
Schnecken 9: Nacktschnecken
Die marinen Nacktschnecken gehören zu den Schnecken (Gastropoda) und zwar zu den Hinterkiemern (Ordnung Opisthobranchia, Unterordnung Nacktkiemer). Es gibt etwa 3.000 marine Nacktschnecken-Arten, die sich vorwiegend von sessilen Meerestieren wie Schwämmen, Korallen, Polypen und Manteltieren ernähren. Vor Fressfeinden schützen sie sich durch ihre Färbung, die trotz der oft leuchtenden Farben als Tarnung wirken kann; außerdem sind viele Arten giftig, u.a. durch Stoffe, die sie aus ihrer Nahrung aufnehmen.
Es gibt viele Nacktschnecken-Arten im Mitterlmeer, von denen allerdings die meisten nicht sehr häufig sind, oder so klein, dass sie schwer zu entdecken sind. Viele der Nacktschnecken sind sehr schön und auffällig gefärbt und besitzen leuchtende Farben. Eine solche Art kann man auch bei uns manchmal beobachten: die lila gefleckte Leopardschnecke, die auf Schwämmen (in diesem Fall dem Feigenschwamm Petrosia) lebt, von denen sie sich ernährt. Es lohnt sich durchaus, beim Schnorcheln auf dieses hübsche Tier zu achten. Ein Foto von dieser Art habe ich leider nicht. Dafür kann ich einige andere kleine und große Arten vorstellen, die ich direkt an der Küste angetroffen habe.
In der Foto-Übersicht der Meeresschnecken findet man einen Überblick über alle bislang von mir fotografierten Arten.
Eine Anmerkung zur Bestimmung: Einige Arten der Meeresschnecken sind leicht und sicher zu erkennen. In vielen Fällen gibt es jedoch mehrere verwandte Arten, die schwer zu unterscheiden sind. Ein weiteres Problem bei der Bestimmung ist, dass in den Bestimmungsbüchern nicht alle Arten enthalten sind; aber auch im Internet kann man zu vielen Arten kaum Informationen finden. Entsprechend sind manche der Bestimmungen leider ziemlich unsicher, und einige Arten müssen gänzlich unbestimmt bleiben.
Und ein Wort zu den Namen: Wie bei so machen Meerestieren herrscht bei den Schnecken eine große Verwirrung mit den Namen: Für fast alle Arten gibt es eine große Anzahl von heute nicht mehr gültigen Synonymen, die in älteren Büchern aber durchaus noch benutzt werden. Ich verwende hier die Namen entsprechend dem World Register of Marine Species (Stand 2020), wo man auch die entsprechenden Synonyme finden kann.
Hier kann man direkt zu den Arten springen (zurück kommt man durch Zurückblättern): Elysia timida – Dreifarben-Sternschnecke, Felimare tricolor – Kleiner Seehase, Aplysia parvula – Aplysia dactylomela – Gefleckter oder Marmorierter Seehase, Aplysia depilans
Elysia timida, Risso
Die kleine Samtschnecken-Art Elysia timida wird nur 5 mm groß. Sie ernährt sich von Algen (vor allem Acetabularia), deren Chloroplasten sie nicht verdaut, sondern unversehrt aufnimmt, wodurch sie eine grünliche Färbung erhält. Da die Schnecke im Licht für viele Monate ohne Nahrung überleben kann, nahm man entsprechend an, dass die Chloroplasten in der Schnecke weiter Photosynthese betreiben; das scheint nach neueren Untersuchungen jedoch nicht zuzutreffen.
Elysia timida trägt kleine rote Pünktchen, die hier (wegen der winzigen Größe) nicht zu sehen sind; deswegen ist die Bestimmung nicht ganz sicher.
Dreifarben-Sternschnecke, Felimare tricolor, Cantraine
(= Hypselodoris tricolor)
Die Sternschnecken leben von Schwämmen. Bei uns kommt die Dreifarben-Sternschnecke vor.
Felimare tricolor ist eine der vielen kleinen intensiv gefärbten Nacktschnecken-Arten.
Kleiner Seehase, Aplysia parvula, Mörch
Im Frühjahr haben wir an der Küste oft eine kleine bräunliche Art beobachtet. Sie gibt bei Störung einen rötlichen, tintenähnlichen Farbstoff ab. Vermutlich handelt es sich um den Kleinen Seehasen (Aplysia parvula).
Aplysia dactylomela, Rang
Mit ein bisschen Glück kann man im Frühjahr noch eine andere beeindruckende Meeres-Nacktschnecke antreffen: den bis zu 40 cm großen Seehasen Aplysia dactylomela. Am Kopf besitzen die Seehasen zwei untere und zwei obere röhrenförmige Rhinophoren (Tentakeln). Auf dem Rücken sitzt eine flache, runde, dünne, unauffällige Schale, der letze Rest des zurückgebildeten Schneckengehäuses.
Die Seehasen leben vor allem in Seegraswiesen und ernähren sich vegetarisch. Aus Blaualgen, die auf dem Seegras wachsen, sammeln die Seehasen im Körper eine giftige Substanz an, weswegen sie von keinen anderen Tieren gefressen werden. Bei Gefahr können sie eine Tintenwolke ausstoßen. Zu den Seehasen gehören die mit bis zu 75 cm größten Schnecken der Welt.
Aplysia dactylomela kommt eigentlich in tropischen Meeren vor, taucht aber seit einigen Jahren immer öfter auch im Mittelmeer auf. Diese Art schwimmt im Gegensatz zu anderen Seehasen nicht frei im Meer, sondern hält sich am Boden auf.
Gefleckter oder Marmorierter Seehase, Aplysia depilans, Gmelin
Sehr ähnlich ist der Gefleckte Seehase. Er wird ebenfalls bis zu 40 cm groß und ist braun gefärbt mit unregelmäßigen helleren Flecken. Der Gefleckte Seehase schwimmt mithilfe seiner flügelartigen, hinten vereinten Parapodien (Mantellappen) frei im Meer. Er ernährt sich vor allem von Algen der Gattung Ulva (Meersalat). Seehasen sind Zwitter, benötigen zur Befruchtung jedoch einen Partner. Im Spätsommer kommen sie zur Paarung in flacheres Wasser. Bald nach der Eiablage sterben die Seehasen. Ein Tier legt in langen gelee-artigen Laichschnüren bis zu 3 Millionen Eier.
Der Gefleckte Seehase ist braun gefärbt mit helleren, unregelmäßigen Flecken.
Wenn sie mithilfe ihrer flügelartigen “Parapodien” (Mantellappen) schwimmen, sehen Seehasen sehr elegant aus.
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Zum Weiterlesen:
- Wikipedia
- Forum für marine Nacktschnecken (englisch)
- Nacktschnecken des Mittelmeeres von Erwin Köhler
- Ed Yong in National Geographic über die angenommene Photosynthese-Tätigkeit der Samtschnecken, auf englisch