Schnecken 6: Wurmschnecken
Zu den vielen merkwürdigen Lebewesen der Gezeitenzone gehören die Wurm- oder Röhrenschnecken. Diese Schnecken kriechen nur als Jungtier frei herum, dann heften sie sich am Substrat fest und nehmen eine sessile Lebensweise an. Auf Naxos kommen mehrere Arten vor. Die Wurmschnecken oder Röhrenschnecken bilden eine eigene Familie (Vermetidae) innerhalb der Littorinimorpha, einer großen Teilordnung innerhalb der Gastropoda, zu der viele unserer marinen Schnecken gehören.
In der Foto-Übersicht der Meeresschnecken findet man einen Überblick über alle bislang von mir fotografierten Arten.
Eine Anmerkung zur Bestimmung: Einige Arten der Meeresschnecken sind leicht und sicher zu erkennen. In vielen Fällen gibt es jedoch mehrere verwandte Arten, die schwer zu unterscheiden sind. Ein weiteres Problem bei der Bestimmung ist, dass in den Bestimmungsbüchern nicht alle Arten enthalten sind; aber auch im Internet kann man zu vielen Arten kaum Informationen finden. Entsprechend sind manche der Bestimmungen leider ziemlich unsicher, und einige Arten müssen gänzlich unbestimmt bleiben.
Und ein Wort zu den Namen: Wie bei so machen Meerestieren herrscht bei den Schnecken eine große Verwirrung mit den Namen: Für fast alle Arten gibt es eine große Anzahl von heute nicht mehr gültigen Synonymen, die in älteren Büchern aber durchaus noch benutzt werden. Ich verwende hier die Namen entsprechend dem World Register of Marine Species (Stand 2020), wo man auch die entsprechenden Synonyme finden kann.
Hier kann man direkt zu den Arten springen (zurück kommt man durch Zurückblättern): Große Wurmschnecke, Thylacodes arenarius – Dreikant-Wurmschnecke, Vermetus triquetrus – Dendropoma cristatum
Große Wurmschnecke, Thylacodes arenarius, L.
(= Serpulorbis arenarius)
Die Große Wurmschnecke ist die größte bei uns vorkommende Wurmschnecken-Art. Man trifft auf sie im flachen Wasser, vor allem an wellengeschützten Stellen. Ihr Gehäuse wächst nur anfangs andeutungsweise spiralig, danach bildet die Schnecke ihre Schale als am Substrat anliegende, unregelmäßig gewundene, bis gut 1 cm dicke Röhre, die der Schale eines Röhrenwurmes ähnelt. Von innen hat sie allerdings die für Schalentiere typische Perlmutterfarbe. Die Schnecke kann sich tief in die Röhre zurückziehen. Nur selten sieht man den Kopf der Schnecke mit zwei kurzen Fühlern herausschauen. Entsprechend ihrer sessilen Lebensweise hat die Wurmschnecke eine ungewöhnliche Ernährungsweise entwickelt: Sie umgibt sich mit einer einem Spinngewebe ähnlichen Schleimhülle, an der alle möglichen Kleinpartikelchen aus dem Meereswasser hängenbleiben. Von Zeit zu Zeit verzehrt die Schnecke die Schleimhülle mitsamt ihrem Belag.
Gehäuse von Thylacodes arenarius
Hier haben sich die Tiere in ihre Gehäuse zurückgezogen; der “Verschluss” ist rötlich marmoriert.
Thylacodes arenarius fängt ihre Nahrung mit einer Hülle aus Schleimfäden, das sie von Zeit zu Zeit samt allem Essbaren, das sich daran verfangen hat, verzehrt.
Dreikant-Wurmschnecke, Vermetus triquetrus, Bivona e Bernardi
Ähnlich ist die seltener zu findende Dreikant-Wurmschnecke Vermetus triquetrus. Diese Art ist hier und da ab der Wasserlinie anzutreffen. Sie unterscheidet sich von der vorigen Art in der Längsleiste am Gehäuse, die ihm einen leicht dreieckigen Querschnitt verleiht, sowie in der Querriffelung des Gehäuses.
Die Gehäuse der Dreikant-Wurmschnecken liegen dem Untergrund an; nur die Öffnung wendet sich nach oben.
Hier ist deutlich die dreieckige Form des Gehäuses mit dem Kiel auf der Oberseite sowie die feine Riffelung durch Wachstumslinien zu sehen.
Hier sieht man das Operculum und die Schnecke selbst, die an der Seite hervorschaut.
Dendropoma cristatum, Biondi-Giunti
(= Dendropoma petraeum)
Eine weitere, sehr kleine Wurmschnecken-Art kommt in der oberen Gezeitenzone vor und ist einer der häufigsten Organismen im sogenannten Kalkalgentrottoir. Meist ist sie von der Kalkalgen-Art Lithophyllum incrustans überwachsen, so dass nur die Röhrendeckelchen als kleine schwarze Löcher in der Kalkalgen-Kruste freibleiben.
An vielen Stellen sind die Algenkrusten im Kalkalgentrottoir mit unzähligen kleinen Löchern besetzt.
Bei genauem Hinsehen entpuppen sich die kleinen Löcher in der Kalkalgen-Kruste als die Öffnungen der Wurmschnecken-Gehäuse, aus denen die kleinen Schnecken hinausschauen.
Wenn sie nicht ganz überwachsen sind, sieht man, dass die Gehäuse dieser Wurmschnecken eher abgeflacht-dreieckig als rund und stark geriffelt sind. Im Gegensatz zur Dreikant-Wurmschnecke ist der Weichkörper des Tieres dunkel gefärbt.
Nahaufnahme von Dendropoma cristatum
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siehe auch: Das Kalkalgentrottoir