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Schnecken 8: Lungenschnecken und Hinterkiemer

Während die marinen Gehäuseschnecken größtenteils zu den früheren “Vorderkiemern” gehören, bei denen die Kiemen vom Kopf aus gesehen vor dem Herzen liegen (eine taxonomische Einheit, die nicht mehr benutzt wird, da sie sich als paraphyletisch herausgestellt hat, d.h. nicht auf einer tatsächlichen Verwandtschaft basierte), gehören die meisten Landschnecken zu den Lungenschnecken und die marinen Nacktschnecken zu den Hinterkiemern. Es gibt aber auch einige Lungenschnecken, die im Meer leben, und einige Hinterkiemer, die ein Gehäuse haben. Einige dieser Arten kann man auch auf Naxos antreffen, wenn sie auch allesamt sehr selten sind.

In der Foto-Übersicht der Meeresschnecken findet man einen Überblick über alle bislang von mir fotografierten Arten.

Eine Anmerkung zur Bestimmung: Einige Arten der Meeresschnecken sind leicht und sicher zu erkennen. In vielen Fällen gibt es jedoch mehrere verwandte Arten, die schwer zu unterscheiden sind. Ein weiteres Problem bei der Bestimmung ist, dass in den Bestimmungsbüchern nicht alle Arten enthalten sind; aber auch im Internet kann man zu vielen Arten kaum Informationen finden. Entsprechend sind manche der Bestimmungen leider ziemlich unsicher, und einige Arten müssen gänzlich unbestimmt bleiben.

Und ein Wort zu den Namen: Wie bei so machen Meerestieren herrscht bei den Schnecken eine große Verwirrung mit den Namen: Für fast alle Arten gibt es eine große Anzahl von heute nicht mehr gültigen Synonymen, die in älteren Büchern aber durchaus noch benutzt werden. Ich verwende hier die Namen entsprechend dem World Register of Marine Species (Stand 2020), wo man auch die entsprechenden Synonyme finden kann.

Hier kann man direkt zu den Gattungen springen (zurück kommt man durch Zurückblättern): Trimusculus mammillaris  –  Bulla striata  –  Haminoea hydatis  –  Regenschirmschnecke, Umbraculum umbraculum

1. Lungenschnecken, Pulmonata

Die Ordnung der Lungenschnecken (Pulmonata), oft auch als Überordnung, früher sogar als Unterklasse eingstuft, umfasst die meisten Landschnecken, darunter auch die terrestrischen Nacktschnecken. Außerdem gibt es jedoch in der Ordnung auch einige kleinere Gruppen mit marinen Schnecken, so die Trimusculidae.

Trimusculidae

Die Familie der “Falschen Napfschnecken” (Trimusculidae) umfasst nur eine Gattung mit wenigen Arten.

Trimusculus mammillaris, L.

sehr selten

Die Angehörigen der Gattung Trimusculus sehen den Napfschnecken ähnlich: Ihr Gehäuse ist nicht spiralig, sondern schalenförmig. Auch das lebende Tier sieht ähnlich aus wie eine Napfschnecke; es ernährt sich aber wohl nicht durch Abschaben des Algenbelags, sondern dadurch, dass es Schwebstoffe mit einem Schleimnetz einfängt.

Trimusculus mammillaris
Die kleine Art Trimusculus mammillaris besitzt eine im Umriss runde, napfförmige, weiße, an der Spitze abgerundete und glänzende Schale mit einer feinen gitterartigen Skulpturierung. Größe: 13 mm

2. Hinterkiemer, Opisthobranchia

Die Hinterkiemer (Opisthobranchia), je nach System als Ordnung, Überordnung oder Unterklasse eingstuft, umfassen hauptsächlich marine Nacktschnecken sowie auch einige Schnecken mit rückgebildetem oder so kleinem Gehäuse, dass sich das Tier nicht ganz darein zurückziehen kann.

Die zu den Hinterkiemern gehörenden Nacktschnecken und Seehasen werden auf einer eigenen Seite abgehandelt.

1. Cephalaspidea, Kopfschildschnecken

Die Unterordnung der Kopfschildschnecken umfasst Schnecken, die wie Napfschnecken wirken, obwohl sie ein kleines Gehäuse auf dem Rückentragen, in das sie sich jedoch nicht ganz zurück ziehen können. Das namengebende “Kopfschild” besteht aus verbreiterten, nach hinten gerichteten Fühlern.

1.1. Bulloidea, Blasenschnecken

Zu dieser Überfamilie gehören Schnecken mit meist kleinen Schalen, in die sie sich nicht vollständig zurückziehen können. Der letzte Umgang des Gehäuses ist vergleichsweise sehr groß; oft ist das Gewinde an der oberen Spitze nabelartig eingesenkt und die am unteren Ende weit gerundete Mündung zieht sich über die ganze Länge des Gehäuses. Die Blasenschnecken leben auf Sandböden. Die Überfamilie Bulloidae umfasst nur eine Familie (Bullidae) und nur eine Gattung (Bulla) mit etwa zwölf Arten.

Bulla striata, Bruguière

selten

Bulla striata
Diese Schnecke besitzt ein bräunliches Gehäuse mit eingesenkter oberer Spitze und unten abgerundeter Mündung. Sie ist bei uns nur selten zu finden. Höhe: 17 mm

1.2. Haminoeidea

Die Überfamilie der Haminoeidea umfasst drei Familien und eine ganze Reihe an Gattungen von Schnecken, die ein kleines, ovales, fast durchsichtiges Gehäuse besitzen, in das sich die Schnecke nicht ganz zurückziehen kann. Die Schnecken sind oft bunt gefärbt und sehen auf den ersten Blick wie Nacktschnecken aus; die Schale ist kaum sichtbar, da sie fast durchsichtig ist und teilweise von seitlichen Falten des Mantels bedeckt wird. Über viele Arten ist fast nichts bekannt, obwohl manche durchaus in großen Zahlen auftreten. Einige Arten sind nur nach den leeren Gehäusen beschrieben worden. Da für eine sichere Bestimmung und Einordnung auch innere Merkmale herangezogen werden müssen, bedarf die ganze Familie noch einer gründlichen Überarbeitung. Die Haminoeidea leben meist in flachem Wasser auf Sand- und Schlammböden sowie in Meersalat und ähnlichen Algen; sie ernähren sich vegetarisch.

Haminoea hydatis, L.

sehr selten

Haminoea hydatis
Bei diesem zarten, sehr kleinen, durchschimmernden, weißen Gehäuse handelt es sich um Haminoea hydatis. Bei der lebendigen Schnecke ist die fast durchsichtige Schale von einem grünlichen Periostrakum überzogen; Schnecke und Gehäuse wirken grünlich mit kleinen braunen Flecken. Wie bei allen Kopfschildschnecken trägt der Kopf seitliche Lappen, die ihn flach rechteckig wirken lassen; auch das Hinterende des Fußes ist flach und breit. Haminoea hydatis lebt auf Schlammböden und Algen. Höhe: 10 mm

2. Umbraculoidea, Regenschirmschnecken

Die Überfamilie der Umbraculoidea wird als Schwestergattung der Kopfschildschnecken betrachtet. Sie umfasst nur eine Familie (Umbraculidae) mit zwei kleinen Gattungen; die Gattung Umbraculum umfasst je nach Bearbeiter nur zwei Arten.

Regenschirmschnecke, Umbraculum umbraculum, Lightfoot

sehr selten

Die Regenschirmschnecken sind Nacktschnecken, die in der Mitte des Körpers eine stark zurückgebildete Schale tragen, die nur einen kleinen Teil des bis über 10 cm großen Körpers abdeckt. Der Körper der Schnecke ist mit dicken Warzen bedeckt und ist variabel und kontrastreich gefärbt, oft in orange, rot oder braun. Die Regenschirmchnecke ist nachtaktiv und lebt meist in flachem Wasser, aber auch in über 100 m Tiefe auf Fels- oder Schlammböden. Sie kommt im Mittelmeer, im mittleren Atlantik und im indopazifischen Raum vor. Die europäische Form wird oft als U. mediterraneum bezeichnet; es ist noch ungeklärt, ob es sich um eine eigene Art handelt.

Die Schale der Regenschirmschnecke ähnelt der einer Napfschnecke. Sie ist kaum gewölbt und trägt nur eine kleine Spitze in der Mitte, die nicht spiralig ist. Von der Oberseite sind die Schalen weißlich mit konzentrischer “Blätterung”; die Innenseite ist glänzend weiß, gelblich oder, wie hier, bräunlich.

Regenschirmschnecke, Umbraculum umbraculum
Diese muschelähnlichen Schalen sind das stark rückgebildete Gehäuse der Regenschirmschnecke. Sie sitzen wie ein Hütchen, oft von Algen überwachsen, auf der Mitte des wesentlich größeren Körpers der Nacktschnecke. Größe: 39 mm

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siehe auch: Napfschnecken

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zum Weiterlesen: Umbraculum umbraculum bei Idscaro.net, mit tollen Fotos der lebendigen Schnecke