Zwischen den Dörfern Mélanes und Potamiá liegt in einem geschützten, versteckten Tälchen namens Kalamítsia ein altes, teilweise verfallenes Klostergebäude. Es handelt sich um das ehemalige Landhaus („Palast“) des Jesuiten-Ordens.
Die Geschichte des Klosters
Um 1626 (nach anderen Angaben 1672) ließen sich die ersten Mönche des Jesuiten-Ordens auf Naxos nieder. Im Jahr 1683 begann der Abt von Naxos, Roberto Sauger, mit dem Bau eines palastähnlichen Gebäudes bei Kalamítsia, das der Erholung der Mönche sowie der landwirtschaftlichen Produktion dienen sollte. Vermutlich wurde dazu ein älteres, verfallenes venezianisches Gebäude wieder aufgebaut. Das zugehörige Land, das sich bis Mélanes erstreckte, stammte aus dem venezianischen Feudalbesitz.
Hier findet man die Lage der Kirche bei Google Earth.
Die Venezianer hatten nach ihrer Unterwerfung der Insel im Jahr 1207 die besten Ländereien an sich genommen und als Feudalbesitz unter sich aufgeteilt. Die griechische Dorfbevölkerung wurde auf die weniger ergiebigen Landstücke zurückgedrängt und außerdem durch hohe Steuern und Verpflichtung zu Zwangsarbeiten belastet. Auch nach der Unterwerfung der Insel durch die Türken behielten die katholischen Feudalherren ihre Machtposition bei. In dieser Zeit ließen sich eine ganze Reihe von Orden auf Naxos nieder, so auch der Jesuiten-Orden.
Im 18. Jahrhundert besaß dieser Orden viel Land in der Umgebung von Kalamítsia und eine bedeutende, gut organisierte landwirtschaftliche Produktion. Danach folgte allerdings ein schneller Niedergang. Schon im Jahr 1835 war das Kloster in schlechtem Zustand und wurde nur noch von einem Mönch bewohnt.
Heute gehören Gebäude und Gelände dem griechischen Staat – und verfallen ungenutzt.
Das Kloster heute
Das Jesuiten-Kloster in Kalamítsia liegt in einer kleinen, geschützten Talmulde.
Oberhalb des Klosterbereiches liegt dieses kleine Gebäude.
Es ist ein Taubenhaus, das jedoch heute völlig verlassen ist.
Der Eingang zum Klosterbereich. Zwei alte Oliven stehen hier, deren Stämme so in die Mauer gefügt sind, dass man davon ausgehen muss, dass sie in den etwa 300 Jahren seit dem Bau des Klosters kaum gewachsen sind.
Nach dem Eingang liegt rechts ein Gebäude, das vermutlich ehemals als Kirche gedient hat.
Auf der linken Seite liegen Stall- oder Wirtschaftsgebäude; bei diesem hier ist die Rückwand teilweise eingestürzt.
Blick vom Dach des Hauptgebäudes auf die Wirtschaftsgebäude. In der Umgebung stehen heute noch viele Ölbäume. Ursprünglich hat es hier beispielsweise auch zahlreiche Orangenbäume gegeben.
der Eingang zum Hauptgebäude
Das Hauptgebäude ist noch recht gut erhalten.
In einem der Räume liegt ein großer Kamin.
die große zentrale Halle
Blick aus der Halle auf den Garten
Hier geht es in den Keller hinab.
Der Hauptraum des Kellers ist zum Garten hin offen.
An seiner Rückwand entspringt eine kleine Quelle, die quer durch das Gebäude in den Garten hinein fließt. Der lehmige Boden ist hier völlig aufgeweicht, was das Durchlaufen etwas erschwert.
Die sorgfältig gemauerten Räume sind mit Tonnengewölben errichtet.
Im Keller sind die Überreste einer Ölpresse erhalten.
die untere Platte der Presse mit der Ablaufrinne
Hier geht es zurück in die Haupthalle im Erdgeschoss.
In einem der seitlichen Räume sind (kümmerliche) Reste einer Wandbemalung erhalten.
Eine gemauerte Treppe führt auf das Dach der Haupthalle hinauf. Die hölzernen Decken der vorderen Räume sind allerdings nicht mehr erhalten.
Die Treppe auf das Dach. Man beachte das Loch links in der Wand: Was mag das wohl sein?
Durch das Loch blickt man genau auf die Tür zur Haupthalle! Hier konnte man von oben unauffällig überwachen, wer aus der Halle in diese Richtung kam.
Hier sieht man das Loch von unten.
auf dem Dach
Nur die mit Gewölbe gemauerte Decke der Haupthalle ist erhalten; die Holzdecken der Seitenräume sind eingestürzt.
Blick auf dem Dach zurück auf den Treppenausgang; im Hintergrund das Taubenhaus.
Oben auf dem Dach wachsen zahlreiche Pflanzen; hier ein Mastixstrauch.
Noch einmal eine Ansicht der Haupthalle. Der Boden ist aus sorgfältig zurechtgeschnittenen Marmorsteinen gefügt.
der Eingang
In der Umgebung wächst zu dieser Jahreszeit der Wilde Safrankrokus.
Blick von Süden auf den Klosterkomplex
siehe auch: