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Die Vegetation von Naxos

Für den Besucher aus Mitteleuropa wirkt die Insel Naxos auf den ersten Blick eher karg und öde, was die Vegetation betrifft. Dieser Eindruck trügt jedoch und kann schnell revidiert werden, wenn man beispielsweise eines der wasserreichen Täler wie das von Potamiá, von Kinídaros, Skepóni oder Myrísis besucht, oder durch die Tragaía im Zentrum der Insel oder die grünen Hochtäler um die Gebirgsdörfer Apíranthos, Kóronos oder Komiakí wandert. Hier gibt es eine reiche Vegetation, sowohl wildwachsende dichte Gestrüppe und Wäldchen als auch ausgedehnte extensiv kultivierte Flächen.

Vegetationsformen

Abgesehen von den kultivierten Regionen ist der größte Teil der Insel Naxos mit niedriger Zwergstrauchvegetation, d.h. Phrygana oder Garrigue bewachsen, sowohl die meisten Berghänge als auch viele der nicht mehr bewirtschafteten Terrassen und Felder. Vor allem im Ost- und Südteil der Insel gedeiht vielerorts eine offene Macchie, das heißt ein lockerer Buschwald aus kleinen Bäumen und hohen Sträuchern. Auch niedriger, mehr oder weniger natürlicher Wald kommt kleinflächig vor, sowohl in geschützten Tälern der niederen Lagen als auch in den Hochtälern der Gebirge. An mehreren Flüssen in Nordwest-Naxos gedeihen dichte Auwälder; und kleine Quellen an den Berghängen sind mit wilden Platanen bestanden.

Artenvielfalt

Insgesamt weist die Insel eine ganz beträchtliche Vielfalt auf. Insbesondere auf aufgelassenen Feldern und teilweise in der Phrygana kommt auf kleinem Raum oft eine überraschend hohe Anzahl an Pflanzenarten vor. Zwischen den Zwergsträuchern gedeihen kurzlebige, einjährige Kräuter, Blumen und Gräser sowie auch viele Zwiebel- und Knollenpflanzen.

Verbreitungsspektrum

Bislang sind gut tausend Pflanzenarten auf der Insel Naxos nachgewiesen worden. Den größten Anteil stellen die Arten mit einem gesamt-mediterranen Verbreitungsgebiet (40 %); 16 % der Arten sind auf das östliche Mittelmeergebiet beschränkt. Das Verbreitungsgebiet vieler Arten erstreckt sich außerdem in nördlich, östlich oder südlich anschließende Gebiete, z.B. nach Mitteleuropa, Westasien oder Afrika (insgesamt 17 %). Deutlich geringer ist der Anteil an Arten, die nur in der Ägäis oder nur auf den Kykladen vorkommen (7 %; 2 Arten sind auf Naxos endemisch). Ein Fünftel der Arten sind kosmopolitisch (20 %), darunter viele eingeführte, verwilderte Arten und Ackerunkräuter.

Griechenland hat nicht nur eine vergleichsweise sehr reiche Flora, sondern auch einen außergewöhnlich hohen Anteil an Endemiten, das heißt nur sehr kleinräumig verbreiteten Pflanzen. In Kreta sind beispielsweise 10 % der Arten Endemiten (d.h. sie kommen nur auf Kreta oder teilweise direkt benachbarten Inseln vor). Dabei ist von Interesse, dass die meisten Endemiten Pflanzen offener Standorte sind und nur sehr wenige typische Waldarten. Das weist darauf hin, dass auch in der jüngeren geologischen Vergangenheit die vorherrschende Vegetationsform auf den Ägäisinseln nicht Wald war, sondern dass offene Pflanzenformationen weiter verbreitet waren. Auf Naxos gibt es zwei Arten, die nur hier endemisch sind; beide kommen nicht im Wald, sondern an felsigen Standorten vor.
Quelle: Die meisten Informationen zum Kapitel über die Vegetation von Naxos stammen aus der Dissertation “Studien zur landschaftsökologischen Raumgliederung auf der mediterranen Insel Naxos (Griechenland)” von Niels Böhling (Dissertationes Botanicae Band 230, Gebr. Borntraeger Verlagsbuchhandlung 1994) unten