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Erstaunliche Tiere 2: Durchsichtige Tiere

Felsengarnelen
Heute wenden wir uns mal einem unauffälligen Tier der Meeresküste zu, das bei uns recht häufig ist – wenn man es finden kann: die Felsengarnele (Gattung Palaemon).

Felsengarnele
Felsengarnelen sind bei uns gar nicht so selten, aber schwer zu entdecken, weil sie meist an der Unterseite von Felsen sitzen – und weil sie fast durchsichtig sind.

Die Felsengarnele tarnt sich wie viele andere Meeresorganismen auch auf eine sehr effektive Art: Sie ist fast durchsichtig. Wir nehmen diese Tatsache oft einfach so hin, aber ich finde es doch überaus rätselhaft, dass es fast durchsichtige Tiere gibt.

Felsengarnele
Bis auf farbige Ringe auf jedem Segment ist der Hinterleib der Felsengarnele mit allem, woraus er aufgebaut ist, fast völlig transparent.

Wie alle Tiere und Pflanzen bestehen auch die Felsengarnelen aus Zellen und Geweben, und aus denselben Stoffen, aus denen auch wir Menschen aufgebaut sind: Proteine, Fette, Kohlenhydrate und so weiter. Während wir, wenn wir an uns selbst denken, ganz sicher davon ausgehen, dass wir aus Stoffen bestehen, die undurchsichtig sind, ist das offenbar nicht so. Transparente Organismen wie die Felsengarnelen beweisen, dass alle wesentlichen Stoffe im tierischen Körper wie Proteine, DNA, Fette usw an sich keine Farbe haben und kein Licht absorbieren, wenn die Zellen oder Gewebe nicht mit speziellen Pigmenten versehen sind. Könnten wir also auch durchsichtig sein – abgesehen vielleicht von den Knochen oder anderen sehr „dichten“ Materialien?

Aber das Problem der transparenten Tiere ist noch nicht dadurch gelöst, dass ihre Materialien ebenso durchsichtig sind wie das Wasser, aus dem wir ja größtenteils bestehen. Ein kaum überwindbar erscheinendes Problem ist die unterschiedliche Streuung der Moleküle und Organellen der Zellen. Selbst wenn diese alle an sich farblos sind und die transparenten Tiere nur die Pigmente weggelassen haben, dann sind ihre Körper noch längst nicht durchsichtig: Sie müssen auch die Streuung innerhalb all der Strukturen, die ihren Körper aufbauen, minimieren. Es ist noch nicht bekannt, wie die transparenten Tiere das bewerstelligen. Eine Rolle spielt vermutlich die Größe der Lipid-Kügelchen in den Zellen, die die Streuung des Lichtes beeinflussen. Außerdem ist der Aufbau der Muskelzellen vermutlich in transparenten Tieren etwas anders als in nicht-transparenten, z.B. durch längere Muskelfasern oder durch weniger Mitochondrien in den Zellen, wodurch die Streuung gering gehalten wird. Es scheint so zu sein, dass transparente Garnelen milchig werden, wenn sie sich stark bewegen. Das weist darauf hin, dass sich ihre Muskeln in einem bestimmten (Ruhe-)Zustand befinden müssen, damit die Transparenz aufrecht erhalten werden kann. Mit anderen Worten, die Transparenz ist ein Zustand, der „aktiv“ erreicht und aufrecht erhalten wird.

Schließlich haben die Felsengarnelen noch ein weiteres Problem: Ihr Körper ist von einem Chitinpanzer umhüllt, der das Licht zumindest teilweise reflektieren sollte. Diese Reflektion wird bei transparenten Tieren mit Chitinpanzer offenbar durch eine besondere Struktur der obersten Schicht des Panzers verhindert, die mit winzigen Kügelchen oder Noppen besetzt sind, die die Reflektion des Lichts auf ein Minimum reduzieren.

Felsengarnele
Bei dieser Felsengarnele kann man im Hinterleib die zwei Nervenstränge (am Bauch und am Rücken) erkennen: die einzigen Strukturen in ihrem Abdomen, die nicht transparent sind.

Auch wenn man durch Untersuchungen dieser Art die Transparenz vieler marinen Tiere besser verstehen kann, so finde ich sie doch nach wie vor einfach erstaunlich – und auch ein bisschen erschütternd, ähnlich wie wenn man sich darüber klar wird, dass wir eigentlich keine festen Körper sind, sondern flüssige.

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Informationen größtenteils aus diesen Artikeln: