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Sonnenstrahlen

Sonnenstrahlen, Naxos

Jeder kennt derartige Bilder mit den kurz nach dem Sonnenaufgang hübsch durch die Wolken fallenden Sonnenstrahlen. Es ist einfach zu verstehen, wie dieses Bild entsteht: Die Strahlen vereinen sich wie zu erwarten dort, wo die Sonne steht, von der sie ausgehen. Ein unbedarfter Betrachter, der so ein Bild sieht, würde meinen, dass die Sonne etwa doppelt so “hoch” steht wie die Höhe der Bewölkung. Es ist allerdings keinesfalls so, dass die Sonnenstrahlen mit dem hier sichtbaren Winkel untereinander in die Erdatmosphäre eindringen. Das ist doch eine ziemliche Verzerrung der Wirklichkeit, wie man am folgenden Bild sieht:

Sonnenstrahlen, Naxos

Was ist denn hier los? Auch hier sieht man die Sonnenstrahlen durch die Wolken fallen, aber hier gehen sie scheinbar von einem Punkt unter dem Horizont aus. Wie ist das möglich, wo doch die Sonne offensichtlich schon aufgegangen ist? Die Antwort ist klar: Die Sonne steht hier hinter dem Betrachter und geht gerade fast unter. Aber wie ist es dann möglich, dass die Sonnenstrahlen sich, von der Sonne wegblickend, einander annähern und in einem Punkt zu treffen scheinen, anstatt sich auszubreiten, wie es ja nun mal den Tatsachen entspricht?

Nun, hier wird offensichtlich, dass es eine optische Täuschung ist, wenn es so wirkt, als würden sich die Sonnenstrahlen annähern (bzw. so stark ausbreiten wie auf dem vorigen Bild): in Wirklichkeit verlaufen sie in der Erdatmosphäre annähernd parallel. Dass es so erscheint, als würden sie sich einander nähern, liegt nur daran, dass sie sich vom Betrachter entfernen und so der Abstand zwischen ihnen scheinbar mit der Entfernung geringer wird, so wie sich die zwei Schienen der Eisenbahn einander mit wachsender Entfernung zu nähern scheinen. Die Strahlen, die man auf diesem Bild sieht, treffen sich ja offensichtlich in Wirklichkeit nicht; im Gegenteil, ganz im Widerspruch zu dem, was man hier sehen kann, entfernen sie sich in Wirklichkeit voneinander. Könnte man den Punkt sehen, an dem sie sich zu vereinigen scheinen (der unter dem Horizont liegt), so sähe man nicht wirklich zu einem Treffpunkt der Strahlen, wie es in der anderen Richtung, auf die Sonne zu, der Fall ist, sondern man sähe dort sozusagen in die Unendlichkeit: Dass die Sonnenstrahlen sich in beiden Richtungen wieder treffen müssen, scheint mir eine zwangsläufige Folge der Unendlichkeit des Raumes zu sein…

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