Zistrosengewächse, Cistaceae
Die Zistrosengewächse sind nahe Verwandte der Malvengewächse und gehören zur Ordnung der Malvenartigen (Malvales). Sie umfassen acht Gattungen mit knapp 200 Arten, die vor allem in den gemäßigten Breiten der Nordhalbkugel vorkommen mit einem Verbreitungsschwerpunkt im Mittelmeerraum. Auf Naxos kommen drei Zistrosen, drei Nadelröschen, drei Sonnenröschen und ein Sandröschen vor.
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Zistrosen, Cistus
Die Zistrosen gehören zu den charakteristischsten Zwergsträuchern im Mittelmeergebiet und stellen in Phryganas auf sauren Gesteinen wie Schiefer und Granit einen großen Anteil der Vegetation; Kalkgestein wird eher gemieden. Es gibt drei Arten auf Naxos, die etwas unterschiedliche Verbreitungsschwerpunkte haben: Die Kretische Zistrose kommt vor allem im westlichen und zentralen Teil der Insel auf Granit-ähnlichen Gesteinen vor, während in den niedrigen Lagen von Ostnaxos auf Schiefer die Montpellier-Zistrose überwiegt. Die Salbeiblättrige Zistrose ist viel seltener als die vorigen Arten; man findet sie im Zentrum der Insel.
Wie alle Zistrosen wächst auch die Kretische Zistrose vor allem auf Schiefer oder Granit.
Zistrosen zeigen eine besonders effektive Anpassung an Trockenheit: Die dicht behaarten Blätter werden im Sommer zunehmend eingerollt und teilweise abgeworfen. Die Pflanze legt während der langen Sommertrockenheit eine Pause ein, in der die Lebensprozesse und damit auch die Verdunstung extrem reduziert werden. Auch an Beweidung sind die Zistrosen gut angepasst: Die ganze Pflanze sondert ein klebriges Harz ab, das den Schafen und Ziegen nicht schmeckt. Wegen ihres hohen Harzgehalts sind Zistrosen sehr leicht brennbar. Im Gegensatz zu den meisten anderen Zwergsträuchern und Bäumen des Mittelmeergebietes können sie nach einem Brand nicht wieder aus den Wurzeln ausschlagen; sie säen sich dann allerdings so stark aus, dass sie in den ersten Jahren nach dem Feuer zunehmen und nur allmählich wieder durch die anderen Sträucher verdrängt werden.
Phrygana mit Montpellier-Zistrose bei Azalás
Im Frühling verwandelt sich die Phrygana in ein weißes Blütenmeer.
Im Sommer werden die Blätter braun und rollen sich zusammen. So überstehen die Zistrosen die lange Sommertrockenheit.
Das aromatische Harz der Zistrosen (Labdanum) wird schon seit dem Altertum genutzt (vermutlich handelt es sich um die “Myrrhe” der Bibel). Es dient als Gewürz für Back- und Süßwaren und vor allem zur Herstellung von Heilmitteln: Es wirkt stark antibakteriell und antiviral und hat außerdem eine heilende Wirkung auf Haut und Magen. Die wichtigsten Inhaltsstoffe sind die Gerbstoffe, die auch das Immunsystem unterstützen. Sehr gut zur Bekämpfung von Erkältungen und entzündlichen Krankheiten kann auch ein Teeaufguss oder ein alkoholischer Auszug aus der Pflanze verwendet werden. Das Labdanum wurde früher gesammelt, indem man an heißen Tagen mit Lederriemen durch die Pflanzen strich, wodurch das Harz abgestreift wurde. (Auf Naxos machte man es sich mit dem Sammeln laut dem französischen Botaniker Tournefort, der im Jahr 1700 die Insel besuchte, allerdings etwas einfacher: Man schnitt einfach den durch die Zistrosen laufenden Ziegen einfach die Haare und Bärte ab, in denen sich Harz angesammelt hatte. Diese Form des Sammelns beschreibt schon Dioscorides, der sich wundert, wie ein so gut duftender Stoff wie das Labdanum aus dem stinkenden Bart des Ziegenbocks gesammelt werden kann…)
Montpellier-Zistrose, Cistus monspeliensis, L.
Die Montpellier-Zistrose besitzt weiße Blüten; sie ist an ihren lanzettlichen Blättern zu erkennen. Auf Naxos kommt sie fast nur in der Gegend von Azalás vor.
Die Montpellier-Zistrose hat schneeweiße Blüten.
Alle Zistrosen haben runzelige und dicke Blätter; bei dieser Art sind sie lanzettlich.
Die Blütenblätter der Zistrosen sehen immer ein wenig ungebügelt aus.
Salbeiblättrige Zistrose, Cistus salviifolius, L.
Die schöne Salbeiblättrige Zistrose mit den reinweißen Blüten ist vor allem im Migmatit-Gebiet im Innern der Insel anzutreffen.
Diese schöne Art sieht der Montpellier-Zistrose auf den ersten Blick ähnlich, hat aber breitere, eiförmige Blätter.
Die Blätter ähneln denen des Salbeis, daher der Name.
Kretische oder Graubehaarte Zistrose, Cistus creticus, L.
Die Kretische Zistrose ist auf Naxos häufig und weit verbreitet; sie kommt vor allem auf Schiefer und Granit bzw. Migmatit vor. Sie ist an ihren rosa Blüten leicht von den anderen zwei Arten zu unterscheiden.
Die Kretische Zistrose ist auf Granit und Schiefer im Inselinnern von Naxos sehr häufig.
Sie hat intensiv rosa Blüten.
Bei allen Zistrosen sitzen zahlreiche Staubbeutel in mehreren Reihen um den Fruchtknoten herum.
Gelegentlich wird die Kretische Zistrose vom Roten Zistrosenwürger parasitiert.
Nadelröschen, Fumana
Die Nadelröschen sind zwar ebenfalls mehrjährige Zwergsträucher, sie sind aber wesentlich kleiner und zarter gebaut als die Zistrosen. Die Blüten sind gelb.
Arabisches Nadelröschen, Fumana arabica, (L.) Spach
Das Arabische Nadelröschen mit seinen recht großen gelben Blüten ist an vielen Stellen auf Naxos in offener Vegetation und Macchie häufig.
Das Arabische Nadelröschen wächst als zarter, verzweigter Strauch mit linealischen, wechselständigen Blättern.
Die großen gelben Blüten haben einen Durchmesser von etwa 3 cm; sie sind nur vormittags geöffnet.
Thymianblättriges Nadelröschen, Fumana thymifolia, (L.) Webb
Das Thymianblättrige Nadelröschen in seiner Nominatform ist auf Naxos sehr selten; häufig kommt dagegen die Form var. laevis vor, die manchmal als eigene Art eingestuft wird (s.u.).
Das Thymianblättrige Nadelröschen wächst als kleiner ausdauernder Strauch. Die Blüten sind kleiner als bei der vorigen Art (bis 2 cm Durchmesser) und es besitzt gegenständige Blätter, die sich zum Blütenstand hin zu wechselständigen Tragblättern verkleinern. Bei dieser Form sind Blätter und Stängel drüsig behaart. Die Nebenblätter sind ähnlich groß wie die Blätter, so dass es so wirkt, als ob die Blätter quirlig stehen.
Die gelben Blüten stehen zu mehreren in Wickeln. Die Blütenblätter sind mit etwa 10 mm etwas länger als die inneren Kelchblätter; die äußeren Kelchblätter sind deutlich kürzer. Die Knospen hängen oft herab.
Glattes Nadelröschen, Fumana laevis, (Cav.) Pau
D oft nur als Variante des Thymianblättrigen Nadelröschens betrachtete Glatte Nadelröschen ist auf Naxos häufig und wächst oft gemeinsam mit dem Arabischen Nadelröschen. Es besitzt etwas kleinere und hellere Blüten als dieses.
Das Glatte Nadelröschen (Fumana laevis) wird oft nur als Form oder Variante des Thymianblättrigen Nadelröschens (“Fumana thymifolia var. laevis”) betrachtet, ist aber deutlich zu unterscheiden. Es ist auf Naxos wesentlich häufiger als Fumana thymifolia.
Es ist nicht oder nur wenig behaart. Die Nebenblätter sind wesentlich kleiner als die Blätter, so dass die Beblätterung klar als gegenständig zu erkennen ist. Die Blüten stehen an längeren, schmaleren Stielen und sind etwas größer als bei der vorigen Form.
Sonnenröschen, Helianthemum
Auf Naxos kommen drei Sonnenröschen-Arten vor; alle sind jedoch nur selten anzutreffen. Mit insgesamt etwa 175 Arten besitzen die Sonnenröschen ihren Verbreitungsschwerpunkt im Mittelmeergebiet. Es handelt sich um kleine Halbsträucher oder Kräuter.
Ägyptisches Sonnenröschen, Helianthemum aegyptiacum, (L.) Mill.
Das Ägyptische Sonnenröschen habe ich bislang nur im Migmatit-Gebiet in der Nähe von Áno Potamiá gefunden.
Das Ägyptische Sonnenröschen ist ein unauffälliges zartes Kraut.
Im Gegensatz zu den meisten Zistrosengewächsen besitzt es eher kleine, schmale Kronblätter.
Die drei inneren Kelchblätter sind häutig bis strohig und größer als die Kronblätter. Sie bleiben auf diese Weise offen stehen, nachdem die Kronblätter schon abgefallen sind. Unterhalb der inneren Kelchblätter sieht man auch die zwei äußeren, schmalen Kelchblätter.
Nach der Blüte schließen sich die Kelchblätter zu einem aufgeblasenen Kelch zusammen. Sie besitzen auffällige, vorstehende, rötliche, mit Wimpern besetzte Nerven.
Weidenblättriges Sonnenröschen, Helianthemum salicifolium, (L.) Mill.
Das Weidenblättrige Sonnenröschen, obwohl klein und unauffällig, ist die häufigste Sonnenröschen-Art auf Naxos.
Das Weidenblättrige Sonnenröschen wächst als kleines, niedriges Pflänzchen.
Die kleinen Blüten sind hellgelb; die Kronblätter fallen leicht ab. Ein gutes Merkmal sind die weich behaarten Blätter mit auffälliger Aderung.
Die drei inneren Kelchblätter sind etwa so lang wie die Kronblätter, die äußeren sind kürzer und sehr schmal. Die Kelchblätter sind wie die ganze Pflanze weich behaart.
Apenninen-Sonnenröschen, Helianthemum apenninum, (L.) Mill.
Das sehr schöne Apenninen-Sonnenröschen mit den großen weißen Blüten kenne ich nur von Kap Stavrós.
Das Apenninen-Sonnenröschen habe ich bislang nur auf dem Kap bei Moutsouna angetroffen. Es ist leicht an den großen, weißen Blüten und den durch eine filzige Behaarung grau erscheinenden Blättern zu erkennen.
Die Art ist vor allem im westlichen Europa verbreitet; in Deutschland ist sie selten und streng geschützt.
Sandröschen, Tuberaria
Die Sandröschen sind im Gegensatz zu den vorigen Arten einjährige Kräuter. Die auf Naxos vorkommende Art besitzt deutlich größere Blätter als die Nadelröschen; die untersten, sehr breiten Blätter stehen in einer Rosette.
Geflecktes Sandröschen, Tuberaria guttata, (L.) Fourr.
Das Gefleckte Sandröschen ist auf Naxos an vielen Stellen recht häufig, vor allem im Migmatit-Gebiet im Zentrum der Insel.
Das Gefleckte Sandröschen besitzt eine Grundrosette aus breiten, recht großen Blättern; die Blätter am Stängel sind schmal länglich. Es kommt in zwei Formen vor; die hier abgebildete hat nur kleine braune Flecken am Grund der Blütenblätter.
Häufig trifft man auch diese Form an mit großen schwarzen Flecken am Grund der Kronblätter.
Die Blüten sehen einfach zu hübsch aus!
siehe auch:
zum Weiterlesen:
- Die Zistrose bei Naturheilkunde News
- “Naxos, Alte Reisebeschreibungen” von Christian Ucke, Hofbauer-Verlag 1989