
Ginster und Stinkstrauch
Als Ginster werden strauchförmig wachsende, meist dornige Schmetterlingsblütler mehrerer Gattungen bezeichnet. Auf Naxos kommen nur 3 Ginsterarten vor, der Dornige Ginster (Genista acanthoclada), der Behaarte Dornginster (Calicotome villosa) und der Pfriemenginster (Spartium junceum); außerdem wollen wir hier noch den ebenfalls als dorniger Strauch wachsenden Dornigen Wundklee (Anthyllis hermanniae) hinzu rechnen. Trotz der geringen Zahl an Arten spielen die Ginster eine ausgesprochen große Rolle im Landschaftsbild von Naxos; sie sind aus den drei häufigsten Vegetationsformen von Naxos, der Phrygana, der Garrigue und der Macchie, nicht wegzudenken. Die Phrygana hat ihren Namen gar vom Dornigen Ginster erhalten, der auf griechisch frygano heißt. Zusätzlich zu den Ginstern wird auf dieser Seite auch der nicht dornige Stinkstrauch (Anagyris fœtida) abgehandelt, bei dem es sich ebenfalls um einen strauchförmig wachsenden Schmetterlingsblütler handelt.
Garrigue mit blühendem Ginster
Die Ginster sind typische mediterrane Sträucher, die bestens an die Lebensbedingungen im Mittelmeerraum angepasst sind. Mithilfe ihrer Dornen schützen sie sich vor Beweidung durch die Ziegen. Ihre Blätter sind nur sehr klein, sowohl als Schutz gegen Fraß als auch gegen Wasserverluste durch Verdunstung. Während der Sommerdürre werden die Blätter abgeworfen und treiben erst im Frühling wieder aus. Viele Ginster besitzen grüne Stängel (Rutensträucher), mit denen sie Photosynthese betreiben können ohne viel Wasser durch Verdunstung zu verlieren.
Anthyllis hermanniae
Die schönste Jahreszeit für Wanderungen auf Naxos ist ohne Zweifel der späte Frühling, und einer der Gründe dafür ist, dass dann die Ginster blühen, erst der Behaarte Dornginster, dann der Pfriemenginster und Anfang Sommer der Dornige Ginster. So sieht die Landschaft nicht nur doppelt schön aus, sondern dazu duftet es auch ganz herrlich. Die Blüten der Ginster sind typische Schmetterlingsblüten mit 5 Blütenblättern, die als Fahne, Flügel und Schiffchen ausgebildet sind. Die Staubblätter liegen im Innern des Schiffchens; wenn sich ein Insekt auf ihm niederlässt, wird ihm der Pollen an den Bauch geschmiert. Die Narben reifen erst nach den Staubblättern um Selbstbefruchtung zu verhindern. Die Blüten haben keinen Nektar; sie locken ihre Bestäuber (vor allem größere Bienenverwandte) mit ihrem starken Duft an. Die Früchte sind längliche Hülsen, die bei Trockenheit aufspringen und die runden Rollsamen herausschleudern; dabei ist ein deutliches Knallen zu hören.
Blüte des Pfriemenginsters; oben die Fahne, unten das kahnförmige Schiffchen und daneben die zwei Flügel. An der rechten Blüte hat sich das Schiffchen geöffnet und Staubblätter und Narbe sind zu sehen.
Phrygana mit Dornigem Ginster (vorn rechts, blühend) und Behaartem Dornginster (vorn Mitte)
Hier kann man direkt zu den Arten springen (zurück kommt man durch Zurückblättern): Dorniger Wundklee, Anthyllis hermanniae – Behaarter Dornginster, Calicotome villosa – Dorniger Ginster, Genista acanthoclada – Pfriemenginster, Spartium junceum – Stinkstrauch, Anagyris foetida
Dorniger Wundklee, Anthyllis hermanniae, L.
Der Dornige Wundklee kommt auf Naxos stellenweise in Phrygana und Garrigue vor.
Der Dornige Wundklee blüht erst zu Beginn des Sommers.
Er bleibt ein kleiner, niedriger Strauch mit vielen sehr schmalen, leicht silbrigen Blättern. Die gelben Blüten sind recht klein.
Im Sommer wirft der Dornige Wundklee wie alle Zwergsträucher seine Blätter ab. Hier sieht man, wie im Herbst nach den ersten Regenfällen die neuen Blätter austreiben.
Behaarter Dornginster, Calicotome villosa, (Poir.) Link
Der Behaarte Dornginster ist auf Naxos sehr häufig und kommt fast in allen Gegenden der Insel vor.
Der Behaarte Dornginster ist die erste Ginster-Art, die im Frühling blüht.
Die zahlreichen, leuchtend gelben Blüten duften stark.
Wie bei allen Ginstern liegen die Samen in Hülsen, die bei Trockenheit aufspringen, so dass die Samen davongeschleudert werden.
Der Behaarte Dornginster besitzt kleine, rundliche Blätter, die im Sommer abgeworfen werden. Die besonders stachligen Sträucher werden von den Hirten auf die Ziegenmauern gelegt, um sie wirklich unüberwindbar zu machen.
Dorniger Ginster, Genista acanthoclada, DC.
Der Dornige Ginster ist auf Naxos in Garrigue und Macchie weit verbreitet. In manchen Gebieten ist er sehr häufig; manchmal bildet er fast reine Bestände.
Der Dornige Ginster ist eine der häufigsten Pflanzen insbesondere in den höheren Lagen von Naxos. Er bildet oft eintönige Bestände, in denen nur wenig andere Pflanzen gedeihen können. Er brennt aufgrund des starken Gehaltes an ätherischen Ölen und der genau richtigen “Dichte” des Gezweigs ganz ausgezeichnet und wurde (und wird) von den Dorfbewohnern zum Feueranzünden sowie zum Betreiben von Back- und Brennöfen (Töpfer- und Kalkbrennöfen) genutzt. Entsprechend seiner starken Nutzung war er früher auf der Insel viel weniger häufig als heute.
einförmiger Bestand des Dornigen Ginsters
Der Dornige Ginster ist ein typischer Rutenstrauch mit grünen Stängeln und nur sehr kleinen Blättchen, die im Sommer abgeworfen werden.
Der Dornige Ginster blüht im Frühsommer, später als der Behaarte Dornginster.
Auch er besitzt stark duftende, gelbe Blüten.
Der Dornige Ginster kann auch im Sommer nach dem Abwerfen der Blättchen mit den grünen Stängeln Photosynthese betreiben.
Pfriemenginster, Spartium junceum, L.
Der Pfriemenginster kommt vor allem im Norden sowie im Zentrum der Insel vor; teilweise ist er sehr häufig.
Der Pfriemenginster ist nicht dornig. Seine Zweige wurden früher zur Herstellung von Körben und Seilen benutzt.
Diese Art wächst zu sehr großen Büschen heran.
Blüte des Pfriemenginsters
Auch der Besenginster sieht sehr schön aus, wenn er blüht!
Stinkstrauch, Anagyris fœtida, L.
Außer den Ginstern gibt es nur relativ wenige strauchförmige Schmetterlingsblütler. Auf Naxos kommt eine weitere Art vor, die recht isoliert steht, und die ich deswegen hier mit den Ginstern abhandele, obwohl sie keine Dornen hat. Es handelt sich um den Stinkstrauch, der in vielen Gegenden von Naxos auftritt und teilweise recht häufig ist. Er besitzt sommergrüne Blätter, die er im Lauf des Sommers abwirft. Seinen Namen hat der Stinkstrauch vom unangenehmen Geruch erhalten, den seine Blätter verströmen, wenn man sie zerreibt.
Der Stinkstrauch ist ein sommergrüner Strauch, dessen dreiteilig gefiederte Blätter keine besondere Anpassung an die Trockenheit aufweisen und im Lauf des Sommers abgeworfen werden.
Er kann auch als kleiner Baum wachsen.
Er besitzt gelbe Blüten mit kurzer, an der Spitze bräunlicher Fahne.
Im späten Frühjahr werden die langen Hülsen ausgebildet.
siehe auch: