
Sommerwurz, Orobanche und Phelipanche
Die Sommerwurzen wurden früher zu den Rachenblütlern gerechnet; heute werden sie mit etwa 80 anderen Gattungen (z.B. Bellardien, Augentrost, Klappertopf und Läusekräuter) als eigene Familie der Sommerwurzgewächse (Orobanchaceae) abgetrennt. Es gibt etwa 200 Sommerwurz-Arten mit Verbreitungsschwerpunkt in den subtropischen und gemäßigten Regionen der Nordhalbkugel.
Die Sommerwurzen sind Vollschmarotzer, das heißt sie besitzen kein Chlorophyll, sondern „zapfen“ das Wurzelsystem anderer Pflanzen an und sind für ihre Ernährung gänzlich auf die Wirtspflanze angewiesen. Sommerwurzen sind unterschiedlich wirtsspezifisch; manche Arten wachsen nur auf einer einzigen Wirtsart, andere auf einem mehr oder weniger weiten Spektrum. Die Sommerwurzen bilden sehr kleine Samen in großer Zahl (bis zu mehreren 100.000 pro Pflanze), die vom Wind verbreitet werden. Sie keimen nur in unmittelbarer Nähe einer Wirtspflanze, da die Keimung der Samen durch besondere chemische Substanzen angeregt wird, die von den Wurzeln der Wirtspflanze abgegeben werden; diese Substanzen bedingen auch die Wirtsspezifität. Der Keim bildet zunächst eine spezielle Wurzel (Haustorium), die in die Wirtswurzel eindringt. Danach entwickelt sich ein Speicherorgan direkt an der Wirtswurzel, das Tuberkel. Aus diesem treibt später der Spross. Dieser trägt nur stark reduzierte Blätter, in deren Achseln die Blüten sitzen. Die Sommerwurz entnimmt ihrer Wirtspflanze Wasser und Nährstoffe und kann diese dadurch insbesondere in trockenem Klima durchaus schädigen. Einige Sommerwurz-Arten verursachen bedeutende Schäden in der Landwirtschaft; sie sind nur schwer zu bekämpfen.
Sommerwurzen, Orobanche
Die Gattung Orobanche besitzt ihren Verbreitungsschwerpunkt im Mittelmeergebiet. Auf Naxos sind sieben Arten nachgewiesen worden. Die Bestimmung der meisten Arten ist schwierig.
Orobanche pubescens, d’Urv.
Die häufigste Sommerwurz-Art bei uns ist Orobanche pubescens; sie ist in allen Gegenden der Insel regelmäßig anzutreffen.
Wie alle Sommerwurzen besitzt auch Orobanche pubescens kein Chlorophyll und besteht nur aus einem kolbigen Blütentrieb. Sie wird mehrere Dezimeter hoch und parasitiert gern auf Doldenblütlern und auf der Kronen-Wucherblume. Orobanche pubescens bildet einen kräftigen, dicken Blütentrieb von gelber oder lila Farbe.
Die recht großen Blüten sind nur wenig gekrümmt; die hier ebenfalls gelben Kelchblätter, die etwa so lang sind wie die Kronröhre, laufen in zwei feine Spitzen aus. Die Tragblätter (hier etwas dunkler gefärbt) sind oft etwas länger als die Blüten.
Hier ein lila gefärbtes Exemplar.
Die Oberlippe der Krone ist dicht behaart, ebenso der Stängel. Die Narbe ist lila gefärbt.
Kerbige Sommerwurz, Orobanche crenata, Forssk.
Die große und auffällige Kerbige Sommerwurz kommt verstreut in West-Naxos vor, so um Potamiá und bei Mélanes.
Die Kerbige Sommerwurz ist auf Naxos selten. Es handelt sich um eine kräftige und große Pflanze; sie kann eine Höhe von einem halben Meter erreichen. Auch die Blüten sind sehr groß (bis 3 cm lang).
Die weißen, zart lila geaderten Blüten sind nur wenig behaart. Am Rand sind die Lippen fein gezähnt.
Amethyst-Sommerwurz, Orobanche amethystea ?, Thuill.
Die Amethyst-Sommerwurz ist auf Naxos selten. Diese Exemplare habe ich in der Nähe der Lagune beim Flughafen angetroffen.
Die Amethyst-Sommerwurz besitzt etwa 2 cm lange, gelbliche Blüten mit lila Adern; sie sind ebenso wie der Stängel kurz drüsig behaart.
Die Tragblätter sind etwa so lang wie die Blüten, die Kelchblätter deutlich kürzer. Die Narbe ist rosa bis violett; die Ansatzstelle der Staubblätter sitzt 5 – 6 mm oberhalb der Basis der Kronblätter.
Phelipanche
In die seit kurzem von den Sommerwurzen abgetrennte Gattung Phelipanche werden 30 bis 70 Arten gestellt. Von den Sommerwurzen unterscheiden sie sich daran, dass die Kelchblätter zu einer kurzen Röhre verwachsen sind; an ihrem unteren Rand stehen zwei kleine Vorblätter. Auf Naxos sind drei Arten nachgewiesen worden.
Phelipanche mutelii, (F.W. Schultz) Pomel
Die heute in eine eigene Gattung gestellte, kleine Art Phelipanche mutelii (früher Orobanche ramosa) ist auf Naxos sehr häufig. Sie paratisiert gern auf dem Nickenden Sauerklee (Oxalis pes-caprae).
Phelipanche mutelii ist hell-lila gefärbt. Die Blütentriebe sind oft verzweigt.
Die Blüten dieser Art sind gleichmäßig gekrümmt. Auf der „Unterlippe“ befinden sich zwei weißliche Schwellungen. Der zu einer Röhre verwachsene Kelch ist viel kürzer als die Blüte.
Phelipanche mutelii parasitiert gern auf dem Nickenden Sauerklee, wobei sie in manchen Gegenden des Mittelmeergebietes diese invasive Art schon etwas eindämmt. Der Spross der Sommerwurz sitzt dabei nicht direkt an der parasitierten Pflanze an, sondern sie zapft deren Wurzel durch vergleichsweise dünne Wurzeln an.
Hier könnte es sich um die Variante oxyloba handeln, die sich durch spitze Lappen der Unterlippe auszeichnet.
An der Blüte sieht man das bräunliche Tragblatt, das gelbliche, etwas kürzere Vorblatt, die Kelchblätter mit zwei Spitzen sowie die Unterlippe, die bläuliche Narbe und Staubblätter.
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