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Eine besondere Kermeseiche

Gastbeitrag und Gemälde von Barbara Lang

Eine Kermeseiche im April auf Naxos, hier zu einem richtigen, mehrere Meter hohen Baum herangewachsen. Diese häufige Eichenart wurde früher als Gerbstofflieferant und als ausgezeichnetes Brennholz geschätzt. Zudem ist sie die Wirtspflanze der Kermesschildlaus. „Rötlich schimmerndes Gold und flammendes Kermesrot“ waren schon im 5. Jhd. Farben für Könige. Die weiblichen Läuse sind gefüllt mit Eiern, die diesen roten Saft enthalten. Nach dem Absterben der Weibchen bleiben ihre Hüllen mit den Eiern zurück in Form von bräunlichen Kügelchen, die von den Griechen für Früchte gehalten wurden: kokkos ( Beeren). Diese Beeren, auch „Paradieskörner“ genannt, wurden für die Herstellung der ehemals kostbarsten und schönsten Farbe eingesammelt.

Die dichte rundliche Wuchsform des Baumes mit seinen stachligen, ledrigen Blättern bietet einen sicheren Schutz für manche Tiere, vor allem Vögel. Meist wächst die Kermeseiche aber mehr als Busch, und da sie prädestiniert zu sein scheint, von Ziegen zerbissen und abgefressen zu werden, bilden sich oft ganze niedrige Wälder von den bizarrsten Formen, „Ziegenbarock“ genannt. Mein Baum, auch barock, aber dem Ziegenfrass entkommen, hat mich fasziniert, wie er sich über das alte Gemäuer, eine alte Kirche, ausgebreitet hat, ein Zusammenspiel von ungehindertem Wachstum und Zerfall.

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