Insekten Einführung
Die Insekten stellen ohne Zweifel die erfolgreichste Tierklasse dar – trotzdem werden sie vergleichsweise wenig beachtet bzw meist nur als lästig empfunden. Gerade in Anbetracht der erschreckenden Abnahme der Insekten in Europa ist es Zeit, dass wir diesen kleinen Nachbarn mehr Aufmerksamkeit zuwenden. Dieser Beitrag umfasst eine allgemeine Einführung zu den Insekten sowie eine Übersicht über alle Beiträge über Insekten.
Hier kann man die Einleitung überspringen und direkt zu den vorgestellten Arten kommen.
Vorkommen
Die Insekten zeigen nicht nur die größte Artenzahl, sondern erreichen auch bei manchen Arten die höchsten Individuenzahlen aller Tiere, so vor allem die Ameisen. Außer in den Ozeanen kommen sie in allen Lebensräumen der Erde vor und haben sich an eine schier unendliche Vielfalt spezieller Umweltbedingungen und Lebensweisen angepasst. Zahlreiche Arten leben nur auf einer einzigen Pflanzenart; in den tropischen Regenwäldern rechnet man mit bis zu 600 spezialisierten Insektenarten pro Baumart. Außer durch die ökologische Spezialisierung, d.h. die Anpassung an eine bestimmte Lebensweise oder einen bestimmten Lebensraum, haben sich manche Insektenarten auch durch geographische Isolierung gebildet, so bei den Höhlenschrecken, die sich in voneinander isolierten Höhlengebieten über die Jahrtausende in unterschiedliche Arten aufgespalten haben. Bislang sind fast eine Million Insektenarten beschrieben worden, aber die tatsächliche Artenzahl liegt vermutlich um ein Vielfaches höher.
Die Stubenfliege gehört zu den am weitesten verbreiteten und häufigsten Tieren der Erde. Sie kommt mit einem weiten Spektrum an Umweltbedingungen zurecht und hat sich auch an die durch den Menschen geschaffenen Habitate angepasst.
Die Rüsselkäfer sind vermutlich die artenreichste Tierfamilie überhaupt. Ein Großteil der Rüsselkäferarten hat sich je an eine einzige Pflanzenart angepasst, so der hier abgebildete Brachycerus barbarus, der aussschließlich an der (im Hintergrund zu sehenden) Meerzwiebel (Urginea maritima) lebt.
Zu den Insekten mit einem begrenzten Verbreitungsgebiet gehört der flugunfähige Bockkäfer Pedestredorcadion insulare, der auf den Kykladen endemisch ist.
Die Höhlenschrecke Dolichopoda naxia kommt nur auf Naxos vor.
Zahlreiche Insektenarten rufen große Probleme dadurch hervor, dass sie aus ihrem ursprünglichen Verbreitungsgebiet in andere Teile der Erde verschleppt werden. Der aus Südostasien stammende Rote Palmrüsselkäfer ist dabei, die Palmenbestände des Mittelmeergebiets zu zerstören; er breitet sich unaufhaltsam aus und führt zum schnellen und vollständigen Absterben der Bäume.
Körperbau
Die Insekten gehören gemeinsam mit den Spinnen, den Krebstieren, den Tausendfüßlern und den (ausgestorbenen) Trilobiten zu den Gliederfüßern, deren Extremitäten (Beine, Fühler, Taster, Mundwerkzeuge…) wie der Name sagt gegliedert sind. Der Körper der Gliederfüßer besteht aus zahlreichen Segmenten, die ursprünglich alle gleich aufgebaut waren – wie noch bei den Tausendfüßlern -, die aber bei den meisten heutigen Angehörigen dieser Gruppe deutlich unterschiedlich gestaltet sind, wenn auch einige Körperteile und inneren Organe immer noch segmentiert vorliegen.
Der Spinnenläufer, ein harmloser Hundertfüßer, der bei uns oft in den Häusern lebt, zeigt deutlich den segmentierten Aufbau der Gliederfüßer, der bei den Insekten so stark abgewandelt ist, dass man ihn kaum noch erkennen kann.
Bei den Insekten kann man drei Körperabschnitte klar unterscheiden, den Kopf, die Brust (Thorax) und den Hinterleib. Von den ausgeprägten Körpereinschnitten stammt auch der Name „Insekt“, der sich vom lateinischen Wort insectum = eingeschnitten ableitet, was wiederum eine Übersetzung des griechischen Wortes für Insekt, entomon, ist.
An dieser Frühen Heidelibelle kann man gut den dreiteiligen Aufbau des Insektenkörpers sehen, der aus dem Kopf mit den großen Facettenaugen, der dicken Brust mit den drei Beinpaaren und den zwei Flügelpaaren und dem bei den Libellen schlanken und langgestreckten Hinterleib besteht.
Der Kopf besteht aus sechs verschmolzenen Segmenten. Er trägt ein Fühlerpaar und die aus zahlreichen kleinen Einzelaugen zusammengesetzten Facettenaugen, oft auch mehrere Punktaugen (Ocellen), die der Wahrnehmung der Helligkeit und der Ausrichtung in Bezug auf den Horizont und die Sonne dienen.
Die Mundwerkzeuge
Die Mundwerkzeuge sind umgewandelte Extremitäten. Bei allen Insekten ist der gleiche Grundaufbau zu erkennen mit einer Oberlippe, paarigen Mandibeln, paarigen Maxillen und einer Unterlippe. In ihrer ursprünglichen Ausprägung haben die Mundwerkzeuge eine kauend-beißende Funktion; häufig kommen jedoch auch saugende Mundwerkzeuge vor, die entweder nur saugend oder saugend-stechend oder saugend-leckend sein können. An den Mundwerkzeugen, den Fühlern und auch den Beinen sitzen Sinnesorgane, mithilfe derer die Insekten riechen und schmecken können.
Hier sieht man die Mundwerkzeuge der Heuschrecken, die eine recht ursprüngliche Form zeigen (kauend-beißend). Sie umfassen von oben nach unten die Oberlippe, ausgebildet als Platte, den Oberkiefer, d.h. die Mandibeln (zum Beißen), den Unterkiefer mit den vorderen Maxillen (Taster – man kann gut erkennen, dass es sich um umgebildete Gliedmaßen handelt) und die Unterlippe mit den hinteren Maxillen und der abschließenden Platte.
Bei diesem Bockkäfer erkennt man gut die kneifzangenartigen Mandibeln seiner kauend-beißenden Mundwerkzeuge.
Die meisten Fliegen besitzen saugend-leckende Mundwerkzeuge, mit denen sie Flüssigkeiten und Nahrungspartikel aller Art „auftupfen“.
Der lange Saugrüssel der Schmetterlinge hat sich aus den Maxillen gebildet. An diesem Grünen Zipfelfalter sind auch die charakteristischen langen Fühler der Schmetterlinge gut zu sehen.
Wenn er nicht gebraucht wird, wird der Rüssel wie bei diesem Distelfalter unter dem Kopf aufgerollt gehalten. Schmetterlingsrüssel sind nur zum Saugen da, d.h. sie besitzen nur einen Kanal.
Stechend-saugende Mundwerkzeuge bei der Tanzfliege: Hier gibt es zwei Kanäle, einen zum Ansaugen, einen zum Einspritzen von Gift oder Verdauungsflüssigkeit – die vegetarische Tanzfliege stammt von räuberischen Vorfahren ab.
Auch die Mannazikade besitzt saugend-stechende Mundwerkzeuge. Von unten sieht man den langen, dünnen, an den Bauch gelegten Rüssel, mit dem die Mannazikade die Leitbahnen der Bäume anbohrt und den Saft heraussaugt.
Bei dem großen Nestzflügler Palpares libelloides sieht man gut die langen Kiefertaster.
Die Fühler
Die Wanzen besitzen mittellange Fühler aus mehreren Segmenten.
Beim Bockkäfer Purpuricenus desfontainii sind die Fühler ganz besonders lang.
Der Netzflügler Libelloides lacteus besitzt keulenförmige Fühler.
Bei vielen Schwärmer-Arten besitzen die Männchen auffällig große Fühler; zur Vergrößerung der Oberfläche sind diese oft kammartig ausgebildet. Diese Falter besitzen einen erstaunlichen Geruchssinn, mit dessen Hilfe die Männchen die Weibchen über große Entfernungen lokalisieren können, besonders bei Arten wie hier dem Eichenschwärmer, die nur in geringen Populationsdichten auftreten.
Die Augen
Die Libellen besitzen hingegen nur sehr kleine Fühler; sie orientieren sich hauptsächlich optisch und besitzen entsprechend große, funktionstüchtige Augen. Wie bei allen Insekten handelt es sich um Facettenaugen aus hier bis zu 30.000 kleinen Einzelaugen.
Der Kopf einer Mannazikade von oben. Man sieht die kurzen, dünnen Fühler, die weit außen stehenden Komplexaugen und die oberen zwei Stirnocellen (Punktaugen).
Der Thorax
Der Thorax, d.h. die Brust, besteht aus drei Segmenten, die drei Beinpaare und (an den hinteren zwei Segmenten) zwei Flügelpaare tragen. Die Beine bestehen aus der nahe am Körper liegenden Hüfte, dem Schenkelring, dem Oberschenkel, der Schiene und dem gegliederten Fuß mit Krallen oder anderen Strukturen zum Festhalten am seinem Ende. Die Flügel sind keine Extremitäten, sondern bilden sich aus Auswüchsen der Epidermis. Manche Insektengruppen besitzen nur zwei Flügel (z.B. die Fliegen) oder die Flügel sind gänzlich zurückgebildet. Bei den Käfern dienen nur die hinteren Flügel dem Fliegen, während die oberen als starre, schützende Flügeldecken ausgebildet sind.
An dieser Östlichen Weidenjungfer ist gut der Thorax mit seinen drei Bein- und zwei Flügelpaaren zu erkennen.
Die Fliegen besitzen nur zwei Flügel; das hintere Flügelpaar ist zurückgebildet. An dieser Fleischfliege sieht man außerdem gut die gegliederten Beine, die aus Hüfte, Oberschenkel, Schiene und gegliedertem Fuß bestehen. Unterhalb der Krallen am Fußende sitzen bei dieser Art kleine Haftlappen, die der Fliege ermöglichen, sich an sehr glatten Oberflächen oder unter der Decke festzuhalten. Bei den Fühlern der Fliegen sind die untersten drei Glieder keulenartig ausgebildet; an ihnen sitzt die kleine, sehr feine restliche Antenne.
Bei den Wasserläufern sind die mittleren und hinteren Beinpaare sehr lang und werden kreuzweise gehalten. Durch ihre sehr dichte, kurze Behaarung sind sie wasserabweisend, so dass die Tiere auf dem Wasser laufen und springen können, wobei sie durch die Oberflächenspannung getragen werden. Die kürzeren vorderen Beine dienen der Lokalisierung von Beute (ins Wasser gefallene Kleintiere) anhand der Wasserbewegung sowie zu deren Ergreifen.
Bei den Gottesanbeterinnen sind die Vorderbeine zu Fangbeinen umgestaltet, die in Ruhe zusammengefaltet vorm Körper getragen werden, aber blitzschnell vorgestreckt werden können, um eine Beute zu fangen.
Bei den Heuschrecken sind die hinteren Beine zu kräftigen Sprungbeinen umgebildet.
Die Flügel der Zikaden sind bis auf die Adern völlig durchsichtig. Zikaden benutzen zum Fliegen ihre Vorder- und Hinterflügel; letztere sind deutlich kleiner und werden beim Fliegen mithilfe kleiner Häkchen an die Vorderflügel gekoppelt.
An diesem Käfer der Gattung Anisoplia sieht man die häutigen, zusammengefalteten Hinterflügel, die unter den harten Deckflügeln hervorschauen. Beim Flug der Käfer erzeugen die steifen, abgespreizt gehaltenen Deckflügel den Auftrieb, während die häutigen Hinterflügel den Vortrieb bewirken.
Die Flügel der Schmetterlinge sind mit farbigen Schuppen besetzt.
Der Violette Ölkäfer gehört zu den flugunfähigen Insekten. Seine Flügeldecken sind stark verkürzt, während die Hinterflügel völlig zurückgebildet sind.
Das Abdomen
Der Hinterleib der Insekten besteht in seiner ursprünglichen Form aus elf Segmenten, die jedoch oft zu Teil miteinander verschmolzen oder zurückgebildet sind. Sie tragen keine Beine, aber die Begattungsorgane und den Legelstachel sowie am letzten Segment manchmal unterschiedlich geformte Anhänge (Cerci).
Die Libellen wie diese Zangenlibelle lassen gut den segmentierten Hinterleib erkennen. Mit den zangenartigen Cerci am Hinterleibsende klammert sich das Männchen während der Begattung am Weibchen fest.
Bei den Schmetterlingen ist die Dreiteilung des Körpers weniger deutlich zu sehen. Der Orientalische Weinschwärmer hat einen besonders dicken Körper; die Segmentierung des stark behaarten Hinterleibs ist von außen kaum mehr zu erkennen.
Die Wespen besitzen oft ein stielartig ausgebildetes, dünnes 2. Hinterleibssegment, so wie diese Große Lehmwespe.
Bei den meisten Insekten dient der am Hinterleibsende sitzende Stachel nicht der Abwehr, sondern ist ein Legestachel. Die Schlupfwespe Stenarella domator besitzt einen ganz besonders langen Legestachel. Mit dem langen, dünnen Legestachel legt die Schlupfwespe das Ei direkt an oder in das Wirtstier, auch wenn sie dazu in Blätter, Stengel oder sogar Holz bohren muss.
Bei diesem frisch geschlüpften Grünen Heupferd sieht man gut die langen, gegliederten Beine, die häutigen, fein geäderten Flügel, die langen Fühler, den riesigen Legestachel und die kleinen Cerci.
Der Chitinpanzer
Der Körper der Insekten besitzt ein schützendes Außenskelett aus Chitin. Jedes Segment trägt ein Rückenschild, ein Bauchschild und zwei kleinere Seitenschilder. Die starren Chitinplatten sind untereinander und an den Segmentgrenzen durch einen beweglichen Hautstreifen verbunden; dadurch werden Bewegungen des Körpers ermöglicht. Bei miteinander verschmolzenen Segmenten wie z.B. denen des Kopfes sind die ursprünglich getrennten Chitinplatten zu einer einzigen verwachsen. Insekten können wegen des Chitinpanzers nur als Larve wachsen, indem sie sich von Zeit zu Zeit häuten.
Der Nashornkäfer Copris hispanus besitzt besonders kräftige, harte Chitinplatten am Kopf und Hals. Auf dem Rückenschild des Kopfes sitzt ein großes Horn, das wie der Panzer aus Chitin gebildet ist.
Bei vielen Insekten trägt der Chitinpanzer besondere Auswüchse wie Haare, Schuppen, Borsten, Warzen oder Dornen. Oft ist er durch eingelagerte Pigmente intensiv gefärbt oder er weist eine ausgefeilte Tarnfärbung auf. Häufig kommen bei den Insekten auch metallische Interferenzfarben hervor, die durch die Brechung des Lichts an der speziell strukturierten Oberfläche entstehen.
Die Flügel der Schmetterlinge sind mit winzigen, farbigen Schuppen besetzt.
Vielen Insekten besitzen wie dieser kleine Nachtfalter namens Amephana dalmatica eine dichte Behaarung.
stark behaarte Raupe des Bärenspinners
Oft sind die Insekten durch ihre Färbung sehr gut getarnt, wie dieser Spargelbohrer, der einem Aststummel ähnlich sieht.
Auch viele Heuschrecken sind aufgrund ihrer Tarnfärbung im Sitzen nur schwer zu entdecken. Hier handelt es sich um Acrotylus insubricus.
Die Syrische Sichelschrecke hat eine grüne Tarnfärbung, da sie sich stets in frischer Vegetation aufhält.
Andere Insekten, insbesondere giftige Arten wie dieser Vierpunktige Ölkäfer, zeigen eine auffällige Warnfärbung, durch die sie ihre Verfolger abschrecken wollen.
Besonders üblich ist die schwarz-gelbe Warnfärbung wie sie die Deutsche Wespe zeigt.
Manche Arten wie dieser Veränderliche Widderbock sind selbst nicht giftig, ahmen aber die Färbung wehrhafter und giftiger Insekten wie z.B. von Wespen nach, um potentielle Fressfeinde in die Irre zu leiten.
Die völlig ungefährliche Hornissenschwebfliege (links) ahmt, obwohl sie sich in der Form deutlich unterscheidet, in Größe und Färbung eine Hornisse nach (rechts).
Die Färbung des Erdbeerbaumfalters wirkt sehr auffällig, aber wenn er in der Vegetation sitzt, wird er fast unsichtbar, da sich seine Konturen im Licht- und Schattenspiel der Blätter auflösen.
Die Attische Stabheuschrecke sieht einem Ast erstaunlich ähnlich.
Die metallische, schillernde Färbung vieler Insekten, wie hier des Rosenkäfers, wird durch die besondere lichtbrechende Oberflächenstruktur des Chitinpanzers und der Flügeldecken hervorgerufen.
Auch viele Wespen zeigen schillernde Interferenzfarben.
Der innere Aufbau
Die Insekten besitzen ein sogenanntes Strickleiternervensystem mit noch deutlich erkennbarer segmentaler Anordnung und mit Gehirn-artigen Nervenkomplexen im Kopfbereich. Das Verdauungssystem ist dem der höheren Tiere nicht unähnlich mit Mund, Speiseröhre, Magen, Darm und den Nieren entsprechenden Organen (Malpighische Gefäße). Das Kreislaufsystem ist offen und besteht aus einem Herz und einer zentralen Aorta, die vom Herz in Richtung des Kopfes führt und dessen Versorgung gewährleistet. Das „Blut“, die Hämolymphe, strömt frei in Hohlräumen um die Organe herum. Kleine herzähnliche Pumpen sorgen für den Transport der Hämolymphe auch in die Fühler, Beine und Flügel.
Besonders bemerkenswert ist die Flugmuskulatur insbesondere der kleinen Insektenarten, die außergewöhnlich leistungsfähig ist. Dabei setzen die Muskeln außer bei wenigen urtürmlicheren Gruppen wie den Libellen nicht direkt an den Flügeln an, sondern die Bewegung der Chitinplatten des Thorax wird durch ein kompliziertes System feinster Hebelwirkungen auf die Flügel übertragen. Entsprechend ihres gigantischen Energiebedarfs enthält die Flugmuskulatur der Insekten sehr viele Mitochondrien. Ermöglicht wird der Flug auch durch die erstaunliche Stabilität der hauchzarten Flügel: so erreichen die Insekten eine große Tragfläche, ohne dass das Gewicht zu stark ansteigt.
Die Atmung der Insekten erfolgt über ein System feiner Röhren. Diese Tracheen, die sich von kleinen Öffnungen in der Epidermis zu jedem Körperteil und Organ hinziehen, gewährleisten audurch passive Diffusion die Sauerstoffversorgung des ganzen Körpers. Dieses wenig effiziente System der Sauerstoffversorgung ist (neben dem Außenskelett) der Hauptgrund warum die Insekten, insbesondere in den kühleren Regionen der Erde, nur eine gewisse Größe erreichen können.
An dieser Käferlarve sieht man als braune Punkte die Tracheenöffnungen; auch die davon ausgehenden, sich verzweigenden Tracheen sind als feine Linien erkennbar.
Ernährung
Viele Insekten ernähren sich vegetarisch, insbesondere von Blütennektar und -pollen, so wie dieses Große Ochsenauge.
Andere leben räuberisch, so wie die Libellen, die Insekten im Flug fangen.
Die Raubfliegen können sehr große Beutetiere überwältigen – wie hier eine Bergzikade, die etwa genauso groß ist wie die Raubfliege selbst.
Andere Arten, darunter viele Nachtschmetterlinge, nehmen als adultes Tier gar keine Nahrung auf; diese sterben schon wenige Tage nach dem Schlüpfen, sobald sie sich gepaart und Eier abgelegt haben.
Fortpflanzung und Entwicklung
Insekten weisen unterschiedliche Typen der Entwicklung auf: Bei der hemimetabolen (unvollständigen) Entwicklung wird die Larve dem adulten Insekt bei jeder Häutung allmählich ähnlicher. Bei einigen Insekten zeigt die (dann Nymphe genannte) Larve keine eigenen Merkmale, sondern ist von Anfang an den Adulten ähnlich (z.B. Heuschrecken und Wanzen); andere Larvenformen (Larve im engeren Sinn) zeigen eigene Merkmalen, die sich deutlich von denen der Adulte unterscheiden (z.B. Libellen). Bei der holometabolen (vollständigen) Entwicklung unterscheiden sich die Larven radikal von den adulten Tieren. Sie verwandeln sich in einem Ruhestadium, der Puppe, durch gänzliche Auflösung und Neubildung des Körpers in die Imago (erwachsenes, geschlechtsreifes Tier). Diese Form der Entwicklung findet man beispielsweise bei Bienen, Schmetterlingen und Käfern.
Bei allen Insekten fressen die Larven wesentlich mehr als die adulten Tiere, was unter anderem daran liegt, dass die Adulte nicht mehr wachsen. Oft weicht die Ernährungsweise der Larven deutlich von der der erwachsenen Insekten ab. Bei vielen Arten nehmen die Adulte nur wenig oder gar keine Nahrung zu sich. Meistens dauert das Larvenstadium wesentlich länger an als das Leben der Imago; es gibt in trockenem Holz lebende Käferarten, die 15 Jahre im Larvenstadium verbringen.
Fast alle Insekten sind getrenntgeschlechtlich. Hier sieht man Große Ochsenaugen bei der Begattung. Bei dieser Art sehen die Männchen (links) deutlich anders aus als die Weibchen (rechts).
Große Königslibelle bei der Begattung: Das Weibchen biegt seinen Hinterleib mit der Geschlechtsöffnung zum Samenbehälter des Männchens am 2. oder 3. Hinterleibssegment. Das Männchen hält das Weibchen mit seinen Cerci hinter dem Kopf fest.
Blaue Federlibelle bei der Eiablage.
Alle Insekten legen Eier. Hier die Eier vom Großen Kohlweißling.
Hemimetabole Insekten
Die Heuschrecken gehören zu den hemimetabolen Insekten mit Nymphen, d.h. die Lavenform sieht der Adultform ähnlich und weist keine eigenen Mermale auf. Hier eine winzige Larve, die schon wie eine Miniaturausgabe der erwachsenen Heuschrecke aussieht.
Die Heuschrecken durchlaufen mehrere Larvenstadien, bei denen die Tiere der erwachsenen Form schrittweise ähnlicher werden. Die letzten Larvenstadien sind hauptsächlich daran von den Imagines zu unterscheiden, dass die Flügel noch nicht voll ausgebildet sind. Bei dieser Larve der Ägyptischen Wanderheuschrecke sind an den Brustsegmenten kleine Flügelanlagen zu erkennen; es handelt sich um ein mittleres Larvenstadium.
Hier die adulte Ägyptische Wanderheuschrecke.
Heuschrecke bei der Häutung. Vor der Aushärtung des Chitinpanzers sind die Heuschrecken besonders empfindlich und durch Fressfeinde gefährdet.
Auch die Libellen zeigen eine hemimetabole Entwicklung, d.h. der Übergang zum adulten Tier erfolgt allmählich über mehrere Häutungen ohne Puppenstadium. Hier unterscheidet sich die Larve jedoch in vielen Merkmalen, im Aussehen und in der Lebensweise stark vom Adult: Die Libellenlarve lebt räuberisch im Wasser von Flüssen und Teichen. Zur letzten Häutung kriecht die Larve aus dem Wasser heraus und die fertige Libelle schlüpft. Hier die zurückgebliebene, leere Hülle (Exuvium).
Auch die Zikaden haben eine hemimetabole Entwicklung mit eigenen Larvenmerkmalen. Die Larven leben unterirdisch. An dieser leeren Hülle einer geschlüpften Zikade sind alle Details des Larvenkörpers zu erkennen: die Grabschaufeln, die Flügelansätze, die Antennen, die Augen usw. Die Hülle ist zum Schlüpfen des fertigen Tieres am Rücken aufgeplatzt.
Holometabole Insekten
Die Schmetterlinge gehören zu den holometabolen Insekten, d.h. die Larven (Raupen) sehen völlig anders aus als die erwachsenen Schmetterlinge. Hier das letzte Raupenstadium des Windenschwärmers.
Die großen Raupen des Wiener Nachtpfauenauges fressen mit großem Appetit die Blätter von Obstbäumen und können einigen Schaden anrichten.
Andere Raupen leben minierend in den Blättern.
Viele Insektenlarven leben räuberisch, so die Larven der Marienkäfer, die Blattläuse fressen.
Der Ameisenlöwe, die Larve der Ameisenjungfern, lauert am Grund selbstgegrabener Trichter in der Erde auf Beute. Er besitzt einen dicken, rundlichen Hinterleib, eine schmale, vorstreckbare Brust und einen kleinen Kopf mit sehr großen Kieferzangen, mit denen er seine Beute ergreift. Über die Kieferzangen pumpt der Ameisenlöwe ein starkes Gift in das Beutetier, durch das es schnell gelähmt oder getötet wird. Dann wird Verdauungssekret in die Beute injiziert und diese ausgesaugt, was bei großen Beutetieren mehrere Stunden dauern kann. Bis auf den Saugkanal ist der Mund des Ameisenlöwen zugewachsen, so dass kein Sand eindringen kann.
Viele Insektenlarven leben parasitisch, so die des Schwebers Satyramoeba hetrusca, die von den Larven der Großen Holzbiene leben. Hier hängen die frisch geschlüpften Schweber an den Babmusrohren, in denen die Holzbienen ihre Nester anlegen.
Bei manchen Arten der Gattung Hemipenthes leben die Larven als Hyperparasiten, d.h. sie parasitieren an den Larven von Parasiten.
Bei der holometabolen Entwicklung erfolgt die Umwandlung der Larve in das Adultstadium in einem Puppenstadium, während dessen der Körper der Larve sich völlig auflöst und neu gestaltet. Die Puppe des Admirals hängt an einem kleinen Gespinst.
Bei dieser großen Puppe kann man von außen den Kopf und die Flügel des Schmetterlings erkennen.
Manche holometabolen Insekten betreiben eine aufwändige Brutpflege.
Die Mistkäfer-Art Scarabaeus variolosus legt ihre Eier in Erdlöcher ab, in denen der Käfer Dungkugeln als Nahrungsvorrat für die Larven deponiert. Hier sieht man den Käfer wie er eine Dungkugel rollt.
Auch viele Wespenarten legen unterirdische Brutkammern für ihren Nachwuchs an. Hier zieht eine Heuschrecken-Grabwespe eine Heuschrecke im Rückwärtsgang in das in der Erde angelegte Nest hinein. Die Wespe deponiert die Beute in einer der mehreren seitlich vom Hauptgang abgehenden Brutkammen und legt je ein Ei an jede Heuschrecke, aus der nach einigen Tagen die Larve schlüpft, die sich von der lebenden, aber betäubten Beute ernährt.
Die Blattschneiderbienen verwenden Blattstücke für den Bau ihrer Nester.
Die Große Mörtelgrabwespe baut ein getöpfertes Nest für ihre Nachkommenschaft. Sie sammelt das Baumaterial für ihr Nest im Garten an Beeten mit frischgegossener Erde. Mit ihren Vorderbeinen kratzt die Wespe etwas feuchte Erde zusammen, die sie zu einem runden Ball formt und dann zu ihrem Nest trägt. Wenn man genau hinschaut, kann man auf dem Foto den Lehmball sehen, den die Wespe mit den Vorderbeinen dreht und formt.
Hier sieht man die Große Mörtelgrabwespe auf ihrer gerade angefertigten Brutröhre; sie bringt als Nahrung für die Larve eine gelähmte Spinne ein.
So sieht das fertige Nest aus; man sieht, dass es aus kleinen Portionen Lehm gefertigt ist.
Hier sieht man die im Innern des Lehmnests die Puppen mit den noch nicht fertig entwickelten Tieren darin. In der obersten Kammer, in der sich keine Wespe entwickelt hat, sieht man die als Nahrung für die Larve hineingelegte Spinne.
Die Erzwespe (Leucospis gigas) parasitiert an der Schwarzen Mörtelbiene und kann sogar die harte Wand der Lehmnests mit ihrem Legebohrer durchstechen.
Die Bedeutung der Insekten für den Menschen
Als Schädlinge in Forst- und Landwirtschaft haben viele Insekten einen großen Effekt auf den Menschen, so z.B. Arten wie Borkenkäfer, der Kartoffelkäfer, der Mehlkäfer und die unzähligen weiteren Arten an Pflanzenschädlingen. Einige Arten leben parasitisch auf Menschen oder ihren Haustieren; von noch größerer Bedeutung ist und war im Lauf der Menschheitsgeschichte aber die Übertragung von Krankheiten durch Insekten, so die Übertragung der Pest durch Flöhe und der Malaria durch Mücken. Auch Pflanzenkrankheiten werden oft durch Insekten übertragen.
Einer der bedeutendsten Schädlinge des Mittelmeergebietes ist die Olivenfliege, die ihre Eier in die Oliven legt. Bei einem stärkeren Befall werden Ausbeute und Qualität des Öls stark beeinträchtigt. Nachdem man über Jahre in vielen Gebieten mit Olivenanbau größflächig gegen den Befall gespritzt hat, versucht man heute mehr und mehr des Problems durch Pheromonfallen und andere weniger schädliche Methoden Herr zu werden.
befallene Oliven
Auf der anderen Seite ist die Bedeutung der Insekten als Abfallentsorger in allen Ökosystemen kaum zu überschätzen. Alles tote organische Material wird von Insekten verschiedener Arten zersetzt und als Nahrungsquelle genutzt. Auch als Bestäuber spielen zahlreiche Insekten eine entscheidende Rolle. Nützlich sind außerdem die Arten, die sich von anderen Insekten oder Schädlingen ernähren oder an ihnen als Parasiten leben und so deren Anzahl unter Kontrolle halten; so werden viele Schlupfwespenarten und Marienkäfer in der biologischen Schädlingsbekämpfung eingesetzt.
Der Asiatische Marienkäfer ist eine invasive Art, die vielerorts zur biologischen Schädlingsbekämpfung eingeführt worden ist. Ich habe den Asiatischen Marienkäfer im Jahr 2022 zum ersten Mal bei uns gefunden.
Und natürlich sind die Insekten in allen Ökosystemen ein nicht wegzudenkendes Element der Nahrungskette, da sich unzählige andere Tierarten von ihnen ernähren. In vielen Gegenden der Welt spielen Insekten und besonders Insektenlarven außerdem eine große Rolle für die Ernährung der menschlichen Bevölkerung. An nützlichen Insekten dürfen natürlich auch Arten wie die Honigbiene und der Seidenspinner nicht vergessen werden.
Auf Naxos wird viel guter Honig produziert, sowohl Heidehonig als auch der besonders beliebte Thymianhonig.
Aus dem Kokon des Pistazienspinners Pachypasa otus wurde schon in der Antike Seide hergestellt, vor allem auf der Insel Kos („Koische Seide“).
Beiträge über Insekten
Die auf Naxos lebenden Insekten stelle ich bislang in folgenden Beiträgen vor:
- Käfer
- Libellen
- Netzflügler
- Kamelhalsfliegen
- Schmetterlinge I (Tagfalter)
- Schmetterlinge II (Nachtfalter)
- Wanzen
- Zikaden
- Heuschrecken
- Die endemische Höhlenschrecke von Naxos
- Die Attische Stabheuschrecke
- Gottesanbeterinnen
- Wespen
- Die Heuschreckensandwespe
- Eine Spinnen-Wegwespe
- Eine Mörtelgrabwespe
- Bienen
- Fliegen
- Schwebfliegen
- Schweber (Fliegen III)
Foto-Übersichten der Arten:
- Käfer
- Libellen und Netzflügler
- Schmetterlinge
- Wanzen
- Heuschrecken, Gottesanbeterinnen und Zikaden
- Kamelhalsfliegen, Zweiflügler und Hautflügler
siehe auch:
Zu den Meerestieren kommt man über den Meerestiere-Überblick.