Der Wehrturm und das Kloster von Agia
Im menschenleeren Nordwesten von Naxos liegt versteckt in einem dicht bewachsenen Tal ein kleines Kloster mit dem Namen Agiá. Auf einer Anhöhe ganz in der Nähe steht ein verfallener venezianischer Wehrturm.
Der venezianische Wehrturm von Agiá befindet sich in einer heute kaum noch besiedelten Ecke im Nordwesten von Naxos in etwa 200 Metern Meereshöhe auf einem kleinen Bergrücken; das Kloster von Agiá liegt versteckt im fruchtbaren, wasserreichen Tal dahinter.
Geschichte
Das Kloster von Agiá stammt vermutlich aus dem 11. oder 12. Jahrhundert. Es wurde der Überlieferung gemäß gegründet, nachdem die Bauern der Umgebung an der Bucht unterhalb eine wundertätige Ikone im Meer treibend gefunden hatten. Die Hauptkirche der Klosters, eine dreischiffige Basilika, ist der Entschlafung Mariä geweiht; außerdem gibt es eine kleine Kapelle der Heiligen Lesbia. Ein Jesuiten-Mönch namens Lichtle (18. Jhd.) berichtet uns, dass die Überreste der Heiligen Lesbia, die aus Lesbos stammte und im 9. Jhd. auf Paros gestorben war, von Menschen aus Ikaria gestohlen und zu ihrer Insel gebracht worden waren, wo sie noch heute liegen sollen. Es scheint dass die Ikarioten einen Zwischenstopp auf Naxos in der Gegend von Agiá machten, was ja direkt an ihrem Weg lag, und dass aus diesem Anlass die Kapelle errichtet wurde.
Während der venezianischen Periode wurde das Kloster von Agiá wie alle naxiotischen Klöster von den katholischen Eroberern in Besitz genommen und erst gegen Ende ihrer Herrschaft im Jahre 1559 der orthodoxen Kirche wieder zurückgegeben. Diese übergab die Bewirtschaftung des völlig verarmten und verwahrlosten Klosters gegen die Hälfte der Erträge an einen naxiotischen Priester.
Im 16./17. Jhd. wurden größere Umbauten an der Kirche des Klosters vorgenommen. Neben der Kirche wurden nach und nach 14 Zellen errichtet, die allerdings nicht dauerhaft von Mönchen bewohnt wurden, sondern vor allem der Unterbringung der Besucher zum Feiertag der Kirche am 15. August dienten: Zum Kirchenfest, einem der wichtigsten und ältesten der Insel, kamen stets viele Gläubige aus allen Teilen der Insel und übernachteten für zwei oder mehr Tage.
Der venezianische Wehrturm von Agiá
Der Turm von Agiá hat wie die meisten venezianischen Wehrtürme auf Naxos einen viereckigen Grundriss und drei Stockwerke. Fenster gibt es nur im obersten Stockwerk; in den unteren befinden sich lediglich Schießscharten. Typisch sind auch die Zackentürmchen auf dem Dach.
Der Eingang zum Turm liegt im ersten Obergeschoss und ist nur über eine steile Treppe zu erreichen.
Der aus großen Marmorblöcken konstruierte Eingang ist sehr niedrig: Nur ein kleines Kind kann aufrecht hindurchgehen!
Der Wehrturm von Agia war noch bis ins Jahr 1992 bewohnt, als er ausbrannte; seitdem liegt er in Ruinen. Hier sieht man im obersten Stockwerk die Reste des Kamins.
Die Mauern sind eher unsorgfältig aus kleinen, nicht bearbeiteten Steinen gefügt.
Vorm Wehrturm liegen Wirtschaftsgebäude mit einer alten Ölpresse.
Der leicht konische Zylinder, aus einem Granitblock gefertigt, mit dem die Oliven zermahlen wurden.
Auf dieser Steinplatte wurden die Oliven mithilfe des Zylinders zermahlen.
Hier sieht man die Presse.
Das Kloster von Agiá
Vom Wehrturm führt ein hübscher Pfad zum Kloster von Agiá.
Das Kloster besteht aus zwei Kirchen und einigen ehemaligen Zellen.
Diese kleine Kapelle ist der Heiligen Lesbia geweiht.
Hier gibt es das ganze Jahr über fließendes Wasser.
Hinter dem Klosterkomplex steht eine besonders große Platane.
Die Kirche ist eine sehr alte, dreischiffige Basilika, der Muttergottes geweiht.
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