Brennnesselgewächse, Urticaceae
Die Familie der Brennnesselgewächse (Urticacae) gehört zu den Rosenartigen. Sie umfasst gut 50 Gattungen mit etwa 2.500 Arten und ist weltweit verbreitet. Eine Reihe von Gattungen besitzen Nesselhaare mit einer Juckreiz verursachenden Flüssigkeit (enthält u.a. Histamin, Acetylcholin und Serotonin). Wuchsform und Aussehen der verschiedenen Mitglieder dieser Familie sind vielfältig; gewöhnlich sind die Blüten klein und unauffällig. In Europa treten mehrere Arten Glaskräuter und Brennnesseln auf (Gattungen Parietaria und Urtica).
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Brennnesseln, Urtica
Die Brennnesseln sind mit 45 Arten weltweit verbreitet. Sie sind allbekannt wegen ihrer Brennhaare, die bei Berührung einen starken Juckreiz auslösen. Entsprechend sind die Brennnesseln wenig beliebt, aber das eigenlich zu Unrecht: Die Brennnessel ist eine bedeutende, sehr vitamin- und mineralreiche Heilpflanze, die vor allem zur Entgiftung und bei Nierenproblemen angewandt wird, aber auch zur Blutbildung, gegen Rheumatismus und Allergien und bei vielen anderen gesundheitlichen Problemen. In vielen Gegenden werden Brennnesseln als Salat, Kuchen oder Suppe gegessen – sie sind nicht nur schmackhaft, sondern auch sehr gesund und nährend, und enthalten außer den Mineralien und Vitaminen auch sehr viel Eiweiß. Auch im Garten kann die Brennnessel als Jauche zur Schädlingsbekämpfung, Düngung und Stärkung der Pflanzen angewandt werden; außerdem bildet sie hervorragenden Kompost. Nicht vergessen werden soll ferner, dass die Brennnesseln die hauptsächlichen Futterpflanzen für viele Schmetterlingsarten darstellen. Sie benötigen sehr stickstoffreichen, gut gedüngten Boden.
Im Mittelalter hatten die Brennnesseln (v.a. Urtica dioica) auch eine große wirtschaftliche Bedeutung: Sie wurden zum Färben von Wolle, aber vor allem zur Herstellung von Fasern und Stoffen (Nesseltuch) verwendet. Die Brennnessel besitzt einen hohen Gehalt an langen, hervorragenden Fasern, die zugleich weich und stabil sind. Problematisch (und auch der Grund für den Rückgang der Nutzung der Brennnessel) war allerdings die aufwändige Verarbeitung. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts und im 2. Weltkrieg wurde die Brennnessel wieder verstärkt verwendet, danach allerdings wieder fast völlig vergessen. In den letzten Jahrzehnten gibt es erneute Versuche, ihre Verarbeitung mit moderner Technik zu vereinfachen.
Auf Naxos kommen die Kleine Brennnessel (Urtica urens) und die Pillen-Brennnessel (Urtica pilulifera) vor.
Kleine Brennnessel, Urtica urens, L.
Die Kleine Brennnessel ist auf Naxos (wie fast überall) sehr häufig und tritt vor allem in der Nähe von Hirtenhöfen, in Gärten, in Flusstälern und an anderen nährstoffreichen Standorten auf.
Die unauffälligen Blüten der Kleinen Brennnessel stehen in kurzen knäueligen Rispen.
Die Blüten der Brennnesseln sind eingeschlechtlich. Sie sind sehr klein und besitzen keine Kronblätter.
Hier sieht man die Nesselhaare.
Pillen-Brennnessel, Urtica pilulifera, L.
Die Pillen-Brennnessel kommt häufig mit der Kleinen Brennnessel zusammen vor. Sie brennt sehr unangenehm, wenn man sie berührt. Im Garten möchte man sie deswegen lieber nicht haben, und sie kann auch nicht gegessen werden. Ihre Samen werden wegen ihres hohen Schleimstoff-Gehaltes als Stärkungs- und Heilmittel genutzt.
Die Pillen-Brennnessel ist größer als die vorige Art. Ihre Blätter sind tiefer gezähnt.
Man sieht der Pillen-Brennnessel schon an, dass sie man besser die Finger von ihr lässt.
Die weiblichen Blüten der Pillen-Brennnessel stehen in kurz gestielten Bällchen; die männlichen in kleinen, dünnen Rispen.
Glaskräuter, Parietaria
Die etwa 25 Glaskraut-Arten kommen auf der Nordhalbkugel vor. Sie besitzen keine Brennhaare; ihre Blüten sind klein und unauffällig ähnlich denen der Brennnesseln.
Ästiges Glaskraut, Parietaria judaica, L.
Das mehrjährige Ästige Glaskraut ist auf Naxos häufig; es wächst in Gärten und Feldern und an Straßenrändern.
Das mehrjährige Ästige Glaskraut wächst aufrecht und besitzt recht kräftige Stängel.
Die Blütenblätter ragen deutlich über die Tragblätter der kleinen Blüten hinaus; die Röhre ist zylindrisch oder glockig.
Parietaria lusitanica, L.
Auch Parietaria lusitanica ist auf Naxos weit verbreitet und bei uns sehr häufig. Es ist eine einjährige Pflanze, kleiner als die vorige Art und wächst mehr oder weniger am Untergrund anliegend.
Parietaria lusitanica wächst gern in Mauern oder an felsigen Stellen. Es ist eine kleine Pflanze mit leicht brechenden Ästchen. Die Blätter sind kaum größer als einen Zentimeter.
Die Kelchröhre ist elliptisch; die Blüten ragen kaum aus ihr hervor.
Kreta-Glaskraut, Parietaria cretica, L.
Das Kreta-Glaskraut wächst an steinigen Stellen; es ist eher selten und stellenweise an Steinstränden oder an felsigen Stellen in den Bergen anzutreffen.
Das Kreta-Glaskraut ist kleiner und zierlicher als die vorigen Arten und besitzt kleine, rundlichere Blätter. Die Tragblätter der Blüten strecken sich zur Fruchtzeit in die Länge, werden rotbraun und verhärten etwas.
Es kommt beispielsweise am Strand von Azalás bei Moutsoúna vor.
siehe auch: Rosengewächse, Rosaceae