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Bei den Sturmtauchern auf den Makares-Inseln

In der Ägäis brüten zwei Sturmtaucher-Arten, der Mittelmeersturmtaucher und der Gelbschnabelsturmtaucher. Sie brüten vor allem auf unbewohnten Felseninseln, oft in kleinen oder größeren Kolonien. Auf den östlich von Moutsoúna gelegenen Mákares-Inseln kommen beide Arten vor. Die mit den Albatrossen verwandten Sturmtaucher verbringen ihr Leben größtenteils auf den Ozeanen, wo sie ununterbrochen knapp über der Wasseroberfläche fliegend und die Aufwinde über den Wellen ausnutzend nach kleinen Fischen und Tintenfischen jagen.

Mittelmeersturmtaucher, Puffinus yelkouan
Der häufigere Mittelmeersturmtaucher (Puffinus yelkouan) ist mit einer Flügelspannweite von bis zu 90 cm kleiner. Er schlägt deutlich schneller mit den Flügeln und ist konstrastreicher gefärbt. Der Mittelmeersturmtaucher brütet im Mittelmeergebiet und verbringt dort auch umherstreifend den Rest des Jahres. Foto von Winfried Scharlau

Gelbschnabelsturmtaucher, Calonectris diomedea
Der Gelbschnabelsturmtaucher (Calonectris diomedea, heute Sepiasturmtaucher genannt = Scopoli’s Shearwater) erreicht eine Flügelspannweite von 115 cm. Er ist etwas weniger kontrastreich gefärbt. Beim Segeln über den Wellen bleibt er meist näher an der Wasseroberfläche als der Mittelmeersturmtaucher. Der Gelbschnabelsturmtaucher brütet im Mittelmeergebiet und im Nordatlantik und überwintert im Atlantik, vor allem vor Afrika. Im Gegensatz zu den anderen Sturmtaucher-Arten kann er bei der Nahrungssuche auch vollständig ins Meer eintauchen. Foto von Winfried Scharlau

Alle Sturmtaucher-Arten sind mit ihren langen, schmalen Flügeln und kurzem Schwanz hervorragend an das Fliegen über dem Meer angepasst. Die Beine sind kurz und sitzen weit hinten am Körper an. Sie setzen sich oft auf die Wasseroberfläche, insbesondere bei Windstille, wenn das Fliegen für sie aufwändiger ist; an Land kommen sie jedoch nur zur Brut. Sie können nur unbeholfen und unter Zuhilfenahme der Flügel laufen; Landen und Starten sind besonders schwierig.

Gelbschnabelsturmtaucher
Während sie an Land nur sehr unbeholfen laufen können, sind Sturmtaucher hervorragend an das Leben auf dem Meer angepasst. Gemeinsam mit den Albatrossen, den Sturmschwalben und den Wellenläufern bilden sie die Ordnung der Röhrennasen, die sich durch die kurzen, aufgesetzten Röhren auf dem Schnabel auszeichnen, durch die überschüssiges Salz ausgeschieden wird. Foto von Winfried Scharlau

Gelbschnabelsturmtaucher
Sturmtaucher segeln sehr elegant niedrig über dem Meer, wozu sie die Aufwinde an den Wellen ausnutzen, so dass sie kaum mit den Flügeln zu schlagen brauchen. Foto von Winfried Scharlau

Die Sturmtaucher brüten bevorzugt unter großen Felsen oder in Höhlen. Insbesondere der Gelbschnabelsturmtaucher ist sehr standorttreu: Die erst mit fünf Jahren geschlechtsreifen Vögel kehren nach langen Wanderzügen über die Ozeane zur Brut am liebsten in ihr eigenes Nest zurück. Das Paar bleibt sich lebenslang treu. Pro Brut wird nur ein einziges Ei gelegt; ein Nest wird nicht gebaut. Das Junge wird nachts mit gefangener Beute und einem speziellen Magenöl gefüttert; die Elternvögel füttern das Junge jedoch nur alle paar Tage. Die Jungvögel benötigen relativ lang für die Entwicklung; bei den meisten Sturmvögeln werden sie nach 2 bis 3 Monaten flügge. Der Bruterfolg ist oft gering; ein besonderes Problem sind die auf vielen Brutinseln eingeschleppten Ratten, die die Eier fressen.

Auf den Mákares-Inseln brüten sowohl der Mittelmeer- als auch der Gelbschnabelsturmtaucher; beide Arten sind in großer Zahl in den umliegenden Meeresgebieten zu beobachten. Vor einigen Jahren sind die eingeschleppten Ratten von der Inseln im Zuge eines Schutzprogrammes entfernt worden; dieses Jahr überwachten die Mitarbeiter der griechischen Organisation NCC (Nature Conservation Consultants) den Brutbestand teilweise mithilfe von Nachtsichtkameras, die jetzt wieder eingesammelt werden sollen.

Makares-Inseln, Südküste von Agios Nikolaos
Ich werde von Tasos Dimalexis und seinen Mitarbeitern abends mit einem kleinen Schlauchboot abgeholt. Die Mákares-Inseln, geologisch deutlich anders als Naxos, sind einfach wunderschön. In dieser Felswand befinden sich zwei Horste des seltenen Habichtsadlers. Jetzt im Juli sind die Nester schon verlassen.

Makares-Inseln
Wir fahren südlich an Ágios Nikólaos, der größeren der drei Inseln der Inselgruppe, vorbei und dann zwischen Ágios Nikólaos und Ágia Paraskeví (rechts) hindurch.

Makares-Inseln
In der kleinen geschützten Bucht auf der Ostseite von Ágios Nikólaos ankert das Segelboot von NCC.

das Segelboot Artina vom NCC (Nature Conservation Consultants)

auf dem Segelboot Artina vom NCC (Nature Conservation Consultants)
auf dem Segelboot

Makares-Inseln, Agios Nikolaos
Vom Boot aus schauen wir auf diesen steilen Hang, von dem große Felsbrocken herabgebrochen sind. Unter diesen Felsbrocken nisten die Sturmtaucher. Vor einigen Wochen haben die Mitarbeiter vom NCC auf den Felsen mehrere Nachtsichtkameras am Eingang größerer Höhlungen mit Sturmtaucher-Nestern angebracht.

Sturmtaucher bei den Makares-Inseln
Wir machen noch eine kleine Tour mit dem Schlauchboot, um die Sturmtaucher auf dem Meer zu beobachten, bevor sie zu ihren Nestern zurückkehren. Abends (und bei Windstille) setzen sich die Sturmtaucher oft in großer Zahl nah beieinander in sogenannten “rafts” auf das Wasser. Hier sieht man eine solche Ansammlung.

Sturmtaucher bei den Makares-Inseln
Es sind sowohl Mittelmeer- als auch Gelbschnabelsturmtaucher unterwegs.

Wir verbringen den Abend damit, die Kameras per Handy und Computer zu überwachen und die Sturmtaucher zu zählen. Heute kommen nur relativ wenige Elternvögel zu den Nestern; vielleicht konnten sie wegen der Windstille nicht genügend Nahrung erbeuten.

Foto mit Nachtsichtkamera, Sturmtaucher, Makares-Inseln
Hier ein Bild von der Nachtsichtkamera; im Vordergrund links sitzt ein Sturmtaucher. Ich danke Tasos Dimalexis herzlich, dass er mir die Videos zur Verfügung gestellt hat!

Video-Clip mit Sturmtaucher
Video-Clip mit einem Sturmtaucher, der zu seinem Nest unter dem Felsen kriecht; zum Abspielen draufklicken

Strand in der östlichen Bucht, Agios Nikolaos, Makares-Inseln
Wir schlafen am Strand. Die Nacht über hören wir immer wieder die merkwürdigen, unheimlichen Rufe des Gelbschnabelsturmtauchers. Auch die Alpensegler, die offenbar weiter oben in der Felswand brüten, sind immer wieder zu hören: Sie fliegen auch nachts an ihren Brutfelsen umher.

Von den unheimlichen Rufen der Sturmtaucher, die nur nachts zur Insel kommen, gespenstisch durch die Gegend fliegen und dann plötzlich unter der Erde verschwinden, haben die Mákares-Inseln ihren Namen erhalten, der sich vom Wort makarítis (= Verstorbener) ableitet. Hier kann man Aufnahmen der Rufe des Gelbschnabelsturmtauchers finden (bei xeno-canto).

Morgenstimmung am Strand in der östlichen Bucht, Agios Nikolaos, Makares-Inseln
Morgenstimmung

Sonnenaufgang am Strand in der östlichen Bucht, Agios Nikolaos, Makares-Inseln
Sonnenaufgang über Donoussa

Felsen
Der ganze untere Hang südlich des Strandes ist von großen heruntergefallenen Felsbrocken übersät – ein sehr unwegsames Gelände. In den Höhlungen unter den Felsen brüten die Sturmtaucher. Es riecht charakteristischer nach einer Mischung aus Guano und Fisch.

Nachtsichtkamera auf den Felsen
An mehreren Stellen auf den Felsen sind die Kameras installiert, über die die Ornithologen überwachen, wie Sturmtaucher in die Nester kriechen. Für die Vögel ist die Landung zwischen den Felsen und den Büschen ein gefährliches Unterfangen – manchmal finden sich verendete Vögel, die die Landung nicht geschafft haben.

Nachtsichtkamera auf den Felsen

beim Einsammeln der Kameras

beim Einsammeln der Kameras
Tasos Dimalexis vom NCC beim Abmontieren der Kameras

beim Einsammeln der Kameras

 am Strand in der östlichen Bucht, Agios Nikolaos, Makares-Inseln

Blick auf die Ostküste von Naxos
Danach werde ich mit dem Schlauchboot wieder nach Naxos zurückgefahren – das Team von NCC fährt heute mit dem Segelboot weiter zu den südlichen Kykladen, um dort eine Kamera an einem Eleonorenfalken-Nest anzubringen und um mehrere Gelbschnabelsturmtaucher mit Radiosendern zu versehen, so dass ihre Wanderungen verfolgt werden können.


Hier fährt das Schlauchboot wieder von unserem Strand ab; im Hintergrund rechts sieht man die Mákares-Inseln.

Eine schöne Unternehmung und eine besondere Gelegenheit für mich, die Erinnerungen hochkommen lässt an meinen ersten Aufenthalt in Griechenland im Jahr 1989, als ich mit meinem Vater und einem anderen Ornithologen zwei Wochen auf der unbewohnten Insel Paximada an der Ostspitze von Kreta verbrachte, wo wir die dort brütenden Eleonorenfalken und die Gelbschnabelsturmtaucher untersuchten.

siehe auch:

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