Was mag es mit diesem Bild auf sich haben? Wer hat wohl diese merkwürdigen Spuren hinterlassen? Man findet sie manchmal in den dünnen Algen-Belägen in der Spritzwasserzone. Es handelt sich um die Frassspuren von Napfschnecken. Die Napfschnecken gehören zu den wenigen Lebewesen, die in der Spritzwasserzone mit ihren extremen, ständig abwechselnden Umweltbedingungen existieren können. Napfschnecken saugen sich so stark am Gestein fest, dass sie kaum abzulösen sind. Aufgrund ihrer robusten Schale und ihrer erstaunlichen Fähigkeit zum Ansaugen können sie auch den stärksten Wellengang unbeschadet überstehen. Auch längeres Trockenfallen macht ihnen nichts aus: Sie haben eine kleine Wasserkammer im Schaleninnern, die ihre Wasserversorgung sichert. Jede Napfschnecke sitzt tagsüber an einer speziellen Stelle auf dem Felsen, an deren Form ihre Schale genau angepasst ist; sie kann außerdem den Stein durch Säuren auflösen, so dass eine für sie passende flache Höhlung entsteht. Die Schale der Napfschnecke ist meist von denselben Algen und anderen Organismen bewachsen wie das umgebende Gestein, so dass die Schnecke perfekt getarnt ist. Nachts wandern die Napfschnecken umher und weiden den Algenbewuchs der Felsen ab. Auf Schieferfelsen müssen sie dazu in das von Kalkalgen bewachsene Mesolitoral hinabsteigen, während sie auf Marmor den dünnen Algen- oder Blaualgenbewuchs abweiden, der dort im gesamten Supralitoral auftritt. Tagsüber kehrt jede Napfschnecke zu ihrem eigenen Sitzplatz zurück.