Der Gänsegeier ist eine der Besonderheiten von Naxos. Außer Kreta gibt es keine weitere Insel in der Ägäis, auf der die Art brütet. Früher war der Gänsegeier auf Naxos sehr häufig, ist dann aber durch Verfolgung und Giftköder stark zurückgegangen, so dass man um den Fortbestand bangen musste; inzwischen ist die Kolonie wieder auf gut vierzig Exemplare angewachsen. Eine zeitlang bestand die absolut ungewöhnliche Situation, dass der Gänsegeier nicht mehr auf Naxos selbst brütete, sondern nur noch auf Herakleia, einer direkt südlich von Naxos gelegenen Insel mit einer großen Steilwand – von dort flogen die Tiere jeden Tag über das Meer nach Naxos zur Nahrungssuche herüber. Inzwischen brütet er wieder an mehreren Stellen auf Naxos. Es ist ein majestätischer Anblick, wenn ein Gänsegeier über den Zeus oder den Fanári segelt! Das Bild unten rechts ist ein abfotografiertes Dia von unserem ersten Aufenthalt im Jahr 1990 auf Naxos, als wir den ersten „offiziellen“ Brutnachweis für die Insel machen konnten: Mein Vater und ich fanden auf der Westseite des Kóronos-Berges diesen Horst mit einem fast erwachsenen Jungvogel (rechts in die Felsen geduckt). Während wir nicht weit vom Horst entfernt Mittagspause hielten, mitten in der stillen, unwegsamen Einsamkeit, kam plötzlich einer der Altvögel unter großem Flügelrauschen herabgebraust – ein unvergessliches Erlebnis!
