Reiher- und Storchschnäbel, Erodium und Geranium
Die Reiher- und Storchschnäbel gehören zu den Storchschnabelgewächsen (Geraniaceae), die eine eigene Ordnung (Geraniales) innerhalb der Rosenähnlichen (Rosidae) bilden. Sie umfasst sechs Gattungen mit etwa 800 Arten. Während die Storchschnäbel (Geranium) weltweit verbreitet sind, haben die Reiherschnäbel (Erodium) ihren Verbreitungsschwerpunkt im Mittelmeergebiet. Die Storchschnabelgewächse besitzen recht kleine, fünfteilige, meist rosa oder lila Blüten und gekerbte oder gefiederte Blätter. Ihre Früchte tragen einen charakteristischen, mehr oder weniger langen Schnabel, wovon sich der Gattungsname ableitet: Sie gleichen einem langen Vogelschnabel. Manche Arten sind auf den ersten Blick recht ähnlich; sie lassen sich an der Form der Blätter und der Blüten sowie an Merkmalen der Frucht unterscheiden. Bei einigen ähnlichen Arten gibt es allerdings schwer einzuordnende Übergangsformen.
Reiherschnäbel haben längliche, gefiederte Blätter und fast stets zu mehreren stehende Blüten, während die Blätter der Storchschnäbel im Umriss meist rundlich sind und ihre Blüten einzeln oder zu zweit stehen.
Die kleine Storchschnabel-Art Geranium molle mit seinen für Reiher- und Storchschnäbel typischen kleinen rosa Blüten.
Die ebenfalls recht kleinen Blüten von Geranium columbinum haben breitere, leicht gekerbte Blütenblätter.
Alle Arten bilden geschnäbelte Früchte aus wie hier Erodium moschatum.
Die Früchte platzen beim Trocknen auf, wobei die Samen weggeschleudert werden; hier sieht man eine aufgeplatzte Frucht, an der die Samen noch dranhängen (Geranium rotundifolium).
Die Schnäbel der Früchte der Erodium-Arten drehen sich nach dem Aufspringen innerhalb weniger Minuten auf (der mittlere Fruchtstand auf dem Bild ist gerade mitten im Prozess, allerdings ohne dass sich die Teilfrüchte gelöst haben). Dabei verankert sich das rechtwinklig abgeknickte Ende der Frucht in der Vegetation, so dass sich der Samen durch die Drehbewegung leicht in den Boden einbohrt.
Auf Naxos kommen eine ganze Reihe von Erodium- und Geranium-Arten vor; einige Arten sind sehr häufig und weit verbreitet, andere sind seltener anzutreffen.
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Reiherschnäbel, Erodium
Gewöhnlicher Reiherschnabel, Erodium cicutarium, (L.) L’Hér.
Der Gewöhnliche Reiherschnabel ist in Kulturland und Phrygana sehr häufig.
Erodium cicutarium besitzt lang gestielte Blüten und meist tief zerteilte, spitz wirkende Fiederblättchen. Die dünnen Blütenstiele sind rötlich und weisen nur sehr kleine häutige Tragblätter auf.
Hier die Blüten von nahem.
Moschus-Reiherschnabel, Erodium moschatum
(L.) L’Hér.
Auch der Moschus-Reiherschnabel ist im Kulturland sehr häufig; er wächst oft an etwas nährstoffreicheren und feuchteren Stellen als der Gewöhnliche Reiherschnabel.
Die Fiederblättchen von Erodium moschatum sind rundlicher und nur gezähnt statt tief fiederspaltig. Es gibt allerdings auch Exemplare von E. cicutarium mit ganz ähnlichen Blättern.
Ein sichereres Merkmal sind die dicken, grünen, flaumig behaarten, drüsigen Blütenstiele und die größeren häutigen Tragblättchen bei Erodium moschatum.
Malvenblättriger Reiherschnabel, Erodium malacoides, (L.) L’Hér.
Der Malvenblättrige Reiherschnabel ist die dritte Art, die im Kulturland sehr häufig vorkommt; oft wächst sie gemeinsam mit den zwei vorigen Arten.
Die Blätter von Erodium malacoides sind nicht tief geteilt, sondern nur gekerbt.
Die Blüten dieser Art sind etwas dunkler rosa gefärbt als die der vorigen Arten (auf dem Foto nicht zu erkennen); außerdem sind sie kleiner und besitzen breitere, runde Blütenblätter. Die Fruchtschnäbel sind kürzer und die Stiele und Blätter drüsig.
Erodium malacoides besitzt eine rundumlaufende Furche und winzige Drüsen in der Grube am Schnabelansatz der Frucht, die zur Identifizierung wichtig sind; ebensolche Drüsen besitzt auch Erodium moschatum, während sie bei anderen Arten fehlen.
Erodium chium, (L.) Willd.
Die Reiherschnabel-Art Erodium chium ist deutlich seltener als die vorigen Arten. Sie kommt verstreut auf Naxos vor.
Erodium chium besitzt fiederspaltige, nicht gefiederte Blätter, allerdings recht tief gebuchtet.
An der Basis des Fruchtstandes stehen mehrere schmale und spitze häutige Tragblättchen. Die Fruchtschnäbel erreichen etwa 3,5 cm Länge.
Die Blüten sind tiefrosa und recht klein.
Erodium laciniatum, (Cav.) Willd.
Die Art Erodium laciniatum kommt in der Nähe von Stränden vor.
Erodium laciniatum ähnelt der vorigen Art. Die Fiederspalten der Blätter sind spitzer gezähnt, insbesondere bei den oberen Blättern.
Die Blüten sind rosa mit feinen dunkleren Linien; sie sind etwas größer als die der vorigen Art. An der Basis der Fruchtstände sitzen nur 2 rundliche häutige Tragblättchen.
Die bis knapp 5 cm langen Schnäbel sind braunrötlich gefärbt.
Die Frucht besitzt keine Furche und auch keine Drüsen.
Blauer Reiherschnabel, Erodium gruinum, (L.) L’Hér.
Der Blaue Reiherschnabel ist vereinzelt in Macchie und Kulturland anzutreffen; er wächst vor allem an Stellen mit mehr Erde.
Erodium gruinum besitzt deutlich größere, blaulila Blüten und kaum zerteilte Blätter.
Die auffälligen Blüten sind sehr kurzlebig: Sie öffnen sich frühmorgens; aber gegen Mittag fallen die Blütenblätter schon wieder ab, so dass man nachmittags keine Blüten finden kann.
Die Fruchtschnäbel sind sehr lang (bis über 10 cm).
Trauben-Reiherschnabel, Erodium botrys, (Cav.) Bertol.
Der Trauben-Reiherschnabel kommt hier und da in der Bergregion von Naxos vor.
Erodium botrys ähnelt der vorigen Art, hat aber kleinere Blüten und gefiederte Blätter.
Die Art kommt nur an wenigen Stellen von Naxos in größerer Anzahl vor, hier in Sífones.
Die Blütenblätter sind nicht genau gleich groß, so dass die Blüte etwas schief aussieht; sie sind rosa mit dunkleren Linien.
Die Frucht des Trauben-Reiherschnabels weist zwei deutliche Furchen an ihrem oberen Ende auf.
Storchschnäbel, Geranium
Stein-Storchschnabel, Geranium columbinum, L.
Der Stein-Storchschnabel kommt verstreut an schattigen Stellen in der Macchie vor.
Geranium columbinum weist tief zerschlitzte Blätter auf. Die Blüten sind relativ groß und sehr langgestielt; die Blütenstiele sind angedrückt behaart.
Unterhalb der Blüten sitzen zwei kleinere gegenständige Blätter.
Die blassrosa Blütenblätter dieser Art sind leicht gekerbt; sie überragen die Kelchblätter knapp.
Hier noch einmal die Blüte.
Die Kelchblätter besitzen einen hautigen Rand und eine lange, dünne Spitze; hier an den Früchten gut zu sehen. Der Schnabel der Früchte ist eher kurz.
Geranium dissectum, L.
Die Storchschnabel-Art Geranium dissectum ist auf Naxos selten; sie kommt in der Tragaía und um Sangrí vor und wächst vor allem an feuchten Stellen.
Sie ist Geranium columbinum ähnlich, aber die Blütenstiele sind kürzer und tragen eine rückwärts gerichtete, abstehende Behaarung. Die Blüten sind rötlich; die Kelchblätter sind länger als die Blütenblätter und haben keinen hautigen Rand. Die Kapselfrüchte sind – wie auch bei G. columbinum – behaart.
Glänzender Storchschnabel, Geranium lucidum, L.
Der Glänzende Storchschnabel ist im Kulturland auf Naxos recht häufig.
Geranium lucidum besitzt runde, auffällig glänzende Blätter und meist rötliche Stiele.
Die leuchtend rosa Kronblätter sind ganzrandig. Die Kelchblätter spreizen sich nicht ab, sondern bleiben auch bei aufgeblühter Blüte anliegend. Sie sind unbehaart und sehr charakteristisch gestaltet mit ausgeprägten Rippen.
Weicher Storchschnabel, Geranium molle, L.
Auch der Weiche Storchschnabel ist häufig auf Naxos und wächst oft in großer Zahl; gern auch an stark beweideten Standorten.
Geranium molle ist eine häufige Art mit runden, fein behaarten Blättern und sehr kleinen Blüten mit tief gekerbten Blütenblättern. Die oberen Blätter sind wechselständig.
Diese Art bildet nur sehr kurze Fruchtschnäbel aus. Die Blütenstiele tragen kurze Drüsenhaare und längere nicht drüsige Haare.
Purpur-Storchschnabel, Geranium purpureum, Vill.
Der Purpur-Storchschnabel kommt in Wäldern und an schattigen Standorten vor, wo er teilweise sehr häufig ist. Auch im Kulturland und in Gärten ist er oft anzutreffen.
Der Purpur-Storchschnabel ist nahe mit dem Ruprechtskraut (Geranium robertianum) verwandt und sieht diesem sehr ähnlich. Von den anderen Storchschnabel-Arten kann man beide daran unterscheiden, dass die Blätter nicht rundlich sind, sondern fiederspaltig mit fünfeckigem Umriss.
Im Unterschied zum Ruprechtskraut besitzt der Purpur-Storchschnabel kleinere Blüten und gelben, nicht orangen Pollen und die Kapselfrüchte sind stärker gerunzelt. Auf Naxos kommt nur der Purpur-Storchschnabel vor; sein Verbreitungsgebiet ist Westeuropa und der Mittelmeerraum.
Rundblättriger Storchschnabel, Geranium rotundifolium, L.
Der Rundblättrige Storchschnabel ist etwas seltener, aber auch recht regelmäßig anzutreffen. Er wächst vor allem im Kulturland.
Bei Geranium rotundifolium sind die unteren Blätter nur bis etwa 1/3 eingeschnitten; die oberen Blätter sitzen gegenständig.
Die Art ist am besten an den ganzrandigen rosa Kronblättern zu erkennen.