Schneckenklee, Medicago
Eine der artenreichsten Pflanzenfamilien im Mittelmeergebiet sind die Schmetterlingsblütler, und unter diesen ist die Gattung Medicago (Schneckenklee) besonders umfangreich (weltweit etwa 110 Arten). Die bekannteste Art, die Luzerne (Medicago sativa), dient als Futterpflanze und ist eine der ältesten Kulturpflanzen der Welt. Sie wurde angeblich von Darius aus der Landschaft Medien (im heutigen Iran) in Griechenland eingeführt und erhielt deswegen den griechischen Namen medikae, von dem sich die Gattungsbezeichnung Medicago ableitet.
Fast alle in Europa nachgewiesenen Schneckenklee-Arten kommen in Griechenland vor; für die Insel Naxos werden 18 Arten angegeben. Bei den Schneckenklee-Arten handelt es sich fast immer um niedrige, unauffällige, einjährige Kräuter mit unscheinbaren, kleinen, gelben Blüten.
Die Schneckenklee-Arten bemerkt man fast nur, wenn man speziell danach schaut.
Sie sind meist niederliegende, unscheinbare Pflanzen mit kleinen Blättern und unauffälligen gelben Blüten (hier Medicago littoralis).
An den Blüten und Blättern kann man die einzelnen Arten kaum unterscheiden, wohl aber an den für jede Art charakteristisch ausgebildeten Früchten.
Die verschiedenen Arten haben sehr unterschiedlich ausgebildete Früchte.
Die Blüten der Schmetterlingsblütler bestehen aus der Fahne, den Flügeln und dem zwischen den Flügeln verborgenen Schiffchen, in dem sich die Staubbeutel und die Narbe verbergen (hier Medicago polymorpha).
Die Schmetterlingsblütler bilden an Bauch- und Rückennaht aufspringende Hülsen aus, in denen die Samen liegen. Die Hülsen sind beim Schneckenklee stets spiralig aufgedreht und bei den einzelnen Arten je in charakteristischer Form ausgebildet, von tönnchen- bis zu scheibenförmig und oft mit Stacheln oder Runzeln versehen.
Die Hülsen sind meist schneckenförmig aufgedreht; bei vielen Arten tragen sie Stacheln. Hier sieht man in der oberen Reihe M. coronata, M. disciformis, M. littoralis und M. polymorpha und in der unteren Reihe M. orbicularis, M. truncatula und M. tuberculata (je von links nach rechts).
Die stacheligen Hülsen werden vor allem über Tiere verbreitet (als Klettfrucht). Für Barfußläufer können diese Früchte ziemlich lästig werden. Eine gewisse Rolle spielen die Stacheln (wie oft bei Pflanzen trockener Standorte) wohl auch als Verbreitungshemmer, in dem sie verhindern sollen, dass die Hülsen durch Wind oder Wasser zu weit von der Mutterpflanze davongetragen werden und so möglicherweise an einen ungünstigeren Standort gelangen.
Die Hülsen von Medicago polymorpha sind besonders stachelig.
Auf Naxos kommen eine ganze Reihe von Schneckenklee-Arten häufig vor, insbesondere in der Kulturlandschaft, aber auch an Sandstränden. In Phrygana und Macchie sind sie seltener. Oft wachsen mehrere Arten nebeneinander. Gern vergesellschaften sich die Schneckenklee-Arten auch mit anderen Schmetterlingsblütlern, vor allem mit Trifolium– und Lotus-Arten, mit dem Pfennigklee oder mit Balansas Bockshornklee.
Hier am Rand eines alten Olivenhains wachsen eine ganze Reihe von Schneckenklee-Arten durcheinander.
Arabischer Schneckenklee, Medicago arabica, (L.) Huds.
Der Arabische Schneckenklee ist auf Naxos nur stellenweise häufig. Er wächst vor allem an frischen Standorten wie in Gärten und in Flusstälern.
Der Arabische Schneckenklee ist erkennbar an den schwarzen Flecken auf den großen, fast kahlen Blättern.
Die Hülsen besitzen dünne, gebogene Stacheln; charakteristisch sind die umlaufenden Furchen am Rand der Hülse.
Strauch-Schneckenklee, Medicago arborea, L.
Der Strauch-Schneckenklee stammt aus dem Mittelmeergebiet, scheint aber auf Naxos nur kultiviert und verwildert vorzukommen. Er ist im Westen der Insel häufig, aber auch anderswo stellenweise anzutreffen.
Medicago arborea ist der einzige strauchförmige Schneckenklee; er wird häufig in Gärten angepflanzt, kommt aber stellenweise auch verwildert vor.
Die Hülsen von Medicago arborea sind nur schwach aufgedreht und stachellos.
Kronen-Schneckenklee, Medicago coronata, (L.) Bartal.
Der Kronen-Schneckenklee wächst in Phrygana und Macchie und ist auf Kalk an trockenen Standorten oft sehr häufig.
Der Kronen-Schneckenklee besitzt sehr kleine, vielblütige, langgestielte Blütenstände.
Die Hülsen stehen stets zu mehreren eng beieinander in einem Köpfchen; sie haben eine unverwechselbare Form.
Scheibenförmiger Schneckenklee, Medicago disciformis, DC.
Der Scheibenförmige Schneckenklee ist vor allem im Zentrum der Insel weit verbreitet und dort teilweise die häufigste Schneckenklee-Art.
Der Scheibenförmige Schneckenklee ist leicht behaart.
Die Hülsen bilden eine glatte Scheibe mit zahlreichen Stacheln am Rand.
Die langen Stacheln sind leicht rückwärts gebogen.
Küsten-Schneckenklee, Medicago littoralis, Rohde ex Loisel.
Der Küsten-Schneckenklee kommt an Sandstränden vor, sowie seltener auch in der Phrygana und im Kulturland.
Medicago littoralis wächst vor allem an Sandstränden und ist dort oft sehr häufig.
Seltener kommt er auch an Ruderalstandorten im Kulturland vor.
Medicago littoralis besitzt eher kleine Blätter, die in der vorderen Hälfte scharf gezähnt sind; auch die Nebenblätter sind deutlich gezähnt bis eingeschlitzt. Die Stängel der kleinen Blüten sind etwa so lang wie die Stängel der Tragblätter.
Die sehr harten Hülsen von Medicago littoralis sind zylinderförmig mit kurzen, abstehenden Stacheln; sie besitzen keine rundumlaufende Rippe.
Hopfenklee, Medicago lupulina, L.
Der Hopfenklee ist heute fast weltweit verbreitet, da er als Futterpflanze genutzt und angebaut wird. Auf Naxos ist er selten; ich habe ihn erst ein- oder zwei mal gesehen.
Der Hopfenklee besitzt langgestielte, dichte, vielblütige, längliche Blütenstände.
Die kleinen Hülsen sind nur einmal gewunden, haben einen etwa nierenförmigen Umriss und einige verzweigte Nerven.
Meer-Schneckenklee, Medicago marina, L.
Der Meer-Schneckenklee kommt ausschließlich an Sandstränden vor.
Der Meer-Schneckenklee wächst an Sandstränden, hier in Ágia Ánna. Wie viele Strandpflanzen ist diese Art stark silbrig behaart.
Er ist viel kompakter als die anderen Arten der Gattung. Die Blüten sind zitronengelb.
Die Hülsen sind nur recht schwach aufgedreht mit wenigen Stacheln, die kaum aus der dichten Behaarung herausragen.
Der Meer-Schneckenklee ist mehrjährig und kann ein richtiges Stämmchen ausbilden.
Zwerg-Schneckenklee, Medicago minima, (L.) Bartal.
Der Zwerg-Scheckenklee kommt in der Phrygana und Macchie vor, ist aber nicht besonders häufig.
Der Zwerg-Schneckenklee ist besonders klein; die Pflanze ist stark behaart. Typisch sind die fast ungezähnten Nebenblätter.
Die Hülsen von Medicago minima wirken fast kugelförmig mit langen, hakigen Stacheln, die in alle Richtungen abstehen.
Französischer Bockshornklee, Medicago monspeliaca, (L.) Trautv.
Der Französische Bockshornklee wurde früher zur Gattung Trigonella gestellt. Er kommt in Phrygana und Macchie vor.
Der Französische Bockshornklee ist eine kleine und unauffällige Art.
Oft wächst er sehr kompakt und dicht dem Boden anliegend.
Die dichten, sitzenden Köpfchen bestehen aus winzigen Blüten.
Die Hülsen dieser Art sind nur schwach gebogen.
Scheiben-Schneckenklee, Medicago orbicularis, (L.) Bartal.
Der Scheiben-Schneckenklee ist vor allem in Gärten und Feldern häufig.
Der beeindruckende Scheiben-Schneckenklee bildet lange, kahle Triebe.
Unverkennbar sind die großen, scheibenförmigen, stachellosen Hülsen.
Rauer Schneckenklee, Medicago polymorpha, L.
Der auf Naxos weit verbreitete Raue Schneckenklee ist in Gärten und auf Feldern vielerorts sehr häufig, kommt aber auch – oft in kümmerlichen Zwergformen – in Phrygana und Garrigue vor.
Der Raue Schneckenklee kommt bei uns häufig vor; die Pflanze ist kahl und kräftig grün und bildet lange Triebe.
Die Hülsen von Medicago polymorpha sind locker aufgedreht mit langen, am Ende hakenförmig gebogenen, schräg abstehenden Stacheln und deutlich sichtbaren vernetzten Adern auf der Scheibe.
Manchmal findet man – wie auch bei einigen anderen Arten – Exemplare mit deutlich kürzeren Stacheln.
Früher Schneckenklee, Medicago praecox, DC.
Der Frühe Schneckenklee ist auf Naxos sehr selten. Er wächst an trockenen Standorten in der Phrygana. Bei der Abgrenzung vom ähnlichen Rauen Schneckenklee muss man Vorsicht walten lassen.
Der Frühe Schneckenklee ist eine kleine und unauffällige Pflanze. Die an der Spitze gezähnten Blättchen sind auf der Unterseite spärlich behaart, die Nebenblätter sind tief geschlitzt.
Die im Durchmesser nur wenige mm großen Hülsen besitzen zwei bis vier lockere Windungen mit „breitem Rücken“, an dem fast rechtwinklig abgebogene Stacheln mit hakiger Spitze stehen. Die Windungsfläche trägt keine deutlich sichtbaren Radialnerven; die Windungen verkleinern sich allmählich zum Ende hin.
Samt-Schneckenklee, Medicago rigidula, (L.) All.
Der Samt-Schneckenklee ist ebenfalls sehr selten auf Naxos.
Der Samt-Schneckenklee ist deutlich behaart und hat sattgelbe Blüten.
Die Hülsen sind flach scheibenförmig mit kurzen Stacheln; auffällig ist die drüsige Behaarung.
Runzeliger Schneckenklee, Medicago rugosa, Desr.
Der Runzelige Schneckenklee gehört auf Naxos zu den selteneren Arten.
Der Runzelige Schneckenklee blüht schon recht früh im Frühjahr. Er bildet recht große, auf dem Boden liegende Pflanzen.
Die Hülsen sind flach und besitzen keine Stacheln, aber eine deutliche Rippung auf dem Rand.
Luzerne, Medicago sativa, L.
Die Luzerne stammt aus dem Iran, ist aber schon im Altertum in Griechenland als Futtermittel eingeführt worden. Auch heute wird sie noch viel als Tierfutter kultiviert. Auf Naxos kommt sie verstreut vor, offenbar verwildert.
Die Luzerne ist mit ihrer lila Blütenfarbe unverkennbar unter den Schneckenklees.
Die Hülsen besitzen keine Stacheln, sind abgeflacht und spiralig gewunden mit einem bis drei Umgängen.
Dickstacheliger Schneckenklee, Medicago truncatula, Gaertn.
Der Dickstachelige Schneckenklee ist eine der häufigen Arten auf Naxos; er ist vor allem im Kulturland anzutreffen.
Der Dichstachelige Schneckenklee ähnelt Medicago littoralis, ist aber kräftiger mit größeren Blättern.
Die Hülsen sind tonnenförmig mit Stacheln, die größtenteils an die „Tonne“ angedrückt liegen.
Am Rand der Hülse ist im Unterschied zu M. littoralis eine rundumlaufende, vorspringende Leiste zu erkennen.
Hier handelt es sich vermutlich um eine Form von Medicago truncatula mit kürzeren Stacheln.
Südlicher Schneckenklee, Medicago tuberculata, (Retz.) Willd.
Der Südliche Schneckenklee, oft auch als Medicago turbinata (L.) Allioni bezeichnet, ist auf Naxos eher selten; er kommt meist zusammen mit anderen Schneckenklee-Arten im Kulturland vor.
Der Südliche Schneckenklee ist eine kräftige, behaarte Art, deren Blüten leicht orange gefärbt sind.
Medicago tuberculata besitzt tonnenförmige Hülsen mit nur sehr kurzen Stacheln, aber mit einer deutlichen Rippung.
siehe auch: