Riesenfenchel, Ferula communis
Der Riesenfenchel ist eine sehr beeindruckende Pflanze; es handelt sich um einen der größten Doldenblütler und überhaupt eine der größten Blumen, die in Europa vorkommen. Der Riesenfenchel ist heute auf Naxos selten, man findet ihn hier und da an abgelegenen Stellen vor allem in Flusstälern.
Riesenfenchel, Ferula communis, L.
Der Riesenfenchel ist einer der größten europäischen Doldenblüter; der Blütenstand erreicht eine Höhe von gut drei Metern.
Hier kann man seine Größe abschätzen. Die abgebildete Pflanze fanden wir im Flusstal nördlich von Moutsoúna.
Der Riesenfenchel besitzt sehr große, drei- bis vierfach gefiederte Blätter mit schmal lanzettlichen Abschnitten.
Die frisch blühenden Pflanzen haben eine leuchtend gelbe Farbe, aufgrund derer sie von weitem zu sehen sind.
Die Dolden des zusammengesetzten Blütenstandes sind besonders vielstrahlig und stark gewölbt; die Blüten sind gelblich.
Die Dolden sind aus zahlreichen vielblütigen Döldchen zusammengesetzt; an den hier fast verblühten Blüten sind die dicken Nektarpolster (Griffelpolster) zu erkennen.
Der Riesenfenchel bildet längliche, flache Früchte aus, die bis zu 1,5 cm lang sind.
Auf Naxos ist der Riesenfenchel selten; hier an einem Steilhang in der Nähe von Apíranthos.
Der Riesenfenchel ist schon seit der Antike bekannt und spielt eine gewisse Rolle in der griechischen Mythologie. Sein dicker Stängel enhält ein lockeres, leicht entzündliches Mark, das, wenn man es anzündet, im Innern lange weiter schwelt. Dementsprechend sind die Stängel zum Transport von Feuer geeignet, und die Mythen berichten, dass Prometheus, als er das Feuer vom Olymp entwendete und heimlich den Menschen brachte, für dessen Transport einen Stängel des Riesenfenchels verwendete. Bis in jüngere Zeiten wurden kleinere Stängel derselben Pflanze von den Matrosen als sturmsichere Feuerzeuge benutzt.
Aus dem starken, aber leichten Stängel des Riesenfenchels werden von den Hirten in Apíranthos die beim Karneval von den koudhounáti getragenen sómbes hergestellt. Diese Stöcke erinnern an den antiken thyrsos-Stab des Weingottes Dionysos und seiner Anhänger, der aus derselben Pflanze gefertigt wurde und an der Spitze einen Kiefernzapfen (ein weiteres Symbol des Dionysos) trug. Den Anhängern des bacchischen Kultes wurden die thyrsos-Stäbe zur Verwendung bei ihren trunkenen Prozessionen empfohlen, weil sie stark genug waren um die Betrunkenen zu stützen, aber nicht schwer genug, als dass sich die Rasenden damit gegenseitig hätten verletzen können. Auch bei den heutigen Karnevals-Veranstaltungen sieht es schlimmer aus als es ist, wenn sich die koudhounáti mit ihren sómbes verhauen…
Die wichtigsten Ausrüstungsgegenstände der koudhounáti: die Ziegenglocken (koudhoúnia) und die sómba (der antike thyrsos-Stab) aus dem großen, hohlen Stängel des Riesenfenchels.
Die koudhounáti wollen mit ihrem ohrenbetäubendem Lärmen den Winter verscheuchen; bei den antiken Vorläufern der Karnevalsfeiern sollte der Fruchtbarkeits- und Vegetations-Gott Dionsos wieder zum Leben erweckt werden.
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