Makares – Felseninseln wie aus dem Paradies
In gut 7 Kilometern Entfernung vor der Ostküste von Naxos, genau gegenüber von Azalas, liegt eine unbewohnte Inselgruppe, die Mákares-Inseln. Wir sehen sie tagtäglich vor uns, aber es ist ein ganz besonderes Ereignis, an einem windstillen Tag mit dem Boot hinzufahren und sie von Nahem zu erkunden: Die Inseln sind von paradiesischer Schönheit!
Blick auf die Makares-Inseln; links im Hintergrund die bewohnte Insel Donoussa
Die Mákares-Inselgruppe besteht aus drei Inseln: Die größte namens Ágios Nikólaos liegt im Nordwesten, eine kleinere namens Prásini („die Grüne“) versteckt sich, von uns aus gesehen, hinter ihr, und ein Stück südlich liegt die etwa pyramidenförmig aussehende Insel Strongíli („die Runde“). Wir fahren heute zur größten Insel, Ágios Nikólaos, die auch die schönste und interessanteste ist. Sie ist steil und felsig, mit einer Höhe von etwa 100 Metern, und ist durch drei große Buchten und zwei nach Westen vorspringende Kaps gegliedert.
Gewitterwolke über den Makares-Inseln, aufgenommen am 25. 6. 2009: ein ungewöhnlicher sommerlicher Regenschauer!
Die Mákares-Inseln sind unbewohnt – von Menschen jedenfalls. Früher hatte hier ein Hirte aus Amorgos seine Ziegen, aber auch die sind heute nicht mehr da. Nun wohnen hier nur einige Insekten, Eidechsen und Vögel: die allgegenwärtigen Samtkopfgrasmücken, hier und da einige Hänflinge, Bachstelzen an der Küste, in den Felsen Blaumerlen sowie Mauer- und Alpensegler, ein oder zwei Paar Turmfalken, einige Raben, eine Zwergohreule und vielleicht ein Wanderfalke. Und es gibt eine große Kolonie des Eleonorenfalken, einer seltenen und ungewöhnlichen, sehr schönen Falkenart des Mittelmeeres, die zur Zugzeit im Herbst brütet und sich dann von durchziehenden Kleinvögeln ernährt. Und Wasservögel gibt es natürlich auch: vor allem Weißkopfmöwen, die hier in einer großen Kolonie brüten, vereinzelt auch die seltene Korallenmöwe sowie einige Krähenscharben. Und die interessanten Sturmtaucher: Auf Mákares brütet der Gelbschnabel-Sturmtaucher und (deutlich häufiger) der etwas kleinere Mittelmeersturmtaucher. Nicht vergessen wollen wir auch die sehr seltene Mönchsrobbe, die man hier mit ein bisschen Glück noch beobachten kann.
Weißkopfmöwe
Den Sturmtauchern haben die Inseln übrigens ihren Namen zu verdanken. Mákares leitet sich nämlich von makários ab, und das bedeutet „glücklich, zufrieden, ruhig“ und wird meist auf die Toten angewandt, die den Plagen des Lebens entronnen sind. Und der Zusammenhang mit den Sturmtauchern? Nun, der wird einem sogleich klar, wenn man im Frühjahr bei Vollmond eine Nacht auf der Insel verbringt. Dann brüten die Sturmtaucher nämlich, und die Vögel, die den ganzen Tag fischend auf dem Meer verbringen, kommen in der Nacht zu den einsamen Felseninseln, wo sie in kleinen Höhlen oder unter großen Felsen brüten. Die großen, weißen, gespenstischen Vögel fliegen eine Runde über die Insel, steuern ihren Brutplatz an und verschwinden dann plötzlich in ihren Löchern unter den Felsen. Noch schlimmer ist es zur Balzzeit: Da äußern die Vögel in der Nacht ein schauerliches Gekreisch, das mal dem Quieken eines Schweines ähnelt, mal dem Wimmern eines Kindes, mal einem unheimlichen Geschnarche, mal einem schrecklichen Gequietsche. Wer es einmal erlebt hat, kann sich vorstellen, was die ersten Reisenden sich dachten, als sie dieses Gejammer und Geheule hörten und noch dazu die unheimlichen weißen Wesen durch die Luft streichen sahen. Kein Wunder, dass man an Gespenster und Tote dachte! In einer größeren Höhle auf der benachbarten Insel Keros, an der gewiss reger Flugverkehr der Strumtaucher geherrscht hat, soll gar der Eingang in die Unterwelt gewesen sein!
Geologisch sind die Mákares-Inseln auch interessant, und übrigens durchaus anders als Naxos: Die Inseln wurden von der letzten Metamorphose, die auf Naxos eine so große Rolle spielte, nicht erfasst. Der Nordteil der Insel ist aus Marmor aufgebaut; in der Mitte gibt es an der Bucht nach Westen eine kleine „Badland“-Landschaft aus stark erodierendem, weichem Gestein, und im Süden liegen Schichten aus einer Art Sandstein, der früher abgebaut und beispielsweise zum Decken der Dächer verwendet wurde. Für den Abbau des Sandsteines, der so weich ist, dass er mit Sägen geschnitten werden konnte, kamen Arbeiter von Naxos nach Mákares, die jeweils auch für längere Zeit auf der Insel wohnten und auf den ebeneren Flächen sogar Getreide anbauten. Sie errichteten auch die Treppe, die durch die Klippen vom einen Inselteil in den anderen führt, und legten einen noch heute existierenden Trinkwassertank an. Die Steine wurden vor allem nach Athen exportiert, wo viele Bürgersteige mit den großen Platten gepflastert sind.
Aber nun genug der Worte: Es ist Zeit für eine kleine Rundfahrt um die Insel herum!
Die Nordseite der Insel besteht aus nacktem Marmor.
Jeglicher Pflanzenbewuchs wird hier durch die Brandung bei den winterlichen Nord-Stürmen verhindert.
So schlagen im Winter bei Sturm die Wellen über die Insel hinüber (die Spitze ist gut 100 Meter hoch!).
Von Norden fahren wir in die Durchfahrt zwischen den zwei Inseln Agios Nikolaos (rechts) und Prasini (links) ein; im Hintergrund ist die dritte Insel, Strongili, sichtbar.
In der Durchfahrt zwischen den Inseln entdecken wir einen großen Fisch, eine Art Schwertfisch mit kurzem Schwert, der direkt an der Wasseroberfläche steht, und den wir gut beobachten können. Die Männer versuchen sogar, ihn vom Boot aus zu harpunieren, verfehlen ihn aber um ein paar Zentimeter.
Ansicht der Insel Prasini
Rechts von uns erhebt sich diese große Wand.
Nun fahren wir die Südseite der Insel entlang; auch hier sind die Hänge sehr steil.
gefaltete Sedimentschichten
Nicht weit von hier wurden die Sandsteine abgebaut.
das Südwest-Kap
Dann fahren wir in die nach Westen gerichtete Bucht hinein, um dort zu baden und uns ein Weilchen am Strand aufzuhalten. Der schöne große Strand besteht aus feinem Kies; das kristallklare Wasser verlockt zum Baden. Nur der viele Müll, der herumliegt, verdirbt das paradiesische Bild…
Einfahrt in die Bucht
Diese malerischen Felsen stehen direkt am Strand.
Ein paradiesischer Flecken Erde!
Alle Kinder sind mit dabei.
Nur unter diesen Tamarisken finden wir etwas Schatten.
Am Strand wachsen einige Pflanzen, die sich in dieser schwierigen, von Trockenheit und Salz geprägten Umgebung eine Existenz verschaffen können. Außerdem schwirren unzählige Wildbienen über den Sand, die in ihre Nestlöcher Futter eintragen.
Der Meerfenchel (Crithmum maritimum) ist essbar.
Wie die meisten salzresistenten Strandpflanzen ist auch die hier abgebildete dick und fleischig.
Die Stranddistel (Eryngium maritimum) blüht gerade.
Die Dünen-Trichternarzisse (Pancratium maritimum) blüht erst im Sommer; dieses Bild ist im August aufgenommen.
Diese Schafgarbe (Achillea spec.?) ist auf Makares sehr häufig.
Auch die Strohblume Helichrysum stoechas wächst hier viel.
Diese Kreiselwespe (Bembix spec.) sieht man überall über den ganzen Strand schwirren.
Die Wespen fliegen ihre Nestlöcher an und krabbeln in sie hinein; sie tragen wohl Futter herbei.
Blick über den Strand
Hier am Strand gibt es die schönsten, vielfarbigsten Kiesel.
nochmal der schöne Felsen am Rand des Strandes
-ohne Worte-
Hinter dem Strand beginnt eine stark erodierende „Badland“-Landschaft.
Weiter oben kommt man auf eine ebenere Fläche, die hauptsächlich mit der Schafgarbe bewachsen ist.
Hier wurde früher von den Steinbruch-Arbeitern Getreide angebaut, wovon auch dieser Dreschplatz zeugt.
Wir stoßen auf Sedimentschichten mit Bimsstein darin; dieser stammt von einem Ausbruch des Vulkans von Santorin.
Nach Süden kommt man zu dieser Felsklippe, durch die nur eine schmale, in den Fels gebaute Treppe hindurchführt. Um zu ihr zu gelangen, müsste man sich den Weg durch ein inzwischen undruchdringliches Gebüsch aus Mastixsträuchern (Pistacia lentiscus) bahnen.
die Treppe
Blick von oben über die Bucht und das Südwest-Kap
Auf der Rückfahrt; Blick auf Naxos, unsere Häuser liegen etwa in der Bildmitte
das Kap aus einer ungewöhnlichen Richtung gesehen
Blick auf die Bucht von Azalas
siehe auch:
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