und Auskämmen von Feuchtigkeit.
Macchie aus Großfrüchtigem Wacholder auf Sand bei Ágia Ánna
Hier wächst eine Macchie des Großfrüchtigen Wacholders an der Lagune am Flughafen.
am Kap Stavrós auf Konglomerat, hier gemeinsam mit dem Phönizischen Wacholder
3. Kermeseichen-Macchie bzw -Garrigue
Im Süden und Osten der Insel ist von Küstennähe bis in höhere Lagen eine Macchie verbreitet, in der vor allem die Baumarten Kermeseiche (Quercus coccifera), Ölbaum (Olea europaea), Steinlinde (Phillyrea latifolia) und Phönizischer Wacholder (Juniperus phoenicea) vorkommen. Oft wachsen durcheinander gemischt sowohl sehr stark verbissene, polsterförmige Exemplare dieser Arten (außer beim Wacholder, der kaum gefressen wird) als auch größere Büsche und kleine Bäumchen, deren Kronen außer Reichweite der Ziegen gelangt sind. In den (weniger feuergefährdeten) Tälern schließen sich die Bäumchen oft zu kleinen Gruppen oder Wäldchen zusammen. Dazu kommen Straucharten wie der Mastixstrauch (Pistacia lentiscus), der Dornige Ginster (Genista acanthoclada), der Behaarte Dornginster (Callicotome villosa), der Kreuzdorn (Rhamnus lycioides) sowie stellenweise auch die Heide (Erica manipuliflora). In der Nähe von ehemaligen Gehöften oder um die früher bewirtschafteten Küstenebenen herum erhöht sich deutlich der Anteil des Ölbaums, gegebenenfalls als veredelte Exemplare, aber auch die Wildform kommt häufig vor. Im Südosten der Insel ist der Wilde Ölbaum so häufig, dass sich die Bauern früher aus dieser Region die Wildoliven holten, die sie auf ihren Feldern pflanzten und dann veredelten.
Bei Wegfall des menschlichen Einflusses, das heißt ohne Abbrennen und bei geringerer Beweidung würde die Kermeseichen-Macchie zu niedrigen Hartlaubwäldern aus denselben Arten aufwachsen. Es ist anzunehmen, dass in manchen Gebieten von Naxos, in denen heute Kermeseichenwälder vorkommen, ursprünglich Steineichenwälder gediehen; wie weit diese verbreitet waren, muss allerdings der Spekulation überlassen werden.
Garrigue überwiegend aus verbissener Kermeseiche
Große Flächen in Ostnaxos sind von Garrigue bedeckt.
Die Übergänge zwischen Garrigue und Macchie sind fließend; hier und da wachsen kleine Baumgruppen oder Wäldchen.
typische Macchie auf Marmor in Ostnaxos
4. Garrigue in höheren Lagen: mit Kreta-Ahorn
In den höheren Lagen ändert sich die Zusammensetzung der Garrigue. Ölbaum, Steinlinde und Phönizischer Wacholder verschwinden; statt dessen tritt der Kreta-Ahorn (Acer sempervirens) dazu. Derartige Pflanzengesellschaften aus Ahorn, Kermeseiche und Kreuzdorn kommen beispielsweise auf dem Gipfel des Zeus vor. Dieser Garrigue entsprechende Macchien sind nicht üblich; allerdings treten an manchen Stellen Wäldchen mit den genannten Arten auf, zu denen dann oft noch weitere Baumarten wie die Wilde Birne (Pyrus amygdaliformis) und zahlreiche Sträucher treten.
Auf dem Gipfel des Zeus wächst eine sehr lockere Garrigue aus Kreta-Ahorn, Kermeseiche und Kreuzdorn.
In geschützten Senken wachsen an einigen Stellen große Ahornbäume in der Garrigue.
5. Macchie auf Granit: Baumheide und Erdbeerbaum
Im Nordwesten des Kóronos-Berges in der Gegend von Skepóni wächst kleinflächig eine Pflanzengemeinschaft, die ebenfalls als Macchie eingestuft werden muss. Hier kommen zwei Pflanzen vor, die sonst auf Naxos (fast) nirgendwo auftreten: Der Erdbeerbaum (Arbutus unedo) und die Baumheide (Erica arborea). Diese Arten bilden hier zusammen mit dem Pfriemenginster (Spartium junceum) und Heide (Erica manipuliflora) eine dichte, fast undurchdringliche Macchie. Die umgebenden verwilderten Terrassen sind vor allem von Zistrosen (Cistus creticus) bewachsen; in den Tälern wächst Auwald, an den Hängen an manchen Stellen kleine Waldreste mit vielen Baumarten einschließlich vereinzelten Steineichen. Die Macchie ist vielleicht ein Überrest eines Hartlaubwaldes, der vermutlich hauptsächlich aus Steineichen mit den heute vorkommenden Arten im Unterwuchs bestand. Ernst Aristide Dugit, der Naxos 1861 bereiste, berichtet, dass es auf dem Kóronos-Berg im 18. Jahrhundert Wälder aus Kastanien und Eichen mit Erdbeerbaum und Mastixstrauch im Unterwuchs gegeben haben soll.
Diese Macchie mit Erdbeerbaum, Baumheide, vielen großen Sträuchern und zahlreichen Baumarten wächst an einem Granit-Hang bei Skepóni.
Baumheide
Erdbeerbaum
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