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Die Wallfahrtskirche Panagia Argokiliotissa

Am Argokíli in der Nähe des Gebirgsdorfes Kóronos steht eine große Wallfahrtskirche, einer der größten Kirchenbauten des Balkanraumes.

Argokíli
Die Wallfahrtskirche liegt im öden, weitgehend verlassenen Hochtal südöstlich von Kóronos in einer Flur namens Argokíli.

Argokíli

Argokíli
In der Nähe lieht die verlassene kleine Siedlung Atsipápi.

Argokíli
Am Argokíli zum Kirchenfeiertag: rechts im Bild liegt die alte Kirche der Panagía Argokiliótissa, im Vordergrund links die Kirche Ágia Anna; dahinter der neue, gigantische Kirchenbau (Foto aus dem Jahr 2009).

Hier am Argokíli waren im Jahr 1836 aufgrund von Prophezeiungen wundertätige Ikonen gefunden worden. Von diesen ist nur noch eine erhalten, eine winzige Ikone, die aus einem besonderen Wachs geschnitzt ist, dessen Zusammensetzung man heute nicht mehr kennt. Nach der Auffindung wurden die Ikonen nach Naxos gebracht; seitdem konnten die Menschen von Koronos nichts mehr über ihren Aufenthaltsort erfahren.

Argokíli

Im Jahr 1851 errichteten die Koronidiaten eine Kirche am Argokíli, die Panagía Argokiliótissa, die am Freitag nach Ostern, dem Tag des Lebensspendenden Quells ihr Kirchenfest feiert. Zu diesem Fest pilgerten Jahr für Jahr Hunderte von Menschen von Naxos und auch den umliegenden Inseln zum Argokíli, wo sie in einigen einfachen Zellen bei der Kirche oft auch übernachteten oder sogar mehrere Tage verbrachten und feierten.

Argokíli
Die im Jahr 1851 errichtete Kirche Panagía Argokiliótissa

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hatte eine einfache Frau in Koronos eine Begegnung mit dem Heiligen Spyridon, dessen Stimme sie über Jahre danach immer wieder hörte und durch den sie Prophezeiungen erfuhr, die sie den Menschen in Koronos mitteilen sollte. In diesen wurden ihnen nicht nur Warnungen erteilt, wie vor dem Einsturz einer Schmirgelmine, sondern es wurden auch Dinge des heutigen Alltags wie das Auto, das Telefon oder die Straßenbeleuchtung angekündigt, Dinge, die den Menschen damals noch unerklärlich und ungeheuerlich waren und die erst lange später verständlich wurden. In den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts begannen erneut viele Menschen in Koronos, darunter auch viele Kinder, Träume zu haben und Prophezeiungen zu verkünden. Viele davon sprachen von großer Armut und von Hunger, die in der nahen Zukunft das Dorf heimsuchen würden, und kündigten so die Zeit des Zweiten Weltkrieges und der italienischen Besatzung an, die in Koronos zu einer besonders verheerenden Hungersnot führten, der über 300 Menschen zum Opfer fielen.

Im Jahr 1930 wurde die kleine Wachsikone aufgrund der Träume eines Schulmädchens aus Kóronos in einem Hausaltar in der Chóra wiedergefunden und zurück nach Kóronos gebracht. Die Ikone wurde mit einem Silberrahmen versehen und wird bis heute von der Bevölkerung als wundertätige Ikone verehrt. Sie ähnelt der am großen Wallfahrtsort auf Tinos gefundenen Ikone und wird von manchen ebenso wie diese als Werk des Evangelisten Lukas betrachtet.

Argokíli
Die wundertätige Ikone ist aus einem heute unbekannten Wachs hergestellt und nur etwa 5 x 5 Zentimeter groß. Auf der Vorderseite ist Mariä Verkündigung dargestellt (links), auf der Rückseite die Taufe Christi (rechts). Foto aus Wikipedia

Am Kirchenfeiertag, „Niá Paraskeví“, dem Freitag nach Ostern, finden sich auch heute noch viele Menschen am Argokíli ein, um der Liturgie beizuwohnen und insbesondere um Gesundheit zu bitten. Früher kamen die Menschen zu Fuß von der ganzen Insel herbei, die Frauen schwarzgekleidet; viele gingen barfuß und manche rutschten gar den ganzen weiten Weg auf den Knien. Auch heute noch gibt es nicht wenige Menschen, die zu Fuß zum Argokíli laufen, oft schon am Vortag, und in den Zellen der großen Kirchenanlage übernachten. Nach der Liturgie in der stets überfüllten Kirche wird die Ikone in langer Prozession von auf der nahegelegenen Militärstation stationierten Marinesoldaten um die Kirchengebäude herumgetragen.

Argokíli
Zum Kirchenfest der Wallfahrtskirche Panagía Argokiliótissa am Freitag nach Ostern (dem Tag des Lebenspendenden Quells) versammeln sich jedes Jahr viele Menschen am Argokíli.

Argokíli
Reich geschmückte Würdenträger der Kirche halten die Liturgie ab.

Argokíli
Die wundertätige Ikone wird von den Soldaten der nahen Station der Marine in feierlicher Prozession um die Kirchen getragen.

Neben der Panagía Argokiliótissa liegt eine zweite kleine Kirche, die Ágia Ánna oder Ágia Évresi (= „Heilige Auffindung“). Diese Kirche wurde im Jahr 1962 direkt über der kleinen Höhle oder Felsspalte errichtet, in der die wundertätigen Ikonen gefunden wurden. Man kann im Innenraum der Kirche über grob in die Wand gehauene Stufen die Spalte hinaufklettern und oberhalb der Kirche durch ein niedriges Törchen wieder ans Tageslicht gelangen. Man vermutet, dass die kleine Höhle zu einem byzantinischen Wachtposten gehörte und dass die Ikonen hier zur Zeit des Bildersturms versteckt worden waren.

Argokíli
Vor der alten Kirche der Panagía Argokiliótissa sieht man die blaue Kuppel der Ágia Ánna.

Argokíli
Blick von derselben Stelle zur neuen Wallfahrtskirche.

Argokíli
Viele Besucher gehen durch die kleine Kirche Ágia Ánna, die dort errichtet ist, wo die Ikonen gefunden wurden.

Argokíli
der Innenraum der Kirche Ágia Ánna oder Ágia Évresi

Argokíli
Hier fließt das Heilige Weihwasser, oft nur tropfenweise.

Argokíli
Im hinteren Teil gelangt man in die kleine ehemalige Höhle. Hier steht dieser „Altar“ mit Widmungen der Gläubigen.

Argokíli
Hier kann man über die schmale, steile Steintreppe die Felsspalte hinaufklettern, in der die Ikonen zutage getreten sind.

Argokíli
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Blick von oben die Treppe entlang nach unten

Argokíli
Hier sieht man die Tür von außen – sie liegt etwas oberhalb und hinter der Kirche.

Wer sich für das Thema interessiert, kann mehr über die Prophezeiungen und die Ikonen des Argokíli in meinem Buch „Zwei Türen hat das Leben – Erinnerungen des Dimitris Mandilaras“ nachlesen.

siehe auch:

zum Weiterlesen: Panagia Argokiliotissa auf Wikipedia (griechisch)
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