
Eichen, Quercus
Die Eichen sind mit etwa 500 Arten die größte der sieben Gattungen der Buchengewächse, die vor allem in den gemäßigten Regionen der Nordhalbkugel auftreten; die Buchengewächse gehören zur Ordnung der Buchenartigen (Fagales) mit sieben Familien, die fast nur baum- und strauchförmige Pflanzen umfassen. Auf Naxos kommen vier Eichenarten vor.
Die Eicheln der vier Eichenarten von Naxos: oben von links nach rechts Flaumeiche, Kermeseiche und Steineiche, unten Walloneneiche.
Hier kann man direkt zu den Arten springen (zurück kommt man durch Zurückblättern): Kermeseiche, Quercus coccifera – Steineiche, Quercus ilex – Walloneneiche, Quercus ithaburensis ssp. macrolepis – Flaumeiche, Quercus pubescens
Die Immergrünen Eichen
Die immergrünen Eichen gehören zu den typischsten und am weitesten verbreiteten Baumarten des Mittelmeergebietes. Auf Naxos treten zwei Arten auf: die Kermeseiche und die Steineiche. Die Steineiche ist eine der Charakterarten der in der Mittelmeer-Klimazone verbreiteten Hartlaubwälder. Die immergrünen Eichen gehören zu den Hartlaubgewächsen und sind gut an die sommerliche Trockenheit im Mittelmeergebiet angepasst.
Kermeseiche, Quercus coccifera, L.
Die Kermeseiche ist wohl die häufigste Baumart von Naxos. Sie ist ein sehr variabler, anpassungsfähiger Baum, der Trockenheit, Beweidung und sogar Feuer gut zu überstehen vermag. Sie kommt fast überall auf der Insel vor und fehlt nur in den heißesten Regionen der Insel sowie in den Schiefer- und Granitregionen der niedrigeren Lagen, in denen den Sommer über nicht ausreichend Wasser zur Verfügung steht.
Kermeseiche
Kermeseichen am Kástro Apalírou
Die Kermeseichen besitzen eher kleine, leicht gezähnte oder stachelige Blätter.
Die Blätter der verbissenen Form sind sehr stachelig.
Die Fruchtbecher der Eicheln besitzen viele leicht abstehende, spitze Schuppen.
blühende Kermeseiche
Auf Naxos wächst die Kermeseiche in den niedrigen Lagen meist als niedriger Baum oder verbissener Strauch; häufig bildet sie niedrige, mehrstämmige Baumgruppen. In den mittleren und höheren Lagen wächst sie an günstigen Standorten als hoher Baum und kann dichte Wälder bilden; in einzelnen Exemplaren erreicht sie fast die Größe der anderen Eichenarten. Bemerkenswert ist die ausgeprägte Fähigkeit der Kermeseiche, bei starkem Verbiss durch Ziegen als Busch oder niedriges Polster aus einem dichten Geflecht von fast undurchdringlichen Zweigen mit kleinen stacheligen Blättern zu wachsen. Brände übersteht sie gut und ist in der Lage, innerhalb kurzer Zeit aus den Wurzelstöcken wieder auszuschlagen und (sofern sie nicht durch Ziegen beweidet wird) schnell in die Höhe zu wachsen.
niedrige, von Ziegen verbissene Zwergform der Kermeseiche
Garrigue aus verbissenen Kermeseichen
Auch bei starkem Verbiss bilden die Sträuchlein nach und nach immer dichtere Gestrüppe.
Wenn die Mitte des Gestrüpps für Ziegen unerreichbar wird, können die Zweige der verbissenen Büsche in die Höhe wachsen. So entstehen kleine, vielstämmige Baumgruppen dieser Art.
Hier eine große Kermeseichen-Gruppe, die vielleicht auf dieselbe Art entstanden ist.
Die Kermeseiche kann zu einem großen Baum heranwachsen.
Um Apíranthos wachsen an mehreren Stellen besonders große Kermeseichen.
große Kermeseiche im Flusstal bei Chalkí
Dieses sind die ältesten Kermeseichen, die ich auf Naxos kenne; sie stehen im Tal Lakkomérsina zwischen Apíranthos und Danakós.
Hier ein Blick hinauf in die Krone.
In den niedrigeren Lagen der Insel bildet die Kermeseiche häufig niedrige Wälder, oft gemeinsam mit der Steinlinde und der Wilden Olive. Auch in den höheren Lagen der Insel ist sie ein wichtiger Bestandteil der Wälder, hier meist gemeinsam mit dem Kretischen Ahorn.
typisches Kermeseichen-Wäldchen der niedrigen Lagen
ebenso
Wald mit Kermeseichen und Kretischem Ahorn beim Stavrós Keramotís
Kermeseichenwald zwischen Apíranthos und Keramí
Steineiche, Quercus ilex, L.
Die Steineiche ist einer der Charakterbäume der Waldgesellschaften der Mittelmeergebietes. Sie war früher im gesamten Mittelmeergebiet weit verbreitet, ist aber seit der intensiveren menschlichen Nutzung stark zurückgegangen. Heute sind die Steineichenwälder in den meisten Regionen verschwunden oder nur noch in kleinen Restbeständen erhalten.
große Steineiche
Die Blätter der ausgewachsenen Steineichen sind schmal länglich und weitgehend ungezähnt.
Die Blätter der jungen Bäume sind viel breiter und leicht gezähnt.
Die Fruchtbecher der Steineiche besitzen winzige, anliegende Schuppen.
Es ist anzunehmen, dass die Steineiche früher auf Naxos zumindest in den höheren Lagen weit verbreitet war. Sie ist viel empfindlicher gegen Feuer und Beweidung als die anderen Eichenarten und nicht imstande, eine gegen Verbiss resistente Zwergform auszubilden. Dadurch ist sie im Laufe der Jahrtausende menschlicher Nutzung der Insel allmählich zurückgedrängt worden. Heute wächst ein lockerer Bestand im schwer zugänglichen und vom Feuer nicht erreichbaren Steilhang des Zeus-Berges, an einem vor Beweidung geschützten Hain bei Kinídaros und an einem Hang am Fluss nördlich von Kinídaros; außerdem kommt sie in einzelnen Exemplaren in Sífones, Skepóni und am Kóronos-Berg vor.
Steineichenwald bei Kinídaros
Steineichen in einem gemischten Wald mit Kermeseichen, Platanen, Schwarzerlen, Storaxbaum und Myrte an einem feuchten Hang im Tal nördlich von Kinídaros.
Steineichenwald im Steilhang des Zeus-Berges
Im Steilhang des Zeus-Berges steht dieser Methusalem unter den Steineichen: Der gelbe Maßstab ist 2 Meter lang.
Die Sommergrünen Eichen
Sommergrüne Eichen zählen eigentlich nicht zur typisch mediterranen Vegetation, sondern gehören der sub- bzw. supramediterranen Klima- und Vegetationszone an, die sich in Europa nördlich an die Mediterrane Zone anschließt bzw. in den Bergen oberhalb dieser liegt. Die beiden sommergrünen Eichenarten von Naxos, die Flaumeiche und die Walloneneiche, kommen auf der Insel vor allem in offensichtlich angepflanzten Hainen in der Kulturlandschaft vor. Diese bestehen meist aus sehr großen, schon viele Hundert Jahre alten Exemplaren, die noch aus der Zeit stammen, als die Eichen wegen der Nutzung der Eicheln für die Schweinemast sowie zum Färben und Gerben kultiviert wurden. Die Flaumeiche bildet im Norden der Insel jedoch auch offenbar natürliche Waldbestände, und auch die Walloneneiche verjüngt sich an günstigen Standorten.
Walloneneiche, Quercus ithaburensis ssp. macrolepis, (Kotschy) Hedge & Yalt.
Die Walloneneiche muss man eigentlich als halbimmergrün bezeichnen, da sie ihre alten Blätter meist erst im Frühjahr abwirft, wenn die neuen austreiben. Sie kommt in Südosteuropa vor.
riesige Walloneneiche
ebenso
Von Astspitze zu Astspitze misst dieser Baum 30 Meter.
Die Blätter sind charakteristisch gezähnt.
Die großen Fruchtbecher der Walloneneiche zeichnen sich durch ihre langen, abstehenden Schuppen aus.
Frucht der Walloneneiche
Die Walloneneiche ist auf Naxos eher selten und wächst fast nur in angepflanzt wirkenden, größtenteils sehr großen, alten Exemplaren vor allem in der Gegend um Apíranthos und Danakós; an manchen Standorten verjüngt sie sich auch.
Walloneneichen-Hain bei Apíranthos
Flaumeiche, Quercus pubescens, Willd.
Die Flaumeiche ist eine der Charakterarten der submediterranen Laubwälder, die in Südeuropa weitverbreitet sind; sie kommt auch in den wärmeren Regionen von Deutschland wild vor. Sie sieht auf den ersten Blick der Walloneneiche ähnlich und wächst wie diese zu großen Exemplaren heran.
Flaumeichen bei Kinídaros
Auch die Flaumeichen bilden weit ausladende Exemplare mit oft krumm wachsenden Ästen.
Die Flaumeiche ist der Walloneneiche auf den ersten Blick ähnlich. Oft kann man sie schon von weitem an den großen, auffälligen Gallen erkennen, die durch eine Gallwespen-Art (Andricus quercustozae) hervorgerufen werden. Früher wurden die Gallen ebenso wie Borke und Fruchtbecher zum Gerben verwendet.
Flaumeiche bei Komiakí
Häufig bilden sich an den Flaumeichen derartige große Gallen.
Die Blätter der Flaumeiche sind gebuchtet; die Frucht besitzt einen kleinen Fruchtbecher.
blühende Flaumeiche
Wie die Walloneneiche wächst auch die Flaumeiche auf Naxos größtenteils in offensichtlich angepflanzten Hainen. In der Nähe von Komiakí, in einer der kühlsten und feuchtesten Regionen der Insel, bildet sie jedoch einen natürlichen Wald, in dem auch Jungwuchs hochkommt; es handelt sich also vermutlich um einen natürlichen Bestand.
Bei Komiakí gedeiht ein kleiner Wald, der vor allem aus Flaumeichen besteht.
der Flaumeichenwald aus der Ferne
junge Flaumeichen
siehe auch:
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