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Schnecken 1: Napfschnecken

Die Napfschnecken (Gattung Patella) zählen zu den Schnecken und nicht zu den Muscheln, obwohl ihr Gehäuse nicht gewunden ist. Muscheln besitzen im Gegensatz zu Schnecken immer zwei Schalen. Innerhalb der Schnecken bilden die Napfschnecken und Verwandte die eher urtümliche Unterklasse der Eogastropoda, der allen anderen Schnecken in der Unterklasse Orthogastropoda gegenüberstehen.

Hier kann man die Einleitung überspringen und direkt zu den vorgestellten Arten kommen.

In der Gezeitenzone von Naxos kommen mindestens zwei Napfschnecken-Arten häufig vor. Die Bestimmung ist leider, wie bei so vielen Schnecken, nicht einfach.

Napfschnecke, Patella
Die Napfschnecken leben in der Gezeitenzone. Sie sind sehr häufig, aber nicht immer leicht zu entdecken.

Napfschnecken sitzen auf den Felsen in der Gezeiten- und der Spritzwasserzone. Sie gehören zu den wenigen Lebewesen, die im Supralitoral (der Spritzwasserzone) mit seinen extremen Umweltbedingungen existieren können. Napfschnecken saugen sich so stark am Gestein fest, dass sie kaum abzulösen sind. Aufgrund ihrer robusten Schale und ihrer großen Fähigkeit zum Ansaugen können sie auch den stärksten Wellengang unbeschadet überstehen. Auch längeres Trockenfallen macht ihnen nichts aus: Sie haben eine kleine Wasserkammer im Schaleninnern, die ihre Wasserversorgung sichert.

Napfschnecke, Patella
Jede Napfschnecke sitzt tagsüber an einer speziellen Stelle auf dem Felsen, an deren Form ihre Schale perfekt angepasst ist.

Napfschnecke, Patella
Hier sieht man leere Napfschnecken-Sitzplätze.

Napfschnecke, Patella
Die Napfschnecken saugen sich so stark am Felsen fest, dass auch die stärksten Wellen sie nicht abreißen können.

Napfschnecke, Patella
Von unten sieht man den kräftigen Fuß und den kleinen Kopf; die Atmung läuft über kleine kiemenartige Fortsätze ab, die als schmaler Saum zwischen Fuß und Mantel sitzen.

Nachts wandern die Napfschnecken umher und weiden den Algenbewuchs der Felsen ab. Auf Schieferfelsen müssen sie dazu in das von Kalkalgen bewachsene Mesolitoral hinabsteigen, während sie auf Marmor den dünnen (Blau-)Algenbewuchs abweiden, der dort im gesamten Supralitoral auftritt und im trockenen Zustand zur charakteristischen Schwarzfärbung der Felsen führt. Tagsüber kehrt jede Napfschnecke zu ihrem eigenen Sitzplatz zurück, an dessen Form ihre Schale genau angepasst ist.

Napfschnecke, Patella
fressende Napfschnecke; die Schale ist leicht vom Untergrund abgehoben

Napfschnecke, Patella

Napfschnecke, Patella
Fraßspuren von Napfschnecken im Blaualgenbelag (Entophysalis granulosa) des Supralitorals

Napfschnecken kommen sowohl auf Marmor als auch auf Schiefergesteinen vor. Die Napfschnecken, die an oder unter der Wasserlinie leben, sind meist mit Algen bewachsen, so dass sie kaum von ihrer Umgebung zu unterscheiden sind.

Napfschnecke, Patella
Auf diesem Bild sind mindestens 6 Napfschnecken zu sehen.

Napfschnecke, Patella
gut getarnte Napfschnecke

Napfschnecken
Dicht mit Algen bewachsene Napfschnecken; von unten sieht man den orangefarbenen Fuß. An der linken Napfschnecke kann man neben dem kräftigen Mund die zwei kurzen Fühler erkennen.

Natürliche Feinde der Napfschnecken sind die Seesterne, gegen die sie sich jedoch recht effektiv wehren können: Sobald ein Seestern-Arm den Rand einer Napfschnecke berührt, hebt diese ihre Schale hoch und schnappt dann auf den Felsen zurück, wobei der Seestern nicht selten verletzt wird. Tatsächlich geben die Seesterne nach einer derartigen Reaktion der Napfschnecke ihren Angriff meist auf.



Napfschnecken-Arten auf Naxos

In der Foto-Übersicht der Meeresschnecken findet man einen Überblick über alle bislang von mir fotografierten Arten.

Eine Anmerkung zur Bestimmung: Einige Arten der Meeresschnecken sind leicht und sicher zu erkennen. In vielen Fällen gibt es jedoch mehrere verwandte Arten, die schwer zu unterscheiden sind. Ein weiteres Problem bei der Bestimmung ist, dass in den Bestimmungsbüchern nicht alle Arten enthalten sind; aber auch im Internet kann man zu vielen Arten kaum Informationen finden. Entsprechend sind manche der Bestimmungen leider ziemlich unsicher, und einige Arten müssen gänzlich unbestimmt bleiben.

Und ein Wort zu den Namen: Wie bei so machen Meerestieren herrscht bei den Schnecken eine große Verwirrung mit den Namen: Für fast alle Arten gibt es eine große Anzahl von heute nicht mehr gültigen Synonymen, die in älteren Büchern aber durchaus noch benutzt werden. Ich verwende hier die Namen entsprechend dem World Register of Marine Species (Stand 2020), wo man auch die entsprechenden Synonyme finden kann.

Gewöhnliche Napfschnecke, Patella caerulea, L.

Gewöhnliche Napfschnecke, Patella caerulea
Patella caerulea ist die häufigste Art auf Naxos. Sie besitzt eine flache Schale, die um die zehn mehr oder wenige deutliche Rippen sowie schwache konzentrische Zuwachsstreifen trägt. Form und Färbung der Schale sind sehr variabel.

Gewöhnliche Napfschnecke, Patella caerulea
Oft sind die Schalen von Patella caerulea auffällig flach.

Gewöhnliche Napfschnecke, Patella caerulea
Manche Exemplare sind von innen ziemlich dunkel gefärbt.

Gewöhnliche Napfschnecke, Patella caerulea
Unterhalb der Wasserlinie sind oft Exemplare mit einer etwas höheren Schale anzutreffen; der Fuß ist bei diesen Napfschnecken von unten orange gefärbt. Vermutlich handelt es sich ebenfalls um Patella caerulea.

Hohe Napfschnecke, Patella rustica, L.

Hohe Napfschnecke, Patella rustica
Die Schalen von Patella rustica sind höher und regelmäßiger geformt mit zahlreichen gleichstarken Rippen auf der Oberseite. Die Färbung ist bräunlich oder weißlich mit kleinen, dunkleren Flecken auf den Rippen. Von innen sind die Schalen in der Mitte orange, ab Rand heller mit gut 12 dunklen Radialstreifen.

Hohe Napfschnecke, Patella rustica
Die Hohe Napfschnecke ist vor allem deutlich oberhalb der Wasserlinie anzutreffen; entsprechend ist sie gewöhnlich nicht mit Algen bewachsen.

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