Rötegewächse, Rubiaceae
Die Familie der Rötegewächse umfasst etwa 650 Gattungen mit über 11.000 Arten und ist damit eine der größten Pflanzenfamilien. Die meisten Arten sind in tropischen und subtropischen Regionen verbreitet. Größtenteils handelt es sich um Bäume und Sträucher. Die Blätter sind immer einfach und stehen meist gegenständig oder scheinwirtelig. Die sternartigen Blüten stehen gewöhnlich in kleinen rispigen Blütenständen und sind normalerweise vier- oder fünfteilig mit nur kleinen oder gar keinen Kelchblättern. Die krautigen Arten besitzen in vielen Fällen vierkantige Stängel.
Zu den Rötegewächsen gehört eine Reihe von Nutzpflanzen, von denen der Kaffee die größte Bedeutung hat. Früher waren außerdem mehrere Arten der Gattung Cinchona (Chinarindenbäume) bedeutsam, aus deren Rinde Chinin gewonnen wurde, sowie die zum Färben verwendete Art Rubia tinctorium, der Färber-Krapp. In Mitteleuropa wird ferner der Cumarin-haltige Waldmeister (Galium odoratum) als Heil- und Würzkraut genutzt.
Auf Naxos kommen etwa fünfzehn Arten aus der Familie der Rötegewächse vor, die zu sechs Gattungen gehören: Asperula, Crucianella, Galium, Rubia, Sherardia und Valantia. Alle auf Naxos vorkommenden Arten stehen in der Unterfamilie der Rubioideae und darin im Tribus Rubieae, dem einzigen Tribus der Familie, der seinen Verbreitungsschwerpunkt in den gemäßigten Breiten besitzt, und einer der wenigen, die hauptsächlich krautige Pflanzen umfassen.
Hier kann man direkt zu den Gattungen springen (zurück kommt man durch Zurückblättern): Meier, Asperula – Kreuzblätter, Crucianella – Labkräuter, Galium – Färberröten oder Krappe, Rubia – Ackerröte, Sherardia – Schuttkräuter, Valantia
Meier, Asperula
Die weitverbreitete Gattung Asperula („Meier“) umfasst etwa 200 Arten. Viele der Arten haben nur ein recht beschränktes Verbreitungsgebiet. Der auch in Mitteleuropa vorkommende Färber-Meier (Asperula tinctoria) wurde früher zum Färben verwendet.
Asperula lutea, Sm.
Die variable Art Asperula lutea kommt nur in Griechenland vor, soweit bekannt nur in Sterea Ellada, Euböa und auf dem Peloponnes. Trotzdem scheinen diese Pflanzen, die ich auf dem Zeus-Berg fotografiert habe, dieser Art zuzuordnen zu sein.
Asperula lutea ist eine ausdauernde, verholzende Pflanze, die bis 20 cm hohe, schlanke, wenig verweigte Stängel bildet, die die Blüten tragen, die in mehreren kleinen, weit voneinander entfernten Quirlen stehen.
Die Blätter sind sehr schmal, wenig behaart und tragen eine etwa 1 mm lange häutige Spitze. Die Blüten können unterschiedliche Färbung haben, wobei gelblich am häufigsten ist. Bei unseren Exemplaren sind die Blüten rosa.
Asperula abbreviata, (Halácsy) Rech. f.
Die seltene Art Asperula abbreviata ist zuerst von Naxos beschrieben worden, wo sie vermutlich nur auf dem Gipfel des Zeus-Berges vorkommt. Auch auf Amorgos und Nikouria (bei Amorgos) ist sie nachgewiesen worden. Ursprünglich wurde sie als eine Variante von Asperula lutea betrachtet, die sich unter starker Beweidung ausbildet, später wurde sie als eigene Art eingestuft.
Asperula abbreviata ist auf Naxos und Amorgos (sowie Nikouria) endemisch. Auf Naxos wächst sie nur auf dem Gipfel des Zeus-Berges. Sie bildet ein dichte, niedrige Polster mit verholzten Ästen.
Die sehr dicht stehenden Blätter sind silbrig behaart und breiter als bei der vorigen Art. Die vierteiligen rosa Blüten besitzen schmale Kronblattspitzen und eine lange Röhre.
Sie sitzen an kurzen Stängeln, die meist kaum über die Blätter hinausragen.
Oft wächst Asperula abbreviata in einem anderen Strauch drin, besonders gern wie hier im Kopf-Thymian.
Hier eine Pflanze ein einer verbissenen Kermeseiche.
Bei genauer Betrachtung findet man auch bei Asperula abbreviata häufiger längere Blütentriebe wie die von A. lutea – möglicherweise sind die beiden Arten doch weniger deutlich getrennt als angenommen.
Kreuzblätter, Crucianella
Die etwa 70 Kreuzblatt-Arten sind im Mittelmeergebiet und in Vorderasien verbreitet. Es handelt sich um meist niedrige Kräuter mit scheinquirlig stehenden Blättern, deren kleine, fünfzählige Blüten in langen, schmalen, zylindrischen Ähren sitzen. Auf Naxos kommen zwei Arten vor.
Breitblättriges Kreuzblatt, Crucianella latifolia, L.
Das Breitblättrige Kreuzblatt ist auf Naxos in den niedrigen Lagen häufig. Es wächst auf Marmor an sehr trockenen Standorten.
Das Breitblättrige Kreuzblatt ist eine eher unauffällige Art; die scheinquirlig angeordneten Blätter lassend die Verwandtschaft mit den Labkräutern erkennen. Die unteren Blätter an Stängel sind eiförmig.
Die Blüten stehen in langen, aufsteigenden Ähren. Sie sind nur selten geöffnet anzutreffen. Beim Breitblättrigen Kreuzblatt sind die Tragblätter der Blüten eng angedrückt.
Schmalblättriges Kreuzblatt, Crucianella angustifolia, L.
Das Schmalblättrige Kreuzblatt ist auf Naxos viel seltener und kommt an schattigen Standorten in den höheren Lagen vor wie hier in Sífones.
Bei diese Art sind alle Stängelblätter sehr schmal, auch die untersten.
Beim Schmalblättrigen Kreuzkraut stehen die Tragblätter der Blüten ab. Sie besitzen einen breiten häutigen Rand; die sehr unauffälligen Blüten ragen nicht über die Tragblätter hinaus.
Labkräuter, Galium
Es gibt etwa 250 Labkraut-Arten, die vor allem in den gemäßigten Regionen der Nord- und der Südhalbkugel verbreitet sind. Viele der Arten besitzen Borsten an Blättern und Stängeln, mit denen sie sich in der Vegetation „festhalten“ und so klettern; außerdem werden die Pflanzen so auch über Tiere, an denen sie haften bleiben, verbreitet. Auch die Früchte der meisten Arten besitzen Borsten mit Widerhaken. Wie bei vielen anderen Rötegewächsen auch sind die Nebenblätter der Labkräuter wie die Blätter ausgebildet sind, so dass drei- bis neunblättrige Scheinquirle entstehen. Manche Labkräuter wurden früher als Gerinnungsmittel zur Käseherstellung genutzt; davon leitet sich auch der Gattungsname ab. Auf Naxos kommen eine ganze Reihe an Arten vor, von denen ich bislang erst wenige vorstellen kann.
Kletten-Labkraut, Galium aparine, L.
Das Klettenlabkraut ist in Gärten und Feldern sehr häufig, besonders an sehr nährstoffreichen Stellen.
Das Klettenlabkraut ist vor allem an gut gedüngten Standorten sehr häufig und kann größere Flächen überwuchern.
Die dichten Blütenstände umfassen zahlreiche kleine, weiße, vierteilige Blüten. An den Kanten der Stängel sowie auf den Blättern stehen rückwärts gerichtete Borsten mit Widerhaken, die die Klettwirkung bedingen.
Die runden Früchte sind ebenfalls dicht mit Borsten bedeckt, die je auf einem kleinen Buckel stehen.
Galium murale, (L.) All.
Die winzige Labkraut-Art Galium murale ist in Phrygana, Garrigue und Macchie sehr häufig, kann aber leicht übersehen werden.
Galium murale besitzt kaum behaarte Stängel, während die Borsten der Blattränder im Gegensatz zur vorigen Art nach vorn gerichtet sind. Die Blüten sind winzig.
Die Früchte dieser Art sind zylinderförmig mit langen Borsten.
Galium setaceum, Lam.
Das zierliche und leicht zu übersehende Labkraut Galium setaceum wächst in hier und da Phrygana und Garrigue.
Galium setaceum ist eine sehr kleine, zierliche Art mit sehr schmalen, linealen Blättern.
Die Blütenstände sind relativ lang gestielt.
Die Blüten dieser Art sind rötlich.
Die kleinen Früchte sind mit dichten weißen Hakenhaaren besetzt.
Anis-Labkraut, Galium verrucosum, Huds.
Das im Mittelmeergebiet verbreitete Anis-Labkraut ist auf Naxos in Feldern und Gärten recht häufig.
Das Anis-Labkraut sieht dem Kletten-Labkraut auf den ersten Blick ähnlich, es ist jedoch kleiner und besitzt vorwärts gerichtete Stacheln an den Blatträndern.
Die Fruchtstiele sind auf charakteristische Art gebogen.
Die warzigen Früchte sind mit bis zu 6 mm Durchmesser recht groß; sie besitzen keine Borsten.
Galium verticillatum, Danthoine
Die kleine Labkraut-Art Galium verticillatum war bislang auf Naxos nicht nachgewiesen. Sie wächst auf der Spitze des Zeus-Berges.
Galium verticillatum besitzt aufrechte Stängel mit Quirlen aus kleinen Blättern mit vorwärtsgerichteten Stacheln.
Die Früchte sind sehr klein. Sie sitzen an kurzen, waagerecht abstehenden Stielen und sind nierenförmig bzw. doppelt-eiförmig. Sie sind ebenso wie die Stängel und die Blätter dicht mit Borsten besetzt.
Färberröten oder Krappe, Rubia
Es gibt knapp 80 Krapp-Arten, die in der Alten Welt in gemäßigten und tropischen Regionen verbreitet sind. Sie verholzen oft und besitzen meist breitere Blätter als die Labkräuter. Die Blütenkronen sind meist fünfzählig; die Früchte sind anders als bei den meisten Rötegewächsen runde, schwarze Steinfrüchte.
Kletten-Krapp, Rubia peregrina, L.
Der Kletten-Krapp ist auf Naxos selten; ich habe ihn bislang nur in der Nähe von Mélanes gefunden.
Der Kletten-Krapp ist eine mehrjährige, am Grund verholzte Pflanze mit recht kräftigen Blättern.
Die achsel- und endständigen Blütenstände sind langgestielt und ragen deutlich über die Blätter hinaus. Am Rand der Blätter stehen rückwärts gerichtete Borsten. Der Stängel ist schmal vierfach geflügelt mit Borsten auf den Flügeln.
Die gelblichen Blüten haben einen Durchmesser von 4 mm; die Staubbeutel sind sehr klein und rund.
Rubia tenuifolia, d’Urv.
Die sehr ähnliche Art Rubia tenuifolia ist auf Naxos etwas häufiger anzutreffen.
Rubia tenuifolia wächst ebenso wie die meisten anderen Krapp-Arten als Kletterpflanze. Auf Naxos ist diese Art hier und da anzutreffen; sie ist an Kalkboden gebunden.
Die Blätter sind breit elliptisch; die Borsten am Rand sind nach vorn ausgerichtet.
Rubia tenuifolia besitzt grünlich-gelbliche Blüten, die bis 7 mm groß werden und in eher kurzen, nur achselständigen Blütenständen stehen.
Färber-Krapp, Rubia tinctorum, L.
Der Färber-Krapp ist im östlichen Mittelmeerraum und in Vorderasien verbreitet; wie in vielen Gegenden kommt er wohl auch auf Naxos nur verwildert vor. Im Altertum und im Mittelalter wurde der Färber-Krapp in großem Maßstab zur Herstellung eines vergleichsweise billigen, roten Farbstoffes angebaut, der vor allem zum Färben von Stoffen, aber auch in der Malerei und Buchmalerei, verwendet wurde. Die beste Qualität hatte der türkische Farbstoff, der in einem aufwändigen, viermonatigen Prozess hergestellt wurde, wodurch ein intensives Rot erzeugt wurde.
Der Färber-Krapp wächst auf Naxos nur in den höheren, feuchteren Lagen. Er besitzt recht kräftige, mehr oder weniger breite Blätter.
Zum Färben werden die Wurzeln der Pflanze verwendet.
Heute benutzt man den Färber-Krapp in den Dörfern von Naxos noch zum Färben der Ostereier. Dazu werden die Wurzeln in Wasser gekocht; danach werden die Eier in den heißen Sud gegeben.
So sehen die fertigen Eier aus.
Früher wurden die roten Feze der griechischen Trachten mit Färber-Krapp gefärbt.
Ackerröte, Sherardia
Die Gattung Sherardia umfasst nur eine einzige Art, die Ackerröte, die ursprünglich aus dem Mittelmeerraum stammt, aber heute in vielen Gegenden der Erde eingewandert ist.
Ackerröte, Sherardia arvensis, L.
Die kleine Ackerröte ist auf Naxos in Feldern und auf nicht mehr genutzten Terrassen sehr häufig.
Die Ackerröte (Sherardia arvensis) ist die einzige Art ihrer Gattung. Sie stammt aus dem Mittelmeergebiet, ist aber als Ackerunkraut in weiten Teilen der Welt eingebürgert. Sie ist nah mit den Labkräutern verwandt und sieht diesen auch sehr ähnlich. Auch diese Art wurde früher zum Färben genutzt.
Der kleine, dichte Blütenstand ist von acht bis zehn sternförmig angeordneten Hüllblättern umgeben, die oft etwas rötlich gefärbt sind.
Die kleinen, weißen, meist vierzähligen Blüten stehen oft zu dritt nebeneinander.
Schuttkräuter, Valantia
Es gibt etwa sieben Schuttkräuter; die Gattung hat ihren Verbreitungsschwerpunkt im Mittelmeergebiet. Auf Naxos kommen drei Arten vor, von denen die eine (Valantia aprica) auf die Bergregion beschränkt ist.
Steifhaariges Schuttkraut, Valantia hispida, L.
Das Steifhaarige Schuttkraut kommt auf Naxos insbesondere an steinigeren und eher trockenen Stellen sehr häufig vor.
Das Steifhaarige Schuttkraut ist häufig, aber klein und unauffällig.
Das Steifhaarige Schuttkraut ist dicht abstehend behaart. Es besitzt wie die meisten heimischen Rötegewächse kleine weißliche Blüten.
Wie bei allen Schuttkräutern ist die Frucht vom zurückgebogenen, stachelig behaarten Fruchtstiel umhüllt.
Mauer-Schuttkraut, Valantia muralis, L.
Das Mauer-Schuttkraut ist bei uns seltener als die vorige Art, kommt aber an ähnlichen Standorten vor.
Die beiden Schuttkräuter-Arten sind nur bei genauerem Hinsehen zu unterscheiden.
Charakteristisch und recht gut zu sehen ist die vierzählige Anordnung der jungen Blätter. Das Mauer-Schuttkraut ist weniger behaart als das Steifhaarige Schuttkraut.
Das Mauer-Schuttkraut lässt sich an den merkwürdigen hornartigen Auswüchsen der Früchte erkennen.
siehe auch:
- Oleander und Immergrün, Nerium und Vinca
- Seidenpflanzengewächse, Asclepiadoideae
- Enziangewächse, Gentianaceae
zum Weiterlesen: Wikipedia: Färber-Krapp