Die bedeutendste byzantinische Festung von Naxos liegt im Südwesten der Insel zwischen der kleinen Ortschaft Sangrí und der Bucht von Agiassós, nicht weit vom archaischen Demeter-Tempel. Die große Burganlage nimmt die Spitze des gut 450 m hohen Berg von Apalírou ein und überschaut eine der größten Ebenen von Naxos. Der Berg und auch die Burg haben ihren Namen vom Kreuzdorn (Rhamnus lycioides, gr. apaliriá) erhalten, der hier auch heute noch häufig zu finden ist. Heute wächst er nur als niedriger Strauch; früher soll es jedoch ganze Wälder aus großen Bäumen der Art auf Naxos gegeben haben, und das sehr haltbare Holz war beliebt für Dachkonstruktionen.
Um zur Festung von Apalírou zu gelangen, fährt man (von der Chóra kommend) hinter Sangrí die Straße Richtung Agiassós, also nach Süden. Nach etwa 1,5 Kilometern biegt man auf eine kleine Erdstraße nach links ab und folgt dieser bis zu ihrem Ende. Dort kann man das Auto in der Nähe eines Hofes stehen lassen und beginnt dann den Aufstieg bei einem Schild „Kastro Apalírou“, das unweit des Hauses am Fuße des Hanges steht.
Blick von der Asphaltstraße auf den Berg von Apalírou
Der Pfad, der zur Festung hinauf führt, ist nicht sehr deutlich. Im Großen und Ganzen muss man schräg nach rechts recht steil den Hang hinauflaufen. Am besten hält man sich, so gut es geht, an den deutlichsten Ziegenpfad. Es geht erst durch schüttere Vegetation, dann durch eine lockere Macchie von Phönizischem Wacholder; an einigen Stellen stehen auch kleine Baumgruppen der Kermeseiche.
Der erste Teil des Hügels ist von einer lockeren Macchie vor allem aus Phönizischem Wacholder bewachsen.
Auf der ersten Hügelkuppe öffnet sich der Blick auf das östlich gelegene, unbesiedelte Tal und auf die Spitze des Berges mit der Festung. Der Pfad verläuft Richtung Süden über den Sattel und dann weiter schräg den steilen Hang des Apalírou-Berges hinauf. Auch hier ist es wichtig, auf dem deutlichsten Pfad zu bleiben, weil der steile Hang unterhalb der Festung sehr schotterig und dementsprechend rutschig ist.
Blick in das öde Tal auf der östlichen Seite des Festungs-Berges; im Hintergrund der Zeus
Auf dem Sattel öffnet sich der Blick auf die Festung von Apalírou, die stolz auf dem Gipfel thront.
Am Wegesrand kann man Spuren der Erdbebenaktivität der Insel entdecken: eine tektonische Brekzie und eine Calcit-Ader mit schönen Kristallen.
Eine tektonische Brekzie entsteht dadurch, dass das Gestein an einer Verwerfung durch die Reibung bei der Bewegung zerbrochen wird und dann die Bruchstücke durch eindringende Mineralien wieder verschweißt werden.
Wenn gelöstes Calcit in einen Erdbebenriss einwandert und dort langsam kristalliert, bilden sich oft schöne Kristalle dieser Art.
Der Hang unterhalb der Festung ist sehr steil und mühselig zu begehen. Er ist übersät von Steinschutt mit unglaublich vielen Tonscherben darin. Im Mittelalter hatten die Bewohner von Naxos wegen der vielen Piratenüberfälle die Hafenstädte (wie die Jahrtausende alte Siedlung in der Chóra) aufgegeben und sich ins geschützte Innere der Insel zurückgezogen; hier in Apalírou lag damals die größte Siedlung der Insel. Ihre Einwohner bewirtschafteten die weite fruchtbare Ebene unterhalb des Berges.
Im Mittelalter lag auf dem Berg von Apalírou unterhalb der Festung die größte Siedlung der Insel. Der steile Hang ist übersät von Schutt.
Viele Tonscherben im Schutt zeugen von der menschlichen Nutzung.
Ziemlich weit oben am Hang wendet sich der Pfad wieder zurück und läuft nun, nicht sehr deutlich, nach schräg links bis zum nördlichen Teil der Burg, in dem die meisten Gebäudereste erhalten sind. Schon von unten kann man sehr gut die in ihrem nordwestlichen Teil weitgehend intakte, mehrere Meter hohe Wehrmauer der Festung erkennen; genau gesagt handelt es sich in diesem Bereich um zwei Mauern, die in geringem Abstand übereinander angelegt sind. An der unteren Wehrmauer ist das Fundament eines großen, runden Eckturmes erhalten. Auch Spuren weiterer Türme sollen erkennbar sein. Im Areal liegen eine ganze Reihe von Gebäuderesten und mehrere große und kleine Zisternen. Eine genaue Kartierung der Burg von Apalírou ist ab dem Jahr 2010 von Archäologen der Universitäten von Oslo und Newcastle durchgeführt worden. Innerhalb der Umfassungsmauern fand man, insbesondere auf der Westseite des Hügels, eine große Anzahl an Gebäuden (mindestens 75 Wohnhäuser), insgesamt 40 bis 50 Zisternen, zwei Kirchenkomplexe und ein Kloster. Die Häuser besaßen eine Kanalisation und waren teilweise zweistöckig. Insgesamt handelt es sich beim Burgkomplex um die mit Abstand größte Festung dieser Zeit auf den Kykladen.
Direkt oberhalb der untersten Wehrmauer liegt diese zweite Mauer, die mit Bastionen verstärkt ist. Dahinter liegen mehrere Gebäude.
Hier eine große, gut erhaltene Zisterne, die aus kleinen Feldsteinen mit einem Tonnengewölbe gebaut und innen verputzt ist.
Es ist Mitte September und die ersten Zwiebelpflanzen treiben ihre Blüten, hier der zierliche Herbst-Blaustern (Scilla autumnalis).
Blick nach Nordwesten über die weite, noch heute mit Getreide bebaute Ebene. Etwa in der Bildmitte liegt der Demeter-Tempel, rechts dahinter das Dorf Sangrí; im Hintergrund sind die Orte Ágios Prokópios und Ágia Ánna zu erkennen.
Blick nach Südwesten Richtung Kastráki
Wenn man weiter nach oben in den nordöstlichen Bereich der Festung vordringt, stößt man auf eine ganze Reihe kleiner Zisternen, von denen mehrere direkt an der Wehrmauer liegen. Hier befindet sich auch der zweite größere Gebäudekomplex mit einer Kirchenruine und einigen kleineren Gebäuden drumherum. Die doppelschiffige Kirche war dem Heiligen Georgios geweiht.
Eine gut erhaltene Zisterne liegt direkt hinter der Wehrmauer.
Auch dieses merkwürdige, fast runde Gebäude war eine Zisterne.
Im nördlichen Teil der Burganlage stehen die Überreste einer Kirche und einiger weiterer Gebäude daneben.
Das Kirchengebäude ist einigermaßen gut erhalten.
Das Mauerwerk der Kirchen ist eher unsorgfältig ausgeführt. Für den Bau wurde vor allem der hier vor Ort gefundene graue Marmor verwendet. Nur für die Simse unterhalb des Rundbogens sind von anderswo her transportierte Schieferplatten benutzt worden.
Im Mauerwerk sind an vielen Stellen Tonscherben eingebaut worden – ein Hinweis darauf, dass es hier schon vor der Errichtung der Kirchen im Mittelalter eine menschliche Nutzung gab.
Viele der Tonscherben, die auf dem Festungsgelände herumliegen, bestehen aus schlecht gesiebtem, grobem Ton, was vermuten lässt, dass sie schon ziemlich alt sind.
An vielen Stellen findet man Schieferplatten, die mit Absicht her transportiert sein müssen, da hier natürlicherweise kein Schiefer vorkommt. Sie wurden möglicherweise als Dachziegel benutzt.
Nun laufen wir den westlichen Hang entlang bis zum Südende des Berggipfels. Auch hier stehen die Reste einiger Häuser. Weiter südlich kann man Mauern und Fundamente ausmachen, die Überreste von weiteren Gebäuden.
An der Westseite sind viele Gebäudereste erhalten.
Ruine eines Hauses
noch eine Ruine
Auf dem Festungsgelände wachsen viele Kreuzdorne, von denen der Berg seinen Namen hat: Der Kreuzdorn heißt auf griechisch apaliriá.
Blick von Süden auf den Teil der Burganlage mit den meisten Gebäuderesten
Hier liegen auch viele Mauerreste aus Steinen, die ohne Mörtel oder Verputz aufeinander geschichtet sind.
Manche Sträucher sind dicht mit Flechten bewachsen (Xanthoria parietina und Ramalina spec.).
An der Südspitze des Berges liegen schöne Felsformationen aus weißem Marmorfels mit hübschen, geschützten, jetzt schon ergrünenden natürlichen Terrassen dazwischen. Auf dem Gipfel finden wir schon wieder Überreste einer Zisterne; eine weitere Zisterne ist in den Boden eingearbeitet. Man hat einen schönen Blick nicht nur über die Ebene im Westen, sondern auch über die kleine Ebene von Marathós, die sich nach Osten in die Berge schmiegt. Im Süden sieht man in der Ferne die Bucht von Agiassós liegen.
Im südlicheren Teil der Festung liegen schöne, grüne natürliche Terrassen in die Marmorfelsen eingebettet.
Zwischen den Steinen erscheint hier und da ein Herbst-Goldbecher (Sternbergia lutea).
Am südlichen Ende der Festung liegt ein halb in den Boden versenktes Gebäude. Wie am rötlichen, tonhaltigen Verputz zu erkennen ist, handelt es sich auch hier um eine Zisterne.
noch eine Zisterne
Blick nach Südosten in das Tal von Marathós
Blick den Bergrücken hinab nach Süden, im Hintergrund links die Bucht von Agiassós. Auf dem Hügel rechts der Bucht wird vermutlich ein Beobachtungsturm zur Überwachung des Meeres gelegen haben.
Wir laufen an der Ostseite der Festung wieder zurück. Kurz unter dem Kamm ist eine breite Wehrmauer erhalten. Außerhalb der Wehrmauer wachsen einige Kermeseichen, vielleicht die Überreste eines Waldes, der hier mal wuchs.
An der Ostseite zieht sich eine Wehrmauer an der Kante des Gipfels entlang.
Direkt hinter der Wehrmauer wachsen kleine Kermeseichen.
Blick auf den Gebäudekomplex mit den Kirchen.
So kommen wir wieder zurück zu den Kirchenruinen. Kurz vor den Gebäuden fällt uns wieder ein Loch im Boden auf: noch ein Wasserspeicher. Außer den oberirdisch gemauerten Zisternen hatten viele der Gebäude der Festung auch eine eigene unterirdische Zisterne.
Während die meisten Zisternen oberirdisch errichtet sind, gibt es auch unterirdisch gearbeitete, die sich wohl ursprünglich unter den Häusern befanden.
In einer Ecke der Zisterne befindet sich ein mit Erde verstopfter Zulauf.
Das Dach dieser Zisterne ist als Tonnengewölbe angelegt.
Innen sind die Zisternen verputzt.
In der Nähe finden wir einen ursprünglich vermutlich antiken Marmorstein, in dessen schräge Seiten ein dem Malteserkreuz ähnliches Kreuz eingemeißelt ist. Derartige Kreuzzeichen wurden auch in der byzantinischen Kunst schon verwendet. Ganz ähnliche Steine wie dieser sind im Museum des Demeter-Tempels ausgestellt; es handelt sich um aus alten Steinen des Tempels gearbeitete obere Stützsteine der kleinen Mittelsäulen in den Fenstern der byzantinischen Basilika, in die das Tempelgebäude im 6. Jahrhundert n. Chr. umgewandelt wurde.
Das eingeritzte Kreuz-Zeichen auf diesem Stein ist byzantinisch. Möglicherweise stammt der Stein ehemals vom Demeter-Tempel; ganz ähnliche Steine wurden beim Bau der byzantinischen Basilika auf dem Tempelgelände verwendet. Mehrere derartige Steine sind im Museum auf dem Tempel-Areal ausgestellt.
Naxos während der byzantinischen Epoche
Aus der byzantinischen Epoche sind von den Kykladen keine direkten schriftlichen Zeugnisse erhalten, und so sind unsere Kenntnisse beschränkt. Es ist nicht dokumentiert, wann genau und von wem die Burg von Apalírou errichtet wurde; vermutlich stammt sie aber aus dem 7. Jhd. Vermutlich handelt es sich um einen byzantinischen „Flottenstützpunkt“ und eine bei Piratenüberfällen genutzte Fluchtburg für der Einwohner der näheren Umgebung.
Byzantinisches Reich
Das Byzantinische Reich entwickelte sich aus dem östlichen Teil des Römischen Reiches und bestand von 330 bis 1453 n. Chr. über mehr als Tausend Jahre. Es stellte nicht nur die politische und kulturelle Weiterführung des Römischen Reiches dar, sondern bewahrte vor allem auch die antiken griechischen Traditionen, Philosophie und Wissenschaft, die später vom spätmittelalterlichen Europa übernommen wurde. Es betrieb in großem Maßstab Handel und besaß ein straff organisiertes Staatswesen und eine gut funktionierende Bürokratie. Trotz fortwährender Kämpfe mit den verschiedenen Nachbarstaaten, vor allem auch mit „Westrom“, dem westlichen christlichen Reich, war Byzanz über lange Zeit das mächtigste und reichste Staatsgebilde Europas. Hauptstadt des Byzantinischen Reiches war Konstantinopel, das heutige Istanbul. Während das Reich anfangs das ganze östliche Mittelmeergebiet umfasste einschließlich Kleinasiens, der Levante und teilweise sogar Ägyptens, verlor es nach und nach große Gebiete an seine Nachbarn und wurde schließlich etwa auf das Gebiet Griechenlands eingeschränkt. Byzanz spielte für Europa nicht nur eine entscheidende Rolle als Bewahrer des antiken Kulturgutes, sondern auch als Verteidiger der östlichen Grenze gegen die Araber und später die Türken. Von großer Bedeutung war auch die Übernahme der orthodoxen Religion und Kultur durch Russland und seine Nachbarstaaten. Das Ende des byzantinischen Reiches wurde eingeläutet durch die Einnahme und Zerstörung Konstantinopels durch die vom byzantinischen Kaiser ursprünglich zur Hilfe gegen die Osmanen gerufenen fränkischen und venezianischen Kreuzritter im Jahr 1204. Drei kleinere Reiche in Griechenland und Kleinasien führen die Tradition Byzanz‘ fort; auch Konstantinopel konnte vorübergehend wieder befreit werden. Im Jahr 1451 wurde die Hauptstadt und damit das byzantinische Reich schließlich endgültig von den Türken eingenommen.
Piraterie
Die älteste Erwähnung von Piraterie überhaupt stammt aus der Ägäis: Die griechischen Mythen berichten, dass der Gott Dionysos bei der Insel Ikaria von tyrrhenischen Piraten entführt worden sei. Den antiken Geschichtsschreibern zufolge ist das Piratenwesen seit Beginn einer nennenswerten Schifffahrt ein Problem in der Ägäis gewesen. Schon während der Bronzezeit hatten allem Anschein nach die kykladischen Ansiedlungen unter Piratenüberfällen zu leiden. Während der klassischen Antike und des Römischen Reiches gelang es den Machthabern, die Piraterie einzudämmen. Danach lebte sie jedoch wieder auf, zunächst etwa im 7. Jhd. n. Chr. durch arabische Schiffe. Die Araber konnten von 827 bis 961 n. Chr. die Herrschaft über Kreta erringen, von wo aus sie Raubzüge in die Ägäis unternahmen. So wird berichtet, dass arabische Piraten die Insel Naxos um 850 n. Chr. heimsuchten, und dass die Naxier den Arabern Tribut zahlten. Später trieben auch Piraten anderer Nationalität in der Ägäis ihr Unwesen, so Türken und katholische Piraten wie vor allem Genuesen und Venezianer. Auch während der venezianischen Periode waren Piratenüberfälle noch an der Tagesordnung. Die letzten Raubzüge von Piraten hat es in der Ägäis im 19. Jhd. gegeben.
Nur auf wenigen Kykladeninseln gibt es byzantinische Festungen; die meisten Kastros sind venezianisch. Es erscheint nicht sehr wahrscheinlich, dass die byzantinischen Festungen von der lokalen Bevölkerung zum Schutz gegen die Piraten erbaut worden seien. Obwohl die Plünderungen teilweise solche Ausmaße annahmen, dass manche Inseln vorübergehend gänzlich verlassen wurden, scheinen sich die Einheimischen zum Schutz gegen die Überfälle hauptsächlich in die Berge zurückgezogen und die Hafen- und Küstensiedlungen aufgegeben zu haben.
Die Funktion der Burg als Wachtposten, Fluchtburg und Versorgungspunkt
Die Burg von Apalírou ist möglicherweise schon im 7. Jahrhundert angelegt worden (abgesehen davon, dass es vermutlich auf dem Berg schon eine antike Akropolis gegeben hat). Die byzantinischen Herrscher errichteten in dieser Zeit mehrere Festungen entlang des bedeutenden Seeweges von Konstantinopel nach Kreta, der über Naxos verlief. Die ständige Besetzung der Festungen überwachte das offene Meer und alarmierte bei drohender Gefahr die benachbarten Posten und eventuell in der Nähe befindliche byzantinische Schiffe über Rauch- und Feuersignale. Es gibt Berichte, dass die byzantinische Flotte sich zeitweilig zwischen den Inseln der Kykladen versteckt hielt, bis Piratenschiffe die Gegend wieder verlassen hatten.
Auch als Versorgungspunkte waren die Festungen wichtig, da die byzantinischen Schiffe, um mehr Waffen transportieren zu können, nur wenig Verpflegung mitnahmen. Nachts wurden die Schiffe stets vor Anker gelegt, und die Mannschaften gingen an Land. Die Festung von Apalírou hat mit ihrem reichen Hinterland sicher vor allem als Versorgungspunkt eine Rolle gespielt. Der Ausblick auf das Meer war dagegen wesentlich schlechter; man muss davon ausgehen, dass es bei der Bucht von Agiassós einen Wachtturm gegeben hat, der mit der byzantinischen Festung auf Ios, die eine weite Meeresfläche überblickte, in Sichtverbindung stand. Vermutlich bestand auch eine Verbindung zur zweiten byzantinischen Festung auf Naxos, der kleinen Burganlage auf dem Kalógeros bei Apóllonas ganz im Norden der Insel, über eine kleine Zwischenstation auf dem Gipfel des Mávro Voúni bei Kóronos.
Außer ihrer Rolle als Versorgungshafen der byzantinischen Flotte hat die Festung von Apalírou sicher auch der Bevölkerung der Umgebung, die damals die am dichtesten besiedelte Region von Naxos war, als Fluchtburg gedient. Die Anzahl an Zisternen auf dem Festungsgelände beweist, dass die Burg darauf eingerichtet war, eine große Bevölkerung für eine lange Belagerungszeit zu beherbergen.
Die Zerstörung der Burg von Apalírou
Im Jahr 1207 (nach der blutigen und katastrophalen Einnahme Konstantinopel durch die Kreuzritter im Vierten Kreuzzug) näherte sich der Venezianer Marco Sanudo der Insel Naxos mit dem Ziel, die Herrschaft über die Kykladen zu erringen. Die Bevölkerung der Gegend zog sich zusammen mit den genuesischen Piraten, in deren Hand die Insel damals war, auf die Festung von Apalírou zurück. Der Venezianer ließ nach der Landung seine Schiffe verbrennen, um seinen Männern die Rückzugsmöglichkeiten zu nehmen, und nahm die Festung und damit die Insel nach mehrwöchiger Belagerung ein. Danach ließ Marco Sanudo den alten Berichten zufolge die Festung schleifen, was das Ende der Burganlage von Apalírou bedeutete, und verlegte den Sitz der Hauptstadt wieder in die Chóra.
Die Burg von Apalírou wurde durch ihre Eroberer geschleift, um sie endgültig unbewohnbar zu machen. Hier sieht man Zisternen, die durch eine hineingeschlagene Bresche zerstört sind – eine sehr effektive Maßnahme um die Festung unbewohnbar zu machen.
Blick nach Norden; links im Hintergrund der Kóronos-Berg mit seiner höchsten Spitze Mávro Voúni, von wo aus man Sichtverbindung sowohl nach Apalírou als auch zur zweiten byzantinischen Festung bei Apóllonas hat.
Und zum Abschluss noch einmal, weil’s so schön war, der Blick von unten auf die Festung.
siehe auch:
- Sehenswürdigkeiten
- Die bronzezeitliche Akropolis bei Panormos
- Geschichte
- Das byzantinische Naxos
- Naxos unter venezianischer Herrschaft
- Eine Klettertour auf den Kalogeros-Berg
- Eine Wanderung auf den Koronos-Berg
- Die Geologie der Insel Naxos
zum Weiterlesen:
- Byzantinisches Reich (Wikipedia)
- Byzantinisches Reich (Antikefan)
- Apalirou Environs Project, Newcastle University
- The survey at Kastro Apalirou, UiO
Zum Inhaltsverzeichnis
verwendete Literatur: Byzantinische Burgen auf den Kykladen, Hannalene Eberhard, in: Jahrbuch der Österreichischen Byzantinistik, Band 36, Wien, 1986