Schmetterlingsblütler, Fabaceae
Die Familie der Schmetteringsblütler (Leguminosen, Hülsenfrüchtler, Fabaceae) bildet zusammen mit den Kreuzblumengewächsen (Polygalaceae) und zwei kleinen, tropischen Familien die Ordnung der Schmetterlingsblütlerartigen (Fabales). Die Schmetterlingsblütler sind im Mittelmeergebiet mit auffällig vielen Arten vertreten. Von den knapp 1000 bisher auf Naxos nachgewiesenen Pflanzen gehören je ein gutes Zehntel den drei für den Mittelmeerraum besonders charakteristischen Familien an: den Süßgräsern (Poaceae), den Schmetterlingsblütlern und den Korbblütlern (Asteraceae). Allen diesen Familien ist es besonders gut gelungen, sich an das sommertrockene mediterrane Klima anzupassen. Eine bedeutende Anpassung der Schmetterlingsblütler besteht in ihrer Fähigkeit, mithilfe von symbiotischen Bakterien in den Wurzeln Luftstickstoff zu binden, wodurch ihnen das Gedeihen auch auf nährstoffarmen Böden ermöglicht wird. Viele der Arten sind einjährig und nutzen die kurzfristig günstigen Bedingungen im Winterhalbjahr aus. Sie produzieren oft auffällig große, resistente Samen, die in der Lage sind, auch lange Trockenperioden zu überstehen und bei günstigen Bedingungen wieder auszukeimen.
Bei den Schmetterlingsblütlern werden die Blüten hauptsächlich von Hautflüglern wie z.B. Bienen bestäubt. Die Blüten sind aus 5 Kronblättern aufgebaut, von denen das obere als auffällige, die Bestäuber anlockende Fahne ausgebildet ist und die beiden seitlichen als Flügel, während die unteren zwei das meist zwischen den Flügeln versteckte Schiffchen bilden, in dem die Staubfäden und die Narbe eingeschlossen sind. Wenn das Insekt sich auf dem Schiffchen niederlässt, werden die Staubfäden mit Schwung daraus herausgeschnellt und bepudern das Insekt mit dem Pollen, der dann auf einer anderen Blüte, die ihren Pollen schon abgegeben hat, auf die erst danach reifende Narbe übertragen wird. Im Innern der Blüte liegt bei einigen Schmetterlingsblütlern außerdem ein Nektarvorrat, der oft nur für langrüsselige Insekten zu erreichen ist.
Bei diesen Blüten vom Pfriemenginster (Spartium junceum) sind die Fahne, die Flügel und das Schiffchen gut zu erkennen. An der rechten, bestäubten Blüte hat sich das Schiffchen geöffnet und Staubbeutel und Narbe freigegeben.
Auf Naxos kommen etwa 120 Arten an Schmetterlingsblütlern vor, von denen einige sehr häufig sind. Sie gehören 26 Gattungen an, von denen einige sehr artenreich sind, so dass ich sie je auf eigenen Seiten abhandele (siehe Links ganz unten). Auf dieser Seite sind die Arten aus mehreren kleineren Gattungen abgehandelt.
Hier kann man direkt zu den Gattungen springen (zurück kommt man durch Zurückblättern): Wundklee, Anthyllis – Pechklee, Bituminaria – Kronwicken, Coronilla – Backenklee, Dorycnium – Hufeisenklee, Hippocrepis – Pfennigklee, Hymenocarpos – Esparsetten, Onobrychis – Serradella oder Vogelfuß, Ornithopus – Skorpionsschwanz, Scorpiurus – Beilwicken, Securigera – Süßklee, Sulla – Bockshornklee, Trigonella – Wundklee, Tripodion
Wundklee, Anthyllis
Die Gattung Wundklee umfasst knapp 30 Arten mit Verbreitung in Europa, Nordafrika und dem Nahen Osten. Auf Naxos kommen zwei Arten vor, der Rote Wundklee und der Dornige Wundklee (Anthyllis hermanniae), der auf der Seite mit den Ginstern abgehandelt wird.
Roter Wundklee, Anthyllis vulneraria ssp. rubriflora, (DC.) Arcang.
Der Rote Wundklee kommt verstreut in der Phrygana und den kultivierten Regionen der Insel vor.
Der Echte Wundklee, eine volkstümliche Heilpflanze, die zur Behandlung von Wunden un Husten verwendet wurde, tritt in Griechenland in der rotblütigen Unterart ssp. rubriflora (Roter Wundklee) auf.
Die rötlichen Blüten mit leicht aufgeblasenen Kelchen stehen dichtgedrängt in runden Köpfen, die von tief zerteilten Hochblättern getragen werden.
Die Gattung Bituminaria umfasst nur wenige Arten mit Verbreitungsschwerpunkt im Mittelmeergebiet.
Pechklee oder Harzklee, Bituminaria
Die Gattung Bituminaria umfasst nur zwei Arten; der Pechklee kommt im gesamten Mittelmeer- und Kaukasusgebiet vor.
Pechklee oder Harzklee, Bituminaria bituminosa, (L.) C.H. Stirt.
Der Pechklee oder Harzklee ist auf Naxos in Kulturland, Phrygana und Garrigue häufig und weitverbreitet.
Der große Pechklee ist unverkennbar, auch an seinem intensiven Teergeruch, von dem er seinen Namen erhalten hat. Er wächst als Staude mit ausdauernder, verholzender Basis, aus der er im Frühling austreibt.
Der Pechklee ist in Gärten, Weinbergen und Feldern häufig und wächst auch in der Phrygana.
Die violetten Blüten stehen in langgestielten, runden Köpfen; die Hülsen besitzen einen kräftigen, leicht gekrümmten Schnabel.
Kronwicken, Coronilla
Es gibt knapp zehn Kronwicken-Arten, von denen einige als Sträucher wachsen. Auf Naxos kommen zwei Arten vor.
Skorpionskraut, Coronilla scorpioides, (L.) W.D.J. Koch
Das Skorpionskraut ist gelegentlich in Phrygana und Kulturland anzutreffen.
Das Skorpionskraut besitzt gelbe Blüten und lange, dünne, leicht gekrümmte Hülsen.
Die Blätter sind graubläulich gefärbt und charakteristisch geformt mit zwei runden seitlichen Fiedern und einer größeren Endfieder.
Valencia-Kronwicke, Coronilla valentina ssp. glauca, (L.) Batt.
Die strauchförmige Coronilla valentina wächst an steilen Hängen in der Nähe von Kóronos. Ihre Blätter besitzen meist vier Paare rundlicher Fiederblättchen.
Die leuchtend gelben Blüten stehen zu mehreren in langgstielten Dolden. Die Hülsen sind langgestreckt und schmal und zerfallen zur Reife in mehrere Glieder.
Backenklee, Dorycnium
Die Gattung Backenklee wird heute oft in die Gattung Lotus eingeordnet; da sie aber nicht besonders ähnlich aussieht, belasse ich sie hier lieber getrennt. Die Gattung umfasst etwa zehn Arten, die vor allem im Mittelmeerraum vorkommen.
Dorycnium rectum, (L.) Ser.
Der Backenklee Dorycnium rectum kommt auf Naxos nur an ständig wasserführenden Flüssen vor; er wächst unterhalb von Káto Potamiá und bei Mélanes.
Der Backenklee Dorycnium rectum bildet große, dicht verzweigte Sträucher.
Die Blätter besitzen fünf Fiederblätter. Die kleinen Blüten sind weißlich oder rosa oft mit dunklerer Spitze und sitzen in dichten Köpfchen. Die Flügel sind seitlich “backenähnlich” gewölbt (so erklärt sich der deutsche Name “Backenklee”). Die Hülsen sind gerade und eher kurz.
Hufeisenklee, Hippocrepis
Beim Hufeisenklee handelt es sich um kleine, eher unauffällige Arten mit gefiederten Blättern, winzigen gelben Blüten und unverkennbaren, hufeisenförmig gekrümmten Hülsen mit charakteristischen Ausbuchtungen. Es gibt bei uns zwei Arten, die fast nur an ihren Hülsen zu unterscheiden sind.
Die Hufeisenklee-Arten sind sehr klein und eher unauffällig. Sie besitzen unverkennbar geformte Hülsen (hier der Zweiblütige Hufeisenklee).
Zweiblütiger Hufeisenklee, Hippocrepis biflora, Spreng.
Der Zweiblütige Hufeisenklee ist selten auf Naxos; er kommt hier und da im Kulturland und in der Phrygana vor.
Der Zweiblütige Hufeisenklee besitzt vergleichsweise breite, kahle Hülsen, die fast ohne Stiel an den Stängeln sitzen.
Schmalblättriger Hufeisenklee, Hippocrepis ciliata, Willd.
Der Schmalblättrige Hufeisenklee ist die häufigere Art auf Naxos; auch er wächst im Kulturland und in der Phrygana.
Die Hülsen von Hippocrepis ciliata sind schmaler und lang gestielt.
Diese Art hat besonders kleine Blüten.
Bei genauer Betrachtung kann man eine Bart-ähnliche Behaarung an den verengten Stellen der Hülsen erkennen.
Pfennigklee, Hymenocarpos
Die Gattung Hymenocarpos umfasst nur eine Art. Sie ist eng mit Anthyllis verwandt.
Pfennigklee, Hymenocarpos circinnatus, (L.) Savi
Der Pfennigklee ist in Kulturland, Phrygana und Macchie häufig.
Der Pfennigklee mit seinen hübschen orangegelben Blüten ist bei uns sehr häufig.
Die charakteristischen Blätter haben eine größere Endfieder.
Die flachen, rundlichen Hülsen sind unverkennbar.
Esparsette, Onobrychis
Die Esparsetten sind eine große Gattung mit 150 Arten mit Verbreitungsschwerpunkt in Zentralasien. Viele Arten sind wertvolle Futterpflanzen. Der wissenschaftliche Gattungsname stammt von den griechischen Wörtern ónos = “Esel” und brychein = “gierig verschlingen”. Bei uns kommen zwei Esparsetten-Arten vor, die sich sehr ähnlich sind und auch gern direkt nebeneinander wachsen. Sie besitzen längliche Blätter mit vielen kleinen Fiedern und intensiv purpurne Blüten. Gut zu unterscheiden sind die Arten nur an ihren Früchten.
Links im Foto die Hahnenkamm-Esparsette, rechts die Zacken-Esparsette.
Zacken-Esparsette, Onobrychis aequidentata, (Sm.) d’Urv.
Die Zacken-Esparsette ist eher selten auf Naxos; sie kommt in Kulturland und der Phrygana vor.
Die Zacken-Esparsette hat vergleichsweise länger gestielte Blütenstände.
Die Hülsen dieser Art tragen am Rand große Zacken.
Hahnenkamm-Esparsette, Onobrychis caput-galli, (L.) Lam.
Die Hahnenkamm-Esparsette ist wesentlich häufiger. Sie wächst an Ruderalstandorten im Kulturland und in der trockenen Phrygana.
Bei der Hahnenkamm-Esparsette sitzen die Blütenköpfchen an kürzeren Stielen; ihre Hülsen weisen rötliche Stacheln auf.
Hier nochmal die stacheligen Hülsen.
Serradella oder Vogelfuß, Ornithopus
Die sechs Serradella-Arten zeichnen sich dadurch aus, dass ihre Früchte Gliederhülsen sind, die in einsamige Teilfrüchte zerfallen. Mehrere Arten werden als Futterpflanzen angebaut. Auf Naxos kommen zwei Arten vor.
Flachhülsige Serradella, Ornithopus compressus, L.
Die Flachhüslige Serradella kommt in aufgegebenen Feldern und in der Phrygana vor. Sie ist nicht sehr häufig.
Wie der Name sagt, ist die Flachhülsige Serradella daran zu erkennen, dass die zwischen den Samen leicht eingeschnürten Hülsen seitlich abgeflacht sind. Die Art ist auf Naxos selten.
Die gelben Blüten sind eher klein. Die ganze Pflanze ist weich silbrig behaart und hat dadurch eine hellgrüne Färbung.
Die gekrümmten Hülsen sind seitlich leicht zusammengedrückt. Am Blüten- bzw. Fruchtstand sitzt ein großes Tragblatt.
Ornithopus pinnatus, (Mill.) Druce
Die ähnliche Art Ornithopus pinnatus ist viel seltener auf Naxos; sie wächst an saisonal feuchten Stellen auf saurem Gestein.
Ornithopus pinnatus ist klein und entsprechend leicht zu übersehen.
Im Unterschied zur vorigen Art ist sie mehr oder weniger kahl und die Blüten- bzw. Fruchtstände besitzen kein Tragblatt.
Die dünnen, leicht gegliederten Früchte sind stark gebogen, so dass sie sich teilweise fast zu ihrem Ausgangspunkt zurückkrümmen.
Skorpionsschwanz, Scorpiurus
Die Skorpionsschwänze kommen im Mittelmeergebiet und dem Nahen Osten vor. Es gibt nur zwei Arten. Die Blätter der Skorpionsschwänze sind – für Schmetterlingsblütler ungewöhnlich – ungeteilt.
Stacheliger Skorpionsschwanz, Scorpiurus muricatus, L.
Der Stachelige Skorpionsschwanz ist eher selten auf Naxos; er kommt vor allem an kalkreichen Standorten vor und tritt auch in Küstennähe auf.
Der Skorpionsschwanz besitzt spatelige Blätter und zu zweit stehende, orangegelbe Blüten.
Die unverkennbaren stacheligen Hülsen sind merkwürdig aufgedreht.
Beilwicken, Securigera
Die Gattung Securigera umfasst etwa 12 Arten. Sie ist eng verwandt mit den Gattungen Coronilla (Kronwicken) und Hippocrepis (Hufeisenklees). Manche der Arten dieser Gattung werden Beilwicken genannt, andere Kronwicken. Auf Naxos kommen zwei Arten vor.
Echte Beilwicke, Securigera securidaca, (L.) Degen & Dörfl.
Die Echte Beilwicke ist auf Naxos selten. Sie wächst in der Phrygana und an Wegrändern an trockenen, kalkreichen Standorten.
Die Blätter der Beilwicke haben zahlreiche kleine Fiedern.
Die gelben Blüten stehen schön im Kreis angeordnet.
Die sehr langen Hülsen sind ungegliedert und dreikantig.
Kretische Beilwicke, Securigera cretica, (L.) Lassen
Die Kretische Beilwicke ist noch seltener auf Naxos als die vorige Art. Sie kommt an Feldrändern und ähnlichen Standorten vor.
Die Kretische Beilwicke hat weiße oder rosa Blüten und sehr dünne Hülsen.
Die Pflanze ist schlank und langstielig.
Die Blüten stehen auch bei dieser Art in hübschen Krönchen.
Die Hülsen sind gegliedert (hier an den unreifen Hülsen nur undeutlich zu sehen).
Süßklee, Sulla = Hedysarum
Es gibt etwa 200 Süßklee-Arten, die auf der ganzen Nordhalbkugel vorkommen. Die Süßklee-Arten besitzen wie die Serradellen Gliederhülsen.
Dorniger Süßklee, Sulla spinosissima, (L.) B.H. Choi & H. Ohashi
Der Dornige Süßklee, oft auch in die Gattung Hedysarum eingeordnet, ist auf Naxos selten. Er kommt vor allem in Küstennähe vor sowie in trockener Phrygana und Macchie.
Der Dornige Süßklee hat eher unauffällige rosa Blüten und gefiederte, etwas fleischige Blätter.
Die charakteristischen Hülsen bestehen aus mehreren runden, stachligen Gliedern.
Bockshornklee, Trigonella
Die etwa 70 Trigonella-Arten sind auf allen Kontinenten außer Amerika verbreitet. Die bekannteste Art ist der vitaminreiche Bockshornklee, der seit dem Altertum in vielen Kulturen als Gewürz und als bedeutende Heilpflanze mit vielfältigen Wirkungen verwendet wurde; neuere Untersuchungen bestätigen eine positive Wirkung bei Parkinson.
Balansas Bockshornklee, Trigonella corniculata ssp. balansae, (Boiss. & Reut.) Lassen
Balansas Bockshornklee ist auf Naxos im Kulturland sehr häufig.
Balansas Bockshornklee hat kräftig gelbe Blüten.
Seine Hülsen sind sichelförmig gekrümmt.
Wundklee, Tripodion
Die von der Gattung Anthyllis abgespaltene Gattung Tripodion umfasst nur eine Art.
Blasen-Wundklee, Tripodion tetraphyllum, (L.) Fourr.
Der Blasen-Wundklee kommt in der Phrygana an trockenen, kalkreichen Standorten vor, meist in Küstennähe.
Der bei uns in der Phrygana regelmäßig auftretende Blasen-Wundklee ist an seinen stark aufgeblasenen Kelchen zu erkennen.
Die Blüten haben eine weiße Fahne und gelbe Flügel.
Die Kelche sind deutlich aufgeblasen.
Hier sieht man die gegliederte Hülse im aufgerissenen, zur Fruchtzeit trocken-papierartigen Kelch.
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