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Erstaunliche Tiere 1: Der Bohrschwamm

Der Gelbe Bohrschwamm, Cliona celata

Schwämme sind an sich schon sehr erstaunliche Tiere – sehr einfach aufgebaut, aber trotzdem perfekt an ihren Lebenraum angepasst und sehr erfolgreich. Besonders erstaunlich sind die Bohrschwämme, die im Gestein leben, in Kalkgestein, in das sie kleine Höhlungen ätzen. Vom eigentlichen Schwamm ist von außen oft nur wenig sichtbar, meist sieht man nur die kleinen gelb (oder orange) umrandeten Ein und Ausström-Öffnungen. Im Mittelmeer kommen 20 Arten der Gattung Cliona vor, die am Aussehen teilweise kaum zu unterscheiden sind. Cliona celata ist die häufigste Bohrschwamm-Art. Sie ist zwar unauffällig, aber überall an den Marmorküsten sehr häufig. Durch die Erosion des Gesteins spielt diese Schwamm-Art eine große Rolle für die Gestaltung der Küsten; außerdem führt das „Anfressen“ des harten Marmorgesteins dazu, dass auch viele andere Organismen auf den Felsen einen Halt und einen Lebensraum finden. Außer in kalkhaltigem Gestein bohren die Bohrschwämme auch in Muschelschalen (sie richten erheblichen Schaden in Muschelzuchten an) und in Korallen. Der Gelbe Bohrschwamm kann auch eine massive, nicht bohrende Form ausbilden.

Cliona celata
Aus den Löchern im Gestein schauen die Papillen des gelben Bohrschwammes Cliona celata heraus.

Gelber Bohrschwamm, Cliona celata
Hier ein Exemplar mit besonders dicht stehenden Öffnungen.

Der Bohrschwamm ist überaus effektiv darin, das Gestein „abzubauen“. Er bewerkstelligt das auf erstaunliche Weise durch spezielle bewegliche Ätzzellen. Die Ätzzelle treibt von ihren Rändern aus winzige Filopodien von 0,5 µm Durchmesser in das Gestein, wobei sie Säure und Enzyme einsetzt um den Kalk aufzulösen. Diese Filopodien wenden sich unter der Ätzzelle nach innen. Auf diese Weise wird ein Steinstückchen („Chip“) von etwa 50 µm Kantenlänge umschlossen, das dann als Ganzes abgesprengt wird. Der Chip wird von der Ätzzelle aufgenommen und Zelle und Chip werden über das Ausströmwasser abgeführt. Auf diese Weise braucht nur etwa 2% des Gesteins chemisch aufgelöst zu werden; der Rest wird physikalisch abgesprengt. So erstellt der Schwamm schnell und effektiv kleine, untereinander durch Poren verbundene Kammern im Gestein, in denen der Schwammkörper lebt.

Stein mit Löchern vom Bohrschwamm
An Marmorstränden findet man oft Steine, in denen einmal ein Bohrschwamm gelebt hat. Von außen sind zunächst nur kleine Löcher sichtbar, die Einströmöffnungen für das Wasser.

Stein mit Löchern vom Bohrschwamm
Hier sieht man auf der rechten Seite die noch intakte Oberfläche des Steines mit den kleinen Löchern, aus denen die Papillen herausschauten. Auf der linken Seite ist die Oberfläche des Steines wegerodiert und man sieht in die Kammern hinein, in denen der Schwammkörper saß.

Stein mit Löchern vom Bohrschwamm
In den Wänden der Kammern kann man die kleinen Löcher erkennen, die sie untereinander verbinden.

Stein mit Löchern vom Bohrschwamm
Oft sind die Löcher in Reihen angeordnet.


Bei diesem Stein verzweigen sich die Löcherreihen zunehmend. Ob sie auch durch einen Bohrschwamm entstanden sind?

mehr über Schwämme

Die Informationen stammen aus dem Buch: Robert Hofrichter (Hrsg): Das Mittelmeer, Fauna, Flora, Ökologie, Band II, 1: Bestimmungsführer