
Agios Pachomios bei Tsikalario
In der Nähe des Dorfes Tsikalarió liegt eine Kapelle des Heiligen Pachomios, eine der zahlreichen kleinen byzantinischen Kirchen, die über die ganze Insel verstreut sind. Sie ist für uns hier von Interesse, weil sie mit der Geschichte des venezianischen Kastells Apáno Kástro verknüpft ist. Es wird berichtet, dass es bei den Griechen der Region Brauch gewesen sei, kleine, kranke oder schwache Kinder (und Nutztiere) durch eine Öffnung über der Tür der Kirche zu reichen, damit sie dick und kräftig würden (abgeleitet von der Ähnlichkeit des Namens des Heiligen mit dem Wort pachí = dick). Als der Nachfolger des ersten Herzogs von Naxos, Angelos Sanudo, um 1230 den griechischen Dörflern verbieten wollten, diesen „heidnischen“ Brauch auszuüben, entstand solch eine Aufregung unter der griechischen Bevölkerung und den orthodoxen Priestern, dass der Herzog zur Einschüchterung der Griechen ein starkes Kastell ganz in der Nähe des Dorfes Tsikalarió errichten ließ: das Apáno Kástro. Vermutlich hing der Aufstand der orthodoxen Bevölkerung auch damit zusammen, dass einige Zeit davor der vorige Herzog Marko Sanudo das wichtige Kloster Fotodotis an den Benediktiner-Orden übertragen hatte.
Die kleine Kirche des Heiligen Pachómios liegt ein wenig nördlich vom Dorf Tsikalarió.
Blick zurück auf die Dörfer Tsikalarió (vorn Mitte) und Damalás (links hinten)
Die Kirche besitzt einen überdachten Vorhof. Hier sieht man, im Vorraum stehend, auf den eigentlichen Eingang der Kirche: Über der Tür liegt die „Durchreiche“.
Durch dieses Loch wurden im Mittelalter von der orthodoxen Dorfbevölkerung die kleinen Kinder gereicht, damit sie dick und kräftig würden.
weiter: Das Jesuitenkloster in Kalamitsia
siehe auch:
- Agios Pachomios bei Apiranthos
- Die Sehenswürdigkeiten von Naxos
- Kirchen und Klöster
- Die Geschichte der Insel Naxos
- Das byzantinische Naxos
- Naxos unter venezianischer Herrschaft
- Das venezianische Kastell Apano Kastro
Quelle: Ο Άγιος Παχώμιος και οι Βενεδικτινοί στη Νάξο του 13ου αιώνα, Κωνσταντίνος Αντ. Κατσουρός, Φλέα, Έκδοση Πολιτισμού και Πολιτικής 10, 2006