Malvengewächse, Malvaceae
Die Malvengewächse sind eine große Familie in der Ordnung Malvenartige (Malvales) innerhalb der Rosenähnlichen (Rosidae). Sie umfasst 243 Gattungen mit etwa 4300 Arten und ist weltweit verbreitet; viele Gattungen sind auf tropische Regionen beschränkt. In Europa kommen Vertreter mehrerer Gattungen vor, so der Malven (Malva), Stockmalven (Alcea), Eibische (Althaea) und Strauchpappeln (Lavatera), deren Vertreter heute von vielen Autoren in eine Gattung, Malva, gestellt werden. Auf Naxos sind mehrere Arten der Malvengewächse sehr häufig, insbesondere in der Kulturlandschaft, an Feldern und Wegrändern. Die Arten sind auf den ersten Blick recht ähnlich. Sie besitzen mehr oder weniger handförmige, schwach gelappte bis geteilte Blätter und fünfteilige rosa Blüten. Sie unterscheiden sich vor allem in der Größe der Blüten sowie in der Form der Kelchblätter.
Hier kann man direkt zu den Gattungen springen (zurück kommt man durch Zurückblättern): Malven Malva – ehem. Strauchpappeln, Lavatera – ehem. Eibisch, Althaea – Samtpappel, Abutilon theophrasti
Kleinblütige Malve, Malva parviflora, L.
Auch die Kleinblütige Malve ist ein häufiges (und lästiges) Gartenunkraut. Ebenso wie die Kretische Strauchpappel wird sie sehr groß und kräftig.
Die Kleinblütige Malve sieht der Kretischen Strauchpappel ähnlich, hat aber deutlich kleinere Blüten, deren Blütenblätter kaum den Kelch überragen.
Alle Malven-Arten haben kleine, Käselaib-ähnliche Früchte, die essbar sind (daher der volkstümliche Name „Käsepappel“).
Von unten sieht man an den Blüten und Knospen die breiten inneren und die sehr schmalen, nicht verwachsenen äußeren Kelchblätter.
Wilde Malve, Malva sylvestris, L.
Die Wilde Malve, ebenfalls eine häufige Pflanze in Gärten und Kulturland, ist etwas zierlicher als die vorigen Arten und wächst oft mehr oder weniger niederliegend.
Die Wilde Malve ist eine schlankere Pflanze mit kleineren Blättern.
Sie besitzt drei bis vier cm rosa große Blüten mit reichlich Nektar und Pollen. Die Blütenblätter weisen kräftige, dunklere Striche auf, die die bestäubenden Insekten zu den Nektarvorräten leiten.
Auch bei dieser Art sind die äußeren Kelchblätter sehr schmal und nicht verwachsen.
Ähnlich wie bei den Winden sind die Knospen wunderschön eingerollt.
Blätter, Knospen und Blüten der Wilden Malve dienen wegen ihres hohen Schleimstoff-Gehaltes als Heilkraut bei Husten und Halsbeschwerden. Der Wirkstoff zerfällt allerdings beim Kochen, so dass man den Tee kalt ansetzen und nur vorsichtig erwärmen sollte.
Kretische Malve, Malva cretica, Cav.
Im Gegensatz zu den vorigen Arten kommt die Kretische Malve vor allem in Phrygana und Macchie vor. Sie ist viel kleiner und unscheinbarer als die vorigen Arten.
Die Kretische Malve ist eine recht kleine und zarte Pflanze. Auf den ersten Blick sieht sie einer Geranium-Art ähnlich.
Sie besitzt recht große, zart rosa Blüten mit gefransten Rändern.
Die Malven besitzen protandrische Blüten: Zuerst reifen die Staubbeutel, die in einer Röhre stehen, wie man an der mittleren Blüte sehen kann. Am nächsten Tag reifen die Narben und wachsen in die Länge (rechte Blüte). Wenn es zu keiner Fremdbefruchtung kommt, biegen sich die Narben nach unten, so dass sie die Staubblätter berühren und die Blüte sich selbst befruchtet. Hier sieht man auch die unterschiedlichen Blätter der Kretischen Malve: die oberen Blätter sind tief geteilt, die unteren rundlich.
Von unten erkennt man die drei sehr kleinen äußeren Kelchblätter.
Kretische Strauchpappel, Malva multiflora (= Lavatera cretica), (Cav.) Soldano & al.
Auf Naxos sind mehrere Malvengewächse in Gärten und Kulturland sehr häufig; eine davon ist die Kretische Strauchpappel.
Die Kretische Strauchpappel wird sehr groß und kräftig (und ist mit ihrer starken Pfahlwurzel ein furchtbares Gartenunkraut).
Sie hat etwa handförmige, leicht gelappte Blätter.
Die Blüten sind etwa zwei cm groß. Die Staubblätter sind (wie bei allen Malvengewächsen) auf der unteren Hälfte zu einer Röhre verwachsen.
Von unten sieht man die teilweise zusammengewachsenen, sehr breiten äußeren Kelchblätter.
Malva unguiculata (= Lavatera unguiculata), (Desf.) Alef.
Hier noch eine Malven-Art, die geradezu baumförmig wächst: die im östlichen Mittelmeergebiet vorkommende, verholzende Malva unguiculata.
Malva unguiculata besitzt schwach dreilappige Blätter und große rosa Blüten.
Dieses Exemplar hat einen richtigen Stamm ausgebildet.
Hier sieht man den untersten Teil des niederliegenden Stammes.
Die einheitlich rosa Kronblätter stehen etwas getrennt.
Die Kelchblätter sind fast bis zur Spitze verwachsen.
Die Blätter sind leicht dreilappig.
Raue Stockmalve, Malva setigera (= Althaea hirsuta), Schimp. & Spenn.
Die Raue Stockmalve ist eher selten, jedenfalls in unserer Gegend. Auf den ersten Blick sieht sie der Kretischen Malve ähnlich.
Die Stockmalve bleibt eher niedrig, aber verzweigt sich stark. Die unteren Blätter sind rundlich, die oberen tief handförmig gelappt.
Sie ist stark abstehend behaart.
Man die Raue Stockmalve einfach an der Gestaltung des Kelches von der Kretischen Malve unterscheiden: Anders als die echten Malven besitzen die Stockmalven acht bis neun äußere Kelchblätter.
Samtpappel, Abutilon theophrasti, Medik.
Die Samtpappel stammt ursprünglich aus Südasien, hat sich aber als invasive Art über weite Teile der Welt verbreitet. Die artenreiche Gattung Abutilon kommt vor allem in tropischen Regionen (insbesondere Südamerika) vor und umfasst auch viele Sträucher und Bäume. Einige Arten werden als Zierpflanzen verwendet. Die Samtpappel wird in China seit alters her zur Herstellung von Bast-ähnlichen Fasern verwendet. In Südasien werden die Blätter und Samen teilweise gegessen. Ähnlich wie auch unsere Malvenarten kann auch die Samtpappel als Heilkraut verwendet werden, insbesondere für Hautverletzungen und -reizungen und für Augenprobleme.
Der wissenschaftliche Name der Samtpappel ehrt den griechischen Philosophen und Naturwissenschaftler Theophrast (etwa 370 – 290 v. Chr.), der eines der ersten Werke über Botanik und Medizin verfasste. Der Gattungsname ist auf den persischen Arzt, Naturwissenschaftler und Philosophen Avicenna (980 – 1037 n. Chr.) zurückzuführen, der diese oder eine verwandte Pflanzengattung mit diesem (arabischen) Namen beschrieb.
Heutzutage ist die Samtpappel in vielen Gegenden der Welt ein unerwünschtes, sehr konkurrenzfähiges Ackerunkraut, das schwer zu bekämpfen ist. In Europa ist die Samtpappel in den letzten Jahren vor allem in Rüben- und Sojafeldern häufiger geworden; sie braucht aber warme Temperaturen, um zu keimen. In Griechenland ist sie nicht besonders häufig und kommt nur verstreut auf dem Festland und auf wenigen Inseln vor (z.B. Lesbos). Für Naxos war sie bislang nicht registriert. Dieses Jahr ist ganz unerwartet ein Exemplar in unserem Garten gewachsen – wie auch immer es hierher gekommen ist – und da sich die Art allgemein ausbreitet, wollte ich sie nicht unerwähnt lassen.
In diesem Jahr ist eine Samtpappel in unserem Garten gewachsen – das ist das erste Mal, dass ich diese invasive, aus Südasien stammende Art sehe.
Die Samtpappel ist ein kräftiges Gewächs, das recht hoch wird, mit großen herzförmigen Blättern und eher kleinen Blüten mit fünf orangefarbenen Kronblättern, fünf am Grund verwachsenen Kelchblättern und vielen ebenfalls am Grund verwachsenen Staubblättern.
Die Frucht ist eine Spaltfrucht aus 12 – 15 Einzelfrüchten, die, wenn sie reif sind, zahlreiche Samen entlassen. Eine Pflanze kann bis über 10.000 Samen produzieren.
siehe auch: