Tropfsteine und Mineralien
Beim Erforschen der Schmirgelminen von Naxos gibt es vieles Schönes und Interessantes zu entdecken: so beispielsweise Tropfsteine und bunte Mineralien.
Tropfsteine und Sinterröhrchen
Tropfsteine sind Ablagerungen von Calcit (Kalkspat, Calciumcarbonat), die entstehen, wenn in Höhlen kalkhaltiges Wasser von der Decke tropft. Das Regenwasser ist immer leicht sauer, da es aus der Luft Kohlendioxid aufnimmt, wobei sich Kohlensäure bildet. Im Boden nimmt das durchsickernde Wasser meist weitere, organische Säuren auf. Wenn dieses angesäuerte Wasser in kalkhaltige Gesteine wie Marmor eindringt, dann reagiert das Calcit des Gesteins mit Kohlendioxid und Wasser, wobei lösliches Calcium und Hydrogencarbonat entstehen. Auf diese Weise lösen sich kalkhaltige Gesteine durch das Regenwasser – wenn auch sehr langsam – auf, und es entstehen Spalten, Klüfte, Hohlräume und schließlich oft ganze Höhlensysteme. Wenn das mit den gelösten Stoffen angereicherte Wasser aus dem Gestein in einen Hohlraum gelangt, kann das gelöste Kohlendioxid aus dem Wasser entweichen, so dass der chemische Vorgang in die umgekehrte Richtung abläuft. Das Calcit “fällt aus” und lagert sich ab. So entstehen Sinterablagerungen oder Tropfsteine.
Auf Naxos sind viele Höhlen für die Bildung von Tropfsteinen zumindest heute zu trocken. In der Zeus-Höhle etwa gibt es nur im hinteren Bereich nennenswerte Tropfstein-Bildungen. Mit wunderschönen Tropfsteinen ausgestattet ist degegen die schwer zu findende kleine Drachen-Höhle bei Mési. Auch die Schmirgelminen von Naxos stehen hier und da in Verbindung mit kleineren natürlichen Höhlungen mit Tropfsteinen. In den Gängen besonders feuchter Minen findet man junge Sinterablagerungen, die sich seit deren Eröffnung gebildet haben.
Viele Schmirgelminen haben Verbindung zu natürlichen Höhlen. Hier ein besonders großer Tropfstein, der “Despot”, in der Mine “Miaoúlis”.
Tropfstein-Gebilde in der Drachenhöhle
Wenn kalkhaltiges Wasser in Höhlen heruntertropft, bilden sich zunächst sogenannte Sinterröhrchen, d.h. kleine, etwa einen halben Zentimeter dicke Röhrchen, in deren Innere das Wasser abfließt, wobei sich das Calcit ringförmig am Ende der Röhre ablagert, wo der Tropfen sich löst – so wächst das Sinterröhrchen. Sinterröhrchen wachsen recht schnell, wesentlich schneller als Stalaktiten; sie sind allerdings sehr zerbrechlich und können nur eine gewisse Länge erreichen, bevor sie durch ihr eigenes Gewicht abbrechen. Im Lauf der Zeit können aus den Sinterröhrchen Stalaktiten entstehen, wenn sie verstopfen und das Wasser beginnt, außen am Röhrchen abzufließen. Oft besitzen Tropfsteine in ihrem Innern einen kleinen Hohlraum, der dem Sinterröhrchen, aus dem sie einst entstanden sind, entspricht.
Sinterablagerungen im Gang einer nicht mehr genutzten, sehr feuchten Schmirgelmine
An der schrägen Decke des Ganges bilden sich oft Kamm-ähnliche Sinterablagerungen.
Von der Decke hängen überall dünne Sinterröhrchen, die Vorstufen von Tropfsteinen, herab, aus denen unentwegt das Wasser tropft.
Die etwa einen halben Zentimeter dicken Sinterröhrchen sind hohl und sehr zerbrechlich.
Was für hübsche Gebilde!
Stalaktiten sind dicker als Sinterröhrchen und nicht hohl, sondern gefüllt. Sie brechen auf die Dauer oft durch ihr eigenes Gewicht ab, wenn sie nicht mit dem zugehörigen Stalagmiten zu einer ganzen Säule zusammenwachsen. An den abgebrochenen Stalaktiten sieht man, dass sie im Innern oft eine Art “Wachstumsringe” aufweisen.
Mineralien
Bei der Metamorphose, durch die der Schmirgel entstand, bildeten sich, insbesondere an der Grenze zum Marmor sowie in den Rissen des Gesteins, eine ganze Reihe teilweise seltener Minerale, vor allem Eisenoxide und Schichtsilikate mit Aluminium und Magnesium. Die Bestimmung der Mineralien nur nach ihrem Aussehen ist schwer, wenn nicht unmöglich. Ich mache hier zwar einen Versuch einer Einordnung, aber der Bericht soll vor allem auf die schönen Farben und Formen der Mineralien aufmerksam zu machen.
Um die Schmirgellinse herum befindet sich stets viele Glimmerschiefer wie hier wohl Margarit.
An den Glimmerschiefern sitzen häufig schöne Turmaline.
Dieses fast faserig ausgebildete, weiße Mineral heißt Tremolit.
Frisch abgebaute Schmirgelbrocken besitzen oft einen weichen, weißen Überzug: möglicherweise Talk?
An vielen Stellen finden sich farbige Schichten auf dem Schmirgel, die aus diversen Eisenoxiden bestehen. Diese Mineralien können ganz unterschiedliche Formen und Farben annehmen; zur exakten Bestimmung muss man Merkmale wie die Härte, die Strichfarbe oder die Reaktion mit Säuren heranziehen.
Bei diesem gelben Mineral handelt es sich vermutlich um eine Mischung aus Eisenoxiden, die Brauneisenstein (Limonit) genannt wird
Hier handelt es sich wohl um Roteisenstein (Hämatit, ebenfalls eine Form des Eisenoxids: Fe₂O₃).
Dieses Mineral könnte Goethit (FeO(OH)) sein, der im Limonit vorkommt und auch in schwarzer, blasiger Form auftritt.
Manchmal weist das Gestein Stellen auf, deren Färbung an schillernde Ölflecken erinnert.
Möglicherweise handelt es sich hier um Buntkupferkies (Sulfid von Kupfer und Eisen).
An den schon seit längerer Zeit lagernden Schmirgelhaufen der Seilbahnstation Stravolangáda tragen viele Schmirgelbrocken merkwürdige hellblaue Flecken. Erst hielten wir sie für Farbe; das erschien dann aber doch ausgeschlossen.
Vermutlich handelt es sich um ein kupferhaltiges Mineral wie z.B. Malachit (ein Karbonat).
Hier sieht man die Oberfläche noch einmal genauer.
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