Die Flechtenflora eines Mandelbaumes
Am Beginn des Wanderweges auf den Zeus, etwas unterhalb der kleinen Kirche Agia Marina, steht ein alter Mandelbaum, der mit vielen schönen Flechtenarten bewachsen ist. Hier will ich mit ein paar Fotos einige der Arten vorstellen.
Dieser alte Mandelbaum ist nicht nur selbst ein schöner Baum, sondern auch Lebensraum für zahlreiche hübsche Flechten.
Seine Krone ist locker, so dass auf seinen Ästen und größtenteils auch auf dem Stamm ein gutes Lichtangebot besteht; außerdem steht der Baum an einer Stelle, die im Winter oft in den Wolken liegt, so dass hier auch Arten mit einem größeren Feuchtigkeitsbedarf gedeihen können.
Die raue Borke des Mandelbaumes bietet den Flechten einen günstigen Untergrund.
Auf dem Stamm und den Ästen des Baumes wachsen durcheinander sowohl Strauch- als auch Blatt- als auch Krustenflechten.
Nur an Stellen mit hoher Luftfeuchtigkeit können die Strauchflechten der Gattung Ramalina sowie Evernia prunastri gedeihen.
Evernia prunastri tritt in den höheren Lagen von Naxos gar nicht so selten auf.
Ramalina fastigiata ist eine der Charakterarten der Flechtengesellschaft, in die der Bestand auf diesem Baum einzuordnen ist: des Ramalinetum fastigiatae.
Hier wächst auch die auf Naxos ziemlich seltene Ramalina fraxinea.
Eine der zahlreichen Blattflechten, die auf diesem Baum wachsen, ist die häufige Parmelina tiliacea.
Außerdem kommt die anspruchsvollere Parmelina quercina mit ihren schönen großen Apothecien vor.
Melanelixia glabra (= Parmelia g.) ist die einzige braune epiphytische Parmelia(s.l.)-Art bei uns.
Am schattigen Stamm wächst Physconia venusta, eine Art des für schattige Standorte und Stämme typischen Pertusarions, einer Flechtengesellschaft, in der die Pertusaria-Arten besonders häufig sind.
Hier handelt es sich wohl um Physconia distorta.
Physcia aipolia ist eine weitere Blattflechten-Art, die in artenreichen Flechtenbeständen luftfeuchter Lagen vorkommt.
Physcia adscendens, hier zusammen mit Xanthoria parietina, einer sehr häufigen Art, die vor allem an sonnigen Standorten sowohl auf Ästen als auch auf Stämmen gedeiht und Charakterart des Xanthorions parietinae, der Flechtengesellschaften sonniger Standorte an Baumstämmen und auf Ästen.
Auf den Ästen wachsen viele Krustenflechten, hier Tephromela atra (weiß mt schwarzen Apothecien) und Lecanora chlarotera (bräunliche Apothecien).
Die Krustenflechten-Arten sind oft schwer zu bestimmen; bei der Art in der Mitte mit den schwarzen Apothecien handelt es sich vermutlich um Lecidella elaeochroma.
Insgesamt habe ich auf dem Baum bei einem nur ungefähren Zählen über zwanzig Flechtenarten registriert; wenn man genau suchen und auch die kleinen Krustenflechten berücksichtigen würde, könnte man diese Zahl sicher noch deutlich erhöhen.
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