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Schnecken 3: Kreiselschnecken

Die Kreiselschnecken gehören in die große Überfamilie der Trochoidea; die bei uns vorkommenden Arten werden in die Familien der Trochidae (Kreiselschnecken), der Calliostomatidae, der Turbinidae, der Phasianellidae und der Colloniidae eingeordnet (teilweise werden diese auch nur als Unterfamilien oder aber als Überfamilien betrachtet); wie die Meerohren und die Lochschnecken gehören sie zu der Überordnung Vetigastropoda. Außerdem beschreibe ich auf dieser Seite auch die Nixenschnecke, die einzige bei uns vorkommende Art der Überordnung Neritimorpha.

In der Foto-Übersicht der Meeresschnecken findet man einen Überblick über alle bislang von mir fotografierten Arten.

Eine Anmerkung zur Bestimmung: Einige Arten der Meeresschnecken sind leicht und sicher zu erkennen. In vielen Fällen gibt es jedoch mehrere verwandte Arten, die schwer zu unterscheiden sind. Ein weiteres Problem bei der Bestimmung ist, dass in den Bestimmungsbüchern nicht alle Arten enthalten sind; aber auch im Internet kann man zu vielen Arten kaum Informationen finden. Entsprechend sind manche der Bestimmungen leider ziemlich unsicher, und einige Arten müssen gänzlich unbestimmt bleiben.

Und ein Wort zu den Namen: Wie bei so machen Meerestieren herrscht bei den Schnecken eine große Verwirrung mit den Namen: Für fast alle Arten gibt es eine große Anzahl von heute nicht mehr gültigen Synonymen, die in älteren Büchern aber durchaus noch benutzt werden. Ich verwende hier die Namen entsprechend dem World Register of Marine Species (Stand 2020), wo man auch die entsprechenden Synonyme finden kann.

Hier kann man direkt zu den Gattungen springen (zurück kommt man durch Zurückblättern): Kreiselschnecken, Gibbula  –   Kreiselschnecken, Steromphala  –  Clanculus  –  Jujubinus  –  Würfelturban, Phorcus  –  Calliostoma  –  Runzelstern, Bolma  –  Fasanenschnecke, Tricolia  –  Homalopoma  –  Nixenschnecke, Smaragdia

A: Unterklasse Vetigastropoda

1. Trochidae, Kreiselschnecken

Die Kreiselschnecken sind kleine Schnecken mit kegelförmigem Gehäuse mit rundlicher Mündung, oft eingesenktem Nabel und höchstens schwach angedeuteter Siphonalrinne. Sie leben meist in der Gezeitenzone oder in Seegraswiesen und ernähren sich von Detritus und vom Algenbewuchs, den sie mit der Raspelzunge abschaben. Es gibt eine ganze Reihe von Arten, die teilweise schwer auseinander zu halten sind. Sie unterscheiden sich in der genauen Form und Färbung der Schale, in deren Skulpturierung durch Spiralleisten und Knoten sowie in der Gestaltung des Nabels.

Gibbula ardens, Salis Marschlins

häufig

Gibbula ardens
Gibbula ardens hat einen besonders tiefen Nabel. Das Gehäuse ist olivbraun oder rötlich gefärbt und trägt eine intensive Zeichnung mit Flammenbändern und hellen Flecken an den oberen Rändern der Umgänge. Höhe: 10 mm

Gibbula ardens
Gibbula ardens ist wohl die hübscheste Kreiselschnecke bei uns. Gelegentlich findet man Exemplare mit einer rosa Spitze oder mit einem weißen Spiralband.

Gibbula turbinoides ?, Deshayes

sehr selten

Gibbula turbinoides ?
Bei dieser kleinen, sehr dunklen Schnecke mit kräftiger Zeichnung handelt es sich vielleicht um Gibbula turbinoides. Höhe: 8 mm

Steromphala adansonii ?, Payraudeau

häufig insbesondere an den Sandstränden in Südwestnaxos

Steromphala adansonii ?
Steromphala adansoni ist bräunlich gefärbt mit feinen Flammenbändern; sie besitzt einen engen, kleinen Nabel, der oft eine charakteristische grüne Färbung zeigt. Das Gehäuse ist etwas höher als bei den anderen Arten. Höhe: 9 mm

Steromphala divaricata, L.

sehr selten

Steromphala divaricata
Steromphala divaricata besitzt deutlich voneinander abgesetzte Umgänge; das Gehäuse ist recht hoch. Der Nabel ist geschlossen; die Schale besitzt eine graue bis grünliche Farbe mit einer roten Punktierung, die etwa in Radialstreifen verläuft. Höhe: 11 mm

Steromphala rarilineata, Michaud

eher selten, aber häufiger als die vorige Art

Steromphala rarilineata
Der Nabel von Steromphala rarilineata ist sehr klein oder ganz geschlossen; die Schale ist ähnlich gefärbt wie bei der vorigen Art. Das Gehäuse ist eher niedrig und besitzt eine oft leicht konkave Unterseite; die Umgänge sind nicht deutlich voneinander abgesetzt. Höhe: 12 mm

Weitgenabelte Buckelschnecke, Steromphala umbilicaris, L.

selten

Weitgenabelte Buckelschnecke, Steromphala umbilicaris
Steromphala umbilicaris ist meist grau oder braun gefärbt, besonders flach und hat einen sehr weiten Nabel. Größe: 11 mm

Steromphala varia, L.

recht häufig

Steromphala varia
Steromphala varia kann sehr unterschiedlich gefärbt sein: grau, braun oder rötlich. Die Zeichnung ist eher schwach. Der Nabel ist tief, aber kleiner als bei G. ardens; die weiße “Windung” des Nabels ist größer. Das Gehäuse trägt meist schwache, feine Spiralrillen. Charakteristisch ist das eher niedrige Profil mit einem schwachen “Knie” auf dem letzten Umgang. Von innen glänzt das Gehäuse perlmutterig. Größe: 11 mm

Clanculus corallinus, Gmelin

häufig

Clanculus corallinus
Bei den Clanculus-Arten ist das Gehäuse oft fein gekörnt. Es besitzt einen tiefen Nabel. Clanculus corallinus ist an der gezähnten Mündung und den zwei großen Zähnen an der Spindelbasis zu erkennen. Das Gehäuse ist korallenrot oder braun, oft mit helleren Flecken. Höhe: 10 mm

Clanculus cruciatus, L.

häufig

Clanculus cruciatus
Diese Art ist C. corallinus sehr ähnlich, besitzt jedoch wesentlich kleinere Zähne an der Spindelbasis. Die Gehäuse sind variabel gefärbt und gemustert; rote Exemplare sind deutlich seltener als braune. Höhe: 9 mm

Clanculus jussieui, Payraudeau

eher selten, vor allem an den Sandstränden im Südwesten

Clanculus jussieui
Clanculus jussieui ähnelt Cl. cruciatus in der Färbung und der Form des Nabels, besitzt aber eine glatte, glänzende, nicht körnige Oberfläche. Höhe: 7 mm

Jujubinus exasperatus, Pennant

eher selten

Jujubinus exasperatus
Die Jujubinus-Arten besitzen besonders hohe Gehäuse. Diese Art ist intensiv schwarz-weiß gezeichnet. Höhe: 11 mm

Jujubinus curinii ?, Bogi & Campani

sehr selten

Jujubinus curinii ?
Sehr selten kann man auch diese Art finden, möglicherweise Jujubinus curinii, mit bräunlicher Färbung und gerundeter, nicht flacher Unterseite. Höhe: 9 mm

Jujubinus karpathoensis ?, F. Nordsiek

sehr selten

Jujubinus karpathoensis ?
Eine weitere sehr kleine Art mit roter Schale, möglicherweise Jujubinus karpathoensis. Höhe: 6 mm

Würfelturban, Phorcus turbinatus, Born

Der Würfelturban sitzt oft in großer Zahl in Felsspalten an der Küste; nachts kommen die Schnecken auf der Nahrungssuche aus ihren Verstecken hervor. Sie ernähren sich vegetarisch und schaben vor allem den dünnen Algenbelag auf den Felsen in der Spritzwasserzone mit ihrer Raspelzunge ab.

sehr häufig, essbar; siehe auch die Seite Würfelturban

Würfelturban, Phorcus turbinatus
Die sehr häufige Art Phorcus turbinatus (= Monodonta turbinata, Osilinus turbinatus) besitzt ein kräftiges, dickschaliges, gedrungenes Gehäuse mit geschlossenem Nabel und schwarz-weißer Zeichnung. Das Exemplar unten links gehört vermutlich der Art Ph. articulata an. Höhe: 26 mm

Würfelturban, Phorcus turbinatus
Jüngere Exemplare besitzen deutliche Spiralrillen und sind bräunlich gefärbt.

Würfelturban, Phorcus turbinatus
Auf der Unterseite sieht man die kontrastreiche schwarz-weiße Musterung und den hornigen Deckel.

Würfelturban, Phorcus turbinatus
Auch derartige Exemplare gehören vermutlich zur selben Art; das Gehäuse ist hier höher und schwächer gerillt.

Phorcus articulatus, Lamarck

mäßig häufig, essbar

Phorcus articulatus
Phorcus articulatus ist der vorigen Art sehr ähnlich. Die Schnecke besitzt ein hohes Gehäuse mit leicht abgesetzten Umgängen. Die oberen Umgänge sind nicht geriffelt wie bei Ph. turbinatus.

Phorcus articulatus
Hier sieht man die typische Färbung mit feinem Muster und den charakteristischen Spiralbändern.

Phorcus articulatus
Die weiße Unterseite besitzt eine feinere Musterung als bei Ph. turbinatus. Der Deckel ist hell mit dünnen Spiralrillen.

Phorcus richardi ?, Payraudeau

stellenweise recht häufig

Phorcus richardi ?
Bei dieser Art mit dem robusten, rundlichen, innen perlmuttern glänzenden Gehäuse mit deutlichem Nabel handelt es sich vermutlich um Phorcus richardi. Die Färbung ist rötlich oder grau, oft mit roten Fleckchen. Größe: 14 mm

Phorcus richardi ?
Hier Phorcus richardi in seinem natürlichen Habitat. Man sieht die feine Musterung mit den kleinen rötlichen Flecken.

Phorcus richardi ?
Der tiefe Nabel liegt in einem weißen Feld; der hornige Deckel besitzt eine feine weiße Spirallinie.

2. Calliostomatidae

Calliostoma laugieri, Payraudeau

eher selten

Calliostoma laugieri
Die Schnecken der Gattung Calliostoma besitzen besonders schön kegelförmige Gehäuse. Calliostoma laugieri ist gelblich oder olivgrün mit schöner blauer Innenseite. Höhe: 10 mm

3. Turbinidae, Turbanschnecken

Roter Runzelstern, Bolma rugosa, L.

in größerer Tiefe, am Strand selten zu finden

Der bis zu 6 cm große Rote Runzelstern kommt in tieferem Wasser auf Felsuntergrund vor, wo er Algen abweidet. Das Gehäuse findet man nur selten am Strand, häufiger aber den hübschen Gehäusedeckel, der oft zu Schmuck verarbeitet wird. Die Art taucht regelmäßig als Beifang in Schleppnetzen auf.

Der Rote Runzelstern hat ein kräftiges, kegelförmiges Gehäuse mit deutlich gewölbten Umgängen, die durch eine eingeschnürte Naht voneinander getrennt sind. Auf den Umgängen sitzen zahlreiche Knoten, bei jungen Tieren Stacheln. Das Operculum, der dicke, verkalkte Deckel, mit dem die Schnecke die Mündung ihres Gehäuses verschließt, wird Marienauge genannt. Marienaugen kann man mit ein bisschen Glück an den Sandstränden von Naxos im Spülsaum finden. Sie sind auf der einen Seite glatt und weiß mit einer zarten Spirallinie, auf der anderen Seite leicht gewölbt und beige oder orangebraun gefärbt und werden bis etwa 2 cm groß.

Bolma rugosa
Der Rote Runzelstern besitzt ein stark getrepptes Gehäuse. Höhe: 45 mm

Bolma rugosa
Die hübschen Gehäusedeckel des Roten Runzelsterns werden Marienaugen (gr. máti tis Panagías) oder Naxosaugen genannt. Sie werden auf Naxos zu Schmuck verarbeitet.

Bolma rugosa
Die lebendigen Schnecken sind meist dicht mit Algen bewachsen und dementsprechend nur schwer zu entdecken.

Bolma rugosa
Hier die Unterseite mit der perlmutterfarbenen Mündung und dem Gehäusedeckel.

4. Phasianellidae, Fasanenschnecken

Die Fasanenschnecken sind winzig klein. Sie haben eiförmige Gehäuse mit vorgewölbten Windungen und rundlicher Mündung. Die Schale ist glatt und glänzend und trägt eine rote Fleckung und Flämmung. Die Fasanenschnecken lebt im Algenbewuchs der Felsen, vor allem zwischen Rotalgen.

Hühnchen-Fasanenschnecke, Tricolia pullus, L.

(= Phasianella pullus)

recht häufig

Hühnchen-Fasanenschnecke, Tricolia pullus (=Phasianella p.)
Diese sehr kleine Art ist in der Färbung sehr variabel: Die Gehäuse können fast durchsichtig, weiß, rosa, rot oder auch dunkel sein und tragen eine bei jeder Schnecke ein bisschen anders ausgebildete rote Fleckung und Flämmung. Höhe: 7 mm

Tricolia speciosa, Megerle von Mühlfeld

sehr selten

Tricolia speciosa
Tricolia speciosa bildet ein deutlich höheres Gehäuse aus. Dieses ist hellrosa gefärbt mit zarten Flammenbändern und feinen Spiralstreifen. Höhe: 9 mm

5. Colloniidae

Die Angehörigen der Gattung Homalopoma sind kleine Schnecken mit flachem Gehäuse und geschlossenem Nabel.

Homalopoma sanguineum, L.

sehr selten

Homalopoma sanguineum
Homalopoma sanguineum ist eine hübsche Schnecke mit einem sehr kleinen, roten, recht flachen Gehäuse. Größe: 7 mm

B. Unterklasse Neritimorpha

Neritoidea: Neritidae, Nixenschnecken

Smaragdgrüne Nixenschnecke, Smaragdia viridis, L.

Die kleine Nixenschnecke kommt im flachen Wasser vor (bis 20 m Tiefe) und lebt auf Seegras, von dem sie sich ernährt.

eher selten

Smaragdgrüne Nixenschnecke, Smaragdia viridis

Smaragdgrüne Nixenschnecke, Smaragdia viridis
Die winzige Smaragdgrüne Nixenschnecke ist in Form und Farbe unverkennbar. Größe: 5 mm

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