Die Moostierchen gehören zu den Lophotrochozoa, einer Tiergruppe, die hauptsächlich diverse Würmer umfasst; die genaueren Verwandtschaftsbeziehungen sind noch ungeklärt. Es handelt sich um winzige, vielzellige, meist im Meer lebende Tiere, die Kolonien bilden, die entweder krustenförmig dem Substrat anliegen, oder schleier-, geweih- oder fächerartig in die Höhe wachsen. Die Einzeltierchen (Zoide) einer Moostier-Kolonie sind höchstens einen halben Millimeter groß. Sie bestehen aus dem Polypid (Vorderkörper) mit einem kleinen Tentakelkranz, der dem Herbeistrudeln und Einfangen der Nahrung dient, und dem Cystid, dem Hinterkörper, in den sich der Polypid zurückziehen kann. Die Cystiden besitzen ein kalk- oder chitinhaltiges Gehäuse, das oft mit einem kleinen Deckel verschlossen werden kann. Die Tiere besitzen einen einfach gebauten Magendarmtrakt; die Mundöffnung liegt inmitten des Tentakelkranzes. Der Gasaustausch läuft über die Tentakel ab. Die Moostierchen sind meist Zwitter; Spermien und Eier werden über die Enden spezieller Tentakel ins Meerwasser abgegeben. Bei vielen Arten verbleiben die Eier zur Befruchtung im Muttertier in einem speziellen Brutraum, wo dann auch die ersten Stadien der Embryonal-Entwicklung ablaufen. Die Larven schwimmen einige Zeit frei umher und setzen sich dann fest, um eine neue Kolonie zu bilden. Diese wächst durch Sprossung (ungeschlechtliche Vermehrung) aus dem ersten Tier heran. Innerhalb einer Kolonie stehen die verschiedenen Einzeltiere durch kleine Öffnungen in den Gehäusen miteinander in Verbindung. Einige der Zoide nehmen besondere Funktionen an: So verlieren bei den freistehenden Arten die Einzeltiere, die den Stängel bilden, manchmal ihre Tentakelkränze. In der Kolonie stehen hier und da sogenannte Vibracularien, deren Polypide mit Geißeln ausgestattet sind. Sie erzeugen einen Wasserstrom auf der Oberfläche, der die Ablagerung von Sinkstoffen auf der Kolonie verhindert. Das Festsetzen anderer sessiler Organismen unterbinden die Avicularien, die wie kleine Greifzangen gestaltet sind und die Kolonie sauber halten. Die Befruchtung und Brutpflege läuft ebenfalls in spezialisierten Einzelorganismen ab, den Gonozoiden. Es gibt etwa 5.600 Moostierchen-Arten. Aus dem Mittelmeer sind um die 180 Arten bekannt. Ihre Bestimmung ist meist nur per Mikroskop möglich. Bei abgestorbenen Organismen sind gegebenenfalls die Gehäuse schon so sehr abgerieben, so dass wichtige Merkmale wie kleine Stacheln der Cystide nicht mehr erkennbar sind. Während die Moostier-Kolonie auf dem oberen Bild nicht bestimmbar ist, handelt es sich unten links um die auf dem Neptungras wachsende Art Electra posidoniae und unten rechts um Patinella radiata, das Korallenmoostierchen, das eine bis einen halben Zentimeter große, rundliche Kolonie mit einer Randlamelle bildet; die Zoide sitzen auf radiär angeordneten Lamellen, in denen ihre kleinen Poren erkennbar sind.