Löwenmaulartige, Antirrhineae
Durch die heute üblichen molekularbiologischen und genetischen Untersuchungen werden oft die früher nach morphologischen Merkmalen erstellten Pflanzenfamilien tiefgreifend umgestaltet. So wurde die ehemalige Familie der Rachenblütler (Scophulariaceae) wesentlich verändert: Zahlreiche Gattungen sind ausgegliedert und andere eingegliedert worden, und der deutsche Name ist in Braunwurzgewächse geändert worden. Eine ganze Anzahl der ehemals zu den Rachenblütlern gerechneten Gattungen werden heute zu den Sommerwurzgewächsen (Orobanchaceae) gerechnet; so die Gattung Bellardia (früher auch als Bartsia und Parentucellia geführt), andere zu den Ehrenpreisgewächsen (Veronicaceae) oder den Wegerichgewächsen (Plantaginaceae). Die auf dieser Seite vorgestellten Arten des Tribus der Löwenmäulchenverwandten, der Antirrhineae, werden manchmal zu den Wegerichgewächsen, andere Male zu den Ehrenpreisgewächsen gestellt.
Die Antirrhineae sind meist eher niedrige, krautige Pflanzen mit Maskenblüten, einer Abart der Lippenblüten. Diese bestehen aus fünf zu einer Röhre verwachsenen Kronblättern, die eine zweilippige Blüte bilden. Oft besitzt die Kronröhre eine Aussackung oder einen Sporn an der Unterseite. Bei den Maskenblüten ist der Eingang zur Kronröhre durch eine Vorwölbung der Unterlippe, den Schlundhöcker, verschlossen, und die beiden Lippen sind durch ein Gelenk verbunden, so dass sie sich bei ensprechendem Druck auf die Unterlippe (oder seitlich an der Blüte) aufklappen und den Weg zum tief unten in der Kronröhre in einer sackartigen Ausbuchtung gelegenen Nektarvorrat freigeben. Diese sogenannten Kraftblumen können also nur durch große Insekten bestäubt werden, die so kräftig in die Röhre drücken können, dass die Blume aufklappt.
Auf Naxos kommen mehrere Vertreter der Antirrhineae vor, die den Gattungen Zimbelkräuter (Cymbalaria), Leinkräuter (Linaria), Löwenmäuler (Antirrhinum, und frühere Misopates) und Tännelkräuter (Kickxia) angehören.
Hier kann man direkt zu den Arten bzw. Gattungen springen (zurück kommt man durch Zurückblättern): Mauer-Zimbelkraut, Cymbalaria muralis – Leinkräuter, Linaria – Acker-Löwenmaul, Misopates orontium – Tännelkräuter, Kickxia
Zimbelkräuter, Cymbalaria
Die etwa zehn Arten Zimbelkräuter stammen ursprünglich aus dem Mittelmeergebiet und Vorderasien, haben sich aber teilweise anthropogen fast weltweit verbreitet.
Mauer-Zimbelkraut, Cymbalaria muralis, P. Gaertn., B. Mey. & Scherb.
Das Mauer-Zimbelkraut ist eine krautige, kriechende Pflanze, die in Fels- und Mauerritzen wächst und vor allem an feuchten Standorten (schattige Felswände, Quellen, Brunnen) vorkommt. Auf Naxos ist sie selten, kommt aber hier und da an Mauern, Wasserstellen und Brunnen vor.
Das Mauer-Zimbelkraut besitzt dünne, kriechende Stängel und fünflappige Blätter; es ist größtenteils kahl. Die blassvioletten Maskenblüten sind haben einen langen, dünnen Sporn und gelbe Male, die Staubbeutel vortäuschen. Sie werden von Hummeln und Schwebfliegen bestäubt und richten sich zur Sonne hin aus. Die feinen Samen werden nach der Reife aus den Kapseln freigesetzt bis auf den letzten Samen, der in der Kapsel bleibt, die sich daraufhin von der Sonne wegwendet und in einer Ritze in die Erde bohrt, so dass der Samen die optimalen Bedingungen für seine Keimung erhält.
Das Zimbelkraut wächst an schattigen, feuchten Stellen in Mauerritzen oder Felsspalten, hier an einer mit einer Mauern eingefassten Wasserstelle. Es besitzt fünflappige Blätter an kriechenden Stängeln und kleine gespornte, blassviolette Maskenblüten.
Leinkräuter, Linaria
Die Leinkräuter mit 100 – 150 Arten kommen in Eurasien und besonders im Mittelmeerraum vor. Auf Naxos gibt es vier Arten.
Pellicier-Leinkraut, Linaria pelisseriana, (L.) Mill.
Die Leinkräuter sind krautige Pflanzen mit Maskenblüten, die eine zweilappige Oberlippe und eine dreilappige Oberlippe sowie einen langen Sporn besitzen. Es gibt über 100 Arten, die vor allem im Mittelmeergebiet vorkommen. Auf Naxos kommen vier Arten vor, von denen das Pellicier-Leinkraut die häufigste ist.
Pellicier-Leinkraut besitzt aufrechte, wenig beblätterte, kahle Stängel, die in einem dichten Blütenstand um die fünf bis zehn violette Blüten tragen.
Die Blüten besitzen fünf freie, schmale Kelchblätter. Die verwachsenen Kronblätter bilden eine Maskenblüte mit langer, zweilappiger Oberlippe und einem dünn kegelförmigen, geraden Sporn an der Unterseite der Unterlippe, der etwa ebenso lang ist wie der Rest der Blüte. Der doppelte Schlundhöcker der Blüte, der den Eingang zur Kronröhre verschließt, ist etwas heller gefärbt. Die Früchte sind zweigeteilte, rundliche Kapseln.
Linaria triphylla, (L.) Mill.
Diese Art ist wesentlich seltener als die vorige. Wir haben sie in einem extensiv bewirtschafteten Getreidefeld in Azalás gefunden.
Linaria triphylla besitzt breit-ovale Blätter, von denen die unteren zu dritt stehen.
Die hübschen Blüten sind hellgelb mit orangegelben Schlundhöckern und einem blasslila gefärbten Sporn.
Linaria micrantha, Hoffmanns. & Link
Die unauffällige Art Linaria micrantha kommt verstreut in den westlichen Gebieten von Naxos vor. Hier Bilder von einem kleinen Vorkommen an der Ruine der frühchristlichen Kirche Ágios Stéfanos bei der Chóra.
Linaria micrantha ist eine zarte, kleine Pflanze. Die Blätter sind schmal lanzettlich.
Die Blüten von Linaria micrantha sind blau und sehr klein mit zweilappiger Oberlippe. Bei den Früchte handelt es sich um zweispaltige Kapselfrüchte, die je zu vier stehen. Wenn die Früchte reif sind und sich öffnen, bleiben die acht silbrigen Klappen wie ein schüsselförmiger Stern stehen. Die Samen sind diskusförmig mit einem deutlichen häutigen Rand.
Linaria simplex, (Willd.) DC
Das der vorigen Art ähnliche Leinkraut Linaria simplex ist auf Naxos sehr selten; es wächst in trockener Zwergstrauchvegetation südlich des Zeus-Berges.
Linaria simplex sieht L. micrantha sehr ähnlich; es besitzt schmalere Blätter und größere Blüten. Hier ein sehr kleines Exemplar, das unter sehr trockenen Bedingungen wuchs.
Am einfachsten ist diese Art an den hellgelben Blüten zu erkennen.
Misopates
Die Gattung Misopates ist eng mit den eigentlichen Löwenmäulern (Gattung Antirrhinum) verwandt; sie umfasst nur 2 Arten, die in Eurasien und Nordafrika auftreten.
Acker-Löwenmaul, Misopates orontium, (L.) Raf.
Das Acker-Löwenmaul tritt recht regelmäßig in Phrygana und gelegentlich im Kulturland auf.
Das Acker-Löwenmaul ist eine schlanke, aufrechte, wenig verzweigte Pflanze mit lanzettlichen Blättern. Die rosa Blüten sitzen in den Achseln von langen Tragblättern.
Die Blüte besitzt fünf lange, schmale Kelchblätter und eine zweilippige Krone; die Oberlippe ist schwach zweilappig und die Unterlippe dreilappig mit einem großen Schlundhöcker, der die Kronröhre verschließt.
Die Früchte sind große, eiförmige Kapseln.
Tännelkräuter, Kickxia
Die Gattung Kickxia umfasst etwa 25 Arten, von denen nur fünf in Europa vorkommen.
Spießblättriges Tännelkraut, Kickxia elatine, (L.) Dumort.
Das Spießblättrige Tännelkraut ist auf Naxos selten; es wächst aber manchmal als Unkraut in unserem Garten. Es ist eine kriechende, lang behaarte, drüsige Pflanze mit sehr kleinen, lang gestielten, gespornten Blüten.
Das Spießblättrige Tännelkraut bildet lange, kriechende Stängel aus.
Die lang behaarten Blätter sind spieß- bis pfeilförmig.
Die kleinen, lang gestielten Blüten besitzen große, breit dreieckige Kelchblätter, einen langen, gebogenen Sporn und samtige Lippen. Die Unterlippe ist gelb und besitzt einen doppelten Schlundhöcker, die Oberlippe ist rotbraun.
Kickxia commutata ssp. graeca, (Bory & Chaub.) R. Fern.
Diese Tännelkraut-Art wächst aufrecht; wie beim Spießblättrigen Tännelkraut sind die Blätter spießförmig und die Blüten sitzen an langen, sehr dünnen Stielen.
Das Tännelkraut Kickxia commutata ssp. graeca wächst aufrecht als schmale, wenig verzweigte Pflanze. Die Blüten sind klein und eher unauffällig; sie sitzen an sehr dünnen Stielen.
Die Blüten sind ähnlich wie die der vorigen Art. Die Oberlippe ist lila gefärbt; der Sporn ist fast gerade.
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