Komiaki - eine grüne Insel im Fluss der Zeit
In den Bergen von Naxos liegen drei größere Dörfer: Apiranthos, Koronos und Komiakí oder Koronída, das ganz im Norden am Nordhang des Kóronos-Berges in einem großen, weiten Hochtal in etwa 600 m Höhe liegt. Die Hänge des Hochtals sind größtenteils terrassiert und waren früher vor allem mit Weinbergen und Obst- und Gemüsegärten bebaut. Heute sind die meisten Terrassen nicht mehr bewirtschaftet und von verwilderten Obstbäumen, Farn, Brombeeren und Flaumeichen und anderen wilden Baumarten bewachsen. Der Hang südlich des Dorfes mit seinem Flaumeichenwald ist wohl die kühlste und feuchteste Ecke der Insel: Hier geben Olivenbäume wegen der niedrigen Temperaturen keine gute Ernte mehr, d.h. wir haben hier kein mediterranes, sondern ein submediterranes bzw. supramediterranes Klima (die montane Stufe oberhalb der mediterranen Klimazone).
Komiakí liegt in etwa 600 m Höhe am Rand eines großen Hochtals am Nordhang des Kóronos-Massivs.
Blick auf Komiaki
verwildernder Weinberg bei Komiakí
Hier und da werden einige Terrassen noch mit Gemüse bebaut.
Der Name “Komiakí” ist vermutlich vorgriechischen Ursprungs. Schon in der mykenischen Zeit war diese Gegend der Insel besiedelt und besaß, wie das mykenische Kuppelgrab beim Dorf beweist, einen Fürsten. Möglicherweise leitete sich von diesem Fürstentum der Name der ganzen Insel ab (die ursprünglich nach dieser Theorie “Axós” geheißen hätte, ein Name der sich in der Flur beim Kuppelgrab erhalten hat).
Der Dialekt der Komakíten ähnelt dem der Einwohner von Kóronos. Die Komiakíten zeichnen sich jedoch durch ihren eigenen, ganz speziellen Charakter aus: Sie sind besonders groß darin, Witze und Scherze zu machen, an denen sich oft das ganze Dorf beteiligte – es gibt unendliche Geschichten über die Veräppelungen und Schabernacke, die die Dorfbewohner bei jeder Gelegenheit spontan inszenierten.
Das Dorf, in dem die Zeit stehen geblieben ist
Wenn man durch Komiakí spaziert, hat man den Eindruck, dass die Zeit hier stehen geblieben ist; der Tourismus scheint das Dorf noch nicht berührt zu haben. Es herrscht eine wohltuende Ruhe, alle Gassen sind wunderschön gepflegt und mit Blumen geschmückt und das Leben scheint einen anderen, friedlicheren Gang zu gehen als anderswo. Man fühlt sich wie auf einer ruhigen Insel im Fluss der Zeit.
Alle Gassen sind mit Blumen geschmückt.
Der Esel dient im Dorf immer noch als Transportmittel.
die Dorfkirche – Panagía Theosképasti
am kleinen Platz vor der Kirche
eine Taverne am Kirchplatz
Eine Gasse ist hübscher als die andere!
ein altes verfallendes Haus
Die alte Post…
…mit dem alten Postkasten.
Die restaurierte Ölmühle in Komiakí
Nahe an der Straße liegt eine liebevoll restaurierte Ölmühle, die ebenfalls als volkskundliches Museum dient.
Die Ölmühle von Komiakí ist besonders liebevoll restauriert; hier der Stein, auf dem die Oliven zermahlen wurden..
Hier die Presse, mithilfe derer das Öl ausgepresst wurde.
Zahlreiche weitere Gerätschaften des täglichen Lebens und des Handwerks sind in der Ölmühle ausgestellt. Rechts die pinakotí, ein Holzbrett mit runden Vertiefungen, in die der Brotteig portionsweise zum Aufgehen hineingelegt wurde.
Und hier ein einfacher Holzpflug, wie er hier in den Dörfern verwendet wurde.
Fluss und Wald
Die Hochtäler um Komiakí gehören zu den grünsten und an stärksten bewaldeten Gegenden von Naxos, und sowohl das Tal Richtung Apóllonas, als auch die Täler auf der Westseite des Bergzuges (bei Skepóni, Myrísis und Agiá) besitzen ganzjährig wasserführende Flüsse.
Flüsschen bei Skepóni
Waldrest bei Skepóni
im Flaumeichenwald bei Komiakí
Am ganzjährig wasserführenden Fluss unterhalb von Komiakí lagen um die 15 Wassermühlen.
Fluss bei Apóllonas
Geschichte
Die Gegend von Komiakí war schon in der vorhistorischen Zeit besiedelt; es sind viele bronzezeitliche Gräber und Reste von befestigten Anlagen in der Umgebung des Dorfes und auf der anderen Bergseite bei Myrísis und Skepóni gefunden worden. Auch aus der mykenischen Zeit sind wichtige Spuren erhalten, die bezeugen, dass die Gegend nicht nur besiedelt war, sondern das Zentrum eines mykenischen Fürstentums darstellte.
Im späten Mittelalter nach der Eroberung der Insel durch die Venezianer wurde das Gebiet von Komiakí auf mehrere Feudalherren aufgeteilt; es gab je einen Feudalsitz mit Wehrturm in Komiakí selbst, in Skepóni, in Agiá und in Kanás. Alle diese kleinen Ableger zählten damals viele Einwohner, während sie heute bis auf und den Küstenstreifen zwischen Chília Brysi und Apóllonas fast völlig verlassen sind.
An bedeutenden Persönlichkeiten, die das Dorf hervorgebracht hat, ist vor allem der Partiarch Ánthimos III. (1822 – 24) zu nennen; außerdem hat das Dorf eine Reihe bekannter Musiker, Politiker und Professoren hervorgebracht.
Zur Gemeinde von Komiakí gehört der malerische Hafenort Apóllonas ganz an der Nordspitze der Insel, die heute verlassenen Siedlungen Skepóni, Myrísis und Agiá sowie mehrere kleine Siedlungen an der Nordwestküste: Chília Brysi, Kámbos Komiakís, Abrámi.
Sehenswürdigkeiten
Die bedeutendste Sehenswürdigkeit in Komiakí ist das auf der Insel einzigartige mykenische Kuppelgrab, das fast direkt am Dorf liegt. Die interessanteste Kirche ist die kleine byzantinische Kirche Ágios Nikólaos am Troúllo zwischen Skadó und Komiakí mit teilweise erhaltenen Wandmalereien aus dem 14. Jahrhundert. Ferner gibt es im Dorf ein hübsches Volkskunde-Museum zu besichtigen sowie eine restaurierte Wassermühle, die über einen schönen Wanderweg zu erreichen ist.
Interessante Sehenswürdigkeiten bei Komiakí:
- eine restaurierte traditionelle Wassermühle
- ein mykenisches Kuppelgrab
- die byzantinische Kirche Ágios Nikólaos mit schönen Wandmalereien aus dem 14. Jhd.
das mykenische Kuppelgrab bei Komiakí
die kleine, einschiffige Kirche des Heiligen Nikolaos
Die Apsis schmücken die Köpfe von Christus in der Mitte mit Maria und Johannes Prodromus an den Seiten (Deesis).
Im vorderen Bereich der Kirche ist auf der linken Seite Mariä Lichtmess dargestellt, die “Präsentierung” von Christus vierzig Tage nach seiner Geburt im Tempel von Jerusalem vor den beiden Alten Simeon und Hanna.
die restaurierte Wassermühle bei Komiakí
Wandermöglichkeiten
Durch Komiakí führt der sehr schöne Wanderweg 9 (von Kóronos nach Apóllonas).
auf halbem Weg nach Apóllonas
siehe auch: