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Marienkäfer

Dieses Jahr sind unsere Gurken im Juli stark von Blattläusen befallen worden, so sehr, dass die Pflanzen deutlich darunter litten. Ich beschäftigte mich ein paar Mal damit, die Blattläuse so gut es ging auf den Blättern zu zerquetschen und spritzte mit Oregano-Sud, aber es ging wirklich abwärts mit den Gurkenpflanzen; sie verloren fast alle Blätter und produzierten kaum mehr Früchte. Nun erschienen aber nach und nach immer mehr Marienkäfer auf den Pflanzen, nicht nur der üblichen Siebenpunkt-Marienkäfer, sondern auch zwei andere Arten, die ich noch nicht kannte, der Asiatische Marienkäfer und der Variable Flach-Marienkäfer. Ich gab also meine Blattlaus-Bekämpfungsversuche auf und überlies das Feld den Marienkäfern. Und siehe da: innerhalb kurzer Zeit dezimierten sie die Blattläuse so weit, dass die Gurkenpflanzen sich vollständig wieder erholten! Dafür haben diese nützlichen Insekten hier wohl einen eigenen Blog-Beitrag verdient.

Die Marienkäfer sind bei uns wohl die bekanntesten Käfer und gehören zu den bekanntesten Insekten überhaupt. Die Familie Coccinellidae umfasst über 6.000 Arten, von denen etwa 250 in Europa vorkommen. Der Schwerpunkt der Verbreitung mit dem größten Artenreichtum liegt in den Tropen. Alle Marienkäfer sind eher klein und kugelig bis oval geformt mit einer stark gewölbten Oberseite. Die kurzen Fühler sind an ihrem Ende leicht keulenförmig verdickt. Der Kopf und die Unterseite sind üblicherweise schwarz gefärbt; die Flügeldecken sind dagegen oft auffallend bunt mit meist roter oder gelber Färbung. Der Halsschild ist entweder schwarz oder hat die Farbe der Flügeldecken. Viele Arten tragen zwischen 2 und 24 schwarze, farbige oder weiße Punkte. Die Anzahl und Anordnung der Punkte ist bei der Artbestimmung wichtiger als die Färbung, die bei manchen Arten sehr variabel ist.

Marienkäfer können gut fliegen. Sie treten oft in Massen auf; die Arten der gemäßigten Zonen überwintern teilweise auch in dichten Ansammlungen. Sowohl die adulten Tiere als auch die Larven ernähren sich räuberisch. Die Hauptnahrungsquelle sind Blattläuse und andere Pflanzenschädlinge. Im Laufe seines Lebens verzehrt ein Marienkäfer um die 3.000 Blattläuse. Entsprechend sind diese Käfer im Garten und in der Landwirtschaft sehr nützlich: Sie können einen Befall mit Blattläusen vollständig eliminieren. Darum werden die Marienkäfer häufig auch für die biologische Schädlingsbekämpfung eingesetzt. Allerdings sind die Marienkäfer gegen chemische „Pflanzenschutzmittel“ empfindlich, da sie diese mit den Blattläuse aufnehmen und in ihrem Körper anreichern. Die Marienkäfer selbst müssen sich natürlich auch gegen potentielle Fressfeinde zur Wehr setzen. Sie produzieren zur Abwehr ihrer Feinde einen Giftstoff, das Coccinellin, das für viele Tiere giftig ist und schlecht schmeckt. Die auffällige Färbung der Marienkäfer dient als Warnsignal. Bei Gefahr sondern sie die Gift- und Bitterstoffe als Sekrettropfen aus den Gelenken der Beine ab. Ensprechend werden sie beispielsweise von Vögeln kaum gefressen. Andere räuberische Insekten machen sich jedoch gegebenenfalls gern über Marienkäfer her.

Seit alters her sind die Marienkäfer bei den Menschen sehr beliebt. Das ist vermutlich hauptsächlich durch ihre Nützlichkeit für Gärtner und Bauern zu erklären, vielleicht aber auch durch ihr hübsches Aussehen. Der Name weist schon darauf hin, dass diese Käfer von den Bauern früherer Zeiten für ein Geschenk der Jungfrau Maria gehalten wurden. In vielen Kulturen werden die Marienkäfer als Glückbringer angesehen. Die älteste bekannte Darstellung ist ein 20.000 Jahre alter aus Mammutelfenbein geschnitzer Marienkäfer, der in Frankreich gefunden wurde.

Siebenpunkt-Marienkäfer, Coccinella septempunctata, L.

Der Siebenpunkt-Marienkäfer ist die häufigste und bekannteste Marienkäfer-Art. Er besitzt leuchtend rote Flügeldecken mit je drei schwarzen Punkten sowie einen zusätzlichen Punkt am Schildchen, der von zwei weißen Flecken flankiert ist; auch der schwarze Halsschild und der Kopf tragen je zwei weiße Punkte.

Siebenpunkt-Marienkäfer, Coccinella septempunctata
Der Siebenpunkt-Marienkäfer ist die häufigste Marienkäfer-Art. Er ist an den sieben schwarzen Punkten auf den roten Flügeldecken zu erkennen.

Siebenpunkt-Marienkäfer, Coccinella septempunctata
Siebenpunktige Marienkäfer bei der Paarung.

Siebenpunkt-Marienkäfer, Coccinella septempunctata
Die Larve des Siebenpunkt-Marienkäfers ist schwarz gefärbt mit kleinen orangenen Flecken; der Körper weist zahlreiche kleine Warzen auf, die Borsten tragen. Die Larve ist im Garten sehr nützlich, da sie viele Blattläuse verzehrt; sie schafft bis zu 50 Blattläuse pro Tag.

Siebenpunkt-Marienkäfer, Coccinella septempunctata
Hier eine Puppe, in der die Metamorphose zum erwachsenen Tier in etwa 5 Tagen abläuft.

Asiatischer Marienkäfer, Harmonia axyridis, Pallas

Der Asiatische Marienkäfer stammt ursprünglich aus Asien, ist jedoch in vielen Gegenden der Welt, so auch in Europa unbeabsichtiger Weise eingeschleppt oder mit Absicht für die biologische Schädlingsbekämpfung freigesetzt worden. Inzwischen ist er vielerorts so häufig geworden, dass er die einheimischen Marienkäfer-Arten verdrängt, unter anderem weil er meist von einem parasitischen Einzeller befallen ist, gegen den er selbst unempfindlich ist, den er aber auf andere Marienkäfer übertragen kann. Der Asiatische Marienkäfer vermehrt sich sehr effektiv: Vom Zeitpunkt der Eiablage bis zum Schlüpfen der Imagos dauert es nur gut drei Wochen.

Asiatischer Marienkäfer, Harmonia axyridis
Der Asiatische Marienkäfer ist eine invasive Art, die vielerorts zur biologischen Schädlingsbekämpfung eingeführt worden ist. Er zeigt eine sehr variable Färbung, meist mit vielen schwarzen Punkten. Am besten ist er an der schwarzweißen Zeichnung auf dem Halsschild zu erkennen. Ich habe den Asiatischen Marienkäfer in diesem Jahr (2022) zum ersten Mal bei uns gefunden.

Variabler Flach-Marienkäfer, Hippodamia variegata, Goeze

Der Variable Flach-Marienkäfer ist klein und besitzt eine längliche und recht flache Form. Meist sitzen auf jedem Deckflügel nur drei schwarze Punkte, alle in der hinteren Hälfte. Charakteristisch ist außerdem die Zeichung des Halsschildes. Wie auch die anderen Marienkäfer-Arten ernährt er sich von Blattläusen.

Variabler Flach-Marienkäfer, Hippodamia variegata
Der Variable Flach-Marienkäfer ist in den letzten Jahren bei uns häufiger geworden. Er ist leicht an der länglichen Körperform und den charakteristisch angeordneten Punkten zu erkennen.

Variabler Flach-Marienkäfer, Hippodamia variegata
Hier ist ein Variabler Flach-Marienkäfer einer Wanze zum Opfer gefallen.

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