Blaualgen
Die Blaualgen oder Cyanobakterien gehören, da sie keinen Zellkern besitzen, zu den Bakterien, nicht zu den Algen. Wie die Pflanzen sind sie jedoch zur Photosynthese befähigt, wobei sie verschiedene Farbstoffe zur Absorption des Lichtes verwenden. Durch einen blauen Farbstoff (Phycocyanin) erhalten sie ihre blaugrüne Färbung, von der sich der Name Cyanobakterien (“Blaugrünbakterien”) ableitet. Die Blaualgen gehören zu den ältesten Lebewesen auf der Erde. Vor 2,5 Milliarden Jahren produzierten die massenhaft im Meerwasser vorkommenden Blaualgen als erste Organismen, die Photosynthese betrieben, so viel Sauerstoff, dass sich die Atmosphäre damit anreicherte und das (tierische) Leben an Land ermöglicht wurde. Ein entscheidender Schritt zur Entstehung der ersten Pflanzen (Algen) wurde dadurch vollzogen, dass einfache amöbenartige Einzeller Cyanobakterien in sich aufnahmen, ohne sie zu verdauen, so dass sich diese in die Photosynthese betreibenden Chloroplasten der Pflanzenzellen entwickelten. Dabei entstanden die unterschiedlichen Gruppen der Algen (Grünalgen, Braunalgen und Rotalgen) durch die Aufnahme unterschiedlicher Cyanobakterien mit unterschiedlichen Farbstoffen.
Heute sind etwa 2000 Blaualgen-Arten bekannt. Sie leben im Süßwasser, im Meer, in feuchten Böden, auf Baumrinde und auf Gesteinsoberflächen. Die meisten Arten leben als Einzeller oder bilden kleine Zellfäden oder Kolonien aus einigen Zellen. Nur wenige Arten bilden so große Kolonien (meist rasige Beläge oder gallerige kugelige Formen), dass man sie mit bloßem Auge sehen kann. Auch die größeren Arten sind allerdings meist schwer zu bestimmen. Bei uns kommen mehrere Blaualgen-Arten an der Küste im Bereich des Wellengangs vor.
Blaualgenbeläge in der Spritzwasserzone
Auf Marmor als Untergrund weist die gesamte Spritzwasserzone (oft bis in über einen Meter Höhe) einen dünnen Belag aus Blaualgen auf. Dabei kann man drei Unterzonen unterscheiden: eine untere braungrün gefärbte, eine mittlere schwarze und eine obere weiße bis bräunliche.
An diesem Marmorfelsen kann man deutlich die drei Zonen des Supralitorals erkennen.
Die unterste Zone in Wassernähe, die noch regelmäßig überspült wird, trägt einen gelb- oder braungrünen Bewuchs aus kleinen rasigen Blaualgen, beispielsweise der Art Calothrix scopulorum.
vom Blaualgenbewuchs braungrün gefärbte Marmorfelsen im untersten Supralitoral
In dieser sogenannten Lithophyten-Zone wachsen epilithische, aber auch endolithische, also im Stein lebende Blaualgen (beispielsweise Mastigocoleus testarum), die das kalkhaltige Gestein durch Säuren auflösen und so die Bildung kleiner Vertiefungen und Löcher bewirken. In den Löchern kann sich die Feuchtigkeit länger halten, wodurch auch der Blaualgenbewuchs begünstigt wird, so dass die Löcher immer größer werden; auf diese Weise werden die Felsen nach und nach tief zerfressen.
Die endo- und epilithischen Blaualgen lösen den Marmor auf.
So entstehen sich stets weiter vertiefende Löcher.
In den Vertiefungen sammelt sich Wasser an, wodurch der Blaualgenbewuchs weiter begünstigt wird, so dass die Löcher immer größer und tiefer werden.
Oberhalb dieser Lithophyten-Zone schließt sich eine bis etwa einen halben Meter hohe Zone an, die nur selten überspült, aber recht regelmäßig durch die Gischt benetzt wird. Hier sind die Marmorfelsen durch einen dünnen Belag der Blaualge Entophysalis granulosa schwarz gefärbt. Im schwarzen Algenbelag kann man (ebenso wie in der grünen Zone) häufig die Fraßspuren der sich von ihm ernährenden Napfschnecken finden.
schwarzer Blaualgenbelag auf Marmorfels im Supralitoral mit Napfschnecken-Fraßspuren
Noch darüber schließt sich eine meist etwas schmalere Zone an, in der die Marmorfelsen von einem bräunlichen bis weißen, lackartigen Belag überzogen sind. Hier werden die Felsen nur noch bei Stürmen benetzt. Auch dieser Belag wird vermutlich durch Blaualgen gebildet.
bräunlich-weißer Überzug in der obersten Zone des Supralitorals
Rivularia bullata, Berkeley ex Bornet & Flahault
Im Supralitoral findet man auf den Kalkalgen oft eine etwas größere, blasige Blaualgenart. Es könnte sich um Rivularia bullata handeln.
Diese unregelmäßig kugelig geformte Blaualge sieht im feuchten Zustand dunkelgrün, im trockenen fast schwarz aus.
Sie besteht aus dichten Büscheln feiner Fäden, die in einer gallertigen Substanz liegen.
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